Ich bin mir sehr unsicher, ob mein posting überhaupt hierher passt, aber zur Not kann man es ja verschieben.
Angeregt durch diesen Thread, hauptsächlich aber durch ein Madonnenbild, das ich heute morgen betrachtete, flogen mir meine Gedanken davon - und ich ließ sie fliegen, bis mir der Irrsinn mal wieder bewußt wurde, in dem traurigen Gesicht der Vladimir-Madonna.
Es scheint so, als wäre es nicht nur eine Welt, in der wir leben - es sind viele. Das fängt an mit Vergangenheit und Gegenwart, geht weiter mit der Geographie. Jetzt jammern wir hier, wenn wir uns einen Fingernagel abbrechen. Vor ein paar hundert Jahren hielten Menschen der Folter stand, Quälereien, die sich andere "Menschen" ausgedacht und ihnen angetan hatten. Und in den meisten Gegenden der Welt ist es noch heute so.
Der Verlust eines Kindes, sei es auch vor der Geburt, ist ein schreckliches Unglück. Das Leben der Eltern wird nie mehr dasselbe sein. Die Trauer ist absolut und unendlich.
In anderen Zeiten, in anderen Gegenden der Welt ist es unvermeidbar. Man schickt sich drein. Man lebt damit - und nimmt das nächste Kind in Angriff, weil sie die einzige verlässliche Altersvorsorge sind.
In manchen Gegenden Indiens werden noch heute weibliche Embryonen abgetrieben, weil die Verheiratung der Mädchen so teuer ist, dass sie die Eltern in den Ruin treiben würden.
Hier haben die Kinder manchmal regelrechten Freizeitstreß, von ehrgeizigen Eltern zu allen möglichen Aktivitäten getrieben, bis das eigentliche Kindsein auf der Strecke bleibt.
In Brasilien werden sie gekauft und als Sklaven mißbraucht, sie arbeiten von morgens bis abends und essen, was die Familie übrig läßt.
Ach ja, das Essen.
Hierzulande sind die besorgten Eltern vollauf damit beschäftigt, dass die Kleinen auch mal was gesundes essen und nicht, von Werbung und Herdentrieb überfordert, schon in jungen Jahren fett werden.
Und dann die Bilder der Kinder, die Hunger leiden. Der winzigen Babys, oft doppelt so alt wie man bei Betrachtung des Körperbaus annehmen möchte; dünne Ärmchen und Beinchen, ausgemergelte Körper. Die kleinen, alten Gesichter, die riesigen, undendlich traurigen Augen, deren Anblick einem die Tränen in die Augen treibt, denn in diesen Augen ist die Gewißheit des nahen Todes.
Afrikanische Kindersoldaten, kleine Monster, traumatisierte kleine Psychopathen - und doch völlig unschuldig!
Eltern, die aus purer Not ihre Kinder an irgendwelche verabscheuungswürdige Seelenmörder verkaufen, die sie dann sexuell mißbrauchen und ihnen das letzte bisschen Kindheit stehlen.
Und andererseits Eltern, die in unserem Land ihre Babys verhungern lassen oder zu Tode mißhandeln.
Kinder, die dem Wahn des Geldes nicht folgen können, und deshalb von der gr0ßen Menge ausgestoßen werden. Gemobbt, bis sie wirklich krank werden davon, ohne eine Spur von Mitgefühl oder Verantwortungsbewußtsein.
Kriegswaisen, wie mein Vater, der als kleiner Junge tagelang in einem Luftschutzkeller verschüttet und eingeschlossen war. Das andere Kind starb im Bauch seiner Mutter, und, in der Folge, auch sie...
Hab ich viele vergessen? Die meisten, wahrscheinlich.
Die Zahl der Unterschiede geht ins Unendliche, ebenso das Leid der Kinder.
Und das Schlimmste: Jeder weiß es. Jeder weiß, dass wir kein Recht haben, alles so zu lassen, wie es ist. Und trotzdem können wir es nicht ändern. Unsere Machtlosigkeit ist schon fast lächerlich. Ja, natürlich spenden wir, wenn wir ein paar Euro übrig haben. Und irgendwelche Organisationen erzählen uns, dass wir es nicht umsonst tun. Unsere Tropfen auf den heißen Stein ernähren und bilden angeblich irgendwo ein Kind aus... EIN Kind.
Es ist schlicht und ergreifend zum kotzen.
LG
Persephone