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Autor Thema: Lebensqualität  (Gelesen 2669 mal)

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Ina

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Lebensqualität
« am: 10 Januar 2017, 04:37:27 »

Hallo Ihr Lieben,

vor ein paar Tagen fiel hier im Forum der Begriff Lebensqualität. Mir geht das Thema nicht so ganz aus dem Kopf, daher wollte ich einfach mal fragen, was Ihr darunter versteht.

Was bedeutet "gute Lebensqualität" für Euch?
Wie schätzt Ihr Eure eigene Lebensqualität ein?
Woran macht Ihr das fest?
Wodurch wird sie eingeschränkt?
Was unternehmt Ihr / habt Ihr unternommen / könntet Ihr unternehmen, um sie zu verbessern?

Ich würde mich über Eure Gedanken zu dem Thema freuen – einfach aus Interesse! :)


Liebe Grüße

Ina
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Love is God's favorite daughter. (David Crosby)

Siny

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Re: Lebensqualität
« Antwort #1 am: 10 Januar 2017, 08:41:13 »

Huhu,

für mich bedeutet Lebensqualität, dass mich weder äußere noch inner Umstände daran hindern mein Leben so zu führen wie ich das gerne hätte. Wenn ich zum Beispiel pleite bin fühle ich mich eingeschränkt, weil ich zum Beispiel eine Verabredung in einer Kneipe nicht wahrnehmen kann. Wenn ich den Hintern nicht hochbekomme oder einfach nur "down" bin ebenso.
Aber auch meine momentane Wohnsituation schränkt mich nach wie vor ein. So kann ich beispielsweise zum Schlafen gehen nicht den Raum wechseln um mich zurückzuziehen wie ich das gerne würde.
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Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will.

(Jean-Jacques Rousseau)

hope

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Re: Lebensqualität
« Antwort #2 am: 10 Januar 2017, 16:37:03 »

Moin,

für mich besteht Lebensqualität aus 3 Bestandteilen:

1. Finanzieller Sicherheit. Damit meine ich nicht viel Geld zu haben. Sondern so viel Geld zu haben, wie man braucht, um sein Leben so führen zu können, wie man es möchte. Ich meine nicht den Karibikurlaub, sondern wenn der Tank leer ist nicht überlegen zu müssen, ob man voll tankt, oder doch besser nur für 20€. Denn Miete, Strom, Wasser....müssen ja auch noch bezahlt werden.

2. Körperliches Wohlbefinden

und

3. Seelisches Wohlbefinden. Lachen können, Spass haben alleine und auch mit anderen, Freude empfinden an den schönen Dingen, wie der Natur, dem Meer und auch dem Wetter. (Diese Liste ist individuell beliebig erweiterbar)

Nur wenn diese 3 Bestandteile erfüllt sind ist für mich die Lebensqualität hoch.
Im Moment ist sie leider zeitweise durch meine Depressionen eingeschränkt. Dies ist aber ein Zustand, den ich so nicht hinnehmen werde, oder zumindest lernen will damit umzugehen und zu leben. Und dafür habe ich letztes Jahr den Grundstein gelegt mit vielen Arztbesuchen und vielleicht ja auch als Mitglied in diesem Forum.

@ Liebe Ina, ich danke Dir für diese Frage, denn dadurch habe ich mich damit auseinandersetzen wollen und mir ist einiges klarer geworden.

LG
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hardworking fool

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Re: Lebensqualität
« Antwort #3 am: 10 Januar 2017, 17:07:51 »

Vor einiger Zeit habe ich ein interessantes Gespräch zwischen zwei Nachbarn "belauscht," was eventuell zum Thema Lebensqualität passt.

Nachbar 1 wohnt schon seit Jahrzehnten in der Straße. Nachbar 2 war gerade erst eingezogen und die beiden waren gerade dabei sich gegenseitig vorzustellen.

Nr.2.: Ich muss sie allerdings warnen. Ich sehe extrem schlecht und mein Mann ist völlig blind. Wenn wir ihnen also auf der Straße begegnen und nicht grüßen, dann ist das keine böse Absicht, dann haben wir sie einfach nicht gesehen.

Nr.1.: Sie müssen bitte lauter sprechen. Ich höre extrem schlecht.

Als die beiden sich verabschiedeten hörte ich wie sie nahezu gleichzeitig sagten:
Nr.1.: Nicht Sehen! Das ist ja furchtbar! Die arme Frau!
Nr.2: Nicht Hören! Das ist ja furchtbar! Die arme Frau! 

Nur so als Denkanstoß.
LG Fool
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AlterEgo

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Re: Lebensqualität
« Antwort #4 am: 10 Januar 2017, 22:21:33 »

Ich beschäftige mich öfter mal mit dem Konzept der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und deren Messung in klinischen Studien. Mir mir persönlich hat das aber nichts zu tun. Obwohl die Bereiche die abgefragt werden (physisches Befinden, Teilnahme an täglichen Aktivitäten, Soziales, emotionales Befinden, Sport und Freizeit,...) schon auch das abbilden, was für mich zur Lebensqualität gehört. Dabei ist das physische Befinden bei mir gut (bis auf Allergien und Übergewicht).

