Nur Ruhe - Selbsthilfeportal über Depressionen und Selbstmord

Erweiterte Suche  
Seiten: [1] 2 3

Autor Thema: Gedanken  (Gelesen 4176 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Charlotte

  • Gast
Gedanken
« am: 04 August 2011, 22:21:58 »

Nachdem man ja in Tränenleers Thema nicht mehr antworten kann, möchte ich meine Gedanken hier ein wenig niederschreiben.

Foren sind vom Grundgedanken her eine tolle Sache. Man findet zu jedem Thema Gleichgesinnte, kann sich über Entfernungen hinweg austauschen, Kontakte knüpfen und so wie ich den besten Freund finden.

Doch sie bergen ein großes Problem. Das geschriebene Wort steht da nun. Jeder kann das rauslesen, was er möchte.
Da gibt es kein sofort Feedback vom Gesprächgegenüber, es fehlen Mimik und Gestik, die vieles in einem anderen Licht erscheinen lassen.

In einem Forum wie diesem, ist das besonders problematisch.
Treffen sich hier doch Menschen, die aus den verschiedensten Gründen einen Teil ihrer persönlichsten Gefühle und Gedanken an andere Forumsmitglieder weitergeben, ohne dies wirklich zu kennen.
So gut, wie diese Anonymität ist, so gefährlich ist sie aber in diesem Fall auch.
Fast jeder hier ist besonders empfindsam, wurde häufig enttäuscht, schwebt in einem ständigen Wechselbad der unterschiedlichsten Gefühle.

Ist es schon in anderen Foren schwer, zwischen den Zeilen zu lesen, nicht fehl zu interpretieren, so erlebe ich es hier um ein vieles komplizierter. Hier wird nicht über Hundekrankheiten geredet, sondern über die menschliche Psyche.

Verständnis steht hier an erster Stelle.
Das Bedürfnis nach Harmonie erscheint mir besonders groß zu sein.
Doch auch kritische Meinungen sind durchaus produktiv.

Wie sagte mir mein bester Freund kürzlich: " Depressive brauchen nicht nur Verständnis, sondern im richtigen Moment einen Tritt in den Hintern".
Das der auch manchmal weh tut, das ist klar.

Ich glaube, dass hier sehr viele junge Menschen in diesem Forum sind. Denen stehen dann ältere mit mehr Lebenserfahrung gegenüber.
Seht es doch mal positiv, man kann auch von Kritik sehr viel profitieren.
Und daran müssen hier noch viele arbeiten, an der Kritikfähigkeit.

 Ich weiß, das klingt jetzt ganz schön arrogant. Ist aber so nicht gemeint.
Ich denke halt, um in unserer Gesellschaft bestehen zu können, ist das besonders wichtig. Und hier habt ihr eine Plattform, die ihr als Übungsfeld nutzen könnt.

Das ist dann auch ein Schritt zur Therapie.

LG an alle


Gespeichert

Andy

  • Gast
Re:Gedanken
« Antwort #1 am: 05 August 2011, 01:55:14 »

wow!

jetzt wollte ich mich gerade hier abmelden, und dann lese ich diesen beitrag!

ich halte dies für einen der wertvollsten und inhaltreichsten beiträge, den ich in den letzten monaten hier lesen durfte!!!

ich würde diesen thread, so wie er hier steht sofort unterschreiben!!!

danke dafür...

andy

Gespeichert

manu4001

  • Gast
Re:Gedanken
« Antwort #2 am: 05 August 2011, 10:33:23 »

Wer einige Probleme hat und einige verwandte Freunde usw. Ver. sterben sind
Und man soll das auf die leichte Schulter nehmen dar lach ich so was finde ich total egoistisch wenn du mit dein Leben so wie es jetzt ist dann kannst du dich freuen hir sind anderer die sich hier Hilfe suchen wollen und keine blöden Kommentare hier lesen von solchen halbstarken komicker……
Gespeichert

Sintram

  • Gast
Re:Gedanken
« Antwort #3 am: 05 August 2011, 11:28:58 »

Hallo Leute!

Wir können jetzt noch ein paar Seiten weiter diskutieren über die begrenzten Möglichkeiten der virtuellen Kommunikation an sich und in Depressionsforen insbesondere, ich kann mich erinnern, dass ich vor einigen Monaten mal einen ähnlichen Versuch gestartet habe, ohne dass der Austausch zu einem konkreten Ergebnis geführt hätte bis auf das eine, dass es nun mal ist wie es ist.

