… würde ich heute noch eine Geschichte erzählen. Die Idee habe ich aus dem Internet, aber ich möchte sie etwas anders erzählen.
Ein junger Mann saß einsam und niedergeschlagen am Ufer eines klaren, sauberen Gebirgssees vor einer kleinen Hütte, die er für sich uns seine Freundin gebaut hatte.
Er war sehr stolz auf sein kleines Häuschen gewesen, und eigentlich liebte er auch diesen Platz, aber seine Freundin war ein reiner Stadtmensch gewesen. Ohne teure Geschäfte, angesagte Bars und hippe Restaurants hatte sie sich nicht wohlgefühlt und ihn verlassen - gerade an dem Tag an dem er überglücklich war, weil das Haus fertig war und sie endlich hätte bei ihm einziehen können.
Da kam ein alter, weiser Mann vorbei und bemerkte die Trauer des Jünglings. Er setzte sich neben den Jüngeren und bat um ein Glas Wasser. Hilfsbereit sprang der frischgebackene Hausbesitzer auf, eilte in die Hütte und kam mit dem Getränk zurück. Der Alte nahm es, gab es dann aber zurück und bat den anderen eine Handvoll Salz darin aufzulösen. (Vielleicht war es doch kein so weiser Mann, sondern eher ein Narr.) Der freundliche Gastgeber brachte das verlangte, aber wieder wies es der Greis zurück. "Trink du!" befahl er. Der andere tat wie ihm geheißen - und musste gleich nach dem ersten Schluck kotzen. "Ich muss wohl nicht fragen, wie dir das Wasser schmeckt," bemerkte der komische Kauz und forderte den immer noch spuckenden Mann auf, eine Handvoll Salz in den See zu kippen, gut umzurühren und ihm dann ein Glas von dem Seewasser zu bringen.
Diesmal kam sich der junge schon ein klein wenig verarscht vor, denn wieder lehnte der Depp das ihm präsentierte kühle Nass ab.
"Trink du!" befahl er erneut und der junge Mann leerte begierig den erfrischenden Trunk. "Wie schmeckt es dir, mein Sohn" fragte der Alte. "Schmeckst du das Salz?" Der Jüngere lachte, "Nein, überhaupt nicht."
"Das Salz ist der Schmerz, die Trauer und Verzweiflung in deinem Leben. Sein Geschmack ist unveränderlich, aber wie sehr du ihn wahrnimmst, das hängt davon ab, wieviel Raum du ihm in deinem Leben gibst. Wenn du in Gedanken bei dem festhältst, was du verloren hast, so wird der Schmerz so intensiv sein, wie der Geschmack des Salzes in deinem Glas. Wenn du aber zum See wirst und dich auf all das andere in deinem Leben konzentrierst, so wirst du die Trauer und den Schmerz kaum mehr fühlen."