Nur Ruhe - Selbsthilfeportal über Depressionen und Selbstmord

Erweiterte Suche  
Seiten: [1]

Autor Thema: Warum bin ich so...  (Gelesen 589 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

trulla123(Guest)

  • Gast
Warum bin ich so...
« am: 22 März 2010, 18:21:37 »

Hallo zusammen  :)
lese hier schon geraume Zeit immer mal wieder mit und bin oft sehr berührt von den verschiedenen Schicksalen hier und bewundere alle die hier so viel Mut und Kraft beweisen und ihr Leben trotz aller Widrigkeiten festhalten und sich durchbeißen!

Schreibe heute zum ersten Mal. Weiß eigentlich auch nicht genau was ich mir davon erhoffe....vielleicht selber mal etwas klarer zu sehen, etwas Abstand zu meinem Kopfkrampf zu bekommen, vielleicht Anregungen, vielleicht einfach das Gefühl das jemand zuhört der vielleicht den ein oder anderen Gedankengang nachvollziehen kann, vielleicht die Hoffnung, dass mir jemand etwas von seinem Mut abgibt...

Also. Ich bin 28 Jahre alt und habe in meinem Leben noch nichts wirklich verwertbares auf die Reihe bekommen. Zumindest nicht, nachdem ich angefangen habe mein "eigenes" Leben zu leben. Eigentlich kann ich mich nicht beschweren, ich hatte eine tolle Kindheit, in meiner Familie lief auch immer alles rund, meine Geschwister, meine Eltern und ich mögen uns alle und doch hakt es bei mir gewaltig. Ich bekomme mein Leben einfach nicht auf die Reihe. Ich denke es fing schon alles vor ca. 9 Jahren an. Ich war fertig mit der Schule, Abi bestanden - wenn auch mit einem miserablen Schnitt, aber immerhin - und es kam die Frage auf was ich denn beruflich machen will. Wie viele hatte auch ich noch keinen genauen Plan, wusste nur, dass ich etwas Kreatives machen wollte, da ich sehr gerne malte, bastelte, fotografierte usw. Als ich mich dann über verschiedene Sachen informiert hatte (also informiert hatte ich mich auch schon als ich noch in der Schule war ;-)) erhärtete sich das Ziel bzw. der Wunsch Grafikdesign zu studieren. Somit begann ich meine Bewerbungsmappe für die Hochschulen vorzubereiten, suchte mir ein Praktikum, welches ich dann bei einem Fotograf machte, der sich Richtung Fotodesign und Werbegestaltung spezialisiert hatte und war vorerst glücklich weil es mir Freude machte und ich wirklich was lernen konnte. Nachdem ich das Praktikum beendet hatte, arbeitete ich noch ein paar Monate bei meinem Chef weiter als Fotoassistent und bewarb mich nebenher an verschiedenen Hochschulen. Leider hat es nirgends auf den ersten Anlauf geklappt, was mich total verunsichert und aus der Bahn geworfen hat. Es war dann so, dass ich mir überlegt hatte noch mal ein Jahr Praktika zu machen um mich dann für eine Ausbildung zur Mediengestalterin Digital und Print zu bewerben, da ich in diesem Bereich schon jemanden kannte. Leider waren meine Eltern, vor allem mein Vater, davon nicht begeistert, da er nicht wollte, dass ich noch ein Jahr „verplemper“. Tja, nach einigen Gesprächen stand es dann fest, dass ich halt etwas anderes studieren sollte. Anfänglich dachte ich auch, „ok, wird schon richtig sein“ und bewarb mich dann an verschiedenen Hochschulen für germanistische Studiengänge und auch für Kunst- und Medienwissenschaft. Als mich meine damalig favorisierte Uni annahm begann ich mich auch zu freuen und dachte, wird schon alles super und Quereinstieg in die Richtung die ich mir eigentlich gedacht hatte wäre nach dem Studium ja evtl. auch möglich. Insofern dann frisch, fromm, fröhlich, frei zuhause raus und das Studium angefangen. Ich hatte zunächst etwas Bammel weil ich Sorge hatte keinen Anschluss zu finden allein in der neuen Stadt, was sich aber schnell legte, da ich in eine super