Ein Klotz zwischen die Beine bleibt trotzdem einer und ist kein Tritt in den Hintern.
Abgesehen davon, dass ich als chronisch Depressiver im Laufe der Jahrzehnte lernen hab müssen, aus Gründen purer Selbsterhaltung auf einen Tritt in den Hintern mit einem Schlag ins Gesicht zu antworten, weil diese Methode angewandter Radikaltherapie mich ein paar mal fast umgebracht hätte, bis ich endlich erkannte, mich völlig zu rechtens meiner Haut erwehren zu dürfen ...

ist es natürlich keine böswillige Absicht, jemanden auf die Gefahren und Risiken des Scheiterns und der Überforderung aufmerksam zu machen, wenn man das Gefühl hat, dass dieser dabei ist, sich zu übernehmen und zu überschätzen.
Wenn dieser freilich zu erkennen gibt, dass für ihn und seine momentane psychische Verfassung das Risiko eines mögliches Scheiterns geringer und erträglicher ist, als die nagende Ungewissheit darüber, es gar nicht erst versucht zu haben,
lass ich es auch mal wieder gut sein und ihm seinen erklärten Willen.

Es besteht ja immerhin die Möglichkeit, dass er in seiner neuen Aufgabe aufblüht, oder zumindest im Ausloten seiner Belastbarkeit ein neues Selbstbewusstsein entwickeln kann, zu innerer Stabilität findet und seine chronischen Selbstzweifel schrittweise durch kleine Erfolgserlebnisse ebenso wie durch Frustbewältigung überwinden kann.
Dass kurzum sein Aufgabenbereich und Tätigkeitsfeld zu einer Therapie wird für ihn und ihm im Leben entscheidend weiterhilft.
Möglicherweise sogar sein Berufswunsch zur Lebensaufgabe.

Das kann erfahrungsgemäß niemand im Voraus sagen, ob nun „Professioneller“ oder Laie.

Es geht eben immer darum, wie ich meine Besorgnis über einen Mitmenschen rüberbringe, ich kann ihm sagen, hör mal, das ist einknallharter Job, Mann, überleg es dir gut und wundere dich nicht, wenn du es nicht packst, das ist ganz sicher keine Blamage und keine Schande, prüfe dich gewissenhaft ob du wirklich schon so weit bist oder nicht besser noch ein wenig warten sollst, vor allem aber tu was du für das Richtige hältst...

oder ich kann ihm – durchaus ungewollt und mit besten Absichten- Selbstüberschätzung suggerieren und die Unfähigkeit, seine Unfähigkeit zu erkennen, was eine subtile Form von Bevormundung in sich birgt und sich mit dem deckt, was ein unsicherer Mensch ohnehin ständig und überall zu spüren bekommt, eine Art unterschwelliger Entmündigung, die seinem Selbstwertgefühl sicher nicht förderlich ist.
Der Rückzug ist die einzig mögliche Option, die ihm bei dieser Form von Bedrängnis, denn als solche erlebt er sie in dem Augenblick nicht zu Unrecht, noch übrigbleibt.

Und dass diese Warnung durchaus gut gemeint war und aus dem Impuls heraus entstanden, ihn vor unnötigen Verletzungen und Frustrationen zu bewahren, hilft ihm leider auch nicht weiter.

Er hat sich ausdrücklich entschieden, sich dieser Selbstprüfung zu unterziehen auch auf die Gefahr hin, dass er seine verminderte Belastbarkeit dadurch erneut erkennen muss, und diese Freiheit steht ihm nicht nur zu, sondern ist ein wesentlicher Schritt in Richtung Befreiung aus der Marter chronischer Zweifel an sich selbst, denn auch das Ausloten von Grenzen gehört zu diesem Entwicklungsprozess, der unsichere Menschen einen großen Schritt weiter bringen kann in Selbsteinschätzung und Selbsterkenntnis, sprich ihnen Sicherheit über ihre Möglichkeiten gibt, und das ist nicht zu unterschätzen.

Scheitern ist erlaubt und kann einem durchaus weiterhelfen, er hat also nichts zu verlieren, kann bei Bewältigung hingegen enorm gewinnen. Ja sogar das große Los ziehen.

Ich denke, was ich getan habe –nämlich mich beruhigt- sollten auch alle andern Beteiligten tun. Alles andere nützt niemandem etwas und bringt keinen weiter.

Lieben Gruß an alle
Sintram

 
Gespeichert

nubis

  • Global Moderator
  • Senior Member
  • ****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2.904
  • Omnia vincit amor
Re:Gedanken
« Antwort #4 am: 05 August 2011, 12:27:27 »

***Foren sind vom Grundgedanken her eine tolle Sache. Man findet zu jedem Thema Gleichgesinnte, kann sich über Entfernungen hinweg austauschen, Kontakte knüpfen und so wie ich den besten Freund finden.

