Nur Ruhe - Selbsthilfeportal über Depressionen und Selbstmord

Allgemeines Nur-Ruhe Forum => Erfahrungen mit Kliniken, Therapien und Medikamenten => Thema gestartet von: Sintram am 05 Juni 2010, 08:37:13

Titel: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 05 Juni 2010, 08:37:13
Nur ein verschwindender Teil an Depressionen Erkrankter verlässt die Klinik „geheilt“. Der Großteil muss sich mit medikamentöser „Einstellung“ und bestenfalls äußerst fragiler Wiederherstellung begnügen. Die Möglichkeiten der Nachbetreuung sind begrenzt, eine Psychotherapie bringt mitunter längere Wartezeiten mit sich. Der „Rückfall“ ist nicht selten vorprogrammiert.

Dabei liegt es weniger am Patienten, die während des Klinikaufenthaltes erkannten und aufgezeigten Verhaltensmuster erfolgreich zu ändern, als vielmehr an seiner Umgebung. Dieselbe erwartet die Rückkehr des Kranken in sein vorheriges Leben und übersieht gerne, dass eben dieses seine Depression sehr oft zumindest ausgelöst wenn nicht gar verursacht hat.

Eine langfristige Besserung und schrittweise Genesung verlangt zudem nicht allein eine Veränderung der Lebensumstände, sondern vielmehr eine solche der Persönlichkeit des Erkrankten, ein Umstand, der für gewöhnlich eine Überforderung für das soziale Umfeld des Betroffenen darstellt.

Das größte Problem der Depressiven ist somit ihre Rückkehr in die sogenannte normale Welt, zumal es immer noch Zeitgenossen gibt, in deren beschränkter Wahrnehmung Depression eine Art Wehleidigkeit und Charakterschwäche bedeutet. Das ist etwa so, als würde man einem Querschnittgelähmten Bewegungsfaulheit vorwerfen.

Der Depressive hat Recht und Anspruch auf Rücksichtnahme und Entgegenkommen seitens der Mitmenschen. Reagieren diese aber mit Unverständnis, demütigendem Mitleid oder gar mit Ablehnung und Aggression, ist Rückzug bisweilen die einzig mögliche Verteidigung.
Die ohnehin verminderte Konfliktfähigkeit des Kranken verlangt ihm einen verantwortungsvollen Umgang mit seinem Kräftehaushalt und stete Selbstkontrolle in punkto Belastbarkeit ab. Eine rücksichtslose und uneinsichtige Umgebung kann und darf zum Wohl des Erkrankten nicht zu seinem eigenen Problem gemacht werden. Er ist unter Umständen gezwungen, sich von seiner Umwelt zu distanzieren und vor ihr zu schützen.

Dies wiederum birgt freilich die Gefahr der Isolation und Vereinsamung in sich, der besten Voraussetzung also für ein erneutes Abgleiten in die Depression. Der Kranke befindet sich in einer Art Teufelskreis oder Zwickmühle, der zu begegnen und widerstehen ihm ungeheure Kraft abverlangt. Ein erbarmungsloser Existenzkampf, der nur allzu oft ein Erschöpfungssyndrom und einen erneuten Zusammenbruch zur Folge hat.

Hinzu kommt erschwerend, dass Gefühle und Entscheidungen, die der Depressive in dieser Phase trifft, von seinen Mitmenschen weder ernst genommen noch gefördert werden, da er in ihren Augen den Status der Unzurechnungsfähigkeit erfüllt. Die Relativierung und Infragestellung derselben durch die „Gesunden“ ist eine Form tiefster Demütigung und Entmündigung.

Deshalb tauchen in den Kliniken die meisten entlassenen und wiederhergestellten Patienten alsbald erneut auf, oft in desolaterer Verfassung als zu Beginn ihres ersten stationären Aufenthaltes.
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: kaktus am 06 Juni 2010, 07:27:52
Lieber Sintram,

ich habe mit großem Interesse deinen letzten Beitrag gelesen. Ich falle übrigens in die Kategorie 'rücksichtslose und uneinsichtige Umgebung' :) Nein, Spaß beiseite.

Die Schwierigkeit, die ich persönlich mit der Krankheit habe ist, dass es für mich nicht oder nur sehr schwer ersichtlich ist inwieweit sie die Betroffenen einschränkt. Die Tatsache, dass die Betroffenen häufig die eigenen Bedürfnisse nicht kennen oder nicht äußern können, was sicherlich ein Bestandteil dieser vielschichtigen Erkrankung ist, macht es leider nicht leichter.

Nichts liegt mir ferner als zu oben genannter Kategorie gehören zu wollen. Daher wäre ich dir sehr dankbar, wenn du mir deine persönliche Sicht darüber mitteilen könntest, wie die Umgebung eines Erkrankten zu dessen Gesundung beitragen kann.

Viele Grüße
Kaktus
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Paranoid_Android am 06 Juni 2010, 08:22:32
Sali

Das was mich daran stört ist das Ding, Gene gegen Umwelt. Der Gen-Einfluss lass ihn bei 70% sein, die Wissenschaft diskutiert weniger. Ich als Molekularbiologe weiss das, darum sage ich es auch. Ich könnte dir jetzt auch was über Rezeptorvarianten blabla erzählen, die eben anfälliger machen. Mach ich nicht und selbst wenn es so viel eben ist 70%, da sind immer noch 30% die an einem selbst liegen, der Umwelt. Leben ist ein offnes System, das nie konstant ist, sich permanent ändert. Inzwischen ist es auch anerkannt, dass das Gehirn plastisch ist und im gewissen masse  andere Denkmuster lernen kann.

Und geheilte Depressive 70% sind also wenig? Für mich nicht. 70% das sagt die Statistik, geheilt eben mit dem Manko, kann eine Rückfall mit einer höheren Wahrscheinlichkeit erleiden muss aber nicht. Dieses unwissende Ding ohne Fakten, was du aus deiner Sicht verbreitest, ist nicht ok, kann andern die Hoffnung nehmen. Ist es das was du willst, das andere so werden wie du? Hoffnungslos, verbittert?

Der Depressive hat also Rechte, ja, er hat aber auch Verpflichtung, nicht mit seinem Schwarz sehend die Welt zu infizieren. Stell dir mal vor jeder Arzt würde rum rennen, ja sie haben eine Krankheit, z. B. Krebs, kann man manchmal heilen, aber wahrscheinlich sterben sie sowieso, soll ich ihnen direkt den Gnadenschuss geben? Ach nein doch nicht, ich verstehe sie wollen anderen auch noch mitteilen, dass sie verloren sind. Genau so kommt das rüber.

Ich weiss wie alt du bist, wahrschilich über 50 oder älter? Ich bin der Generation X angesiedelt und mit der hat sich inzwischen wohl eine neue Generation etabliert, die Depression nicht als Charakter sieht, sondern als was Normales. Wer durchläuft heute nicht eine depressive Phase im Leben?  Das sagt auch jede Fachliteratur, dass dies fast jeder Mensch macht, nur die Stärken eben unterschiedlich ist. Wann warst du das letzte Mal in der Welt, hast mit Menschen geredet? 90% meine Freunde, Bekannten  hatte solche Episoden, verstehen das deprimiert sein, wissen wie schnell einen etwas an den Abgrund treibt.

Bist du jemals auf die Idee gekommen, dass das was du erlebst, einzig dein persönliches Ding ist? Krankheit kultivieren eben, so kann man nicht geheilt werden. Und es wundert mich in so nicht wirklich, dass man sich  damit isoliert.

Es tut mir leid, wenn das jetzt wie ein Angriff klingt, aber das was du schreibst, bringt so ein falsches Bild rüber, da ist es einfach nur eine Konsequenz, wenn die angeblichen Gesunden die Depressiven  nicht verstehen.
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 06 Juni 2010, 08:58:22
Hallo Kaktus,

das ist die entschiedende Frage, die Du mir da stellst.
Wie soll eine Umgebung ahnen, was für unsägliche Qualen ein Depressiver gerade durchmacht, wenn dieser gelernt hat, sie perfekt zu verstecken und hinter undurchschaubarer oft heiterer Maske zu verbergen?
Aus Scham, Angst und der Scheu, seine Umgebung mit seiner Krankheit zu belasten. Und infolge der bitteren Erfahrung, im Falle einer Mitteilung auf Unverständnis oder Gleichgültigkeit zu stoßen.

Eigentlich würde ein wenig Bemühen seitens der Umgebung schon genügen. Gerade im familiären Bereich, aber durchaus auch im beruflichen.
Der Besuch eines Vortrags über Depressionen etwa. Ein Sachbuch zum Thema. Ein bisschen Information, um die eigene Sensibilität und Aufmerksamkeit zu fördern.

Oder ein Gespräch mit dem Erkrankten. Auf was er der Gesunde, Vorgesetzte, Partner, denn achten solle. Worauf er Rücksicht nehmen müsse. Wie er helfen könne oder sich zumindest respektvoll zurückziehen, den Kranken einfach nur in Ruhe lassen.
Die ehrliche Bitte, der oder die Depressive möge ihm sagen -oder zumindest zeigen- dass er grade nicht dazu in der Lage sei, dies oder jenes wie erwartet auszuführen. Eine Erwartung zu erfüllen.
Und die Bereitschaft, von sich aus nicht mit erhöhter Forderung oder Enttäuschung darauf zu reagieren.

