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Autor Thema: Mein Leben  (Gelesen 715 mal)

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sensitive_ignored

  • Gast
Mein Leben
« am: 13 August 2010, 17:53:26 »

Es ist Zeit es zu schreiben….nicht, dass dies mir Hoffnung machen könnte…oder mich befreien…nein.…es ist einfach Zeit…schon als Kind fühlte ich mich in dieser Welt nicht wohl…es war nicht permanent so, aber doch immer dann, wenn ich den häuslichen Schutz verlassen musste, weil es das Leben von mir forderte…als Kind dachte ich noch nicht großartig darüber nach…die Angst war einfach da….die Schule war, jedenfalls teilweise die Hölle…ich fühlte mich wie ein Fremdkörper…Außerirdischer….um auf andere zuzugehen, war ich viel zu schüchtern…und es sollte eine lange Zeit werden….Grundschule..…Gymnasium…...ich kann mich an Zeiten erinnern, als ich vor der Schule fast kotzen musste (oder es auch tat)…….für die anderen war alles anscheinend ganz normal…erste Freundin….Anforderungen, die das Leben mit sich bringt…neue Erfahrungen….zu oft negativ….oder jedenfalls negativ aufgefasst…nein, ich bin kein Optimist…irgendwie war ich damals bereits überfordert…mit ca. 20 war das Kapitel „Schule“ dann zu Ende…mit der ein oder anderen traumatischen Erfahrung…jedenfalls für mich….sicher…gut…ich habe das Abi geschafft…noch heute träume ich manchmal, dass ich es nicht geschafft habe, sondern versagt habe und diesem Stück Papier der Stempel fehlt…seltsam….und erschreckend…nach so langer Zeit… denn ich bin jetzt über 30…..nach der Schule: Bundeswehr…diese Zeit hatte gute und schlechte Seiten…jedenfalls war ich körperlich fit…das war das Gute….meine allgemeine Lebensangst war aber immer mein Begleiter….bereits damals brannte ich aus...ich zog mich immer mehr von allem zurück….dann das Studium….ich wurde an meine Grenzen gebracht…aufgrund meiner psychischen Blockaden, war es unendlich schwer für mich…ich erinnere mich noch an den Tag ca. 1 Woche vor der Diplom-Prüfung, an dem ich mich einfach ins Bett legte und aufhörte zu lernen…es ging nicht mehr…wohl Burn Out……keine Ahnung wie ich die Prüfung dann geschafft habe…wohl auch mit gutem Willen des ein oder anderen Prof…leider scheiß Noten, aber wenigstens durch….na gut….ich nahm zu dieser Zeit schon Antidepressiva und war in neurologischer Behandlung….es war anders einfach nicht auszuhalten…mit 24 über meinen Stiefvater einen Job bei einer Firma gefunden….sicherlich…das Glück haben nicht alle…aber es ändert an der Hölle meines Lebens nichts….oder doch?....ich weiss es nicht…die Jahre zogen ins Land…Gruppentherapie bei einem Psychologen…4 jahre lang…im Laufe der Jahre 30 kg zugenommen…wohl die Medikamente….sicher auch die Ernährung….die ein oder andere schlechte Erfahrung mit Beziehungen gemacht……….tiefe Wunden...Verletzungen…wie böse und mies Menschen doch sein können….Zusatzausbildung gemacht, weil alle anderen im Büro diese auch hatten…geschafft….jedoch war ich mittlerweile ein lebender Toter und das bin ich auch heute noch….da ist kaum noch Energie und Kraft…ich schleppe mich so durch…arbeite aber ganz normal…...glaube kaum, dass man es mir bei der Arbeit nicht anmerkt…ich bin soweit, dass es mir egal ist…ja, es ist ALLES egal….fast…ich bin mir egal…manchmal mache ich mir einen Spass daraus meinen Galgenhumor im Büro offen auszuleben…sollen die andern denken was sie wollen…es muss einfach raus…ich werde sonst verrückt…bin im Jahr vielleicht 5 Tage krank…ist das gut so….ist das in Ordnung?...ich kann meinen Job nicht aufgeben….es geht nicht….ich kann mich nicht dazu durchringen….noch nicht…ob es letztlich dazu kommen wird…ich weiss es nicht…was bleibt vom Leben: …die Wochenenden..die Urlaubszeiten…nur Ruhe…einfach nur Ruhe…schlafen….mittags 2 oder 3 Stunden..wie schön…nichts fühlen…nichts spüren…nur die angenehme Wärme der Decke…sonst nichts.…die Einsamkeit frisst mich auf…ich lebe mit einer Katze zusammen….ein sehr liebes Tier….mein einziger Begleiter sozusagen…Ihr soll es besser gehen….Sie soll es gut haben…wenigstens sie….doch bringt diese Bindung nicht auch unendliche Schmerzen mit sich…ich kann sie nicht leiden sehen… es zerreisst mir das Herz…kürzlich hatte sie einen Grashalm verschluckt…sie hatte Erstickungsanfälle…es nimmt mich immer so mit, wenn sie leiden muss….sie ist jetzt 10 jahre alt…erste Alterserscheinungen…wann muss sie sterben?…wie muss sie sterben?...wird sie leiden müssen?....wann muss ich sterben?…wird mich die Depression letztlich umbringen?....werde ich anderweitig krank, weil das kein Mensch auf Dauer aushalten kann?..ich habe Angst davor….neuerdings ein neues Symptom…Benommenheits- und Schwindelgefühle..…armes, krankes Hirn…unklarer Sehfehler auf dem linken Auge...ich sehe leicht verzerrt…gerade Linien erscheinen leicht gebogen….EEG beim Neurologen…alles O.K….Durchblutung der Hirnnerven untersucht….alles O.K….beim Augenarzt gewesen….Sehnerv ein wenig auffällig, jedoch beidseitig….unklarer Befund….Termin für Uniklinik bekommen….wie wird es weitergehen in meinem Leben….
« Letzte Änderung: 14 August 2010, 10:10:07 von sensitive_ignored »
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21HEIDI