Doch sie bergen ein großes Problem. Das geschriebene Wort steht da nun. Jeder kann das rauslesen, was er möchte.
Da gibt es kein sofort Feedback vom Gesprächgegenüber, es fehlen Mimik und Gestik, die vieles in einem anderen Licht erscheinen lassen.***


Liebe @Charlotte

Es ist nicht das erste Mal, dass das angesprochen wird und sicher muss man das Schreiben in einem Forum anders werten als ein direktes Gespräch - aber... :

Im Chat ist die Problematik der fehlenden Mimik sicher ein noch größeres Problem, weil es auch ein unmittelbares Zusammenspiel gibt.
Grade hier im Forum frage ich mich aber immer wieder:

***Ist es schon in anderen Foren schwer, zwischen den Zeilen zu lesen, nicht fehl zu interpretieren, so erlebe ich es hier um ein vieles komplizierter***

Wer sagt, dass man immer zwischen den Zeilen lesen muss?
Nicht immer muss alles mögliche hineininterpretiert werden - manchmal ist ein freundliches Wort auch einfach nur ein freundliches Wort - und ein Rat ein Rat.

Tatsächlich sieht man aber doch auch hier, wie unterschiedlich emotional auf ein Thema eingegangen wird - und man kann durchaus den Unterschied herauslesen, ob jemand etwas in ruhigem 'Ton' vermitteln möchte oder einer mittels vieler Fragezeichen, Ausrufezeichen und entsprechender Wortwahl 'anschnauzt'... ?

Immerhin könnte man - im Gegensatz zu einem direkten Gespräch - einen Beitrag den man im Forum posten möchte x-Mal durchlesen - überarbeiten - oder auch einfach mal abwarten, bis man sich beruhigt hat.


Macht man nicht immer - ich auch nicht - und in einer Diskussionsrunde finde ich das auch ok - wenn jemand kommt und Unterstützung braucht - nicht!


Es gibt eben einen Unterschied zwischen Kritik und Runtermachen - und ob man das 'Einstecken können' hier auf diese Weise üben muss?...ich weiß nicht...

Gespeichert
Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Charlotte

  • Gast
Re:Gedanken
« Antwort #5 am: 05 August 2011, 13:33:07 »

Zunächst finde ich es gut, wenn mein Beitrag ein wenig zur Diskussion anregt.

@ Manu
Lieber Manu,ich versuche deine Zeilen zu verstehen. Mir schlägt in den wenigen Sätzen sehr viel Wut entgegen, wobei ich mich frage, womit ich die verdient habe?
Es ist in meinen Augen schon sehr vermessen, wenn Betroffene meinen, dass nur "sie" unter ihrer Erkrankung leiden.
Was ist mit den Angehörigen?
Mein bester Freund für den ich empfinde, als sei er mein kleiner Bruder, hat mich an meine Grenzen gebracht.
Ich habe ihn gehalten, als alle Ärzte, Psychiater etc. ihn nur noch zwangseinweisen wollten.
Er war aber selber noch nicht bereit.
Jeden Tag diese Ängste, ob er noch lebt.
Ihm im Arm zu halten, wenn die Angstzustände ihn zu überwältigen drohten.
Ich wünsche keinem, sich so hilflos zu fühlen, wie ich es in diesem Moment war.
Im Übrigen habe ich noch einen Ganztagesjob als Sozialarbeiterin, einen Mann, vier Kinder und vier Hunde.
Derzeit muss ich erleben, wie mein ältester Sohn um seine Beziehung mit einem psychisch kranken Mädchen kämpft, die schon wegen Suicid-gefahr stationär behandelt wurde und derzeit wieder unter starken Depressionen leidet.

Mich als halbstarken Komiker zu bezeichnen, nehme ich mit Humor.
Ich bin nämlich 50 Jahre alt und schon lange kein Halbstarker mehr.

@all
Das mit dem Interpretieren ist ein sehr menschlicher Zug.
Selbst wenn ich versuche es nicht zu tun, wird von 10 Leuten jeder aus einem Text was anderes herauslesen.

Was Tränenleer betrifft, so denke ich, dass manches einfach versucht wurde zum falschen Zeitpunkt zu diskutieren.

Der junge Mann will ein Praktikum machen.  Nicht mehr und nicht weniger.
Ich schrieb ja auch, dass ich es toll finde, dass er gekämpft hat. Statt sich hinzusetzen und dass Leben zu beweinen, hat er was getan.

Was nach dem Praktikum ist, ob er es überhaupt durchhält???