Der tägliche Umgang mit Depressiven -oder anderweitig psychisch Erkrankten- verlangt vom Gesunden eine ähnliche Anpassung und ein vergleichbares Umdenken wie der mit körperlich Behinderten.

Wenn hier ein allgemeines Umdenken stattfinden würde, schrittweise aber kontinuierlich, dass sich nicht der depressiv beeinträchtigte Mitmensch an der Welt der "Vollbelastbaren" orientieren und nach ihr richten muss sondern umgekehrt die gesunden Mitmenschen sich auf seine Leistungsverminderung einstellen und mit ihr umgehen lernen, wäre schon ein entscheidender Schritt getan.

Leider steht dem ein nicht selten selbst für Gesunde kaum zu schaffender Forderungsdruck entgegen, der sie oft dazu verleitet, ihren Stress und Ärger auf defizitäre Kollegen, KlassenkameradInnen, Familienmitglieder abzuladen, was deren ohnehin labile Verfassung mehr und mehr verschlechtert.
In ihren Augen verkörpert er eine Bedrohung, weil in ihrem Unterbewusstsein die Angst haust, ihnen könnte es durch krankheitsbedingte Leistungsverminderung ebenso ergehen. Sprich sie müssten etwa um ihren Arbeitsplatz fürchten oder zumindest mit Lohnkürzung rechnen auf Grund von unfreiwilliger Teilzeitbeschäftigung.
Sicher nicht selten eine Ursache für Mobbing.

Erhöhte Sensibilität und die Bereitschaft des Entgegenkommens würden eigentlich vollauf genügen. Auf keinen Fall Mitleid, sondern Mitgefühl. Die grundsätzliche Einsicht und Zurkenntnisnahme, dass einem Depressiven ganz einfache und gewöhnliche Dinge unter Umständen gewaltige Mühe und Selbstüberwindung abverlangen, die dem Gesunden mit selbstverständlicher Leichtigkeit von der Hand gehen.

Kleine Schritte auf der Basis der Frage: Wie lerne ich mit einem Depressiven in meiner Umgebung umzugehen.
Der Stärkere muss dem Schwächeren entgegenkommen, und nicht nur -wie bisher- fast ausschließlich umgekehrt.
Es gibt derlei aufgeschlossene Zeitgenossen, und mit der Zahl der Depressiven wächst auch ihre Zahl. Sie sollten für die andern Vorbildcharakter einnehmen und nicht wie leider allzu oft Aussenseiterrollen.

Das fällt mir am Sonntagmorgen zu Deiner Frage ein.

Lieben Gruß
Sintram
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 06 Juni 2010, 09:11:26
Hallo Sali Para,

schon in Ordnung. Ich weiß um die Heibarkeit depressiver Episoden. Um die höhere Chance der Heilung bei Früherkennung usw. Und ich wünsche sie allen Betroffenen von ganzem Herzen. Unterstütze sie dabei wenn es irgendwie geht. Und kann es auch auf Grund reicher Erfahrung.
Meine Rückfallsquote ist lediglich die Frucht der Beobachtung langmonatiger Klinikaufenthalte, in deren Verlauf ich viele Gesichter zweimal zu sehen bekam. Ich habe keine statistischen Zahlen dazu genannt.
Und meine "bewegliche Masse" wurde am Rande bemerkt bereits elektomagnetisch stimuliert. Langfristig erfolglos.

Fern liegt es mir, Irgendjemandem die Hoffnung zu rauben oder zu mindern, noch mich mit einem Arzt auch nur vergleichen zu lassen. All das ist nichts als ein Missverständnis.

Wenn Du meinen letzten Eintrag im Tagebuch unter "Desperado" liest, verstehst Du mich vielleicht etwas besser.

Schönen Sonntag
Sintram
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Paranoid_Android am 06 Juni 2010, 09:48:07
Dir auch einen schönen Sonntag.

Und nein kein Missverständnis, sondern genau wie  der Text bei mir rüber kommt.

Bei so was denke ich dann immer, hier sind vielleicht irgendwelche Menschen in einer depressiven Phase, die keinen weiteren Erklärungen oder TBs lesen und über Zufall in Erfahrung Klinik schauen. Für mich wäre das frustrierend, deine Erfahrungen zu lesen.

Ich bin kein Experte in Depression, aber bin auch kein Fan von Halbwissen, das verbreitet wird. Soweit ich weiss ist die endogene mittlerweile durch eine neue Klassifizierung ersetzt wurden und man glaubt, dass selbst hinter ihr irgendwo Trauma oder ähnliches liegen. Wenn dann alles nur endogen ist, das sagt ja schon das Wort nur aus dem Körper kommend also ein falscher Stoffwechsel des Gehirns, dann sollte es theoretisch einfach zu behandeln sein. Ich glaube insofern nicht, dass mich sich mit einem Namen einfach vor Natur aus gegeben verstecken kann. Gut dann kommen eben wieder die Kriterien die es  früher mal zu endogenen Deps gab, darunter zählen eben auch hypochondrische Wahnideen, z. B. nicht nur krank, sondern wahrscheinlich unheilbar krank zu sein. Aber das weißt du bestimmt alles.

Das was du sagst, die Bewegung der Masse elektromagnetisch klingt natürlich hart, ja es gibt den Prozentsatz der nicht zu heilen ist, aber denoch denke ich, man kann immer nur gesund werden, wenn man wenigstesn etwas daran glaubt (blöden Spruch für einen Depressiven, aber selbst du wirst bessere und schlechtere Phasen haben) und wenn es eben nicht heilbar ist, muss das Beste draus machen und nicht die Krankheit zu sehr thematisieren. Soweit meine Meinung dazu.

Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 06 Juni 2010, 10:51:24
Salü Para,

Eigentlich hast Du mein Anliegen im letzten Satz sehr schön zur Sprache gebracht: Die unbedingt notwendige Thematisierung der Krankheit Depression in welcher Form auch immer. Gleichberechtigt und in fruchtbar hilfreichem Austausch.

Da ich nicht den Anspruch stelle, "Wissen" zu verbreiten, sondern persönliche Erfahrung, liegt mir auch nichts an Halbwissen. Das überlasse ich Spezialisten und Ärzten.
Nur so viel für Dich als Molekularbiologen:
Die Region im Hirnbereich hinter dem linken Ohr, die sich bei Depressionen nachgewiesenermaßen verändert, ist bei reaktiven oder vorübergehend rezidivierenden Depressionen mittels Elektromagnetismus "reaktivierbar."
Es gibt jedoch Fälle einer chronischen Lähmung dieser Hirnregion, die sich körperlich medizinisch -also endogen-
nicht behandeln lässt. Ob das nun angeboren oder die Folge frühkindlicher Traumata ist, sei dahingestellt. Fakt ist, dass es irreperabel ist.

Zum andern gibt es auch bei "Reizidivierenden" eine chronische Form, nämlich dann, wenn sich die chemischen Mechanismen, die einen Schub auslösen, verselbstständigt haben und immun sind gegen jede noch so verzweifelt vom Betroffenen ergriffene und eingeübte Gegenmaßnahme infolge zahlreicher Therapien.
Kurzum, er kann tun was er mag und all das Erlernte und Bewusstgewordene einsetzen und umsetzen mit all seiner Kraft und eisernem Willen, die Depression "überwältigt" ihn dennoch.

Mit mangelnder Heilungsbereitschaft des Patienten hat das nicht das Geringste zu tun. Ganz im Gegenteil. Er muss zu seiner Depression zusätzlich diese deprimierende Erfahrung verkraften, immer wieder und sehr oft, was ihm eine gehörige Portion mehr an Lebenswillen und Durchhaltevermögen abverlangt.
Diese Form lässt sich übrigens ebenso nur medikamentös in den Griff bekommen, oft lebenslänglich.

Alles was ich hier schreibe, sind Erfahrungsberichte. Im Lauf meines Lebens bin ich Depressiven mit den verschiedensten Ausprägungen begegnet, hatte mit ihnen engen Kontakt bis hin zur Freundschaft und habe zudem sehr interessante und lehrreiche Gespräche mit Psychhiatern geführt.
Es gibt keine generelle Depression, und die Tatsache der Unheilbarkeit ist für einen -wenn auch vergleichsweise geringen- Teil der Betroffenen eine Tatsache, mit der leben zu lernen und umzugehen sie genötigt sind.

Die Meinung, ihnen deshalb anzuraten, weniger oder garnicht über ihre Depression zu reden, erfüllt nicht nur den Tatbestand einer groben Verletzung der Redefreiheit, sondern kommt unter Umständen und je nach Verfassung der so "Gemaßregelten" einer Körperverletzung wenn nicht gar Totschlag gleich, da die suizidale Reaktion ständig zu berücksichtigen ist und nie ganz ausgeschlossen werden kann.

Wenn hier also Jemand zum Thema chronische Depression -in welcher Form auch immer und auf Grund welcher Ursachen auch immer- besser etwas zurückhaltender sein sollte mit seiner mitunter etwas polemischen Reaktion und verallgemeinernden Argumentation, bist es Du. Und Du hast einfach nur das Glück, dass es mir zur Zeit vergleichsweise gut geht.

