Nachdem ich heute wieder in meinem Cafe des Vertrauens war, um mir den nötigen Espresso zu besorgen, um den kosmopolitischen Geschmack dieser Welt zu schmecken, kam ich ins sinnieren und grübeln, da ich einfach glücklich war, ohne einen ersichtlichen Grund.
Für viele ist dieser Vorgang Normalität, für mich hingegen als ewigen Pessimisten und notorischen Zweifler ein Hochgenuss, in Form einer kleinen Tasse mit fein gemahlenem Kaffeemehl.
Schnell kam mir ein Zitat Nietzsches in den Sinn, und so wurde mir erst das richtig bewusst, was ich schon lange wusste, ohne es wirklich verstanden zu haben. Es war folgendes Zitat: Und mancher, der sich vom Leben abkehrte, kehrte sich nur vom Gesindel ab.
Ich schrieb schon oft darüber, dass der Wert des heutigen profanen-richtigen völlig nutzlos ist. Nur hatte ich das bis dato noch nicht verinnerlicht, noch nicht richtig verstanden. Ich habe mich selbst vergiftet, meine Wunden selbst aufgerissen. Man erlebt im Leben nun mal Niederlagen und Verwundungen, nur ist man es selbst, wenn diese immer wieder neu aufreißen, und wenn diese einen vergiften.
Meine Todessehnsucht, meine stetigen Gedanken an den Freitod, sie alle waren eine Flucht. Mein Wille zum Leben war immer vorhanden, nur war es diese Müdigkeit, die mir gefährlich wurde und der lethargische Zustand, aus dem ich mich kaum befreien konnte. Daher wohl auch die Idealisierung einer Freundin, einer Liebe, die mich aus diesem Loch befreien sollte, da ich es nicht konnte, oder nur mit unglaublichem Kraftaufwand.
Im Nachhinein schon etwas egoistisch, jemanden so ausnutzen zu wollen, aber im Ringen mit dem Tode unterscheidet sich die wirkliche Welt mit der erlebten Welt.
Daher bin auch etwas froh, dass ich niemanden diesen Kraftakt aufzuzwingen konnte, da die Beziehung gänzlich auf falschen, auf meinen selbstsüchtigen Pfeilern aufgebaut worden wäre und ich die Liebe damit gänzlich vergiftet hätte. Somit habe ich zum Glück keinen anderen mit in dieses Loch gezogen, in dem ich selber hauste, ich hätte es mir wohl auch nie verzeihen können
Es gibt diesen Spruch: Lieben heißt dienen, geliebt werden heißt herrschen. Ich wäre dann wohl ein Despot gewesen
Genau wie der zerbröselnde Keks bei meinem Espresso, genauso zerbröselt langsam meine vorherrschende Selbstauffassung. Was aber nicht zerbröselt, ist meine Meinung bezüglich meines Unverständnisses gegenüber der herrschenden Masse, diesen Tieren, gefangen im Höllenpfuhl ihres Herrschens.
Mit Verlaub, ich kann und darf nicht über Sinn und Wert ihres Lebens urteilen, aber was ich kann und sollte, ist für mich selbst einen Sinn zu finden, und dieser liegt nun mal außerhalb ihrer Weite, ihrer Werte.
Ich weiß, dass mich viele für anmaßend halten und mich als hassenswert erachten, aber die Schönheit des Lebens obsiegt gegenüber dem ewigen Krieg des Lebens, ihrem Krieg. Ich war nur Teil ihres Krieges, der im Zeitalter Nihilismus keine Erfüllung fand. Darum stieg ich aus ihrem Leben, hinein in meine Persönlichkeit.
Meine Persönlichkeit ist fern von Hass, fern von diesen Götzen, aber voll von Hoffnung und Leben.
Ich weiß, ich habe mich selbst vergiftet, mich selbst in den Abgrund gestoßen. Daher werde ich mir nun auch selbst heraushelfen müssen. Vielleicht werde ich es ja eines Tages schaffen, und wenn nicht, soll dies auch meine letzte Tat gewesen sein.