Hallo,
ich bins wieder. Über ein Jahr ist nun seit meinem ersten Post vergangen. Nur geändert hat sich nicht viel. Zumindest nicht zum Guten.
Es gab Zeiten im vergangen Jahr, in denen es mir einigermaßen gut ging. Genau so aber auch Zeiten, in denen ich einfach nur hätte aufgeben können.
Es ist viel passiert. Vieles, was ich verarbeiten muss. Nur leider fehlt mir noch immer die Möglichkeit dazu. Ich habe niemanden mit dem ich über irgendwas reden kann. Mit allem muss ich irgendwie alleine klar kommen, und es fällt mir mehr und mehr schwer.
Ja, ich hab meine Familie. Einen Teil davon sogar täglich um mich. Und dennoch fühle ich mich unfassbar einsam. Wobei ich mit ihnen auch nicht über mich oder meine Probleme reden könnte. Allein der Gedanke das zu tun fühlt sich irgendwie falsch an.
Ich igle mich mehr und mehr ein, finde kaum noch Spaß an irgendwas, was außerhalb meines Zimmers passiert. Sobald ich mit anderen Leuten zu tun habe, setze ich eine Maske auf, mache auf heile Welt, lasse möglichst wenig nach außen dringen.
Zu Weihnachten und Ostern, als wir noch Tanten, Onkels, Cousins und Cousinen zu besuch hatten, musste ich mich immer wieder für ein paar Minuten ins Zimmer zurückziehen. An Familienfeiern nehme ich nur widerwillig Teil und finde dann auch keinen großen Spaß an solchen, hoffe nur, dass die Zeit schnell vergeht und ich dann wieder nach Hause kann.
Zu Hause flüchte ich mich dann mit PC Spielen in virtuelle Welten, was aber auch zunehmend schwerer wird. Die Begeisterung schwindet und mit ihr die Langzeitunterhaltung. So kommt es dann, dass ich einfach nur dasitze und überlege, wie ich die Zeit totschlagen kann, bevor ich mich dann in Lustlosigkeit, Niedergeschlagenheit und Musik verliere und doch wieder irgendein Spiel spiele.
Interessanterweise ist meine Arbeit eine Ausnahme dieses Verhaltens. Interessant gerade deswegen, weil ich während meiner Arbeit eigentlich immer mit anderen Menschen zu tun habe, häufig in einer Gruppe arbeite. Aber die Arbeit schafft es mich völlig abzulenken. Sie ist wie eine eigene Welt, in der es meine Probleme nicht gibt. Nur kommt die Realität genau in dem Moment zurück, in dem jeder nach Feierabend in sein Auto steigt und nach Hause fährt. Wenn ich in mein Auto steige ist es fast so, als würde ich mich dadurch selbst in mein Loch schmeißen. Schlagartig ist die gute Stimmung weg und die Niedergeschlagenheit wieder da. Bis ich dann für den nächsten Auftrag wieder unterwegs bin. So ist meine Arbeit irgendwie schon eine Droge. Sie ist der Rausch, die Zeit danach der Fall.
Anfang des Jahres ist mein Vater seinem Krebsleiden erlegen. Das war mit Abstand das schwerste, was ich irgendwie verarbeiten musste. Vor allem alleine. Meine Geschwister hatten ihre Partner, meine Mutter ihre Schwestern, die sie durch diese schwere Zeit getragen haben. Nur ich wahr allein. Sicherlich gab es mal die Situation, dass mich jemand getröstet hat, aber mal ein wenig über den Arm streicheln oder ne kurze Umarmung hilft da leider nur wenig. Besonders allein an seinem Grab zu stehen war schwer.
Da ich noch immer in meinem Elternhaus wohne, bin ich hier nun irgendwie "der Mann im Haus". Mein Bruder wohnt zwar auch noch hier, aber ob er hier wohnt oder nicht würde kaum einen Unterschied machen. Sämtliche handwerkliche Arbeiten am Haus bleiben nun an mir hängen. Mein Bruder soll mir zwar helfen, nur ist auf ihn kaum verlass. Wenn er nicht arbeiten ist, muss er regelrecht auf Abruf für seine Freundin bereitstehen. Selbst wenn etwas mehrere Wochen im Voraus geplant wird und seine Freundin dann kurzfristig will, dass er übers Wochenende bei ihr ist, sind die Pläne alle übern Haufen geworfen und ich muss dann sehen wie ich zurecht komme. Und dabei ist hier so viel zu tun. Ich weiß überhaupt nicht womit ich anfangen soll. Über Jahre hinweg wurde immer nur alles aufgeschoben. Und jetzt soll am besten gleich alles gestern fertig sein.
