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Krieg mein Leben nicht mehr auf die Reihe

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Xaya(Guest):
ich wollte mich hier anmelden aber ich bekomme keine bestätigungsmail.

momentan bin ich ein wenig verzweifelt. irgendwo hängt es aber ich weiß nicht wo.
anfang des jahres habe ich mich entschlossen nochmal in eine klinik zu gehen. es war hart aber ich konnte sehr gut stabilisiert werden. jetzt bin ich noch nicht mal 12 wochen zuhause und alles geht wieder von vorn los.
ich bin im stationären aufenthalt meine körperlichen beschwerden losgeworden. hab zwei jahre an magen-darm problemen und rheuma gelitten. alles psychosomatisch versteht sich...

würde mal behaupten, dass ich endlich einen zugang zu mir und meinen gefühlen gefunden habe aber jetzt will ich sie nicht mehr haben. ich verzweifel daran.
dieser seelische schmerz in mir ist so unsagbar groß und ich weiß nicht wie ich damit ungehen soll. vorher hat sich alles über meinen körper ausgedrückt und jetzt sitze ich hier und spüre das gesamte ausmaß.
meine suizidgedanken sind stärker als vor der klinik. unerträglich. ich bin wütend, weil die drei monate klinik scheinbar nichts gebracht haben bzw. ich es nicht umsetzen kann und wieder in alte muster falle und in meiner grübelschleife hänge. ich weiß, geduld ist wichtig aber ich bin schon solange in therapie. ich würde gern ein "normales" leben führen aber ich schaff es nicht.

ich möchte mich von allem entfernen...von mir und auch von anderen. zur oft hab ich menschen enttäuscht, weil ich mich aus meinen mustern nicht lösen kann. ich fühle mich so elend.
ich hab sehr nette menschen vergrault, weil ich mir denke "hey, wenn keiner da ist, kann keiner um mich trauern"

könnte alles so toll sein...wenn das leben nicht wäre -.-

grüße
Xaya

Strider:
"Mein Leben ist heute, wo ich diese Zeilen schreibe, unerträglicher als jemals zuvor. Der jugendliche Leichtsinn und die damalige überdeckende leichtigkeit des Seins sind nicht mehr als Schutz vor dem Sturm der Gefühle vorhanden. Es bedeutet erstmal nichts, das man das System der eigenen psychischen Beschädigung erkannt hat. Es bleibt schmerzhafter als jede Wunde an meinem Körper hätte sein können. Der Schmerz ist so unbeschreiblich gross in mir, das ich oft nicht weiss wie er zu bewältigen wäre. Nach Jahren der Psychotherapie und Erkenntniss des ganzen Unheils, bin ich Schutzloser als jemals unter der Hand meines Vaters oder meiner Feinde."


Ich habe das mal am Beginn meines Tagebuches geschrieben. Dein Thread hat mich daran erinnert.
Ich habe keine helfenden Worte, ausser das alles seine Zeit braucht.
Wir sind ziemlich parallel gelaufen wie ich Deinen Worten entnehmen muss. Auch wenn ich keine Lösung parat habe, wollte ich Dir doch kurz aufzeigen, das Du gar nicht alleine unterwegs bist auf Deinem Weg.

Ich habe das ganz ähnlich erfahren wie Du nehme ich an.
Es gab eine Zeit da habe ich alles was in mir bohrte unwissentlich Unterdrückt. Drogen, Alkohol, Frauen, Extremsport.
Immer erster, immer vorne. Wild am Leben!
Und dann habe ich gelernt hinzuhören! -.-

Als mein Thera mich am Anfang wiederholt fragte "was fühle ich", musste ich lernen wie tot ich innerlich wirklich bin und wurde immer wütend. Andere Wege kannte ich nicht, andere Umgangsformen mit mir und dem Schmerz gab es nicht.
Das erkennen der eigenen Nöte ist kein leichter Prozess, aber er steht am Beginn. Am Beginn unseres Weges zu uns.
Das magst Du jetzt noch nicht spüren können, überwältigt von der Erkenntnis Deiner selbst, aber doch ist es der einzige Weg hinter die Mauern unseres Ichs.
Dort angekommen werden wir uns anderen Fragen stellen. Welche das sind kann ich noch nicht sehn, aber doch fühle ich das Sie wichtiger sind, als das verbleiben im Schmerz!

Ich wünsche Dir Kraft und Mut, den Anfang als Beginn wahrnehmen zu können, und nicht als das Ende Deines Weges!

glg, Streicher

Xaya:
danke streicher

Sintram:
Hallo Xaya,

ein "normales" Leben? Was bedeutet das schon?
Es gibt so viele nichtdepressive Menschen, die frustriert sind, verzweifelt, verbittert, verhärmt, verhärtet, erstarrt, desolat und resigniert. Unzählige davon.
Die Depression kann auch der Weg zu sich selbst sein, wie Streicher es geschildert hat, zumindest aber eine Chance, aus dem Korsett seiner Leblosigkeit zu entkommen.
Vielleicht liegt die Heilung sogar im Ausweg aus dem "Normalen". Vielleicht hat Dich genau das krank gemacht.

Jedenfalls ist es keine Böswilligkeit, Menschen zu verkraulen, um sie vor Enttäuschung zu schützen, sondern Ausdruck von Unsicherheit, Angst und Selbstzweifel.

Es ist auch nichts Dramatisches, nach einem ersten Klinikaufenthalt wieder zurückzufallen ins Vorherige, eher die Regel. Aber im Gegensatz zu vorher ist Dir jetzt bewusst, wo und warum es hapert, und das ist viel mehr, als man anfänglich glaubt.
Lass Dich davon nicht entmutigen. So ein "Rückfall" ist sehr bitter, aber letztlich nur der deutliche Hinweis daruf, dass eben Verschiedenes anders werden muss, im Selbstverhalten, der eigenen Wertschätzung, im Umgang mit Mitmenschen und möglicherweise in puncto Lebenssituation, dass es eben viel zu tun gibt.

So von Heute auf Morgen im Hauruckverfahren von einem viertel Jahr Klinik geht das nie.
Dass Du jetzt mehr Freitodgedanken hast als zuvor, ist auch nicht weiter besorgniserregend.
Dein Leidensdruck hat sich erhöht, weil Deine Verdrängungsmechanismen nicht mehr funktionieren wie zuvor und Du Dir Deiner Depression bewusster geworden bist, ihrer Dimension und Ausprägung.
Das tut verflucht weh, gehört aber zum steinigen Weg Richtung Selbstakzeptanz, also zur Besserung.

Mach Deine Therapien weiter, nach der ersten "Aufhellung" geht´s oft wieder mächtig runter ins Dunkle, aber von dort zurück ins Helle, Schritt für Schritt und bisweilen furchtbar langsam, dafür aber gründlich und anhaltend.

Es ist alles im grünen Bereich. Um die Depression zu besiegen, musst Du sie erst mal orten können, und das kannst Du nur, wenn Du sie spürst.

Keine Angst, das wird schon.

LG
Sintram

Xaya:
es war mein dritter klinikaufenthalt. ich bin jetzt seit fast 3 jahren in psychotherapeutischer behandlung.
ich hab mich vor 5 monaten von meiner familie, den tätern, komplett gelöst. seitdem fühlt sich alles so leer an. ich hab die kinder von meinem bruder im stich gelassen. mich quält diese schuld.
in mir qietscht alles, wenn ich meiner therapeutin davon berichten muss. ich schäme mich dafür, dass ich nichts auf die reihe bekomme.

ich hab soviele dinge im kopf aber mir fehlt es an worten.

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