Hallo,
@Emmi
grenzüberschreitend, ständig zwischen Tod und Leben, Du weißt - genau wie ich - was das heißt. Mein Ich, ist ein einsames Ich, nur auf sich selbst gestellt und nur sich selbst erlebend. Ich denke mal, bei Dir könnte es ähnlich sein, nur kenne ich dich nicht, um das zu beurteilen.
Dennoch scheinst Du genauso zu wissen, dass das Leben ständig den Tod provoziert. Nur wird das kaum einer verstehen, da Mythos und Logos auf dem ersten Blick zu weit auseinander liegen, sodass es nicht jeder erkennen kann, oder jeder fühlen kann. Ich bezeichne ständigen Optimismus nicht als primitiv oder als falsch, nur hat so mancher von diesen Gestalten Angst davor, in die Abgründe ihrer selbst zu blicken und Angst davor, mal ein richtiger Mensch zu sein, der auch solche Gefühle, wie die des Todes, hegen kann.
Viele dieser Menschen sind Realitätsfern und diese Erkenntnis führt zu einer fragmentierten Wirklichkeit, deren Relativierung den Beweis der Unwirklichkeit zulässt und uns näher an den Tod bringt, wo mancher auch nicht mehr herauskommt und den Freitod als letzte Lösung sieht.
Wenn man keine Lösung für das Leben hat, so sollte man den Tod wählen, heißt ein Vers aus alter Zeit. Bei dem Dasein, unter welchem ich zu leiden habe, scheint das auch einer der Verse zu sein, die noch immer einen hohen Wahrheitsgehalt haben. Ständig erleide ich einen Tritt von links, einen Schlag von rechts und das Messer sitzt atmungserschwerend an meiner Kehle. Dieser ich gebe zu sehr plastisch dargestellte Bezug zu meinem Leben, das ständig erfahrende, das lässt einem die letzte Hoffung rauben - wohlmöglich weißt Du wovon ich rede.
Aber hier soll es nicht um mich gehen. Wenn Du Probleme mit Deiner Mutter hast, wirst Du dich entscheiden müssen: entweder Du gibst alles auf und wählst den Freitod, oder Du brichst alles ab, was mit Deiner Mutter zu tun hat und versuchst wenigstens ein neues Leben. Ich würde zu zweiterem tendieren, denn wenn Du nach Abbruch der Kontakte immer noch unglücklich bist, kannst Du dich ja immer noch umentscheiden.
Aber ehrlich gesagt, verstehe ich Dich nicht ganz. Wenn Du weißt wo Deine Probleme sind, warum änderst Du sie nicht? Es ist doch egal, was das Dorf denkt. Es ist doch egal, was der einzelne über dich denkt. Keiner von denen wird die ganze Wahrheit kennen, keiner von denen wird wissen was heißt, Du zu sein. Ihre Meinungen sind völlig nichtig, es sei denn, Du findest andere Meinungen wichtiger als die Deinige.
Du musst anderen nichts beweisen, nur Dir selbst. Die einzig wahre Revolution ist die im Menschen selbst, dass beste Gemälde ist das eigene Leben. Der Tod ist nach meinem Denken der letzte Pinselstrich auf einem Kunstwerk, ein Kunstwerk, das jeder selbst erschafft.
Der dekadente Pudel hat Recht, wenn er sagt, dass deine Mutter nicht über Deinen Tod entscheiden sollte und Du dich wegen ihrer Unerträglichkeit nicht umbringen solltest. Sie hat schon zuviel bestimmt, so widme ihr nicht auch noch den Tod. Es ist egal wann man stirbt, es ist egal wie man stirbt, die Hauptsache ist: man stirbt rühmlich. Dieser Tod wäre eine Schande. Eine Schande, da es ein weggeworfenes Leben symbolisiert und glaube mir, Du musst nur soviel tragen, wie die auch schaffen kannst.
Ich habe grad nicht viel Zeit, so rate ich Dir nur eines: Erkenne die Lage! Diese Lage ist zwar ernüchternd, aber nicht ausweglos.
Es mag für Dich vielleicht wie blanker Hohn klingen, solche Worte aus meinem Mund zu hören, bin ich doch ähnlich gestrickt. Aber eines Unterscheidet uns: Trotz tiefster Traurigkeit, trotz Melancholie und erlebter Ungerechtigkeit, gebe ich die Hoffnung auf Besserung nicht auf. Ich gebe aber zu, dass ich schon so manches Mal auf der Kippe stand, aber wie ich schon öfter sagte, irgendwas sorgt noch dafür, dass ich weiterlebe weiterleben will.
Gruß
OhneSinnUndTraum
P.S.
@Wohlstandspudel
Das mit dekadent war ein Wortspiel. Nichts für ungut.
P.P.S.
@Emmi
Gefühle lassen einen nicht klar denken. Überschlaf Deine - jetzige - Meinung noch ein paar mal und dann lass es einen wissen, wie Du wirklich zum Leben stehst.