Und es nicht akzeptieren kann, in einem Forum, wo selbst über Selbstmord gesprochen werden darf -eine rühmliche und fortschrittliche Entwicklung nebenbei- in Frage gestellt werde, nur weil im Laufe meiner Therapien deutlich wurde, dass meine Schübe lediglich eine Verschlimmerung der unentwegt und ständig vorhandenen Dauerdepression sind. Sprich Folge von mindestend Veranlagung wenn nicht gar Vererbung.

Du solltest schlicht akzeptieren, dass es das gibt und Dich klugerweise in dieser Thematik etwas mehr um Sachlichkeit bemühen und Zuhören üben um besser verstehen zu können.
Ist es nicht bedenklich und fragwürdig genug, wenn Du Depression als "normal" bezeichnest? Steckt da nicht vielmehr eine "anormale" Zeit und Gesellschaft als Verursacherin dahinter? Wäre doch immerhin denkbar.

Wie sagtest Du weiter oben so schön: "Wie man in den Wald hineinruft..."

Trotzdem nochmal und ausdrücklich einen schönen Sonntag!
Sintram

  

Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 06 Juni 2010, 12:57:41
Und bevor es zu etwaigen Missverständnissen oder -stimmungen kommt, noch ein kleiner Zusatz. Wie alles die Folge von Beobachtung.

Mein Hinweis auf Suizidgefahr hat weder etwas mit einer Ankündigung noch Drohung zu tun. Es ist vielmehr eine sachlich notwendige -meines Erachtens- Randbemerkung.
Ein Suizidgefährdeter bringt oft gerade noch mit letzter Kraft den Lebensimpuls auf, in ein Forum zu schreiben. Sehr oft eher neutral und verharmlosend. Wenn nun die erste Reaktion auf seinen Mitteilungsversuch ein "Sei still, red nicht soviel von Deiner Depression, tu lieber was," ist, kann das tatsächlich verhängnisvolle Folgen haben und ihm den letzten Schubs in Richtung seines Vorhabens verpassen.
Hier ist schlicht Vorsicht vonnöten.

Bedauerlicherweise gibt es auch Fälle von Freitodankündigungen, die im persönlichen Umfeld eine Absicht verfolgen und gezielt eingesetzt werden, um die Angehörigen unter Druck zu setzen. "Wenn du nicht dies und das tust, bring ich mich um."
Da die nahestehenden Mitmenschen nie wissen können, wie ernst es der Person mit ihrer Drohung ist und panische Angst davor haben, im Falle eines Falles mit dieser Gewissensnot weiterleben zu müssen, erreichen die Drohenden auf diese Weise mühelos ihr jeweiliges Ziel. Und setzen die Ankündigung mehr und mehr als Mittel äußerster Erpressung und tatsächlich mit Berechnung ein.

Wer mit einem solchen Menschen geschlagen ist -man kann es nicht anders nennen-  entwickelt mit der Zeit eine heftige und verständliche Aversion gegen alles, was mit Depression und Suizidabsicht zu tun hat. Schon allein um sich davor zu schützen.
In einem Forum etwa dürfte er fast verbissen nach Einträgen suchen, die ihn in irgendeiner Form an seinen oder ihren Quälgeist erinnern. Und es ist nicht allzu schwer, sich vorzustellen, dass er/sie jede Menge davon finden wird. Um dagegen anzurennen wie gegen Windmühlen.

Es ist legitim und sogar ratsam, den "Dauerankündigern" nicht allzu viel Beachtung zu schenken. Wer stetig davon spricht, bei dem ist die Gefahr es tatsächlich zu tun, eher gering. Oder gar nicht wirklich vorhanden.
Freitode geschehen in aller Stille, vielleicht angedeutet, meistens aber sogar durch zuversichtliche Äußerungen überdeckt und gut getarnt.

Wer die Drohung damit als Mittel zum Zweck einsetzt und bewusst zu seinem Vorteil missbraucht, den kann man getrost auch mal ignorieren. Selbst wenn er´s wirklich tut, hat das mit den Reaktionen seiner Mitmenschen wenig bis gar nichts zu tun.
Und so befreit sich der diesem "Dauerbeschuss" Ausgesetzte zudem von seiner defensiv misstrauischen Haltung aller Schwerdepressiven gegenüber.

Das nur vorweggenommen- zur Klärung.
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 06 Juni 2010, 20:11:09
Denn andrerseits tun mir auch diese Menschen leid.

Die es für notwendig erachten, ständig mit Selbstmord zu drohen, um sich Zuwendung zu "ergaunern" und ihre Wünsche und Interessen durchzuzwingen.
Das kann sich auch steigern bis hin zu mehr oder weniger dilettantischen Suizidversuchen, um ihre Glaubwürdigkeit zu untermauern. Um ernst genommen zu werden, gehört und wahrgenommen.
Oder besser, um sich so zu fühlen, denn nicht selten dreht sich alles in ihrer Nähe um ihre stete Gefährdung. Nur können sie das nicht wahrnehmen, nicht glauben und nicht auf sich beziehen.

Was zwingt diese Menschen zu derlei drastischen Maßnahmen? Welche Verlustangst steckt dahinter? Wie viel an Eigenhass und Selbstverachtung? All das mag ich nicht zu beurteilen.
Es steht mir nicht zu, den Stab über sie zu brechen. Sie dafür zu verurteilen, was sie Partnern, Kindern, Eltern oder sonstigen Nahestehenden damit antun. Weil ich ihre Beweggründe nicht kenne. Ihre innere Gebrochenheit, die sie dazu nötigt.

Hab einfach zu viele vernarbte Handgelenke gesehen, zuviele geplatzte Blutgefäße im Gesicht, um dieses Drama mit ein paar geringschätzigen Bemerkungen abzutun.
Dauerdroher und Ankündiger sind für alle Beteiligten eine Plage, Zumutung und Überforderung. Niemand kann das lange aushalten und über sich ergehen lassen, ohne selbst daran zu zerbrechen.

Und dennoch sind es kranke Menschen, schwerkranke Menschen sogar. Die zwangsläufig in Einsamkeit enden, weil niemand mehr ihre Nähe ertragen kann, auch die größte Liebe an ihrem Leiden zerbrechen muss, weil sie sich unerwidert fühlt. Verraten und hintergangen. Zu tief und zu oft verletzt.

Es ist ein Elend.

Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: kaktus am 06 Juni 2010, 22:25:06
Vielen Dank für die Anwort!

Im Prinzip unterscheidet das was gesagt wurde sich nicht wesentlich von den Dingen, die auch in Ratgebern & Co für Angehörige stehen. Dass es sich bei dem Unterdrücken der Depressionsanzeichen jedoch um bewusstes Verschleiern handelt oder handeln kann war mir nicht so 100% bewusst.

Eure Diskussion finde ich übrigens sehr informativ. Aus den oben angeschnittenen Themen möchte ich mich jedoch zunächst raushalten. Da fehlt mir einerseits der fundierte Hintergrund andererseits habe ich bei dem zuletzt genannten Themenkomplex auch ehrlich gesagt Berührungsängste. Als ich das vorhin las dachte ich zunächst - vielleicht muss man sich als nicht Betroffener damit auseinandersetzen oder daran gewöhnen. Allerdings bin ich nicht sicher, ob mir das nicht doch etwas zu weit geht. Nun ja, das wird die Zeit und die Erfahrung zeigen...

Worauf ich allerdings gerne zurück kommen würde ist der eigentliche Titel dieses Threads - Rückfall. Ich habe vereinzelt schon gelesen, dass im Rahmen des Genesungsprozesses Rückfälle dazu gehören bzw. eine Therapie zunächst zu einer Verschlechterung des Zustandes führen kann bevor sie Wirkung zeigt.

Eure Meinung hierzu würde mich brennend interessieren.

LG
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 07 Juni 2010, 09:25:48
Guten Morgen Kaktus

Das dachte ich mir gestern abend auch: Was hat das alles mit dem ursprünglichen Thema zu tun? Aber da´s nun schon mal angerissen war, wollte ich es einigermaßen brauchbar zu Ende bringen.

Das ist das Erschütternde, eigentlich kann man derlei Hilfen und Verhaltensstützen in jeder Broschüre finden. Leider machen sich noch viel zu Wenige die kleine Mühe, wenigstens mal was drüber zu lesen.

Rückfälle können natürlich verschiedene Ursachen haben. Auch ein falsches AD kann der Grund sein, das nach kurzer Zeit nicht mehr anspricht, eine zu geringe Dosierung oder Nebenwirkungen und Unverträglichkeit.
Die Tatsache, dass so gut wie kein Mensch gleich auf ein und daselbe AD reagiert und die langfristige Wirkung sich oft erst nach Wochen wenn nicht gar Monaten zeigt, macht die Einstellung oder Umstellung sogar zu einer sehr häufigen Rückfallursache.

Sehr oft aber ist es das persönliche Umfeld, dass den halbwegs Wiederhergestellten erneut in die Krise stürzt.
Wie schon angeschnitten, lernt der Depressive sich zu verstellen, seine Schwäche, Unzulänglichkeit, innere Qual so gut es eben geht vor den Mitmenschen zu verbergen.
Nicht selten durch übersteigerte Kompetenz, erhöhte Umgänglichkeit und fast übertriebene Heiterkeit. Niemand darf ihm in die Seele schauen.