Wenn ja, dann hätte er sich auch solche Zeilen anhören müssen, wie sie von einigen geschrieben wurden.
Nicht um ihn runter zu ziehen, sondern um ihm einige Gedanken mit auf dem Weg zu geben.
Kritische Gedanken gewiss, aber dafür auch ehrliche.
Und wenn er dann schon wieder kneift und sich diesen Gedanken nicht stellen will, was macht er denn bitte, wenn die Stationsschwester ihn anpflaumt?
Dies dann direkt und hautnah? Nicht nur auf virtueller Basis.

Ich denke, statt hier immer sofort persönliche Angriffe zu wittern, das Gefühl zu haben wieder abgelehnt zu werden, nutzt die Gelegenheit.
Wenn es euch vom Ton her nicht gefällt, dann hinterfragt doch erst mal, wie der Andere es gemeint hat. Diskutiert es aus und schnappt nicht gleich zu wie eine Schildkröte um sich dann wieder in seinem Haus zu verstecken.

Klar ist, dass junge Menschen andere Sichtweisen haben wie ein Mensch mit  40 oder älter.
Aber auch klar ist, dass gerade die älteren betroffenen Forumsteilnehmer wissen, dass diese Gesellschaft nicht aus Wattebäuschchen besteht.
Vielleicht reagieren sie daher auch etwas anders?

Wieder nur mal ein kleiner Denkstoss.

LG




Gespeichert

Sintram

  • Gast
Re:Gedanken
« Antwort #6 am: 05 August 2011, 18:52:26 »

Ich kann ja mal erzählen, was mich dazu bewogen hat, Tränenleer den Rücken zu stärken und ihm Mut zu machen.

Damals war ich einunddreißig und hatte verdammt harte Zeiten hinter mir, wirklich verdammt harte, hätte es seinerzeit schon so was wie ein psychologisches Gutachten gegeben, hätten die wahrscheinlich gesagt, ihr seid wohl wahnsinnig, das hält der niemals nie und nimmer durch.

Um überhaupt eine Ausbildung zum Altenpfleger beginnen zu können, brauchte ich ob meines Alters eine Sondergenehmigung von höchster Instanz, meine Vorstellungsberaterin klärte mich schonungslos ehrlich über die Schattenseiten des Berufs auf, aber ich war willig und entschlossen, mal irgendwas Sinnvolles zu versuchen.
Und ich halte diesen Beruf für ausgesprochen sinnvoll und kann in der Regel gut mit alten Menschen.
Die Genehmigung bekam ich, hätte bei meinen Eltern wohnen können und im Seniorenstift vor Ort anfangen.

Vor meinem Antritt wollte ich mit meinen damaligen Freunden und Chaoten natürlich noch kräftig einen draufmachen, die Freiheit ein letztes Mal in vollen Zügen genießen und es mir so richtig gut gehen lassen.
Als ich nach einigen Tagen halbwegs zu mir kam, fand ich mich irgendwo in Norditalien wieder, nun denn, kommt schon mal vor so was, bedauerlicherweise aber lag mein Arbeitsantritt bereits einen Tag zurück.
Und dessen Einhaltung war unabdingbar, weil die Warteschlange hinter mir keinen Aufschub zuließ.

Bis heute weiß ich nicht, ob die Sache nicht doch einen Versuch wert gewesen wäre (abgesehen davon, dass ich wieder mal ein paar gutmeinende Leute vor den Kopf gestoßen hatte), ich hatte nichts zu verlieren und hätte durchaus gewinnen können.

Heute spielt es freilich keine Rolle mehr, aber damals war ich nicht ganz im Reinen mit meiner...nun...Entscheidung.

Wollt ich nur mal loswerden
Sintram



Gespeichert

Andy

  • Gast
Re:Gedanken
« Antwort #7 am: 06 August 2011, 02:17:37 »

irgendwann wird sich sicher auch mir die verbindung zwischen dieser geschichte und tränenleer's situation erschließen...

oder sollte es an dem sein, dass hier eine selbstversaute chance ! mit einer (ich sage es mal vorsichtig:) evtl. überforderung gleichgesetzt wird ???

aber es liegt sicher an mir!

andy
Gespeichert

Sintram

  • Gast
Re:Gedanken
« Antwort #8 am: 06 August 2011, 08:09:22 »

Kann wohl sein, Andy, dass das an Dir liegt, kann wohl sein.

Niemand verbaut sich eine Chance aus freien Stücken, Jux und Tollerei.
Aber woher sollst Du die unbewussten Reaktionen eines Schwerdepressiven nachvollziehen können?
Gespeichert

Sintram

  • Gast
Re:Gedanken
« Antwort #9 am: 06 August 2011, 09:04:38 »

Aber wir können gern noch ein wenig weiterdiskutieren in diesem Thread.

