An Wohlstandspudel und Streuner:
Ich möchte hier nicht über mich außerhalb des Rahmenthemas schreiben. Daher unterbrach ich mein Schreiben letztens, um vom Thema nicht abzulenken. Ich erkannte, dass ich weniger sachlich sondern mehr emotional über themenfremde Dinge zu schreiben begann. Für alle Mitlesenden, die dieses Thema interessiert oder interessieren wird, ist es wichtig, dass dann auch nicht soviel Anderes zu dem Thema hier drinnen steht. Das ändert aber nicht daran, dass ich gerne mein Wissen, meien Erfahrungen und mein Sein mit anderen teilen möchte. Immerhin ist das ja auch das einzige, was ich derzeit wirklich anderen von mir geben kann. Und es ist gut, wenn es für andere etwas gutes bewirken kann. Aber das ist hier nicht das Thema. Also am besten dazu dann einfach ein neues Thema aufmachen. Aber ich mache jetzt kein neues Thema ohne Thema auf, aber andere können das tun, wenn sie wollen, und dann kann ich dort auch zum Thema schreiben, wenn ich will.
Zu Wohlstandspudel:
Das mit den Ärzten ist ein anderes Thema. Es scheitert am Vertrauen, dass die mir wirklich helfen können, da ich einfach zu anders bin als die Masse. An mich muss man ganz anders herangehen, als bei "Normalos". Und das können die wenigsten Ärzte. Vielleicht sollten wir darüber einfach noch mal konkret uns aussprechen, aber dann in einem anderen Thema/Thread bitte.
Zum Thema nun:
Das mit der Schwere meinte ich eigentlich anders. Aber deine Ausfürhung dazu ist genauso richtig, nur von einem anderen Blickwinkel betrachtet. Was ich meinte ist, dass der innere Druck nach Hilfe zu suchen umso größer wird, je größer man in einer (lebensbedrohlichen) Not steckt. Je schlecter seine eigene Situation/Lage nun wird, desto stärker wird also auch der innere Druck danach, dass jemand hilft. Nennt man auch Leidensdruck. Auf eine Bitte bezogen kann man dann irgendwann nicht mehr ein "Nein" akzeptieren, weil dieses "Nein" für einen Selbst die Hoffnung aufs Überleben raubt. Sobald diese Grenze des Leids überschritten wird, wird wohl einer dieses "Nein" nicht mehr akzeptieren können, und alles tun, um das zu bekommen, was er eben dringend braucht. Und damit auch emotional erpresserisch agieren.
Es gibt also so eine Art Hemmschwelle in einem, bis zu der man noch eine Ablehnung von Bitten akzeptieren kann. Wird diese überschritten, werden Menschen zu Bestien, selbst die Sozialsten und Gewissenhaftesten. Das ist zumindest meine Theorie, die ich an mir selber auch bestätigen kann. Auch wenn meine Hemmschwelle sehr groß ist, gab es in meinem Leben schon Situationen, in denen ich das tat, was ich sonst nie getan hätte können, weil mein Gewissen sich dagegen gestemmt hätte. Zumal ich ein recht gutes Gerechtigkeitsgewissen auch besitze.
Es ich nicht ganz durchblicken kann, wann kann man wirklich erkennen, dass sich jemand um etwas bemüht? Als Fallbeispiel ziehe ich hier wieder meine Erfahrung heran. Eine gewisse Zeitdauer lang bemühte ich mich sehr darum, um irgendwie zu überleben, und durchzuhalten, (was auch jetzt z.T. noch zu trifft), aber keiner sahe dieses Bemühen, weil dieses Bemühen sich nur innerlich deutlich machte. Nach Außen wird solch ein Bemühen insofern nicht erkennbar, da dieses Bemühen nur das am Laufen hält, was als ganz normal gilt. Normal ist, dass man seine Aufgaben und Pflichten in der Gesellschaft erfüllt. Das ist quasi unbedeutender Alltag für die meisten, aber für die, die innerlich eine Not bzw Krise durchmachen, ist das Höchstleistung, also ein sehr großes Bemühen. Und dieses kann man nur erkennen, wenn man tief in den Menschen hineinblicken kann, und ihn zu verstehen lernt. Das geht nicht von heute auf morgen. Wie erkennt man also dieses Bemühen? Oder andere Frage, hat schon jemand hier erkannt, wie groß mein Bemühen ist, oder das ich mich überhaupt um etwas bemühe, selbst wenn ich Ratschläge annahm, aber als undurchführbar einstufte?