  • Gast
Re: Mein Leben
« Antwort #1 am: 15 August 2010, 11:22:32 »

Hallo Sensitive!
Herzlich willkommen erstmal von mir.

Dazu könnte ich Dir fast das Gleiche nur von weiblicher Seite her aufzählen!!!
:) Als Baby ungewollt geboren,jahrelang geschlagen und eingesperrt...
:) Mit 15 von 3 Schweinen verge... ,bis ich bewustlos zusammenbrach...
:) Zu früh geheiratet und prompt in die Falle,...
:) Mit 34 der erste Schlaganfall,KOMPLETT gelähmt,konnte nicht mal alleine essen oder sprechen....
:) Es folgten 2 weitere (nur) einseitige Schlaganfälle,...
:) Konnte logischerwiese nicht arbeiten-kein Geld,weil ich bei ihm gemeldet war.Galt vom Gesetz her als Lebensgemeinschaft,also war ER für mich verantwortlich....mitgehangen-mitgefangen also,...
:) Vor 4 Jahren der nächste Schock: Krebs! Mittlerweile 15 Krebsoperationen und die 16. OP steht bevor...
U.S.W...
:) Zig Medikamente,Injektionen und Infusionen,...

Wenn man behindert ist und sich scheiden läßt,bekommt man automatisch kein Erziehungsrecht für die Kinder....
Wie soll man auch für die Kinder kochen,einkaufen,zum Arzt,...u.s.w...,wenn man ja selbst behindert ist?!?