Wer sich ernsthaft die Mühe machen will, sich mit dem Erleben von depressiven Menschen auseinander zu setzen, um sie wenigstens ansatzweise theoretisch verstehen zu können,
muss zuallererst alles vergessen und radikal über Bord werfen, was an Verhaltensregeln und Gesetzmäßigkeiten für sein (und das „normaler“ Zeitgenossen) Leben gilt.

Er betritt einen anderen Kosmos, eine andere fremde unbekannte Welt, in der dahingesagte Worte zu tödlichen Waffen werden können und gedankenlose Bemerkungen zu verzweifelt ergriffenen Rettungsankern, ob diese nun wirklich retten oder in die Tiefe ziehen.

Hätte ich damals auch nur einen Menschen an meiner Seite gehabt, der mir Mut gemacht hätte, also wirklich einfühlsamen Mut und keinen fatalen Druck,
und jeder noch so vernünftig klingende Rat und „Schubs“ kann hier zur Pistole an der Brust werden,
wäre ich höchstwahrscheinlich nicht gezwungen gewesen, so weit weg wie irgendwie möglich zu entfliehen, um meine massiven Freitodgedanken loszuwerden, die der drohende Arbeitsantritt in mir auslöste und denen ich gnadenlos ausgeliefert war.

Dank meiner Einstellungsberaterin wußte ich sehr detailiiert, worauf ich mich einlasse, hätte ich nach vier Wochen das Handtuch geworfen, weil es einfach nicht ging, dann wär es eben so gewesen und ich könnte sagen, den Versuch war´s wert.

Der Rat von Leuten, die mir ob meiner Verfassung von meinem Job abgeraten hätten, wäre hingegen keineswegs hilfreich bei mir angekommen, sondern völlig entmutigend und demoralisierend, hätte mir den letzten Rest an Selbstwertgefühl geraubt und mir das Gefühl vermittelt, völlig wertlos und zu nichts zu gebrauchen zu sein.
Unter Umständen also ebenso lebensbedrohliche Züge annehmen können.

Das mag widersprüchlich klingen, aber im Kosmos der Depression gelten eben nun mal andere Gesetze. Sie zu ergründen ist nicht Aufgabe von Nichtdepressiven, aber sie zumindest zu kennen und berücksichtigen, könnte nicht schaden.
Wer also nicht mit Depressionen geschlagen ist, sollte in diesem Forum bitte seine noch so gutgemeinten Ratschläge einfach mal vergessen oder wenigstens für sich behalten und stattdessen aufmerksam zuhören, dann könnte so mancher unnötige Streit und manches Trauerspiel vermieden werden.

Es ist nämlich unendlich ermüdend und deprimierend für Depressive, sich immer und immer und immer wieder erklären und rechtfertigen zu müssen, ohne große Hoffnung, auch nur annähernd verstanden zu werden.

Guten Morgen alle zusammen
Sintram

« Letzte Änderung: 06 August 2011, 09:56:52 von Sintram »
Gespeichert

persephone

  • Gast
Re:Gedanken
« Antwort #10 am: 06 August 2011, 10:51:40 »

Jedes noch so geringe Hindernis baut sich auf zu einem riesigen, unüberwindlichen Gebirge. Der Glaube an, nein, die Gewissheit um die eigene Unfähigkeit lähmt so sehr, dass sogar das Heben der Arme eine schmerzhafte Anstrengung wird.

Der eigene Tod ist der einzige Ausweg aus nachtschwarzer Verzweiflung und gellender Angst.

Jedes gutgemeinte "Reiß Dich zusammen" bringt einen näher an den Abgrund, verstärkt den Glauben an die eigene Unfähigkeit und die Angst, wieder einmal alle zu enttäuschen.

Aber jedes "Das schaffst Du nie im Leben" ist ein Faustschlag ins Gesicht, eine Bestätigung der Ängste, an denen man scheitern wird.

Ich weiss nicht, wie das mit Tränenleer ist, aber ich glaube, dass Sintram ein guter Altenpfleger geworden wäre, auch ein guter Begleiter auf dem letzten Weg.