Dieses Schutzverhalten ist aus Angst vor Ablehnung entstanden, die Ursache dafür sind tatsächliche schmerzliche Erfahrungen in diese Richtung. Der oder die Depressive will sich nicht mehr verletzen und weh tun lassen. Im Laufe dieser oft jahrelangen "Tarnung" gerät er mehr und mehr in innere Isolation. Zugleich wächst die Angst davor, sein wahres Selbst zu zeigen, mit jedem Tag, den er in diesem Zustand verbringen muss. Die Trutzburg wird zum Hungerturm.

Die vorhandene und wachsende Depression hingegen sucht Auswege in der Psychosomatik. Sie gibt der leidenden Psyche, die sich ihr Leid nicht zugesteht und erlaubt, Anlass es dennoch ausleben zu können. Irgendwann jedoch ist der Punkt erreicht, an dem die zunehmenden psychosomatischen Belastungen die Depression verstärken statt sie auszugleichen.
Zuletzt führt das Leben hinter Masken zum Identitätsverlust und zum Zusammenbruch.

All das muss in der Therapie aufgerollt und erkannt werden. Es gilt das innere Gefängnis zu verlassen und schrittweise in die Offensive zu gehen, das heißt eigene Bedürfnisse zu erkennen und anzumelden, das devote und nachgiebige Verhalten abzulegen und zu sich selbst zu stehen.
Dieser Prozess ist sehr mühsam und langwierig. Und stößt nicht selten auf erbitterten Widerstand.

Inzwischen hat sich die Umgebung an den umgänglichen und konfliktscheuen Menschen gewöhnt und ihrerseits das Verhalten auf ihn eingestellt. Es war der bequemste und einfachste Weg für sie, dieses Verhalten zu hinterfragen fehlte ihr Lust und Interesse. Alles schien bestens.

Der neu auftretende Mensch nun, der da fordert und streitet, um sein Weiterleben zu gewährleisten und nicht erneut ins Nichts zu versinken, ist fremd, unangenehm und lästig. Besonders bei Partnerschaften ist das oft zu beobachten. Der gesunde Teil hat sich gut eingerichtet in der verdrängten Krankheit seines Gegenübers.

Das Umdenken, die Suche nach einem Anteil an Mitschuld der Krankheit und die Neuorientierung fordern ihm sehr viel ab an Veränderung, und anfangs wehrt er sich -sogar verständlicherweise- dagegen und will den Partner "vor" der zu Tage getretenen Depression wiederhaben.
Für diesen aber wäre die Rückkehr in den vorherigen Zustand die Katastrophe. Der Garant für einen erneuten Zusammenbruch. Und es kommt zu erbitterten Konfrontationen oder totalem Rückzug einer oder beider Seiten.

Derlei ist im Familienumfeld, am Arbeitplatz, im Verein, der Partei oder sonstigem genau so der Fall.
Und für die ohnehin nur vorläufig und halbwegs stabilisierten Depressiven ist diese ablehnende und verunsicherte Reaktion ihres bisherigen Umfelds der schlüssige Beweis dafür, dass sie um ihrer Selbst Willen, also außerhalb ihrer Masken und Verstellungskunst, eben nun mal nicht liebenswert und zu ertragen sind.

Sie sehen also den Grund für ihr defensiv devotes Verhalten rundum bestätigt.

Dieses Gefühl des Verloren- und Unverstandenseins befördert sie wieder zurück in die "Verkapselung". Diesmal weniger aus einem Fluchtinstinkt heraus als vielmehr aus Resignation. Inzwischen aber ist dieser Kokkon kein Ort der Zuflucht und Sicherheit mehr, sondern der Hoffnungs- und Trostlosigkeit. Und über kurz oder lang stehen sie wieder an der Klinikpforte.

Außerdem werden in den Therapien bisher verdrängte und vergessene Traumata ans Tageslicht gebracht und gezerrt, die oft die Ursache der Depression bilden. Die Kranken müssen diese Erfahrungen erneut durchleben und -leiden, um ihnen bewusst begegnen zu können und sie auf lange Sicht zu überwinden.
Dieser Prozess führt zwangsläufig zu einer Verschlechterung und Verschlimmerung ihrer psychischen Verfassung, hat aber heilsame Folgen und ist unter therapeutisch Begleitung zu meistern.

Einen Rückfall schließt diese Konfrontation mit vergangenen Schrecken natürlich nicht aus. Bisweilen müssen die Kranken erneut durch die Hölle gehen, die sie in die Depression gejagt hat, und das kann nur im Rahmen stationärer Behandlung erfolgen und meist nur mit Hilfe entsprechender Medikamentation zum positiven Erfolg der Aufarbeitung umgeleitet werden.

So weit einige der -meiner Erfahrung nach- häufigsten Gründe für einen Rückfall.

LG
Sintram

 




 


Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Paranoid_Android am 07 Juni 2010, 14:19:59
Sali

Erstens. Ich finde nicht, dass ich unsachlich war. Ich fühle mich da weder schuldig noch einen Grund an dem ich irgendetwas im Ansatz klar stellen muss.  Polemik sehe ich auch nicht, zur Diskussion gehören eben zwei Meinungen, zumal es gibt hier doch keine Lorbeeren zu gewinnen, sondern es sollte ein Ausstausch sein und da prallen gerade hier oft komplett verschiedene Weltansichten aufeinander.
Verallgemeinern, nunja in dem Wort ist ja auch die Meinung verkommend. Liese die aller Worten dieses Treads „Nur ein verschwindender Teil an Depressionen Erkrankter verlässt die Klinik „geheilt“." Das verstehe ich unter Verallgemeinern mit den 70% „Geheilten“ die nicht angesprochen werden.

Zweites: Ich habe auch nicht dazu geraten nicht darüber zu reden. Dem gegenüber sollte es auch freistehen, dass andere ihre Meinung äussern, wenn das nicht gewünscht ist kann wieder nur auf den TB Bereich verweisen. Ich hae wohl keinem Wort gesagt, dass Depressive schweigen sollen. Ich finde darin eben zwei Dinge essentiell und kritisch. 1.)Wenn sich alles nur noch um die Depression dreht und man viel zu viel Energie damit verbringt, sich mit ihr auseinander zu setzten. 2.)Ich bleibe dabei, dass man nicht immer nur fordern darf und nicht einfach einen Grossteil der Schuld auf das Umfeld abwälzen.

Drittens: Nein ich finde es nicht bedenklich das Depression als was Normales zu sehen. Krebs ist leider auch Normalität. In einem Normal-Szenario können allerdings schwer Betroffene als auf die angeblichen Gesunden besser damit umgehen.
Nach der Meinung einiger KOLs gehörrn depressive Phasen auch zum Menschsein, nur sind sein eben in verschieden Stärken ausgeprägt ist und treffen den einen leider stärker als den anderen. Ob sie mehr geworden kann wohl niemand sagen, da sich dazu zu viel Lebenstile und die Weltansicht  geändert hat.

Viertens:  Mit den Erfahrungen ist immer eine Sache nimm zehn Menschen man hat zehn verschieden Erfahrungen und keine davon ist universell. Meine Erfahrungen sehen eben komplett anderes aus.

Fünftens: Ich werde an dieser Stelle mit jeglichen Kommentaren stoppen, nicht weil da nicht viele sagen ist, aber ich beschäftige mich dann doch lieber mit anderem Dingen, zu viel das nur über Depression geht, ist mir dann selbst etwas zu depressiv. Ferner reden wir einfach einfach nur aneinander vorbei.

lg Para

Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 07 Juni 2010, 16:20:42
Hi Para,

geht in Ordnung. Wenn Du das so siehst- dann akzeptier ich Deinen Standpunkt.

Wenn ich zum Beispiel in einer Gruppe mit zwanzig Personen bei fünfzehn davon verblüffend ähnliche Geschichten und Erfahrungen höre, und das fünfmal hintereinander zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten, mach ich mir meine Gedanken drüber. Allgemeiner Natur.
Ich selbst halte das Wort "verallgemeinern" ohnehin für keinen Vorwurf. Wer tut das nicht? Jede Erfahrung ist persönlich und allgemein zugleich. Aber egal.

Ich kenne zum Beispiel nicht einen psychisch Kranken, der nach ein paar Wochen stationärer Behandlung nicht weiterhin therapeutisch oder medikamentös behandelt werden musste, ja eigentlich beginnt der richtige Heilungsprozess erst nach seiner Entlassung.
So eine Heilung funktioniert nicht von heute auf morgen, sie ist ein langwieriger Prozess und kann Monate ja Jahre dauern. Ein Klinikaufenthalt dient vor allem der akuten Symptombehandlung.
Mehr wollte ich gar nicht sagen.

Und ein wesentlicher Teil des Heilungsprozesses besteht aus Bewusstwerdung durch Mitteilung.
Wenn ich Dich da falsch verstanden habe- um so erfreulicher.

Aber da ich Dich "runterziehe", musst Du mir selbstverständlich aus dem Weg gehen. Weil ich das genau so wenig will wie Du. Das kann ich gut akzeptieren.

Viel Glück weiterhin- und die passenden Gesprächspartner.
Sintram



Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Paranoid_Android am 07 Juni 2010, 16:51:04
Nachtrag, den kann ich mir nicht verkneifen: Der war gut. Es ist nahezu grotesk anzunehmen, dass du mich runter ziehst. „Das wird man noch depressiv“ war ironisch gemeint.