Aber: Wie schätze ich meine Lebensqualität insgesamt ein? Eher schlecht. Betroffen ist das emotionale Befinden, soziale Isolation,...

Warum ist meine Einschätzung konkret so? Weil mir wesentliche Dinge im Leben fehlen, die ich nicht ignorieren kann und die sich jeder für ein erfülltes Leben wünscht. Neben Liebe und Kindern, was schon sehr grundsätzlich ist, betrifft es alltägliche Dinge:
-Ich bin fast immer allein und muss alles alleine entscheiden. Gerade in Situation wie jetzt bei einem Umzug fällt das auf. Zusammen würde es vielleicht Spaß machen, zu Ikea zu fahren, Gardinen zu kaufen, etwas Neues zu gestalten. Alleine überfordert mich und macht mich traurig.
-Auch sonst im Alltag. Ich möchte nicht immer alleine essen. Ich würde gerne jemand zum Bekochen haben
-Ich möchte mal in den Arm genommen werden.
-Mir fehlen gute Gespräche und Verständnis.
-Ich habe keinen Sex.
-Ich habe eine Essstörung, d. h. dass es für mich auch alleine schwer ist, aus Essen etwas Positives zu ziehen.
-Ich fahre nicht Auto und habe viel Angst und fühle mich dadurch von mir selbst behindert.
-Ich glaube nicht an Gott und fühle mich von Menschen, die im Glauben Trost finden, entfremdet.
….
Zusammenfassend haben die Dinge gemeinsam, dass es sich entweder um unerfüllte menschliche Grundbedürfnisse handelt oder dass es Eigenschaften/Umstände sind, die mich davon abhalten „normal“ zu funktionieren. Was dann als Konsequenz wieder Freundschaften und Liebe im Weg steht.

Aber: Mein Leben lässt sich ja irgendwie aushalten, schon mehrere Jahrzehnte. Weil es auch Dinge gibt, die für eine gute Lebensqualität wichtig sind, die ich habe:
--Ich habe wunderbare Eltern und Schwestern. Im schlimmsten Fall gibt es für mich eine Anlaufstelle und ich kann immer anrufen.Ich habe einen Job, der meistens OK ist, ich erfahre viel Anerkennung und Wertschätzung von meinen Kollegen
-Ich habe genug Geld, um unabhängig zu sein und mir auch einen Umzug und eine teurere Wohnung leisten zu können
-Ich kann mir VHS- und Tanzkurse leisten, die für mich ein großer Gewinn sind
-Wenn ich will, kann ich mir etwas zum Anziehen oder schönes Papier kaufen und mir selbst ein Geschenk machen
-Ich habe eine Badewanne
-Meine Neffen und Nichten erfüllen mich mit Stolz und Herzenswärme
-Es tut mir gut, wenn ich an einem schönen Wochenende einen Ausflug mache. Das schaffe ich selten, aber es erhöht die Lebensqualität
...
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"Neue Sachlichkeit" ist keine Stilrichtung, sondern eine Lebenseinstellung- jeden Morgen wieder.

LostSoul

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Re: Lebensqualität
« Antwort #5 am: 12 Januar 2017, 21:53:29 »

Lebensqualität bedeutet für mich, dass ich mein Leben so gestalten kann, wie ich es möchte und nicht Dinge gegen meinen Willen tun muss. Gesundheit spielt für mich auch eine große Rolle, man kann das Leben einfach mehr genießen, wenn man gesund ist. Aber alles in allem muss es eben einfach passen, ich brauche zum Beispiel nicht übermäßig viel Geld, um glücklich zu sein, aber ich möchte auch nicht jeden Tag hungern müssen. Was das finanzielle angeht, reicht ein gutes Mittelmaß. Außerdem brauche ich einen Menschen in meinem Leben, der an meiner Seite bleibt und mich liebt, wäre ich jetzt allein und Single, dann würde ich mein Leben sicher nicht mehr als so qualitativ hochwertig ansehen. Klar, man gewöhnt sich an alles, aber für mich ist eine gut funktionierende Beziehung wichtig für ein glückliches Leben. Man könnte jetzt noch soviel schreiben, aber ich denke, der Schlüssel für ein glückliches Leben mit guter Lebensqualität ist einfach, dass man sein Leben lebt ohne sich über alles und jeden Gedanken zu machen, sondern dass man einfach im Hier und Jetzt lebt und jeden Tag genießt, als sei es der letzte.
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hardworking fool

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Re: Lebensqualität
« Antwort #6 am: 12 Januar 2017, 21:57:03 »

@LostSoul: Da hast du den Nagel auf den Kopf getroffen! Die Freiheit sein Leben nach eigenem Gusto zu gestalten erscheint mir ebenfalls extrem wichtig.
Allerdings bin ich der Meinung, dass man auch als Single durchaus eine hohe Lebensqualität haben kann.
Definition von Single: Eine Frau der zum Glück der Mann fehlt
- Bitte die Satzzeichen je nach Lust und Laune zu ergänzen!