WG zog und auch in meinem Studiengang schnell Anschluss fand. Somit erlebte ich eine gute, lustige Zeit mit vielen lieben Menschen und auch das Studium war nicht sooo übel, ich bestand die Klausuren und alles war paletti. Der einzige Wermutstropfen war, dass ich das Latinum machen musste, wo mir relativ bald hätte klar sein sollen, dass ich das so nicht packe. Ich habe versucht mir die Deklinationen und Grammatik reinzuprügeln aber mir fehlte einfach die richtige Logik für diese alte Sprache und somit ließ ich es irgendwann schleifen, mit dem Ergebnis, das Latinum nicht zu schaffen. Auch im zweiten Anlauf lief es nicht wesentlich besser, zudem hatte ich beschlossen, von meinem Magisterstudiengang auf Bachelor zu wechseln, da ich dann Kunst und Medien im Hauptfach studieren konnte und hatte dann das Glück, dafür das Latinum nicht mehr zu brauchen. Juhu. Nachteil, ich konnte mir von den bis dahin erbrachten Studienleistungen kaum etwas anrechnen lassen und fiel dann direkt im ersten Semester durch 3 von 4 Klausuren durch. Tiefpunkt. Ich kam mir wieder unzulänglich und dumm vor und dachte über Abbruch nach. Als ich versuchte mit meinen Eltern darüber zu sprechen, stieß ich auf taube Ohren. Wer ein Studium abbricht ist nix, gilt nix und wird erst recht nix. Dazu kam, mein Bruder wurde nach 3 Semestern Bauingenieursstudium geext, weil er den 3. Versuch einer Prüfung nicht bestand, machte danach seinen Rettungsassistenten und studierte dann Medizin. Meine Schwester brach nach 2 Semestern ihr Jurastudium ab weil sie dadurch gesundheitliche Probleme bekam (war häufig krank und psychisch auch etwas angeschlagen) und studierte später dann Ernährungswissenschaften. Zu mir sagte mein Vater, ich solle ja nicht abbrechen, dreimal ginge das nicht…so in der Art. Bei mir blieb nur hängen: Abbruch tabu, egal was passiert! Ich darf das meinen Eltern nicht auch noch antun. Dazu kam noch, dass mein Vater oft Dinge sagte, wie „warum hab ich nur so dumme Kinder“, „warum sind meine Kinder so“ etc. meist war ich dabei, wenn diese Sätze fielen und ich fühlte mich jedes Mal schlecht dabei. Jedenfalls hab ich weiterstudiert, aber ich hatte immer weniger Lust, es fühlte sich für mich immer falscher an aber ich dachte mir, sind ja nur noch 4 Semester, sind ja nur noch 3 Semester etc. irgendwann fing ich an immer öfter Hausarbeiten zu verschleppen, zu verschieben etc. Also ich hatte schon immer Probleme damit Hausarbeiten zu schreiben, weil ich eben immer alles perfekt wollte und supertoll und habe immer kurz vor knapp abgegeben aber es wurde eben immer schlimmer, bis ich wirklich Panik vor diesen Arbeiten entwickelt habe. Ähnlich war es mit Referaten. In der Schule hatte ich damit selten Probleme aber an der Uni war das furchtbar. Denke es lag evtl. daran, weil mich ein Dozent bei meinem ersten Referat sehr hat auflaufen lassen vor versammelter Mannschaft. Leider gehöre ich schon immer zu der Sorte Menschen, die sich sowas extrem zu Herzen nimmt. Naja, seit diesem Erlebnis hatte ich damit auch Probleme. Mit dem Studium das lief also immer schlechter und ich trug mich oft mit dem Gedanken abzubrechen aber gleichzeitig wusste ich für mich, dass ich das nicht machen kann. Auch weil meine Eltern mich finanzierten und ja so auch was erwarteten. Familiär lief es dann auch nicht mehr so rund, zum einen weil es Probleme im Verhältnis zu meiner Oma gab (gingen schon länger aber es wurde immer mehr und besonders ist meine Mutter und war mein Bruder darin verwickelt)und zum anderen, weil es meiner Schwester im zweiten Studium auch nicht gut ging. Somit fing ich an mich dort einzubringen.
Gespeichert

trulla123(Guest)