Ehrlich gesagt, Ich finde es einfach pure Zeitverschwendung so viel Zeit mit Gedanken um die Depression zu verbringen, das macht nichts besser. Zweitens gerade wenn man dann eine besser Phase, sollte man doch auch bessres zu tun haben. Drittens ist  für mich, das meiste was was du schreibst eher Wiederholungen, Variationen in sich selbst. In der es vor allem immer wieder um die böse Umwelt und das Nie-Wiedergeheilt werden geht. Nichts für mich. Aber jedem das, wenn das für dich eine Art Therapie ist, dann musst du das machen und solltest es. Ich wünsche dir das es hilft.

Lass mal gut sein, dir die Weisheit Alters, die Erfahrung, mir den Rest mit genügend passenden und unpassenden Gesprächspartner. Und jetzt muss ich wirklich stoppen, sonst bekomme ich einen schrecklichen Lachanfall.
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 07 Juni 2010, 17:54:19
Dann werd mal schnellstmöglich wieder gesund, damit Du keine Zeit mehr damit verschwenden musst, in einem Depressionsforum über Depressionen zu sprechen- und hoffentlich Besseres zu tun hast.

Salü
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 07 Juni 2010, 18:33:40
Aber um wieder zum Thema "Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls" zurückzukehren:

Alles, und ich sage alles was mitunter an oberflächlichen und ganz offensichtlich desinformierten Bemerkungen zu diesem Thema von Nicht- oder anderweitig Betroffenen sprich psychotisch Erkrankten beigesteuert wird, zähle ich uneingeschränkt genau zu diesen vermeidbaren Ursachen.
Hier sollte eine strikte Trennung zwischen depressiver und psychotischer Persönlichkeitsstörung vollzogen werden.

Es ist müsig und vertane Zeit darauf einzugehen, wenn Blinde von der Farbe sprechen. Jeder Depressive sollte sich so gut es geht vor Personen mit defizitärem Aufmerksamkeitssyndrom und übersteigerter Geltungssucht schützen. Und schützen dürfen.

Manisch psychotische Personen gefährden den Heilungsprozess von depressiv Erkrankten und sind überwiegend kontraproduktiv, da sie sich im Glauben befinden, die einzig richtigen und strikt zu befolgenden Rat"schläge" zu erteilen. Sie prügeln in der Regel verbal auf Depressive ein und geben dabei vor, nur das Beste für sie zu wollen- was in ihrer verschobenen Wahrnehmung möglicherweise sogar stimmt- und dennoch katastrophale Folgen hat.

Ihr Hauptanliegen besteht durchaus darin zu verletzen und zu kränken, ohnehin in Defensivstarre verharrenden PatientInnen ihre Krankheit als Selbstverschuldung vorzuwerfen und sie noch mehr zu entmutigen, um ihre eigene Überlegenheit damit unter Beweis zu stellen. Und sich in der Folge zu "Heilsbringern" und Experten in Sachen Depression aufzuschwingen.
Zu diesem Zweck täuschen sie großes Fachwissen vor und sind nicht selten relativ redegewandt. Auf Kritik -für gewöhnlich Notwehr seitens Depressiver- reagieren sie aggressiv oder mit krankhafter Überheblichkeit.
In ihrer wahnhaften Vorstellung besitzen sie eine Art Unfehlbarkeit.

Tatsächlich jedoch sind sie ein verkörperter Minderwertigkeitskomplex und hochgradig gestörte Persönlichkeiten-sprich anderweitig krank -und bedürfen einer gesonderten Therapie und Behandlung.

Ihr manisch autoritäres Verhalten, wirklich Depressiven einen Weg zur Genesung "befehlen" und vorschreiben zu können, macht sie in Kliniken und Tagkliniken zum Beispiel gruppenuntauglich und hat den Ausschluss zur Folge. Eine korrekte und notwendige Maßnahme zum Schutz Depressiver vor ihren Attacken.

Es ist immer wieder verwunderlich und befremdlich, dass derlei "sendungsbewusste" Menschen mit Platitüden und Argumentationen auf Stammtischniveau überhaupt für sich in Anspruch zu nehmen wagen, zu der Materie auch nur irgendeinen brauchbaren und geistreichen Beitrag beizusteuern. Das genaue Gegenteil ist der Fall: Für gewöhnlich tönen sie am lautesten.
Und übertonen wirklich von Depression Betroffene, schüchtern diese ein und lassen sie verstummen. Ihre Unzurechnungsfähigkeit stellt für akut Depressive eine reale und nicht zu unterschätzende Bedrohung dar.

Leider ist dieses Phänomen auch in Depressions-Foren immer wieder zu beobachten.

Alles was ich anderen und tatsächlich depressiven -meist schüchtern verängstigten- Schreibern dazu raten kann ist, diese "Störenfriede" einfach zu ignorieren und nicht auf sie zu reagieren. Nicht auf ihre Provakationen und ihre in der Regel peinliche Besserwisserei einzugehen und niemals auf ihr wichtigtuerisches Gehabe und Auftreten hereinzufallen.
Kurzum: Sich weder von ihnen beeindrucken noch blenden noch einschüchtern zu lassen.

Ihr aufgesetzt höfliches Verhalten und ihre diesbezüglichen Floskeln sind bei genauer Betrachtung Ausdruck krankhaft hybrider Überheblichkeit, mittels derer sie sich "herablassen", einen Uneinsichtigen "großzügig" seiner Unbelehrbarkeit zu überlassen.
Nicht selten erschleichen sie sich das Vertrauen gutgläubiger MitpatientInnen und fallen diesen grausam in den Rücken, indem sie die von ihnen erhaltenen Schilderungen als Beweis ihrer Kompetenz und ihres Fachwissens zu ihren Gunsten vor den ahnungslosen Zuhörern verwerten.
Ihr erklärtes Ziel ist immer und ausschließlich die Führungsrolle. Um diese zu erreichen, brauchen sie Anhänger, Bewunderer und Fürsprecher.

Bei Nichtbeachtung dauert es für gewöhnlich nicht allzu lange, bis sie sich in ihren eigenen Widersprüchen verheddern und sich selbst als "Kuckucksei "überführen" und outen. Denn Übergangenwerden und Verweigerung der erwünschten Aufmerksamkeit versetzt sie rasch in den Zustand beleidigter Raserei.

Übrigens eine typische Ausprägung ihres tragischen aber leider nicht ungefährlichen Krankheitbildes...

Ein kleiner Tipp am Rande von
Sintram
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: kaktus am 07 Juni 2010, 19:23:47
Hallo Ihr beiden Diskussionsfreudigen,

schön, dass Ihr euren angeblich nicht existenten Dissenz so schön beilegen konntet :)

Auf der Suche nach Antworten, die im Vergleich zu Ratgebern eine individuelle Note haben, habe ich mich oben durchgelesen. das was ich aus eurem Diskurs für mich mitnehme sind zwei Aussagen, die in meinen Augen beide Sinn machen.

So legst du, Sintram, offensichtlich Wert auf angemessene Information und Auseinandersetzung mit dem Thema und du, Para, zeigst für mich auf, dass zu starke Beschäftigung mit dem Thema der Krankheit weitere Nahrung geben kann (Stichwort Grübelzwang?!?).

Für mich, die ich noch nicht wirklich lange mit Depressionen und (soweit ich es selbst einschätzen kann:) auch nur von außen damit konfrontiert bin, ist es derzeit wichtig mich zu informieren. Da ich im Alltag kein Künstler der Unterhaltung zum Thema - wie ist denn deine/meine gefühlslage - bin, nutze ich eben diesen Weg, er ist nich optimal, aber ein Anfang.

Der letzte Beitrag von Dir, Sintram; enthält einen Punkt den ich auch in Zusammenhang mit Depressionen und Rückfällen sehe - Minderwertigkeitskomplex. Es geht um den Selbstwert, den sich Betroffene zusprechen oder eben nicht. Das ist ein weiterer Punkt, der es mir schwer macht mich 'richtig' zu verhalten.

Wie oben schon erwähnt, sollen wir Raum für Rückzug geben, aber ich habe gemerkt oder vermute es stark, dass es auf die Dosis ankommt, denn zu viel Entgegenkommen wirkt wie zur Schau gestelltes Desinteresse. Das ist natürlich, so denke ich, wieder Nahrung für die Meinung 'Ich bin nichts wert, niemand interessiert sich für mich'. Es ist doch wirklich wie verhext :)

Na ja, das was ich hier alles erfrage ist interessant und auch gut es zu wissen, aber letztendlich können wir nun mal alle nicht aus unserer Haut und bleiben wir selbst mit fehlerhaftem Verhalten usw.

Trotzdem interessiert mich, was ihr zum Thema Rückfall und Selbstwert denkt. Auch Paras Meinung und natürlich die aller anderen Forumsteilnehmer sind mir herzlich willkommen. Gerade diese unterschiedlichen Meinungen (s.o.) finde ich gut, weil sie das Thema von verschieden Perspektiven beleuchten.

Bitte um Horizonterweiterung :)

LG


Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 07 Juni 2010, 20:09:57
Hallo Kaktus,

das von Dir als "wie verhext" bezeichnete Dilemma der richtigen Dosis an Aufmerksamkeit gegenüber Depressiven ist zum Beispiel der Grund, weshalb ich "Ermutigung" und "Zuspruch" bei meinen laienhaften Verhaltensvorschlägen außen vor gelassen habe. Sie können sehr schnell den gegenteiligen Effekt erzielen und im Empfinden des Depressiven zur Demütigung werden.