LG Fool
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LostSoul

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Re: Lebensqualität
« Antwort #7 am: 12 Januar 2017, 22:01:54 »

Deswegen schrieb ich ja, dass man sich sicher dran gewöhnt, aber ich war schon immer ein Beziehungsmensch, der schwer alleine sein kann. Vielleicht würde ich anders darüber denken, wenn ich hier Freunde hätte, mit denen ich mich auch mal auf einen Kaffee treffen kann, aber wenn man immer nur allein ist, dann ist man froh einen Partner an seiner Seite zu haben.

LG LostSoul
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nubis

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Re: Lebensqualität
« Antwort #8 am: 13 Januar 2017, 09:15:22 »

Was bedeutet "gute Lebensqualität" für Euch?
Wie schätzt Ihr Eure eigene Lebensqualität ein?
Woran macht Ihr das fest?
Wodurch wird sie eingeschränkt?
Was unternehmt Ihr / habt Ihr unternommen / könntet Ihr unternehmen, um sie zu verbessern?

Ich würde auch sagen, meine Lebensqualität wird bestimmt durch finanzielle, gesundheitliche und gesellschaftliche Aspekte - wie sich etwas auswirkt, hängt aber vom Umgang mit den Umständen ab.

Ich würde meine eigene Lebensqualität zum Beispiel als mittel einschätzen.

Positiv wirkt sich für mich aus, dass ich ein paar wirklich gute Freunde/dinnen habe, mit denen ich über alles reden kann und die mir auch ihr Vertrauen schenken.
Dass ich einen lieben Partner habe, natürlich :-)
Aber auch, dass ich eine Arbeit habe, die mir leidlich Spaß macht, mich aber vor allen Dingen finanziell absichert und meinen Tagen Struktur und Routine gibt.

Eingeschränkt wird meine Lebensqualität sicher durch meinen Gesundheitszustand - wobei sich da aber sehr deutlich zeigt, wie unterschiedlich einzelne Aspekte wahrgenommen werden:
Ich habe eine 'an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit' sowie seit meiner Kindheit Tinnitus (aus der Schwerhörigkeit resultierend).
Beides habe ich nie als Beeinträchtigung empfunden und würde auch nicht sagen, dass es meine Lebensqualität einschränkt.
Dagegen habe ich seit einem Unfall - und verstärkt in den letzten Jahren wieder - Probleme mit einem Knie.
DAS schränkt mich in erheblichem Maße ein und ich fühle mich dadurch (wortwörtlich) behindert!

Ob meine psychischen Probleme meine Lebensqualität einschränken, hängt von der Tagesform ab ;-)
Ich bin sehr Stressanfällig und kann meine Arbeit aus dem Grund auch nur bedingt lieben^^ - zu Zeiten von Panikattacken und Schlaflosigkeit fühle ich mich sehr stark eingeschränkt - es gibt aber auch Phasen, da habe ich kaum Probleme damit.

Was man unternehmen kann um die Situation zu verbessern? ...nun - ich würde sagen, ich habe schon einiges erreicht - und manches kann man nicht ändern - da arbeite ich an der Akzeptanz.
Versuche, mit dem zufrieden zu sein was geht und dem, was ich habe.


LG
nubis
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Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Alana

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Re: Lebensqualität
« Antwort #9 am: 13 Januar 2017, 09:42:27 »

Es juckt mir schon seit Eröffnung des Threads in den Fingern zu antworten, aber ich habe mich nicht wirklich getraut. Dennoch gebe ich jetzt auch mal meinen Senf dazu.

Natürlich gehört zur Lebensqualität Geld, ein Dach über dem Kopf etc. Ich wertschätze demütig die Unterstützung meiner Eltern und dass ich nicht nur einmal dem Tod von der Schippe gehüpft bin etc.

Wenn man körperlich eingeschränkt ist, ist das eine enorme Einschränkung der Lebensqualität: mein bester Freund war blind. Er wurde seit Feststellung dieser Tatsache abgelehnt, was ihn letztendlich den Freitod wählen ließ. Er hatte niemanden und wurde oft in der Welt der "Sehenden" degradiert. Dieses Unverständnis bzw. die fehlende Akzeptanz kann somit auch deutlich die Lebensqualität schmälern.

Ich für meinen Teil falle niemals tiefer als in die Arme meiner Familie, aber emotional und psychisch stehe ich mir oft selbst im Weg; somit schränke ich selbst meine Lebensqualität ein.
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