  • Gast
Re: Warum bin ich so...
« Antwort #1 am: 22 März 2010, 18:26:43 »

Fortsetzung  :-?

Versuchte meine Schwester zu motivieren und meine Mutter zu unterstützen, der es eben auch schlecht ging wegen der Probleme mit ihrer Mutter. Für mich war das super, da ich so meine eigenen Schwierigkeiten ausblenden konnte. Es wurde aber immer schwerer und ich fing an mich hängen zu lassen. Hatte keine richtige Lust mehr auf nichts, hab mich oft zurückgezogen und mich von meinen Freunden distanziert, weil ich dachte ich muss mehr für die Uni tun und darf nicht mehr feiern gehen (weil ich eben durch den Stress daheim kaum noch was für die Uni gemacht hab bzw. nur das Nötigste, wenn überhaupt) oder sonstigen Spaß haben. Das hat mich also runtergezogen und ich hab mich mit Essen beruhigt oder mir gute Laune beschafft wenn ich depri vor der Glotze saß. Um das alles mal abzukürzen…mir gings irgendwann so schlecht, dass ich kaum noch aus dem Haus bin. Meinen Freunden und Familie hab ich trotzdem immer vormachen können wenns drauf ankam, dass alles ok ist und ich hatte zwischendurch auch durchaus schöne Momente. Ende 2006 war das ungefähr. Meine Schwester lebte zu dem Zeitpunkt schon in Australien (sie ist nach ihrem Studium dort hin um zu reisen und hat sich dort verliebt :-))und stand für mich als einzige Bezugsperson, mit der ich richtig ehrlich gesprochen habe, also nicht mehr so zur Verfügung und ich fühlte mich fürchterlich allein. Dazu kam, dass mein Studium ein einziger Krampf war (eigentlich noch ist) und ich mich nur noch müde, leer und traurig fühlte. Habe mich dann dazu aufgerafft zum psychologischen Dienst an der Uni zu gehen und mir Hilfe zu holen. Das fing auch alles ganz gut an, mein Berater war nett und hörte zu und riet mir dann eine Verhaltenstherapie zu machen und gab mir eine Adresse für eine ambulante Stelle direkt an der Uni. Ich hatte auch Glück und bekam relativ schnell einen Platz. Die Therapeutin war sehr nett und ich hatte das Gefühl ich kann mit ihr arbeiten. Nachdem das Gutachten erstellt war und die KV ihr OK gegeben hatte, begann ich dann im September 2007 meine Therapie. Das erste halbe Jahr ging es dann erst mal darum das Verhältnis zu meiner Mutter und Oma bzw. zu Familie zu bearbeiten, was in einer gewissen Art auch sehr erfolgreich war. Danach arbeiteten wir dann hauptsächlich an meinen Problemen mit der Uni und dem Studium was sich zunächst auch gut anließ, allerdings bin ich oft an meine Grenzen gestoßen und war (jetzt im Nachhinein betrachtet) nicht ehrlich zu mir und zu meiner Therapeutin und zu meinen Eltern. Ich hab den ein oder anderen Fortschritt gemacht, bin aber wieder zwei zurück. Habe mir dann zwar irgendwann gestattet mir einzugestehen, dass das Studium so wohl nicht das richtige ist, mir aber nicht erlaubt es abzubrechen, sondern weiter das Ziel gesetzt durchzuhalten und fertig zu machen und meine Dämonen diesbezüglich zu überwinden. Ich habe mir quasi einen Plan erarbeitet was ich nach dem Studium machen will, in welcher Richtung ich arbeiten möchte und habe auch meinen Eltern vermittelt