Mich beschäftigt dasselbe wie Angst. Ich bekomme den ganzen Tag "are you safe?"-Nachfragen. Ehrlich gesagt, habe ich erst daraufhin im Internet geguckt und gesehen, was los war. Habe es nämlich gar nicht mitbekommen, da ich kein Radio höre, kein Fernsehen schaue und gestern nicht im Netz war.
Als ich dann die Nachricht las, ging es mir wie Angst: Aha, jetzt also in Berlin. Ich habe München 1972 miterlebt, dann die Anschläge Ende der 70er, Manchester, Atlanta, Barcelona, London, Paris... irgendwie machte das für mich nie einen Unterschied, ob es "bei uns" oder anderswo war. Mich haben die europäischen Anschläge (oder auch Unglücke) nie mehr berührt als die Dinge, die weiter weg waren. Fokushima fand ich genauso schlimm wie Harrisburg oder Tschernobyl. Das Unglück bei der Love Parade war genauso schrecklich für mich wie die Pilgertoten in Mekka oder Indien.
Wo viele Menschen sind gibt es immer Gefahr. Das ist mir schon lange klar und daran ändern auch die Medienberichte nichts. Für mich ist die Gefahr gefühlt weder größer noch kleiner geworden. Und ich verstehe nicht, wie ich jetzt "auf mich aufpassen soll". Ich muss jetzt gleich noch quer durch die Stadt. Soll ich warten, bis eine U-Bahn kommt, in der jemand sitzt, der aussieht wie ein potentieller Terrorist? (Wie sieht der denn eigentlich aus???) Vielleicht sollte ich laufen? Kann aber auch gefährlich werden...
Aber noch mehr beschäftigt mich, dass ich mir jetzt tagelang dieses Zeug anhören muss über "Flüchtlinge" und "Integration". Wenn etwas in mir Hass schürt, dann das eurozentristische Beileids-, Unheils- und Schuldgelaber.
Meine Gedanken sind bei all denen, die aufgrund dieser Vorfälle jetzt ein noch härteres Leben haben, die noch mehr misstrauisch beäugt werden, beschimpft, unbegründet kontrolliert und ausgeschlossen werden...bei all meinen syrischen Freund*innen und allen anderen, die jetzt darunter zu leiden haben.