Sehr viel besser ist eine aufmerksam abwartende Haltung, die es Depressiven ermöglicht, von sich aus über ihr Problem zu sprechen.

Was die Handhabung mit künstlerischen Ausdrucksformen -wie sie bei Depressiven oft zu finden ist- anbelangt, ist die Antwort relativ simpel. Die gleichen Reaktionen wie gegenüber Gesunden, durchaus Kritik, oder Ausdruck von Gefallen, Anregungen und Ideen, in der selben Weise wie nichtdepressiven Mitmenschen gegenüber auch.

Denn der Depressive -und ich weiß wovon ich spreche- entwickelt im Lauf der Zeit ein sehr feines Gespür dafür, was da nun ehrlich gemeint oder übertrieben aufmerksam ist. Und eines seiner Hauptanliegen ist es ja, mitsamt und trotz seiner Depression als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft erfahren und behandelt zu werden.

Es ist schwierig, für beide Seiten, ganz ohne Zweifel. Aber es spricht nichts dafür, dass es unmöglich ist.

LG
Sintram
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: kaktus am 07 Juni 2010, 22:23:07
Deinen letzten Satz werd ich mir im Posterformat ausdrucken :)
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: dejavu am 07 Juni 2010, 23:53:38
hi Sintram

vielen Dank für diesen Thread,
besonders dein heutiger Beitrag von 18.33U hat mir aus dem Herzen gesprochen, man könnte es nicht besser ausrücken...
du hattest vorher auch mal angesprochen, wie es ist ständig mit Selbstmordgedanken durch andre konfrontiert zu werden...ich hab es als Tochter erlebt und ich hab über 30 Jahre gebraucht, um endlich zu sagen, dann mach....stimmt nicht so ganz, ich bin eigentlich nur nicht mehr sofort aufgesprungen und losgefahren, um zu "retten".....und hab den Arzt dorthin bestellt
heute war kein kleiner Tip am Rande....es war war fast wie für mich gemacht :-)

lg Deja

hallo kaktus
ich weiß nicht, ob deine Bitte um Beteiligung zwecks Horizonterweiterung noch erwünscht ist
wenn ja, kann ich gern noch ein wenig dazu schreiben

lg Deja
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: kaktus am 08 Juni 2010, 00:01:19
Hallo Deja,

gut, dass ich vor dem zu Bett gehen nochmal reingeschaut habe. Deine Meinung und Erfahrungen zum Thema sind mir herzlich willkommen.

LG

Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: dejavu am 08 Juni 2010, 00:48:30
ja Kaktus..gern doch

Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls aus meiner Sicht

Sintram hat es alles schon sehr gut beschrieben. Ich bin seit 3Jahren schwer depressiv und bei mir wurde ein BL diagnostiziert. Durch eine regelmäßige Medikamenteneinnahme hat sich mein Zustand soweit gebessert, das ich in der Lage bin, meinen Sohn bei mir zu haben. In der akuten Phase, in der ich noch voll gearbeitet hab, war ich teilweise nicht mehr fähig dazu. Ich bin praktisch nach hause gekommen, hab ihn abgeholt, mich ins Bett gelegt und vom Sterben geträumt. Am WE war ich froh, wenn er bei meinen Eltern war, obwohl diese meiner Situation nicht zuträglich waren, aber im Leben muß man Kompromisse schließen. Es war ein fauler Kompromiß, aber es ging nicht anders.
Nun heute, 3Jahre weiter, bin ich medikamentös eingestellt, hab Therapien und Reha hinter mir. Ich hab gemerkt, es geht nicht ohne Medis, das war z.B für mich eine wesentliche Rückfallprophylaxe. Ich hab geschummelt, ich hab gelogen. Iwann mußte ich mich fragen, woran liegt es, das es so gar nicht aufwärts geht, und ich konnte mir die Antwort selbst geben. Es lag aber nicht dran, das ich nicht wollte. Ich hab eine solche Angst vor Tabletten gehabt, das ich es einfach nicht konnte. Ich bin so erzogen worden, das man alles im Leben allein zu bewältigen hat, und das galt auch für die Einnahme von Medis. Als ich die Angst überwunden hatte, konnte ich meinen Zustand insoweit stabilisieren, das ich heute sagen kann, es ist sehr schwer aber ich schaff es allein.
Vermeidbar stand kürzlich für mich im Raum, da ich bemerkte, das ich genau dann wieder mich selbst verletzt hatte, als ich bei meinen Eltern war. Ich hatte 3 Jahre einen unaufhörlichen Haß auf sie und wenn ich auch nur ihren Namen hörte, bin ich Amok gelaufen. Dieses Mal war es so, das am nächsten Tag der Haß zurück kehrte. Da sie anscheinend unsren Kontakt wieder aufnehmen möchten, bin ich in der Zwickmühle. Sie sind tolle Großeltern aber ebenso beschissene Eltern.
Ich hab es mir zur Gewohnheit gemacht, das ich gehe, wenn ich es nicht mehr ertrage. Das hätt ich früher nie geschafft. ich hätt mich von den verächtlichen Blicken meines Vaters oder den Quengeleien meines Sohnes beeinflußen lassen. Das passiert heute nicht mehr.
Das gilt auch für andre Einladungen. Wenn ich sie wahrnehme, was seltem passiert, hör ich auf mein Inneres und meinen Körper, der mir signalisiert, wann  es zuviel ist und wann die Zeit gekommen ist, zu gehen.
Ich kann heute besser mit dem umgehen, was man als eigenes Befinden betrachtet. Ich vermeide viele Dinge nicht, weil es als alleinerziehende Mama oft nicht geht, aber ich versuche, meine persönlichen Grenzen zu setzen und einzuhalten. Zu setzen war mir wichtig zu sagen, weil ich bis vor 3 Jahren keine hatte.
Ich bleibe nicht aus Rücksicht länger, ich versuche, den Druck einer perfekten Wohnung von mir zu nehmen, was schwer ist, wenn man es so eingebleut bekommen hat. Ich hab meine Ansprüche einfach runtergeschraubt und überlege dann eben, was Priorität hat. Früher war es alles. Wohnung, einkaufen, mein Sohn...alles mußte immemr perfekt sein. Heute laß ich auch was liegen,z.b. wenn er lern-intensive Phasen hat, ist das eben vorrangig.
Ich versuche zu akzeptieren, das ich Fehler machen darf, weil ich ein Mensch bin. Ich hab früher nie um Hilfe gebeten. Das wurde ein Hauptziel für mich. Hilfe beanspruchen und annehmen dürfen.  Wenn ich bemerke, ich komm nicht raus, versuch ich es aufzuschreiben. Ich muß ein Protokoll über meine SSV führen und es hat zu dem Ziel geführt, das ich mir ganz genau überlege, ob und was ich an mir vornehme. Die darauffolgende Therastunde ist nämlich dann ganz der SSV vorbehalten und das nervt gewaltig. Ich muß eine Verhaltensanalyse machen, mündlich und nochmal schriftlich, bis ins kleinste Detail. Und diese Stunden sind weg, man kommt zu nichst andrem mehr. Ich kann nicht sagen, inwieweit es mich noch tangiert, wenn es mir hundeelnd geht aber es nützt insofern etwas, als das ich mir schon ganz gut überlege, was ich jetzt mache. Du könntest jetzt sagen, ich muß es dem Thera nicht sagen, aber Ehrlichkeit von beiden Seiten ist Therapiebasis.
Ich räume jetzt auch jeden Morgen mein Bett zusammen und sauge durch. Ich raffe mich dazu auf- was sicher für andre lächerlich klingt- aber ich weiß, es ist dann so, das ich ein ruhiges Gewissen haben und mich wohl fühlen kann. Das war nicht immer so und ich will es ausbauen.
So, da ich jetzt sehr müde bin, mach ich erstmal Schluß für heute.

lg DEja
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 08 Juni 2010, 09:08:12
Guten Morgen Deja,

schön, dass Du gestern dazu gekommen bist.

Auch ich hatte ein sehr belastetes und belastendes Verhältnis zu meinen mittlerweile verstorbenen Eltern.
Zum Glück gelang es mir, mich noch vor ihrem Tod mit ihnen auszusöhnen. Bis dahin freilich hatte ich ein hartes Stück Arbeit hinter mir.
Die Abgrenzung und Emanzipation gegenüber der autoritär besitzergreifenden Mutter und einem gleichgültig gewalttätigen Vater war eigentlich schon in jungen Jahren vollzogen, jedoch waren es ebenso ihre Enkelkinder, die mir einen engeren Kontakt abnötigten, als mir gut tat. Denn Unmensch wollte ich schließlich keiner sein und ihnen diese späte Freude nicht vorenthalten.

Erst später ging ich radikal dazu über, die Besuchstermine und ihre Länge selbst zu bestimmen und auf meine innere Stimme zu hören, die mir quasi diktierte, wie viel an Konfrontation mit der traumatischen Kindheit ich mir zumuten kann, ohne in dumpfe Erschöpfung und Resignation zu fallen.
Ein innerer Prozess der Entmutigung, den ich trotz größter Willensanstrengung nie ganz in den Griff bekam und vor dem ich mich schlicht schützen musste.