Beruflich hat es sich bei mir nur bedingt gebessert. Meine Selbstständigkeit bringt mittlerweile einigermaßen regelmäßige Einnahmen. Allerdings noch immer nicht so viel, dass ich das als gutes Einkommen bezeichnen würde. In einigen Monaten reicht es noch immer nicht um Fixkosten wie Krankenkasse, PKW etc zu decken. Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist, dass mir eine Festanstellung angeboten wurde. Diese soll zwar nur eine halbe oder 3/4 Stelle sein, aber damit könnte ich dann zumindest sicher die Fixkosten tragen. Ich werde das Angebot zwar annehmen, nur ist das eigentlich nicht das, was ich will. So werde ich mit beginn der Festanstellung einen lang gehegten Traum ein klein wenig zu Grabe tragen.
Seit mich meine Freundin vergangenes Jahr verlassen hat, fehlt mir jede Form der Zuneigung. Einfach zu wissen, dass da jemand ist, der mich mal in den Arm nimmt und sagt "Alles wird gut". Jemand der mich akzeptiert wie ich bin. Jemand der mit mir durch schwere Zeiten geht und mir die Kraft gibt, solche Zeiten durchzustehen.
Ich hatte so jemanden im Frühjahr kennen gelernt. Wir haben uns wunderbar verstanden. Sie war einfach nur toll. Ein toller Charakter, sehr hübsch, wir konnten zusammen lachen, teilen mehrere Interessen, hatten Spaß zusammen. In ihrer Gegenwart hab ich mich wunderbar geborgen gefühlt. Zugegeben, in Anbetracht der Tatsache, dass wir uns nur zwei mal getroffen haben, mag das seltsam klingen. Aber es hat einfach irgendwie gepasst, vermutlich würde es im Film heißen "es hätte geknistert" oder "da lag was in der Luft". Nach der Art wie sie mich angeguckt hat, war ich mir auch sicher, dass es nicht nur mir so ging. So kam es dann auch, dass ich ihr bereits beim zweiten Treffen gesagt habe, dass ich sie mag und sie in den Arm genommen hab. Sie hat mich dann ebenfalls fest in den Arm genommen, und so standen wir dann da eine gefühlte Ewigkeit. So sollte es dann auch zum Kuss kommen. Das war der erste und einzige Momente nach langer Zeit, von dem ich sagen würde, dass ich da wirklich glücklich war. Nach einiger Zeit lösten wir uns voneinander, standen uns noch eine Weile gegenüber bis sie dann recht plötzlich nach Hause wollte. Später an dem Abend schrieb sie mir dann jedoch, dass sie mich nicht hätte küssen sollen und das Ende ihrer letzte Beziehung noch zu frisch sei um schon was neues zu beginnen. Sie fand es selbst auch sehr schade, bestätigte mir dass ihr die gemeinsamen Treffen gefallen hatten. Ich hatte Verständnis für ihre Entscheidung und schrieb ihr, dass ich mich einfach in zwei Monaten nochmal melden würde. Ich wollte das nicht einfach so aufgeben. Als die zwei Monate vorbei waren, fragte ich sie erneut nach einem Treffen. Eine Antwort darauf bekam ich leider nie. Das ist nun wiederum bald einen weiteren Monat her. Und dieses Unwissen zerreißt mich. Nach nur zwei Treffen und mehreren Gesprächen per Chat bekam ich sie in zwei Monaten ohne jeglichen Kontakt nicht mehr aus dem Kopf. Und nun kommt es, dass es der Zufall will, dass ich sie evtl. am Samstag sehe, wenn ich arbeiten bin. Auf der einen Seite freue ich mich, dass ich sie dann evtl nochmal sehen kann, auf der anderen Seite habe ich Angst davor, dass sie nicht alleine sein wird.
Irgendwo hab ich mal ein Bild gefunden, auf dem steht:
Ich habe Angst vor nähe, aber ich hasse es, allein zu sein. Ich sehne mich nach dem Gefühl nichts zu fühlen. Je höher ich fliege, desto tiefer werde ich fallen. Ich kann meine Dämonen nicht ertränken, denn sie wissen, wie man schwimmt.
Das fasst meine Gefühlslage ganz gut zusammen.
Es tut mir leid, falls das ganze etwas durcheinander geschrieben ist. Aber es fällt mir unheimlich schwer das ganze in einen sinnvollen, zusammenhängenden Text zu formen.
Lieben Gruß,
Winter