Doch heute habe ich meine eigene Wohnung,bin niemand eine Rechenschaft schuldig und fühle mich super!
Auch meine Tiere sagten immer wieder irgendwann "Tschau",......Sonst darf ich mir kein Tier nehmen!
Auch ich habe heute wieder eine Katze,die ich abgöttisch liebe.
Wenn Katzen einen Grashalm verschlucken,ist es völlig normal,daß sie zeitweise würgen und kotzen.
Das ist NORMAL,das dient zu ihrer Magenreinigung! Mach Dir also deswegen keine Gedanken!

Du fühlst Dich in dieser Welt nicht wohl?
Dann mußt Du sie Dir SO gestalten,daß DU Dich eben wohlfühlst.Egal,was die Anderen dazu sagen oder von Dir denken.
Ist eine harte Prüfung,aber es geht!
Liebe Grüße,
HEIDI :-)  (46J.)
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sensitive_ignored

  • Gast
Re: Mein Leben
« Antwort #2 am: 15 August 2010, 16:56:27 »

Hallo Heidi,

ich hatte schon einiges von Dir gelesen und es ist bewundernswert wie Du deine Schicksalschläge meisterst. So schlimme Dinge habe ich sicher noch nicht erlebt.

Aber jeder von uns hat nunmal sein eigenes Leid. Das habe ich in der Gruppentherapie gelernt. Was für den einen normal ist, ist für den anderen eben schlimm.

Vielleicht bin ich einfach zu sensibel für das Leben und die Welt...nur die Harten kommen in den Garten...schade nur für die anderen....das mit dem Grashalm ist mir schon klar:-)...worauf es mir ankam ist: ich kann das Leiden des Tieres nicht mit ansehen...zudem ist die Katze das Einzige, dem ich mich zugeneigt fühle...und ja: wenn ich es nicht verkrafte, dass ein Tier gehen muss, darf ich mir keins nehmen....und daher kann es auch gut sein, dass ich nach dieser Katze auch keines mehr haben werde....

Ich arbeite daran, mir mein Leben so angenehm einzurichten, wie ich das möchte...dazu gehört auch ein Stück Egoismus...das habe ich gelernt...
wenigstens ein Stück weit....aber aufgrund der Depressionen kann ich mich anscheinend nicht glücklich fühlen...sozusagen "allein aus mir heraus" glücklich sein, es geht nicht...

und das ist (unter anderem) das Tragische an dem Ganzen....

LG
« Letzte Änderung: 15 August 2010, 18:34:54 von sensitive_ignored »
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Ina

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Re: Mein Leben
« Antwort #3 am: 16 August 2010, 07:28:29 »

Hallo Du,

Deine Geschichte klingt hart und traurig, in einigem kann ich mich auch wiederfinden,
gerade was die Schulzeit angeht. Mobbing, Ausgrenzung, Übelkeit und Angst, da über-
haupt noch hinzugehen und die Mitschüler zu sehen, insgesamt einfach nur die Hölle.

Du hast viel geschafft, obwohl es Dir schon lange schlecht geht. Das ist bewunderswert,
gerade für jemanden wie mich, der die Schule abgebrochen hat, keine Lehre gemacht
hat, nicht arbeitet und nicht erwerbsfähig ist. Aber: Es wirkt auf mich, als würdest Du
Dich selbst unter Druck setzen und somit überfordern. Du versuchst alles durchzuziehen,
egal wie schlecht es Dir geht, und zwar allein aus dem Grund, dass Du Versagensängste
hast. Aber ist es wirklich ein Versagen, wenn Du Dich mehr um DICH kümmerst? Wäre
das nicht eigentlich das Beste, was Du tun könntest? Es ist doch klar, dass es auf Dauer
zu Krisen führt oder zum Burn-Out kommt? So kann es nicht weitergehen! Du musst
viel mehr auf Dich selbst achten und man muss nicht immer alle (An-) Forderungen er-
füllen können! Stell Dir vor Du bist Marathonläufer und bricht Dir was. Wirst Du dann
trotzdem laufen und Dich mit Schmerzen quälen? Nein, würdest Du nicht! Du würdest
Dich auskurieren und darauf warten, gesund zu werden! Du würdest auf Deine Gesund-
heit achten! Das tust Du jetzt allerdings nicht - Du machst weiter und weiter, aber ver-
gisst dabei, für Deine Gesundheit zu kämpfen! Man darf psychische Erkrankungen nicht
unterschätzen. Das weißt Du mit Sicherheit - aber gerade deshalb musst Du da einen
anderen Weg gehen! Verstehst Du, was ich meine? Sei Dir selbst wichtig und lerne da-
rauf zu achten, dass Du Dich nicht überforderst, um den Forderungen anderer Menschen
gerecht zu werden. DU BIST WICHTIG! Und dazu gehört auch Dein seelisches Wohlbe-
finden.


