Liebe Charlotte
ja, ich freu mich, gern darfst du mich so und auch so direkt ansprechen. Ich hoffe, du hast mich nicht mißverstanden, denn ich fand dein Posting offen und ehrlich. Meine Kritik ging nicht an dich sondern......!
Klar, Foren sind so eine Sache für sich, genau wie Chats usw. Im Prinzip eine gute Sache, weil man sich austauschen kann, weniger gut, wenn nur noch gewisse Meinungen zählen und andere Meinungen verbal zu Tode geprügelt werden.
Besonders ambivalent sicher in einem Forum, wo sich Menschen aufhalten, deren Empfindsamkeit ohnehin auf ein unerträgliches Maß angespannt und ausgereizt ist.
Doch darf man nun deshalb nie mehr auf Probleme hinweisen? Muß man immer nur zustimmen und abnicken? Ist es nicht gut für jemanden, der sich in eine neue Sache stürzt, auch zu wissen, was auf ihn zukommt? Sind wir alle nicht u. a. genau deshalb so wie wir sind, weil wir immer dachten, das Leben und die Menschen in ihm sind genauso gutmütig und naiv wie wir? Stürzen wir nicht gerade darum immer wieder, weil wir von uns ausgehend nicht darauf kommen, daß es in der Welt anders zugeht?
Mal anders gefragt!
Was macht uns denn aus? Gutmütigkeit, ausgenutzt werden, ausnutzen lassen, Harmoniesucht- egal, wie es grad wieder hier zugeht-
Warum sind wir hier? Wir wollten Ruhe! Unsere Ruhe! Einfach- Nur Ruhe!
Ist es Aufgabe verantwortungsvollen Umgangs miteinander, instabile Menschen, nur eine Seite der Medaille zu zeigen? Besteht ein verantworungsvoller und bewußter Umgang miteinander darin, nur zuzustimmen und zu bestärken? Sich dann umzudrehen und sich als gut zu fühlen, weil man der tolle Unterstützer ist? Nicht auf Risiken und Gefahren hinweist? Sind dann die Dummen, die sich diese Mühe machen, eben selbst schuld und schön blöd, daß sie sich damit auseinandersetzen und jemandem, der ihnen fremd ist, versuchen, die Kehrseite der Medaille zu zeigen?
Ich sage: Nein! Und ich sage es immer wieder und sooft ich will. Trotz meiner Vergangenheit bin ich kein Ja- Sager und es ist mir egal, was andere über mich denken. Im Grunde meines Herzens weiß ich es sowieso, da ich ihre Verlautbarungen nach wie vor in meinem Ohr habe.
Das versetzt mich manchmal in eine Art Schadenfreude, ja sogar, so ehrlich bin ich, das ich sowas zugebe. Ich stell mir vor, was gewisse Menschen hier über mich denken, gerade mit meiner Vergangenheit und wie sie innerlich toben, was ich mir erlaube, so widerstandsfähig zu sein und mich zu wehren. Eine wie ich, die täglich vor euch auf die Knie fallen müßte.
Man verzeihe mir diesen emotionalen Ausbruch!
Du jedenfalls hast in mir keinen Streß ausgelöst, im Gegenteil. Ich hab geschrieben, daß ich es gut finde und es viel mehr Menschen geben müßte, die hier ein Auge drauf haben. Einfach schon deshalb, weil man nur dadurch miteinander in Kommunikation treten kann. Aber naja, das erfordert ja wieder Selbstreflektion und Kritikfähigkeit, ein Verstellen des eigenen Blickwinkels und eine empathische Position gegenüber anderen Menschen. Angehörige könnten mitteilen, wie es ihnen geht und Betroffene könnten sich äußern. Durch meinen Kurzaufenthalt in einem BL- Forum hab ich gelernt, daß auch das jedoch kompliziert sein kann. Angehörige werden zu Ärzten und stellen Diagnosen, die noch nie professionell bestätigt wurden. Partner suchen Hilfe und schreiben, ihr Gegenüber weist dies oder jene Züge auf, man vermute es sei die Krankheit und was kann man nun machen? Ehegatten stellen bei ihren Frauen Wesensänderungen fest und diagnostizieren gleichmal selbst. Kommentiert man das als Betroffene und fragt höflich nach, wie er oder sie drauf kommt, wird man verbal attackiert, was man sich einbilde, schließlich lebe man mit ihr/ ihm zusammen und müsse es wohl wissen. Genau wie hier ist ein kritischer Blick unmöglich, egal welche Seite sich angegriffen fühlt.
