Hallo Madele,
wie gehe ich mit meinen Diagnosen um, wie lebe ich mein Leben? Meine Antworten
darauf sind traurig, aber leicht zu beantworten:
Seit vielen Jahren geht es mir schlecht - ich habe deshalb die Schule nach der 11.
Klasse auf dem Gymnasium abgebrochen. Studiert habe ich nicht, eine Ausbildung
habe ich auch nicht gemacht. Ich habe für eine Zeit lang als Autorin für Webseiten
gearbeitet, dies allerdings ebenfalls aufgrund meiner Depression aufgegeben. Ir-
gendwann wurde ich dann vom Arbeitsamt zum Gesundheitsamt geschickt, wo ich
zu einem Amtsarzt musste, der eine Stunde lang mit mir gesprochen hat und am
Ende feststellte, dass ich nicht erwerbsfähig bin. Sprich: Ich bin wegen meiner psy-
chischen Erkrankungen nicht in der Lage zu arbeiten. Das ist aber hoffentlich nur
im Moment so und wird sich irgendwann wieder ändern, wenn es mir besser geht.
Mein Weg, mir irgendwie helfen zu lassen, ist schon lang und bringt nur kleine Fort-
schritte mit sich. Was ich bisher versucht habe: Neurologe, verschiedene Psychia-
ter, 17 unterschiedliche Antidepressiva und Neuroleptika, zweieinhalb Jahre Psycho-
therapie, zweieinhalb Monate stationärer Aufenthalt in einer Klinik, im Moment auf
der ständigen Suche nach einem Therapeuten, hier und da mal ein Vorgespräch...
So wirklich komme ich zur Zeit trotzdem nicht voran, aber ich kämpfe weiter und
gebe mein Bestes. Zwischendurch gibt es immer Zeiten, in denen ich am liebsten
aufgeben und mich umbringen würde, es tut sich dann einfach gar nichts und ich
will dann auch keine Hilfe. Aus diesen Phasen komme ich aber immer wieder raus
und suche nach einem Therapeuten, versuche mir etwas Gutes zu tun, etc...
Was macht noch Sinn beziehungsweise was macht mich noch glücklich? Das wich-
tigste für mich ist meine Kreativität, auf die ich manchmal auch stolz bin. Ich singe
für mein Leben gern und habe hin und wieder auch mal Auftritte. Das Singen gibt
mir manchmal Kraft und vermittelt mir ein Gefühl von Freiheit. Es gibt mir einfach
wahnsinnig viel. Dazu kommt noch das Schreiben von Gedichten. Das mache ich
sehr gerne und manchmal bin ich auch stolz auf das Ergebnis. Das Problem an die-
sen Dingen ist, dass ich einfach nichts daraus mache. Es gäbe sicherlich Möglichkei-
ten, da irgendwie weiterzukommen, aber soweit bin ich noch nicht. Vielleicht werde
ich irgendwann die Kraft dazu haben.
Jetzt hab ich den Faden verloren und höre erstmal auf zu schreiben ;)
Liebe Grüße,
Ina