Ich selbst habe zwei Jahre lang in der häuslichen Krankenpflege gearbeitet - vielleicht auch ein Weg für Tränenleer.
Heute könnte ich das nicht mehr, aber damals war ich gut in meinem Job - und ich habe viel dabei gelernt. Ich möchte die Zeit nicht missen.
Gespeichert

Andy

  • Gast
Re:Gedanken
« Antwort #11 am: 06 August 2011, 13:47:34 »

oh du weiser sintram, könig im kosmos der depressionen....

ich finde es schon sehr anmaßend von dir, dass du dir einbildest, beurteilen zu können, wie es mir geht!!!

ich werde jetzt aber nicht versuchen, dir zu beweisen, in welchem grad ich depressiv bin, denn ich "werfe keine perlen mehr vor die säue" ( das war jetzt übrigens keine beleidigung, sondern ein zitat!)...

ich will dir nur sagen, dass es einen gewaltigen unterschied zwischen mir und dir und deinem gefolge gibt: ich habe mich im gegensatz zu dir/euch noch immer nicht mit meinem zustand abgefunden und mich in diesem kosmos eingerichtet!!! Werde ich auch nie tun, denn dann wäre für mich die endstation erreicht!

egal in welchem thread, egal in welchem beitrag... wird jemandem auch nur annähernd kritisch begegnet, oder auf andere unstimmigkeiten hingewiesen... sofort ist jemand da, und deckt demjenigen den rücken. der andere wird zusammengestaucht, als unwissend dargestellt, oder es ist einfach pöbelei. so kann man natürlich auch damit umgehen?!

worauf wartest du/ihr eigentlich? das die welt da draußen begreift, wie schwer es dir/euch fällt, damit klar zu kommen und sich dann alles ändert? dann wünsche ich ein gemütliches warten! wird sicher nicht passieren...

ich bitte die leute, die wirklich einen grund haben, sich hier einfach mal auszuk***en und fallen zu lassen, sei es durch ganz schlimme traumata, krankheit oder verlust usw. um entschuldigung, denn an euch richten sich meine worte nicht! und sintram, ich schließe dich da nicht aus, denn ich kenne dich nicht, auch wenn du mich wohl zu kennen scheinst?!

ich räume jetzt einfach mal ein, dass es anderen schwerfallen könnte, mit meinem ton und meiner wortwahl klar zu kommen, aber wäre dann nicht genau hier der platz, um sich damit auseinanderzusetzen. aber man kann sich dann natürlich auch abmelden. was bringt das? aber halt, da kümmern sich ja dann andere drum, die harmonie wieder herzustellen und den rückweg freizumachen.

apropos abmelden. ich denke, das werde ich nach diesem beitrag auch tun, denn mir bringt es nichts, mich hier in die reihe zu stellen, und darüber zu lamentieren, wem es schlechter geht. ich will auch heute noch, dass es mir besser gehen wird, und das erreiche ich nicht, wenn mir andere nur bestätigen, dass es mir schlecht geht und mich bemitleiden. oder mich eben bekräftigen, sachen in angriff zu nehmen, die ich wohl eh nicht erreichen kann...
ich bitte dies nicht falsch zu verstehen: ich melde mich nicht ab, weil ich die konfrontation meiden will, nein! ich brauche meine enrgie eher für meine gesundung!

naja, ich kann mir schon die reaktionen auf meine worte vorstellen, aber es prallt inzwischen an mir ab... also sintram, spare deine energie! obwohl du ja ne menge davon übrig zu haben scheinst...

egal, die ruhe ist gleich wieder hergestellt!

und bye!

andy

Gespeichert

dejavu

  • Gast
Re:Gedanken
« Antwort #12 am: 06 August 2011, 14:10:51 »

Liebe Charlotte!

Auch, wenn wir uns nicht kennen und du schon einige Gedanken hier geäußert hattest, erstmal ein Herzliches Willkommen hier im Forum!
Mein Vorsatz, nach den letzten Ereignissen, Enthaltsamkeit zu üben, wird nun mal komplett über den Haufen geschmissen. :-)
Da sich mir aus den bisherigen Antworten- bis auf Andys Posting- der Zusammenhang mit der von dir hier angesprochenen Problematik nicht erschließt, möchte ich einfach auf nur auf DEINE Worte eingehen.
 
Was Tränenleer angeht, hat sicher der ein oder andere versäumt, mal zu schauen, wie zynisch er auf meine erste ehrliche Antwort, die die Schattenseiten eines solchen Berufes dokumentieren sollten, geantwortet hat. Trozdem ist der dejenige, der geschützt- im heutigen Sprachgebrauch gesafed wurde- und ich mal wieder die böse böse Deja. Die auf alle eintrommelt, niemandem etwas gönnt, immer ausflippt. So What! Das Leben ist so und ich hab mich damit arrangiert.
Mein TB- Eintrag wird kommentiert von Menschen, mit denen ich sowas von gar nix zu tun habe und andere wiederum lassen- auch wie immer- andere Meinungen nicht gelten und aalen sich in ihrer Selbstverlogenheit.
Pudels Worte: Behandelt neue Mitglieder gut- eine einzige Farce.

