Das ist ja mal ne Frage... darauf gibt es wahrscheinlich so viele Antworten wie Menschen auf der Erde. ;o)
Ich hatte noch nie viel Geld und habe oft am absoluten Minimum gelebt. Wenn du genug Freund*innen hast, die dich auch mal mitversorgen, geht das ziemlich gut.
Mein Minimum wird hauptsächlich durch die Miete bestimmt, danach kommen die Lebenshaltungskosten, bei mir hauptsächlich Essen und essen gehen. Momentan verdiene ich ca. 1300 € und fühle mich damit richtig reich. Ich zahle davon ca. ein Drittel in private Altersvorsorge, da ich in meiner selbständigen Zeit die Alterssicherung komplett ausgeblendet habe und deshalb ein typischer Fall für drohende Altersarmut bin. Ich fahre kein Auto, ich mache selten Urlaub (und wenn, dann günstigen), ich schaffe mir keine Sachen auf Raten an. Das bedeutet für mich, dass ich nicht sofort in Not gerate, wenn mein Einkommen drastisch sinkt. Für mich ist das wichtig, um relativ angstfrei leben zu können. Ich bin auch ein Mensch, der seinen Status nicht über Besitztümer definiert. Markenklamotten z.B. sind überhaupt nicht mein Ding, dafür gebe ich gerne Geld dafür aus, zusammen mit meiner Maßschneiderin ein ganz individuelles Kleidungsstück für mich zu entwerfen. (Das Glück entsteht dabei eher durch den Prozess, in dem wir etwas schaffen und auch die Vorstellung, dass ich damit einer Frau eine tolle Selbständigkeit mitfinanziere.)
Nun haben wir gerade eine Lohnnachzahlung bekommen (in dreistelliger Höhe) und meine Kollegin fragte mich, was ich damit mache. Sie sagte, mach doch etwas damit, dass dich glücklich macht. Und da ist mir aufgefallen, dass ich mir eigentlich mit meinem Einkommen bisher so gut wie alles leisten konnte, was mich glücklich macht. Beziehungsweise die Dinge, die mich glücklich machen würden, gar nicht mit Geld zu kaufen sind.
Glück ist kein bleibender Zustand, sondern ein Augenblick. Deshalb funktioniert das mit Sachen auch nur begrenzt: kurzer Augenblick der Freude, der sich abnutzt. Aber wenn ich viele von diesen Augenblicken schaffe, mit kleinen Summen wie für Kaffee und Kuchen oder für eine Blume, die ich mir zu Hause hinstelle, dann trägt Geldausgeben durchaus zu meinem Glück bei.