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Autor Thema: Der Brief, den ich nie schrieb...  (Gelesen 566 mal)

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Tear

  • Gast
Der Brief, den ich nie schrieb...
« am: 11 April 2014, 09:53:24 »

Ich hätte schon viel früher einen Brief schreiben sollen, habe es aber nie getan...Weil ich Angst hatte. Ich weiß nicht wovor, aber sie war da...
Dieser Brief geht an meinen, an Krebs gestorbenen Stiefvater, der alles für mich war.

Lieber Stefan,

ich schreibe die jetzt den Brief, weil ich nie dazu kam, dir meine Gefühle mitzuteilen. Du warst für mich ein Vaterersatz, ich bin mit dir aufgewachsen...Du warst immer für mich da und ich habe die als kleines Kind und auch als älteres Kind geliebt und verehrt...Durch dich habe ich 3 wundervolle Geschwister bekommen, meine leibliche Schwester Abelina mal ausgeschlossen. Lasse und Nele, sie reden immernoch von dir...Sie wollen zu dir, sie wollen dich wieder sehen...Das macht mich fertig. Die kleinste, Mia, hast du ja leider nur einmal gesehen...Aber was erwartest du? Immerhin hast du meine hochschwangere Mutter für eine andere Frau sitzen gelassen...Und das schlimmste: Sie hatte keine Kinder! Du hast uns das Gefühl gegeben, als wären wir Kinder daran Schuld, dass du uns verlassen hast...Ich musste mir den Moment deines Gehens ja leider mit ansehen...Wie meine Mutter dich rausgeschmissen hat. Das ist nicht das erste mal, dass ich sowas mit erlebe, bei meinem Vater war es nicht anders. Aber hier gab es doch einen Unterschied: Du warst mir wirklich wichtig.
Aber es geht ja jetzt nicht um meinen Vater, sondern um das, was ich die mitteilen wollte, aber nie konnte...Ich weiß nicht, ob du das mitgekriegt hast, aber ich war einen Tag bevor du gestorben bist, an deinem Krankenhausbett. Ich wollte dir sagen, dass ich dich einfach liebe und ich dich nie verlieren will. Eigentlich wollte ich dir auch sagen, dass du wirklich scheiße gebaut hast, aber das hätte ich in deinem Zustand nie getan...Ich wünschte, ich hätte es getan. Hätte ich dir alles gesagt, würde es mir jetzt besser gehen... Aber ich trage das jetzt schon 2 Jahre mit mir rum und es wird nicht besser. Ich hätte egoistischer sein müssen...Aber so bin ich nunmal nicht...Was ja auch gut ist. Aber ich bin froh, dass ich mittlerweile über meine Gefühle und Probleme reden kann. Nicht so wie Abelina...Sie kann nicht darüber reden, dabei hat sie es genauso schwer in der Sache, wie ich...Auch wenn wir am Ende mit unterschiedlichen Gefühlen an dich gedacht haben...Ich war in erster Linie einfach nur wütend auf dich. Sie hat dich einfach nur vermisst...Klar, ich auch, aber halt anders...Und das ist immernoch so. Diese Unterschiede...deswegen können wir auch nicht über dich reden, zuhause reden wir weder über dich, noch über deinen Verlust, was wirklich schade ist. Vorallem für Lasse und Nele...
Ich wünschte mir einfach, du wärst noch hier bei uns...Würdest das heranwachsen deiner Kinder mit erleben und könntest auch meinen wundervollen Freund kennen lernen, der mir wirklich sehr hilft, alles zu verarbeiten. Er macht einfach alles viel schöner...
Jetzt bin ich eigentlich auch schon am Ende...
Ich hoffe, du weißt jetzt ein bisschen, was ich dir eigentlich sagen wollte, es aber nie getan habe, das war dumm.

Ich werde dich immer in meinem Herzen behalten, als den tollsten Vater der Welt...'
R.I.P Stefan, wir vermissen dich!
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Adrenalinpur

  • Gast
Re: Der Brief, den ich nie schrieb...
« Antwort #1 am: 11 April 2014, 18:44:46 »

Es ist gut, dass Du das geschrieben hast und er wird deine Gedanken fühlen.
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