Vllt muß man das Fazit ziehen, daß es in Foren, in denen sich psych kranke Menschen bewegen- ich halte jetzt organische Krankheiten raus, denn darüber kann ich nicht urteilen- immer sehr auf und ab geht und das Ganze von vielen Faktoren geprägt ist, die uns eben in RL auch hin und wieder das Leben schwer machen. Emotionale Instabilität, Stimmungsschwankungen, aggressive sowie hochsensible Phasen, Zeiten, in denen wir Bäume ausreißen könnten und Zeiten, wo uns ein fehlender Kaffee am Morgen zu Heulkrämpfen angeht.
Und es ist schwierig, allen gerecht zu werden, ebenfalls schon in RL ein unmögliches Unterfangen. Manchmal fühlen sich Menschen angegriffen, die gar nicht gemeint sind und manchmal meint man die, die gar nicht reagieren.
Auch das bei hochsensiblen Persönlichkeiten sicherlich oft eine Waagschale, die niemand wirklich austarieren kann.
Ich kann nur von mir sagen, daß ich vieles, sehr vieles, was in letzter Zeit hier vor sich geht nicht mit mir vereinbaren kann. Egal, welches Unterforum es betrifft.
Natürlich trifft man immer wieder auf neue Menschen, auch hier und auch das ist gut und richtig so. Hätte ich nicht dieses Forum gefunden, hätte ich zumindestens 3 Menschen vermißt, mit denen ich heute guten Kontakt habe. Mit einem mehr, mit einem weniger. Doch auch durch diese Menschen habe ich gelernt, sie haben mich begleitet in guten und schlechten Zeiten und ich möchte sie nicht missen. Man konnte und kann sich aneinander testen, ja, das ist wohl so, und wenn man sich Zeit läßt, Geduld aufbringt und den ernsthaften Versuch startet, sich kennenzulernen mit allen Facetten und allem, was jeder individuell mitbringt, dann werden hier Dinge möglich, die uns in RL verwehrt sind, aufgrund welcher Umstände auch immer.
In RL treffen wir die "Gesunden, die Normalen" und sie machen es uns manchmal schwer, weil sie die Intensität unserer Emotionen nicht nachvollziehen kann, sei es, wir sind manisch; sei es, wir sind depressiv.
Hier treffen wir Gleichgesinnte und das macht es uns machmal leichter, denn wir müssen uns nicht lange erklären und bekommen nicht das zu hören, was uns so sehr weh tut und uns als so unverstanden hinstellt.
Eines ist jedoch unbestritten hier sowie auch in RL: Es hat alles Vor- und Nachteile. Jeder ist geprägt und jeder muß einen Schritt aufeinander zumachen. Wir alle haben unsere Macken, und wir alle haben Eigenschaften, die uns als liebenswert und liebevoll auszeichnen.
Wir hier sind in allem schwankender, instabiler und ebenso leichter aufzubringen. Wir handeln impulsiver, emotionaler und unbedachter. Ihr wägt viel besser ab, durchdenkt etwas konsequenter und vor allem seid ihr viel besser in der Lage, unsere oft verzerrte Wahrnehmung der Realität zurecht zu rücken.
Wir können von Euch lernen, und ihr von uns!
lg deja