Du schreibst, ohne die sonst üblichen kommunikativen Begleitmittel ist es sehr beschwerlich, eine gute Unterhaltung zu führen. Dem stimme ich dir vollends zu. Ja, es gab und wird immer wieder Threads geben, wo darauf aufmerksam gemacht wird. Meist dann, wenn Diskussionen ins Bodenlose führen. Na und? Dann ist eben mal wieder jemand am Start, der darauf hinweist! Das ist doch gut so und in meinen Augen nur zu begrüßen.
Ich bin überhaupt und sowieso dafür, daß eigentlich auch gesunde Moderatoren in einem solchen Forum angebracht wären, weil sie genau wie du jetzt, eine andere Seite des Zusammenlebens beleuchten, die uns verloren gegangen ist.
Mal abgesehen von Sympathie und Grüppchenbildung könnten Menschen wie du auf eine sehr einfühlsame Art und Weise einen Ton hier reinbringen, der allen gut täte. Das das geht, zeigen deine Postings, und wer sich davon nun auch schon wieder angegriffen fühlt, also sry.... wo leben wir denn?

Wer in Gottes Namen hat hier gesagt, daß zb Tränenleer es nicht schaffen würde? Niemand. Ja, ich bitte die, die das hier monieren, zeigt mir die Stelle, wo das geschrieben wurde! Und zeigt mir seine Reaktion auf gut gemeinte ehrliche Meinungen, von Menschen, die wissen, wovon sie reden! Los! Nein, geht ja nicht, der Thread ist gelöscht, genauso wie der User und ich weiß jetzt schon, wie das Praktikum ablaufen wird.
Denkt ihr vllt die Realität, die schon bitter genug für manch gesunden ist, wartet auf Leute wie uns? Die bei der leisesten Kritik in Angriff verfallen und wenn man dann ebenfalls angreift, davon laufen? Seid ihr wirklich und wahrhaftig der Meinung, wir alle sind hier in einem solchen Forum gelandet, weil wir dort draußen, im harten Leben, zurecht gekommen sind mit unserer Empfindsamkeit?
Darf man hier nun gar nicht mehr auf Schattenseiten hinweisen? Muß man jetzt hier und noch Jaja und Amen sagen? Ist das im Alltag so? Wenn ja, dann würde ich gern dort wohnen! Wo niemand mich kritisiert und alle alles gutheißen, was ich mache. Wo jeder sagt, Klar Deja, mach das. Du schaffst das schon. Und ich in einem Berg von fremden Dreck ende, weil niemand sich die Mühe macht, sich intensiv mit Themen auseinanderzusetzen.

Es ist so mühseelig, so beschwerlich und zieht sich durch meine mittlerweile 3jährige Forenexistenz, daß man hier nur gut ankommt, wenn man die Fahne nach dem Wind hängt.
Wahrscheinlich regiert hier iwann die Gilde der Älteren. Es sind vermehrt viel Jüngere oder etwas ältere user, die hier noch schreiben. Das Mittalalter, so wie ich, verflüchtigt sich mehr und mehr. Der Grund ist ein ganz einfacher. Jüngere Menschen sind noch formbar, beeinflußbar und anpassungsfähig. Ältere Menschen beharren auf ihren Standpunkten und vergessen ganz schnell, daß sie auch mal in diesen oder jenen Phasen waren. Manchmal kommt es sogar zum besagten Altersstarrsinn, für jeden ein Begriff. Da wird nichtmal mehr gesehen, wie sehr man selbst ausgeteilt hat. Unter dem Deckmantel der Erfahrung und Weisheit wird der eigene Rundumschlag als Resignation des Guten gegen das Böse propagiert.
Das Mittelalter versucht, den Weg dazwischen zu finden, was aussichtslos ist. Man signalisiert Verständnis und gleichzeitig legt man behutsam den Zeigefinger auf offene Wunden, um darauf hinzuweisen, daß man die Augen nicht vor dem eigentlichen kalten "Draußen" nicht verschließen darf.
 