wie es mir die letzten Jahre ging mit dem Studium ging und dass ich weiter gemacht habe weil ich immer dieses „ich darf nicht aufhören. Ich darf nicht davor weglaufen“ im Nacken sitzen hatte. Aber ich habe es bis heute nicht geschafft, ihnen zu sagen, dass ich abbrechen möchte und nicht mehr kann. Die Therapie habe ich letztes Jahr im Juni beendet und ich war nicht in der Lage an meinem Leben etwas zu ändern. Ich habe nach der Therapie versucht so weiter zu machen wie während der Therapie, mir kleine Teilziele zu stecken und diese zu verfolgen. Leider ohne Erfolg. Ich bin wieder im alten Muster und komme nicht raus. Ich versuche gerade immer noch mein Studium endlich zu beenden, damit ich dann etwas machen kann was mir liegt. Ich weiß mir rennt die Zeit davon, ich werde nicht jünger, die Arbeitsmarktsituation wird nicht besser und ich steh mir selber im Weg…aber sowas von. Mittlerweile weiß ich schon nicht mehr was ich eigentlich nach dem Studium machen wollte, weil ich mir nichts mehr zutraue. Bin jetzt wieder zu meinen Eltern gezogen, weil ich in der Stadt wo ich studiere, allein überhaupt nichts mehr auf die Reihe bekommen habe außer meinen Kellnerjob. Habe mich extrem zurückgezogen von den Freunden die noch dort waren und zu denen, die weg gezogen sind hab ich eigentlich gar keinen Kontakt mehr. Ich vermisse die alle aber ich schäme mich so, dass ich trotz Therapie mein Leben nicht auf die Reihe kriege. Was mich wundert, freut und gut tut ist, dass mein Freund noch bei mir ist und den ich jetzt auch wieder mehr sehe, weil er hier wohnt. Allerdings weiß ich nicht wie lang das noch hält wenn ich aus dem Loch in dem ich grade stecke nicht rauskomme. Ich will mein Leben endlich in die richtigen Bahnen lenken aber ich weiß nicht wie. Ich fühl mich so nichtsnutzig und klein. Ich lebe mit Ende 20 wieder bei meinen Eltern, habe nichts vorzuweisen, schaff es nicht abzunehmen und kotze schon fast wenn ich mich im Spiegel sehen muss. Scheiß selbsgefälliges Selbstmitleid!
Es tut mir leid, dass das jetzt so extrem lang wurde. War nicht der Plan. Respekt an jeden der das durchgelesen hat. Tut mir auch leid, dass ich hier mit so Pille-Palle-Problemchen nicht zu recht komme. Ich weiß dass andere noch schlechter dran sind. Ich weiß auch nicht warum ich so unfähig bin! Danke jedenfalls dass es das Forum gibt und dass ihr zuhört. Ich könnt grad nur schreien….

Lg, trulla  :-/
Gespeichert

dejavu

  • Gast
Re: Warum bin ich so...
« Antwort #2 am: 22 März 2010, 19:42:31 »

hey du
ich habs gelesen und es erinnert mich extrem an mich
das ganze Palaver, ich darf nicht abbrechen, meine Eltern, die es erwarteten, die unbedingt eine studierte Tochter haben wollten, obwohl sie es selbst niemals geschaftt hätten--ein sehr wunder Punkt, wie ist es denn bei deinen Eltern?
auch, das du dich für andre so engagierst, um dich damit abzulenken, der ganze Käse...
kurzum, du bist damit nicht allein, und du kannst hier alles schreiben
man kann nun schlecht raten, mach dies oder mach das aber du kannst hier jederzeit um Rat bitten

lg
Gespeichert
Seiten: [1]