Natürlich führte das zu Unstimmigkeiten und Enttäuschung ihrerseits, aber im nachhinein muss ich sagen, dass meine Handlungsweise unbedingt notwendig und richtig war.
Zuletzt waren die Beiden dankbar für jeden Besuch und vor allem die Mutter wagte es nicht mehr, meine etwas unkonventionelle Lebensweise auch nur ansatzweise zu bekriteln. Ich hatte meine im Grunde unglückselig verzweifelten Eltern sozusagen domptiert und besiegt, ihr innerer und äußerer Einfluss auf mich und mein Fühlen war zuletzt so gut wie vollständig verschwunden.

Dieser Weg ist mühsam und steinig, er fordert harte Entscheidungen und ein gerüttelt Maß an Unerbittlichkeit, aber alles andere ist fatal und selbstzerstörerisch. Mach konsequent weiter in diese Richtung.

Die regelmäßige Ausführung einfacher Reinigungsarbeiten als Struktur und kleines Erfolgserlebnis ist ebenso eine große Hilfe für mich.
Nachdem ich meinen zeitweilig fast manischen Putzfimmel überwinden und ablegen hatte können, schlich sich mir nichts dir nichts ein gewisser Schlendrian und Hang zur Schlamperei und zum Aufschub notwendiger Tätigkeiten ein, der mich langfristig frustrierte und lähmte.
Heute begegne ich ihm mit Selbstüberwindung und stoischer Entschlossenheit, und der therapeutische Effekt dabei ist nicht zu unterschätzen.

Wie ich sehe, arbeitest Du hart an Dir. Das finde ich toll. Mach weiter so!

LG
Sintram
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 08 Juni 2010, 09:22:01
Zu den schmerzlichsten Erfahrungen der rezidivierenden Depression gehört mit Sicherheit der Rückfall. Seine Auswirkungen sind insofern lebensbedrohlich, da sie bei den Betroffenen ein Gefühl tiefer Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung auslösen, was ihren erstrebten Genesungsprozess betrifft.

Da die Erkrankten für gewöhnlich Hilfen wie Gesprächs- und Gruppentherapie nebst mitunter belastender medikamentöser Unterstützung sowie soziale Betreuung durch karitative Einrichtungen in Anspruch genommen und mit bisweilen ungeheurem Kraftaufwand Verhaltensmuster vermieden oder verändert haben, die einen Schub hervorrufen könnten, erscheint ihnen ein Rückfall umso auswegloser und heimtückischer.

Hinzu kommt der Umstand, dass sie - aus dem komatösen Zustand ihres Zusammenbruchs erwacht- den Schutzraum der Apathie verlassen mussten und ihre Depression ihnen in den meisten Fällen qualvoller und heftiger erscheint als beim erstmaligen Auftreten, obwohl in der Regel das Gegenteil der Fall ist.

Ein sofortiger erneuter Klinikaufenthalt ist der einzige Ausweg, was den Betroffenen nach mitunter monatelanger Dauer des vorhergehenden umso niederschmetternder ankommt.

Im Laufe der Jahre des Auf und Nieder der wiederkehrenden Depression entwickelt der oder die Kranke ein feines und wachsames Empfinden gegenüber ersten Symptomen eines sich anbahnenden Schubes, was ein rechtzeitiges „Abtauchen“ in die Klinik ermöglicht. Hierbei scheut er oder sie sich nicht, jedwede Unterstützung zu einer baldmöglichsten Einweisung in Anspruch zu nehmen.

Sehr leidvoll ist die Umstellung auf ein anderes in der Regel stärkeres Medikament, da dieses für gewöhnlich erst nach etwa drei bis vier Wochen anspricht. Die Übergangsphase im Zustand der „nackten“ Depression ist nur mit Hilfe starker Beruhigungsmittel zu bewältigen, etwa der Wunderdroge Tavor. Da diese wohldosiert und nur über möglichst kurze Zeiträume verabreicht werden soll, da sie enorm schnell süchtig macht, bleiben den Kranken die Qualen des Schubes phasenweise leider nicht erspart.

Besonders zu empfehlen ist im Falle einer chronischen Erkrankung der Aufenthalt in einer sogenannten Tagklinik, da diese Einrichtung das Leben „draußen“ mit den Erfahrungen unter der „Käseglocke“ der Klinik auf konkrete Weise verknüpft und so den Übergang in ein geregeltes Leben erheblich erleichtert.
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: dejavu am 08 Juni 2010, 17:46:10
In den letzten Wochen bemerkte ich ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit. Es schwankte, mal intensivierte es sich, mal schwächte es ab.
Ich konnte es nicht einordnen. Solang, bis mir bewußt wurde, ich wollte es nicht einordnen. Der Schmerz darüber, was sich als Ergebnis abzeichnen würde war viel zu groß, als daß ich ihn aushalten wollte. Ich wollte nicht, nein, ich verfiel in alte Verhaltensmuster. Ich nahm Dinge als gegeben hin. Ich machte mich viel kleiner als ich bin. Ich versuchte auf Umwegen meine Sicht der Dinge darzulegen, verbal zu kontern. Kurzum, ich war mal wieder passiv- aggessiv. Meine histrionische Persönlichkeit spielte mich gegen mich aus. Ich erlebte Leere und Verlassenheitsschmerz in einem Umfang, der mir schwer zu schaffen machte. Ich versuchte nach außen ein verständnisvolles Selbst zu geben, obwohl ich im Inneren tobte. Aus Feedbacks weiß ich, das es mir nicht immer gelang. Trotzdem blieb ich bei meiner Haltung, denn ich dachte, um meinen ewigen Schuldkomplex überwinden zu können, muß ich das ertragen. Ich wollte einmal im Leben stark sein und allen Stürmen standhalten.

Immer, wenn etwas akut wurde, fragte ich mich nach dem Warum? Ich konnte immer weniger erkennen, was Sinn macht und was nicht, ich konnte nicht reflektieren, was gewisse Situationen hervorgerufen hat. Ich fühlte mich in die Rolle einer Marionette versetzt, die man so tanzen läßt, wie man es gerade für sich selbst benötigt. Mir flogen nasse kalte Waschlappen tagtäglich um die Ohren und ich war nicht in der Lage, es zu stoppen. Selbst als dem Gegenüber bewußt wurde, was er angerichtet hatte, war er noch stolz darauf.
Es blieben derartig verletzende Dinge im Raum, die man hätte beseitigen können, so wie ich es getan habe. Mit dem Unterschied, ich habe keine verletzenden Dinge hinterlassen sondern mein Gegenüber war anscheinend nur genervt von mir und hat mir das deutlich klar gemacht.
Sogar in diesen Momenten war ich versöhnlich gestimmt, hinterfragte mein Verhalten und kam immer wieder zu derselben Ansicht, nämlich der, das ich mal wieder alles verbockt hatte.

Auf einmal wendete sich das Blatt. Menschen spürten meine innere Not. Menschen, die ich nicht näher kenne, sensible Menschen. Menschen, die mir ihre Hand reichten und mich ein wenig anstubsten. In welcher Form auch immer, ich erfuhr, wie es ist, aufgefangen zu werden, wie es ist, zu hören, bitte, schau in eine andre Richtung. Im 1. Moment wollte ich es nicht wahr haben, wie es meistens ja ist, wenn man unbewußt etwas weiß und jemand anders es ausspricht. Doch der Konflikt wurde immer heftiger und meine Traurigkeit, mein Schmerz wandelte sich in Ärger um. Ich fragte mich natürlich, ob das sein dürfe, ich und ärgerlich bzw wütend. Die Antwort war nein. Meine Antwort.
Mittlerweile war ich so gereizt und provoziert durch eine gewisse manische Arroganz, die man fachlich vllt sogar als Narzißmus deklariert, das ich dissoziierte. Ich konnte nichts mehr lesen, nichts mehr schreiben, nicht mehr chatten, ohne mich abzuspalten. In diesem Stadium wurde ich hellhörig. Ich spürte mich nicht mehr, ich schwelgte in Hoheitsphantasien, die nichts mehr mit dem Leben zu tun hatten.
Trotzdem, ich ließ alles außer Acht. Meine histrionische Persönlichkeit wollte gehalten, gestreichelt und beschützt werden. Mein Körper war ganz weit weg von mir. Taub. Ich stellte allerhand an, um ihn wieder zu spüren. Es funktionierte nicht. Er ging immer weiter weg, meine Phantasien bekamen immer mehr Spielraum und drohten mich zu überfluten, so daß ich Lust bekam, es in die Tat umzusetzen. Ich bin seit Jahren depressiv und ich kann damit leben. Ich kann jedoch nicht damit leben, tagtäglich vorgespielt zu bekommen, wie ruhig es sein könnte. Wie sorgenfrei. Wie gnadenlos.
Meine Dissoziationen rannten mit mir um die Wette. Wer gewann, ist unschwer auszumachen.

Es kam zum Knock-out.