Alles Gute und viel Kraft für Dich.

Ina
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Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

21HEIDI

  • Gast
Re: Mein Leben
« Antwort #4 am: 16 August 2010, 13:02:25 »

Hallo Sensitive!

Ist schon klar,was für den Einen "normal" ist,ist für den Anderen aber negativ.
Ich konnte auch nicht gleich so wie heute mit all dem leben,....
Auch ich mußte erst lernen,daß,....

Du schreibst von einer Gruppentherapie.
Das ist ja schon mal ein großer POSITIVER Schritt!!!
Nimm es mal von DIESER Seite,...
Nicht Jeder macht eine Gruppentherapie so wie Du!!! Super!!!

Aber es muß Dir auch ziemlich egal sein,was die Anderen von Dir denken.....DEIN Gedanke zählt!
Wenn Du mein Bild anklckst,kannst Du vielleicht meine Lebensdevise auf meinem Arm lesen.
So lebe ich heute.Bin gerne für die Anderen da,aber wer mir nicht glaubt,wer was auszusetzen hat,u.s.w..., der ist mir egal geworden.
Damit kann ich leben...!
Laß die Anderen reden und denken,was sie wollen...!

Liebe Grüße,
HEIDI :-)
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sensitive_ignored

  • Gast
Re: Mein Leben
« Antwort #5 am: 16 August 2010, 19:57:16 »

@InaDiva

Was Du schreibst ist im Prinzip richtig, jedoch kann ich irgendwie einfach den Schritt nicht gehen "einfach ab sofort krank zu sein". Auch würde das Folgen haben, die ich mir finanziell derzeit nicht leisten kann...in 3 Jahren sieht das evtl. anders aus....sicherlich: ich könnte jetzt mein Auto verkaufen, könnte in eine kleinere Wohnung ziehen usw...usw...das Problem bei der Sache ist: ich habe ja schon einiges versucht: Gruppentherapie 4 Jahre lang, 3 Wochen Klinik....ohne Erfolg...ich bin quasi chronisch depressiv und müsste wohl jahrelang aus dem Arbeitsleben ausscheiden und mich jahrelang nur um mich kümmern....ich bin dazu anscheinend noch nicht bereit, obwohl mein Leid unendlich ist...weiss auch nicht wie es weiter geht...es kann aber auch anders kommen und die Entscheidung wird mir abgenommen...kann nämlich sein, ich werde ggf. auch (noch) physisch krank...eine Untersuchung bzgl. der Sehstörung steht ja noch aus...je nachdem was da rauskommt, wäre das Problem sozusagen gelöst...ich weiss ja, dass die Gesundheit das Wichtigste im Leben ist, aber wenn doch irgendwie gar keine Aussicht auf Besserung besteht...weiss auch nicht, was richtig ist...

@Heidi

also, ich habe da schon einiges dazu gelernt und andere sind mir heute eher egal wie früher...das bringt das älter werden mit sich und ist auch gut so...das allein macht ich aber bei weitem nicht glücklich und heilt mich auch nicht...leider...

LG

« Letzte Änderung: 16 August 2010, 19:59:37 von sensitive_ignored »
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