Für mich ist das ein sehr wichtiger Punkt, weil ich oft erleben musste, dass man solches Bemühen einfach nicht sehen kann bzw konnte. Und wenn andere ein Bemühen nicht sehen können, lassen sie jenen fallen, obwohl er für seine Lage großes leistet? Moralisch ist das sehr bedenklich, finde ich. Eben weil Bemühen nicht immer sofort durch das äußere Handeln einer Person ersichtlich wird, weil zu einer Person auch das Innere zählt, und auch die Masken, die nach außen eine andere Welt vom Innern vortäuschen, als sie wirklich existiert. Letzteres trifft vorallem auch auf mich zu, weil ich eben meist nur meine starke, intelligente und rationale Seite nach außen zeige. Nur wer mich tiefgehend kennt, weiß zu entschlüsseln, was sich tief in mir verbirgt. Und das ist auch richtig so, sonst wäre ich leichtes Ziel für emotionale Angriffe. ^^
Also man muss auch hierbei immer sehr genau hinsehen, und auch scheinbares Nicht-Bemühen näher erforschen, ehe man jemanden fallen lässt. Ist halt nur nicht leicht, und manch einer wird sich dann auch fragen, warum soll ich dem helfen, wenn er sein inneres Bemühen nicht auch außen zeigt. Diese Frage lässt sich aber ganz einfach damit beantworten, dass jener Angst davor hat, und sich mit dieser Verschlossenheit seines Innersten schützen will. Das tiefste innere zu schützen ist auch richtig, das mache ich genau so. Würde ich das nicht machen, wäre ich ja auch viel kaputter innerlich, als es jetzt schon ist. Nur das sieht man halt nicht von außen. Das ist es ja.
**Wenn es sich um toxische Eltern handelt, die permanent verletzten und es immer noch tun, könnte man evt. Gleiches mit Gleichem vergelten. **
Ist man dann besser als jene? Ist im Grunde das selbe, wenn jemand jemand anderen menschenunwürdig behandelt und man ihn dann selbst menschenunwürdig behandelt. In diesem Fall dürfte jeder den anderen in der Konsequenz immer unwürdig behandeln, mit der Rechtfertigung, dass der andere ihn ja auch so behandelt hat. Dann ginge das endlos so weiter, wie in schlechten Mieter/Vermieter-Beziehungen, in welchen der andere immer Racheakte auf die Racheakte des anderen ausübt. Wenn in solchen Situationen nicht einer zu sich sagt, "Ich übe jetzt keine Vergeltung/Rache mehr", dann wird solch ein Konflikt rein logisch betrachtet nie enden.
Wenn ich also jetzt die toxische Person toxisch behandle, weil sie mich toxisch behandelt hat, dann wird mich die andere Person um so gerechtfertigter toxisch behandeln, eben nach dem Motto, weil er mich ja nun auch so behandelt wie ich ihn behandelte. Mit meinem eigenen toxischen Verhalten als reine Gegenwehr/Verteidigung, schafft ich somit die Rechtfertigung für den anderen, mich weiterhin toxisch zu behandeln. Diese Gegenwehr entpuppt sich dann also als ein Schlag in eigene Gesicht.
Sobald ich aber den Täter so behandle, wie jeden anderen, also menschenwürdig und nicht als meinen Feind, dann schaffe ich damit auch keine Rechtfertigung für ihn, mich so zu behandeln, wie er es tut. Sicherlich wird der andere sein Verhalten dadurch nicht in jedem Fall ändern, aber er erhält damit zumindest keine Bestätigung dafür, dass sein handeln ja richtig/begründet sei.
Ich weiß jetzt nicht, ob mir jeder in diesem Gedankengang folgen kann. Wenn nicht, dann bitte nachfragen. Auf jeden Fall lassen mich solche Überlegungen zu dem Schluss kommen, dass es besser ist, seinen Feind wie einen Freund zu behandeln, als seinen Feind so zu behandeln, wie jener einen selbst behandelt. Also das Motto "Auge um Auge, Zahn und Zahn" funktioniert nicht, wenn man sich Frieden/Konfliktentschärfung herbei sehnt. Selbst wenn dieses Motto sehr gerecht ist, keine Frage.
Jetzt zum Schluss noch eine sehr krasse Frage an alle. Wer hier würde oder könnte seinem Missbrauchstäter eine zweite oder dritte Chance geben? Selbst wenn sich nicht deutlich zeigte, dass jener sich vollkommen verbessert hat in diesem Punkt? Oder wer würde für jeden anderen, also auch für seine toxische Eltern, immer die Option bereit halten, dass sie sich entschuldigen und man gemeinsam von Neuem beginnen kann?
Ich weiß, dass solche inneren Entscheidungen sehr schwer fallen, weil man Angst davor hat, dass man wieder zutiefst innerlich verletzt werden könnte, aber ich selbst kam hier zu der Entscheidung, dass es nicht richtig ist, sich vor anderen Menschen zu verschließen, weil man damit auch jede Möglichkeit zerstört, dass eine Änderung eintritt. Somit werde ich auch jenem verzeihen, der mich fast umbrachte, wenn ich erkennen kann, dass er sich änderte.
Also zuletzt die Frage: Könntet ihr euren toxischen Eltern verzeihen, wenn sie damit aufhörten toxisch euch gegenüber zu sein, oder würde eure innere Verletztheit dies unmöglich machen?