In einer Phase tiefer Selbstzweifel schlug mir eine Demütigung von außen so schwer ins Gesicht, das ich komplett den Halt verlor. Ich spürte den Schlag, taumelte gegen die Bande und brach zusammen. So, daß ich nicht wieder aufstehen konnte. Ich fühlte mich, als hätte man mir das Genick gebrochen. Mir fiel jedoch ein, das dies schon andre besorgt hatten und das jener Schlag zwar mit voller Wucht ausgeführt, mich zu Boden geworfen, aber nicht mehr aus dem Ring geschlagen hatte.
Alles, was jetzt kommt, ist der Versuch, einen Rückfall zu vermeiden. Kein Versinken in ewiger Schuld, kein rechtfertigen, erklären oder falsche Rücksichtnahme, akzeptieren, das auch histrionische Persönlichkeiten eine Grenze haben, die niemand aber auch gar niemand unterschreiten darf, stolz sein auf Erreichtes und den Rückschlag nicht Oberhand gewinnen lassen. Tränen zulassen, den Schmerz nicht verdrängen aber sich selbst nicht mit ewigem Verständnis für alles und jeden untergraben.

Ich sein.






Das ist meine subjektive Betrachtung.  
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 08 Juni 2010, 18:14:25
Hallo Justme,

mag sein, dass der von Dir zitierte Eintrag zu pauschal daherkommt. Angst machen wollte ich niemandem damit. Aber ich kann Deine Bedenken nachvollziehen. Das hab ich wohl zu wenig bedacht.

Eigentlich sind es nur Erfahrungen, die ich in Gesprächsgruppen während meiner stationären Aufenthalte machte. Da kam es bisweilen zu nur schwer erträglichen "Auftritten" manischer oder psychotischer Gruppenmitglieder.
Eingefallen ist mir das im Zusammenhang des "seltsamen" Austausches zuvor. Einiges kam mir da einfach bekannt vor.
Vielleicht ist mein Beitrag deshalb von den Formulierungen etwas heftig ausgefallen.

Ich selbst hatte eigentlich nie Probleme mit derlei "Attacken", weil sie bei einem Ohr rein und zum andern rausgingen, aber weniger gleichmütige und verletzlichere Personen hatten derart große Probleme damit, dass diese Gruppenteilnehmer woanders untergebracht werden mussten. Sie neigten auch durchaus zur Intrige und Spaltung, weshalb entzieht sich meinem Urteil. Sind nur wiedergegebene Erfahrungen.
Die Initiative zum Ausschluss ging ganz nebenbei von den TherapeutInnen aus, ohne irgendein Betreiben seitens der geschockten und eingeschüchterten Depressiven. Ich hielt mich bei so was sowieso grundsätzlich raus.

Das ist einfach ein Problem in den Kliniken, das immer wieder mal auftaucht. Da prallen unvereinbare Krankheitsbilder aufeinander, und die Depressiven ziehen dabei den Kürzeren.

Und dass Depressionen töten können- wem sagst Du das?

Mich hat noch nie ein Arzt oder Therapeut in Richtung Unheilbarkeit "unterstützt". Gibt´s das auch?
Im Gegenteil, ich kann guten Gewissens sagen, dass ich mit ihrer Hilfe und Unterstützung immer alles Erdenkliche versucht habe, die Depression zu besiegen und zu überwinden. Jedenfalls vom Zeitpunkt meiner "Krankheitseinsicht" an.
Bisher hat das meine Depression überhaupt nicht interessiert, ja eigentlich nicht einmal berührt. Geschweige denn beeinträchtigt. Sie ist unverändert da, ohne Zeichen eines Abklingens. Ich hab allerdings gelernt, besser mit ihr zu leben und zur rechten Zeit die richtigen Schritte zu tun, um einen Schub zu vermeiden. Latent jedoch und medikamentös gedämpft tobt die Depression unverändert durch meine Psyche.

Das ist alles, was ich dazu sagen kann. Und den Ärzten fällt auch nicht mehr dazu ein. Sie sind am Ende ihrer Weisheit und Heilkunst. "Austherapiert" bin ich schon seit Jahren. Hab alles so oft durchgekaut und neue Verhaltensmuster ohne spürbare Besserung eingeübt, meine Lebenssituation verändert und und und, dass einfach nichts mehr Effektives dabei raussprang.

Das ist meine Wirklichkeit. Ich hab keine andere. Wenn ich morgen wundersam geheilt bin, ich hätt nichts dagegen. Das darfst Du mir glauben. Aber sich ernsthaft mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, dass das möglicherweise nie geschehen wird, ist schlicht das Gebot der Stunde.

Ich kann es mir nicht mehr leisten, mir irgend etwas vorzumachen. Das könnte ohne Weiteres tödlich enden.
So schaut das aus.

LG
Sintram

 

Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 08 Juni 2010, 20:01:12
Ich kanns ja auch im Klartext sagen.

Manische können entsetzlich nerven. Ich weiß ja, dass sie nicht ganz zurechnungsfähig sind in dieser Phase, also nicht selten total "durchgeknallt", aber ihre Allwissenheit und grenzenlose Kompetenz können enorm enervieren. Sie sind einfach die Größten, haben den vollen Durchblick und trampeln auf den Gefühlen anderer Leute rum, ohne es auch nur zu merken.

Und das ist mitunter nicht ganz "unproblematisch". Weil von ihrem Größenwahn Betroffene ab und zu überhaupt nicht belastbar sind und einfach nur in´s tiefe Loch fallen, wenn sie da einer unvermutet angeht.

Ich weiß, dass sie selbst es sind, die letztendlich am bittersten dafür bezahlen, wenn sie nach der Katastrophe einer manischen in eine depressive Phase stürzen. Und sie haben mein Mitgefühl und Bedauern.

Nur gibt es auch hier gewisse Grenzen. Manches geht einfach zu weit. Und da muss und darf man sich seiner Haut erwehren. Schließlich kann ich nichts für Niemandens Manie, drum muss ich auch nicht den Prügelknaben hergeben. Also sag ich: Stopp!

Die meisten von ihnen kapieren es dann übrigens: Hoppla, scheint ich bin grade manisch. Also zumindest nach meiner Erfahrung im Umgang mit Ihresgleichen. Also kann dabei gar nichts kaputtgehen.

Und ich weiß, dass ich ein bitterböser Mensch sein kann. Dinge sage oder schreibe, die ich später in ihrer tendenziell destruktiven Eindeutigkeit revidieren muss.
Weil ich meine Ruhe haben wollte und ein halbwegs vernünftiges Gespräch führen aber irgendwie nicht recht dazu kam. Weil da dauernd wer am dazwischennörgeln war. Und da reagiere ich bisweilen allergisch. Ich geb mir Mühe, hab ja auch gegen Niemanden was, aber ich bin auch nur ein Mensch.
Was soll ich machen?

  
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 09 Juni 2010, 15:29:32
Danke Wohlstandspudel,

Antworten erwarte ich schon lange keine mehr. Was es zu beantworten und ergründen gab ist erledigt, der Rest bleibt Rätsel. Im Großen und Ganzen komm ich so weit ganz gut klar damit.

Nur manchmal neige ich zu Überreaktionen. Daran muss ich noch arbeiten. Ich mache Fortschritte, das war schon viel extremer. Aber an manchen Tagen fehlt mir einfach der nötige Abstand. Da beziehe ich viel zu viel auf mich, was mich gar nicht betrifft, so eine Art grundsätzliche Defensivhaltung, die mich zur Gegenoffensive verleitet, wo ich viel besser einfach Ruhe bewahren sollte.

Aber wie gesagt: ich arbeite daran.

LG
Sintram
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 09 Juni 2010, 17:38:23
Ist schon klar. Geht mir ja selbst oft so, dass ich was lese und mir nichts Brauchbares dazu einfällt.
Oder dass es einfach nichts mehr hinzuzufügen gibt.
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 10 Juni 2010, 18:01:32
Ich hab meine hier bisher folgenden Einträge in mein Tagebuch verfrachtet, weil sie dort besser aufgehoben sind.

Zum Thema Rückfall will ich nur sagen, dass er nicht selten geradezu vorprogrammiert ist.
Er sollte nicht als Entmutigung erfahren werden, sondern vielmehr als Anstoß und erneute Gelegenheit, den Problemen, die sich immer deutlicher als Auslöser einer Depression herausstellen, umso entschiedener zu begegnen und an ihrer Veränderung oder Lösung zu arbeiten.
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 10 Juni 2010, 18:12:01
Manchmal erfahren Depressive in Kliniken heftigere Angriffe seitens Mitpatienten als draußen in ihrer Umwelt.
Allerdings haben sie stationär die Möglichkeit, derlei Erlebnisse unmittelbar in Einzell- oder Gruppentherapie einzubringen und aufzuarbeiten, was ihnen dabei hilft, sich auch gegen Angriffe in der Außenwelt besser zu schützen und zu wappnen.
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 11 Juni 2010, 09:32:23
Als bewährte Einrichtung zur Vermeidung von Rückfällen nach der stationären Entlassung gibt es die Tages- oder Tagkliniken.
Den Tag verbringen die Depressiven mit therapeutischer Arbeit innerhalb einer festen Gruppe und kehren abends in ihr soziales Umfeld zurück.
Das erleichtert die Rückkehr ins Leben und die Verwirklichung von in der Tagklinik Erkanntem ungemein, weil die Diskrepanz dieser beiden Wirklichkeiten sehr viel geringer ist.
Titel: Re: Vermeidbare Ursachen eines Rückfalls
Beitrag von: Sintram am 11 Juni 2010, 09:40:28
Ein Rückfall ist bei rezidivierenden Depressionen eher die Regel denn die Ausnahme und sollte die Betroffenen weder entmutigen noch demoralisieren.