In meiner zweiten Beziehung, die ich nach nur zwei Jahren beendet habe, waren die Depressionen tatsächlich ein sehr großes Problem. Oder war das Problem vielleicht doch eher der Mann an meiner Seite? Unterm Strich würde ich sagen: Wenn ein hoch emotionaler Mensch und ein Mensch, dem der Zugang zu seinen eigenen Emotionen fehlt, zusammenkommen, kann das nicht (lange) gut gehen...
Zu Beginn der Beziehung dachte ich, er täte mir gut. Wir haben viel zusammen gelacht, ich wurde wieder etwas aktiver und habe sogar neue Menschen kennengelernt. Seine positive Einstellung zum Leben hatte zeitweise durchaus auch auf meine eigene Stimmung einen positiven Effekt und ich hatte den Eindruck, es könnte gut für mich sein, mit jemandem zusammen zu sein, der selber nicht von Depressionen betroffen ist. Zu dem Zeitpunkt war mir allerdings noch nicht bewusst, dass er komplett dichtmacht, wenn es gedanklich und emotional etwas weiter in die Tiefe geht.
Von Depressionen wollte er nichts hören – er hat das alles nicht ernst genommen, konnte und wollte (!) es nicht verstehen und hatte kein Interesse daran, sich damit auseinanderzusetzen. "Lach doch einfach mal!", "Denk doch einfach positiv!", "Das Leben ist schon schwer genug, da muss man sich doch nicht auch noch freiwillig selber Probleme machen!", "Hör doch einfach auf, ständig nachzudenken!" usw. waren typische Sprüche, die ich häufig von ihm zu hören bekam. Er war der Meinung, ich müsse mir nur Arbeit suchen und alle meine Probleme wären gelöst...
Dass mir diese Floskeln und seine teils sehr abwertenden Sprüche keine Hilfe waren, sondern sich nur zusätzlich negativ auf mein Befinden ausgewirkt haben, brauche ich Euch wahrscheinlich nicht zu erklären...
Wenn es mir schlecht ging, hat er sich entweder aufgeregt, mir Vorwürfe gemacht und ggf. einen Streit vom Zaun gebrochen oder mich einfach komplett ignoriert. Das eine hat oftmals das andere bedingt – es war ein Teufelskreis und ein harmonisches Zusammensein war nur selten möglich. Folglich habe ich immer mehr geschwiegen und versucht, alleine mit meinen Gedanken zurechtzukommen. Das wiederum führte regekmäßig zu emotionalen Abstürzen, sobald er aus dem Haus und ich allein war.
Dass einen die Depressionen und Ängste des Partners überfordern können, verstehe ich – nicht aber, dass man ihn mit seinen Gefühlen allein lässt, weil man sich nicht dafür interessiert. Selbst als ich für zweieinhalb Monate in der Klinik war, hat er nicht erkannt oder verstanden, dass eine Depression eine ernst zu nehmende Erkrankung ist, die in vielen Fällen einer Behandlung bedarf. Und dass das bei mir der Fall ist, schon mal gar nicht, denn seine Meinung (nach der Klinik) lautete: "Wenn du wirklich irgendwas hättest, hätte dir der Klinikaufenthalt ja geholfen und dir würde es jetzt gut gehen.". (?) Mhm...
Alles in allem stand uns die Depression doch sehr im Wege. Ich glaube allerdings, dass es auch ohne Depression nicht für eine Beziehung gereicht hätte, denn mit einem Mann, mit dem kein tiefsinniges Gespräch möglich ist, der weder über seine noch über die Gefühle anderer sprechen geschweige denn sich mit ihnen auseinandersetzen möchte / kann und dem Spaß zu haben das Wichtigste im Leben ist, könnte ich niemals wirklich glücklich werden. Wir hatten durchaus schöne Erlebnisse und auf manchen Ebenen hat es ganz gut gepasst zwischen uns, aber wir hätten höchstens eine sehr oberflächliche Beziehung führen können und das entspricht nicht meinen Bedürfnissen.
Über meine jetzige Beziehung möchte ich auch noch etwas schreiben, aber für heute ist mir das zu viel...