Jonas, Friedrich ohne K, Sergio, Paranoid Android... nur diese 4 Beispiele, mit denen ich Zoff hatte aber genausoviel gelacht habe. Sie alle haben dies hier erkannt und versucht, etwas anderes hineinzubringen. Soviel wir gestritten und uns angebrüllt haben, so viel waren wir in der Lage, wieder aufeinander zuzugehen. Weil wir wissen, wie es funktioniert. Weil wir uns angeeignet haben, das es nur geht, indem man aufeinander zugeht. Das man auch miteinander hinterher darüber lachen kann.
Weißesrauschen, die sich hier nicht willkommen fühlte, warum wohl? Wegen mir bestimmt nicht! nubis, was war mit nachtwind? warum ist sie gegangen? Weil sie mit deinem oder mit meinem bzw anderem Umgang hier drin nicht zurechtkam? Eine deiner besten Freundinnen!
Wenn User gehen, weil ich eine kritische Bemerkung mache, dann soll es so sein. Ich kenn sie nicht und sie mich nicht.
Meine Forenfreunde sind gegangen wegen Menschen wie euch. Gegangen worden.

Ich bin hier schon mit ganz anderen Beleidigungen konfrontiert worden. Mutter, die man auf den Müll schmeißen sollte oder Ich solle meinen Arsch sonstwohin bewegen. usw usw. Man hat mit meinem Nick im Chat sein Unwesen getrieben, ich weiß bis heute nicht, wer das war. Ich hab mich nie bei Pudel beschwert oder gefordert, deshalb andere zu löschen. Nein, ich trage meine Konflikte aus. Allein.
Und da ich ehrlich bin, kann mir sogar jeder dabei zuschauen, weil ich es im direkten Kontakt mache.
Feige, wenn Menschen wie im Kindergarten auf Pudel einzustürmen und hinterrücks zu fordern.

Achja, ich bin wohl etwas abgeschweift. Man möge mir verzeihen. Ich hab nur einfach das aufgeschrieben, was du- Charlotte- hier mit deinem Thread in meinem Kopf angestoßen hast. Ich hoffe, es ist ok, wenn es persönlich wurde. Ich hab neulich einén guten Tip bekommen, und zwar, daß es besser sei, in der ICH- Form zu reden. Das hat natürlich zur Folge, daß Erfahrungen sehr privat angehaucht sind.

Hier drin gibt es kein Miteinander (mehr). Iwo auf dem Weg zwischen Irgendwo und Nirgendwo ist es verloren gegangen.

lg deja

andy- denk nochmal drüber nach!





 
« Letzte Änderung: 06 August 2011, 14:15:38 von dejavu »
Gespeichert

Sintram

  • Gast
Re:Gedanken
« Antwort #13 am: 06 August 2011, 14:52:45 »

Hi Andy,

nur ganz kurz, denn mit Dir ist offenbar kein einigermaßen sachliches Gespräch möglich- leider.
Erstes mit den Perlen vor die Säue steht im Evangelium geschrieben,
zum zweiten steht nirgendwo in meinem zweiten Posting geschrieben, dass mit einem Wort von Dir die Rede war.

Sollte Dir zu denken geben...Von mir aus kannst Du gerne bleiben.

Und deja,
ich denk nicht im Traum dran, in dieser Welt da "draußen" zurechtzukommen, da behüte mich vor wer will, denn die Gute ist kränker als krank, weil sie es nicht einmal wahrhaben will oder kann, wie unheilbar verloren, verirrt, wahnsinnig und verfallen sie ist.
Wer das nicht sehen will, der soll es eben bleiben lassen, hat mir aber nichts mehr zu sagen.
Kannst es Altersstarrsinn nennen oder gereifte Einsicht, wie du willst.


LG
Sintram
« Letzte Änderung: 06 August 2011, 15:08:15 von Sintram »
Gespeichert

Andy

  • Gast
Re:Gedanken
« Antwort #14 am: 06 August 2011, 15:21:37 »

genau sintram, daran wird es liegen: an mir!!!

vielleicht ist dir auch aufgefallen, dass meine antwort auf dein 3. posting erfolgte, welches unmittelbar auf mein eigenes folgte. da du es ja wieder mal so in den raum gestellt hast, warum soll ich es dann nicht als antwort auf meins verstehen?!

ist aber auch wirklich egal. es ändert eh nichts an der tatsache. und das hast du ja eben in deiner antwort an deja mehr als deutlich gemacht! entweder die welt ändert sich, oder garnichts! wird dir bestimmt weiterhelfen diese ansicht! hoffentlich lesen es viele deiner jünger!

und du hast recht. mir ist wirklich nicht viel gelegen an einem austausch mit dir! und das darfst du jetzt wirklich persönlich nehmen!

@deja
ich glaub nicht, dass es sinn machen würde zu bleiben, denn die situation hier im forum ist mir zu fest gefahren. viell. irgendwann mal wieder. ich schick dir einfach mal ne mail-addy. wenn du magst, können wir ja in kontakt bleiben?!

so mal sehen, ob es noch gepostet wird, denn ich weiß nicht, wie schnell pudel  ist...

andy
Gespeichert
Seiten: [1] 2 3