Hallo,
ich bin zur Zeit sehr verzweifelt und möchte hier einfach mal aufschreiben, was mich beschäftigt.
Kurz zu mir: Ich bin 28, weiblich, lebe in einer Großstadt, wohne in einer Wohnung mit meinem Freund, habe bereits einen Bachelor und studiere jetzt im Master (von beiden Studiengängen war ich nicht überzeugt) und frage mich, was ich denn mit meinem Leben anfangen soll. Seit einem Jahr mache ich eine Therapie wegen Depressionen (1 mal die Woche für 50 Minuten).
Depressiv war ich - wie ich das jetzt rückblickend beurteilen kann - wahrscheinlich schon als Kind. Meine Eltern haben sich oft gestritten und mit 13 Jahren habe ich erfahren, dass ein Elternteil schwer drogenabhängig ist (was ich dann natürlich auch mitgekriegt habe). Später folgte die Scheidung und eine lebensbedrohliche Erkrankung von dem anderen Elternteil (noch während meiner Schulzeit, Abitur), sodass ich mich alleine kümmern musste und auch weiterhin zur Schule gegangen bin. Dort habe ich mir natürlich nichts anmerken lassen.
Ich habe es also perfektioniert, mir eine Fassade aufzubauen, die ich bis heute habe. Allerdings wird es immer schwerer.
Ich habe schon vor einigen Jahren gemerkt, dass mit mir etwas nicht stimmt. Ich ziehe mich zurück, bin über Wochen und Monate traurig, werde immer ängstlicher, kann kaum essen... Den notwendigen Schritt zur Therapie habe ich dann aber leider erst vor einem Jahr gewagt.
Nun merke ich aber, dass alles immer schlimmer wird. Ich komme nicht aus dem Bett, habe an nichts Freude, glaube 0 an mich selbst, sehe keinen Sinn mehr, fühle mich nutzlos und dumm. Dazu kommt, dass ich total schusselig geworden bin und die einfachsten Dinge vergesse. Eigentlich kein Wunder, wenn der Kopf sonst ständig mit Grübeln beschäftigt ist... Aber das macht mir große Angst. Ich war früher offen und kontaktfreudig. Jetzt bin ich in Gesprächen aufgeregt, verhaspel mich, vergesse Wörter. Das ist so unangenehm...
Dazu kommt, dass ich inzwischen ständig krank bin. Erkältungen, Mandelentzündung, aber es wurden auch schon zwei kleinere Tumore gefunden, die allerdings entfernt werden konnten, bevor sie wirklich bösartig wurden. Mein Körper macht einfach nicht mehr mit. Mir fehlt die Kraft, der Antrieb. Dazu nehme ich auch sehr schnell ab, was mich ebenfalls belastet, da ich sowieso sehr schlank bin. Das wird dann zu einem Teufelskreis. Ich sehe im Moment einfach kein Licht am Ende des Tunnels. Es ist alles nur schwarz.
Vor meinem Partner reiße ich mich zusammen, was natürlich auch Kraft kostet. Die wenigen Treffen mit Freunden rauben ebenfalls Energie. Und früher hatte ich Freude dabei. Heute zermürben mich die Angst und Selbstzweifel.
Manchmal frage ich mich dann, ob ich einfach nur faul bin und lieber auf der Couch liege. Aber oft kann ich einfach nichts anderes machen. Manchmal gehe ich um den Block. Das hilft nur kurz. Zum Sport zwinge ich mich 1x in der Woche. Ich koche liebend gerne, aber auch das macht nur noch sehr selten Spaß.
Mein Studium beende ich, weil es nicht mehr lange dauert. Das ist so ziemlich die einzige "Motivation". Ich kann wahrscheinlich nicht einmal etwas Sinnvolles damit anfangen (es ist ein geisteswissenschaftlicher Studiengang). Ich habe keine Pläne, Ziele. Alles plätschert nur so vor sich hin. Ich frage mich, was mein Partner an mir findet. Im jetzigen Zustand wären wir wohl nie ein Paar geworden.
Dann sehe ich andere in meinem Alter (oder jünger), die schon so viel mehr erreicht haben (oder einfach Ziele haben) ... und fühle mich noch schlechter.
Ich will, dass dieses ständige Grübeln aufhört. Ich will wieder unbeschwert lachen können. Ich will etwas machen, ohne dabei vorher erst alles von A bis Z zu durchdenken und zu überlegen, was alles schiefgehen könnte. Ich will wieder Freude an etwas haben, mich auf irgendwas freuen können. Ich will wieder normal mit Menschen reden können. Ich will wieder glücklich sein. :(