Hallo zusammen.
Ich schreibe hier zum ersten Mal, weil es mir momentan wirklich nicht gut geht.
Damit ihr mich besser versteht, muss ich ziemlich weit ausholen...also wird es vermutlich ein längerer Text.
Ich bin weiblich und 28 Jahre alt.
Ich wurde in ein ziemlich kaputtes Elternhaus geboren, mein Erzeuger (Vater kann man das Monster nicht nennen) war/ist ein Schläger, Spieler und Kinderschänder. Er hat meine Mutter regelmäßig verprügelt und gedemütigt, das bekam ich schon mit als ich noch Windeln trug und hat sich unauslöschlich in mein Gedächtnis eingebrannt. Meine ältere Schwester wurde von ihm missbraucht (ob er mich auch angefasst hat...das weiß ich nicht...dazu war ich zu klein), was erst sehr spät herauskam, da war ich ungefähr 5 Jahre alt. Daraufhin fand meine Mutter endlich den Mut sich von ihm zu trennen und sich scheiden zu lassen.
Dieses Problem waren wir nun los..aber andere waren schon ganz nah. Mein Erzeuger hinterließ meiner Mutter einen Schuldenberg, den sie Jahre lang abzahlen musste,das Geld war immer sehr knapp, das Verhältnis zwischen meiner Mutter und meiner Schwester wurde immer schlimmer. Meine Schwester hat meiner Mutter sehr viele Vorwürfe gemacht, das sie den Missbrauch nicht mitbekommen hat etc. Ich stand immer im Kreuzfeuer und bekam alles mit. Das führte schließlich dazu, das meine Schwester mit 15 freiwillig in eine betreute Wohngruppe, weit weg von uns zog. Da war ich dann ca. 9 Jahre alt und um ehrlich zu sein, und auch wenn es sich gemein anhört...Ich war froh das sie weg war. Es gab vorher immer nur Streit zuhause, meine Schwester hat gestohlen und gelogen, die Schule geschwänzt und hatte ganz falschen Umgang...meine Mutter hat ständig geweint. Leider hat sich das Verhältnis zwischen meiner Mutter und meiner Schwester bis heute nicht gebessert..und auch ich habe keinen Kontakt zu ihr. Ich habe es mehrmals versucht, aber sie macht auch mir Vorwürfe, das ich immer zu unserer Mutter gehalten hätte etc. Damit habe ich mich nun aber wohl oder übel abgefunden.
Außerdem schlug ich mich seit frühester Kindheit bis ins Teenageralter mit selektivem Mutismus rum, der wahrscheinlich durch die ganzen traumatischen Erlebnisse ausgelöst wurde. Als Folge hatte ich nie wirklich Freunde, ich hatte immer 2-3 Leute mit denen ich mich gut verstand (der Rest der Klasse hat mich immer gemobbt), die ich letztendlich aber immer wieder auf irgendeine Art verloren habe. Entweder mussten sie plötzlich wegziehen oder die Schule wechseln oder sonst was. Und wieder war ich allein.
Besser wurde es erst als ich die Schule wechselte um mein Abitur nachzuholen.
Plötzlich hatte ich wirkliche Freunde. Alles änderte sich, ich wurde viel selbstbewusster und offener, konnte nun auf andere zugehen und mich ganz ungezwungen unterhalten. So viel Spaß und Freude hatte ich bis dahin in meinem ganzen Leben nicht. Doch auch das musste ja schließlich irgendwann enden...nachdem die Schule erfolgreich beendet war, ging jeder seiner Wege. Sehr viele zogen in andere Städte um zu studieren oder zu arbeiten, Kontakt blieb nur noch sporadisch über Facebook oder andere Netzwerke..viel zu sagen haben wir uns alle irgendwie nicht mehr.
Als ich dann 20 war, lernte ich meinen jetzigen Ehemann kennen und auch ich zog weg.
Ich hatte mich bis dahin Männern fast völlig verschlossen, da ich nie gelernt hatte das man ihnen auch vertrauen kann.Ich kannte nur "schlechte" Männer. Aber dann kam mein Mann und alles war anders, ich lernte ihm zu vertauen und er musste ganz viel Geduld mit mir haben, aber wir haben es hinbekommen. Alles war bunter und heller. Ich fand dann auch einen guten Job und alles war gut, ich war sehr glücklich. Nach einiger Zeit wurde es im Job immer stressiger, wir wurden alle sehr unter Druck gesetzt und ausgenutzt. Irgendwann hab ich es psychisch nicht mehr verkraftet, bin zum Arzt gegangen da ich schon körperliche Symptome wie Bauchkrämpfe, Migräne Anfälle und Weinkrämpfe bekam. Mein Arzt meinte das ich aus diesem Job sofort raus muss wenn ich mich nicht kaputt machen will.
Das tat ich dann auch, ich kündigte den Job und mein Mann stand auch die ganze Zeit hinter mir. Nach einer kleinen Auszeit, suchte ich eine neue Aufgabe...Bewerbungen geschrieben...nur Absagen...Ich bin gut qualifiziert, habe Abitur und trotzdem finde ich hier einfach nichts.
Da ich ja nun keinen Job und somit keine Verpflichtung hatte, hatten mein Mann und ich beschlossen, die Familiengründung etwas vorzuverlegen. Die Idee kam besser gesagt von ihm, er meinte er wäre nun endlich bereit für Kinder (ich wäre schon vorher bereit gewesen, habe aber seinen Wunsch zu Warten akzeptiert), das war Anfang letzte Jahres. Und prompt wurde ich schwanger, wir haben uns so gefreut, nach kurzer Zeit hatte ich allerdings das Gefühl das irgendwas nicht stimmte. Was mir Wochen später dann auch bestätigt wurde. Ich verlor mein Sternchen in der 9.SSW. Das war im Mai 2013. Ich war am Boden zerstört, ich hätte mir nie träumen lassen, das mir sowas passiert. Ich trinke nicht und rauche nicht, ernähre mich gesund hatte alle Vorkehrungen getroffen...und dann das. Ich habe viel geweint und mein Mann hat alles getan um mich zu trösten. 3 Monate brauchte ich um es einigermaßen zu verarbeiten, seelisch und körperlich. Nun waren wir bereit es wieder zu probieren. Und siehe da Ende November war ich wieder schwanger doch kurz vor Weihnachten verlor ich mein Sternchen erneut. Das Weihnachtsfest war sehr hart für mich, wir waren für ein paar Tage bei meinen Schwiegereltern und die Feiertage habe ich nur mit Not und Mühe ohne Weinkrämpfe überstanden. Als wir wieder zuhause waren und Ruhe einkehrte, der normale Alltag wieder da war, mein Mann wieder arbeiten musste etc. brach plötzlich alles über mich hinein. ich weine fast jeden Morgen nachdem mein Mann zur Arbeit gefahren ist, manchmal Stundenlang. Ich kann nichts dagegen tun, es ist als ob auch alle alten Wunden aus der Kindheit wieder aufbrechen und mich bluten lassen wollen...Ich habe so Angst, das ich niemals ein eigenes Kind haben werde, das ich meinem Mann nie ein Kind schenken kann. Ich wollte immer eine eigene kleine Familie, ich liebe Kinder, genau wie mein Mann.
Aber ich will ihm mit alldem nicht noch mehr belasten als ich es eh schon tue, deshalb weine ich nur noch wenn ich allein bin. Ich habe sonst auch niemanden mit dem ich darüber reden kann. Im Moment tut alles einfach nur weh und ich weiß einfach nicht ob ich es wieder schaffe da allein rauszukommen.