Hallo zusammen :)
lese hier schon geraume Zeit immer mal wieder mit und bin oft sehr berührt von den verschiedenen Schicksalen hier und bewundere alle die hier so viel Mut und Kraft beweisen und ihr Leben trotz aller Widrigkeiten festhalten und sich durchbeißen!
Schreibe heute zum ersten Mal. Weiß eigentlich auch nicht genau was ich mir davon erhoffe....vielleicht selber mal etwas klarer zu sehen, etwas Abstand zu meinem Kopfkrampf zu bekommen, vielleicht Anregungen, vielleicht einfach das Gefühl das jemand zuhört der vielleicht den ein oder anderen Gedankengang nachvollziehen kann, vielleicht die Hoffnung, dass mir jemand etwas von seinem Mut abgibt...
Also. Ich bin 28 Jahre alt und habe in meinem Leben noch nichts wirklich verwertbares auf die Reihe bekommen. Zumindest nicht, nachdem ich angefangen habe mein "eigenes" Leben zu leben. Eigentlich kann ich mich nicht beschweren, ich hatte eine tolle Kindheit, in meiner Familie lief auch immer alles rund, meine Geschwister, meine Eltern und ich mögen uns alle und doch hakt es bei mir gewaltig. Ich bekomme mein Leben einfach nicht auf die Reihe. Ich denke es fing schon alles vor ca. 9 Jahren an. Ich war fertig mit der Schule, Abi bestanden - wenn auch mit einem miserablen Schnitt, aber immerhin - und es kam die Frage auf was ich denn beruflich machen will. Wie viele hatte auch ich noch keinen genauen Plan, wusste nur, dass ich etwas Kreatives machen wollte, da ich sehr gerne malte, bastelte, fotografierte usw. Als ich mich dann über verschiedene Sachen informiert hatte (also informiert hatte ich mich auch schon als ich noch in der Schule war ;-)) erhärtete sich das Ziel bzw. der Wunsch Grafikdesign zu studieren. Somit begann ich meine Bewerbungsmappe für die Hochschulen vorzubereiten, suchte mir ein Praktikum, welches ich dann bei einem Fotograf machte, der sich Richtung Fotodesign und Werbegestaltung spezialisiert hatte und war vorerst glücklich weil es mir Freude machte und ich wirklich was lernen konnte. Nachdem ich das Praktikum beendet hatte, arbeitete ich noch ein paar Monate bei meinem Chef weiter als Fotoassistent und bewarb mich nebenher an verschiedenen Hochschulen. Leider hat es nirgends auf den ersten Anlauf geklappt, was mich total verunsichert und aus der Bahn geworfen hat. Es war dann so, dass ich mir überlegt hatte noch mal ein Jahr Praktika zu machen um mich dann für eine Ausbildung zur Mediengestalterin Digital und Print zu bewerben, da ich in diesem Bereich schon jemanden kannte. Leider waren meine Eltern, vor allem mein Vater, davon nicht begeistert, da er nicht wollte, dass ich noch ein Jahr verplemper. Tja, nach einigen Gesprächen stand es dann fest, dass ich halt etwas anderes studieren sollte. Anfänglich dachte ich auch, ok, wird schon richtig sein und bewarb mich dann an verschiedenen Hochschulen für germanistische Studiengänge und auch für Kunst- und Medienwissenschaft. Als mich meine damalig favorisierte Uni annahm begann ich mich auch zu freuen und dachte, wird schon alles super und Quereinstieg in die Richtung die ich mir eigentlich gedacht hatte wäre nach dem Studium ja evtl. auch möglich. Insofern dann frisch, fromm, fröhlich, frei zuhause raus und das Studium angefangen. Ich hatte zunächst etwas Bammel weil ich Sorge hatte keinen Anschluss zu finden allein in der neuen Stadt, was sich aber schnell legte, da ich in eine super WG zog und auch in meinem Studiengang schnell Anschluss fand. Somit erlebte ich eine gute, lustige Zeit mit vielen lieben Menschen und auch das Studium war nicht sooo übel, ich bestand die Klausuren und alles war paletti. Der einzige Wermutstropfen war, dass ich das Latinum machen musste, wo mir relativ bald hätte klar sein sollen, dass ich das so nicht packe. Ich habe versucht mir die Deklinationen und Grammatik reinzuprügeln aber mir fehlte einfach die richtige Logik für diese alte Sprache und somit ließ ich es irgendwann schleifen, mit dem Ergebnis, das Latinum nicht zu schaffen. Auch im zweiten Anlauf lief es nicht wesentlich besser, zudem hatte ich beschlossen, von meinem Magisterstudiengang auf Bachelor zu wechseln, da ich dann Kunst und Medien im Hauptfach studieren konnte und hatte dann das Glück, dafür das Latinum nicht mehr zu brauchen. Juhu. Nachteil, ich konnte mir von den bis dahin erbrachten Studienleistungen kaum etwas anrechnen lassen und fiel dann direkt im ersten Semester durch 3 von 4 Klausuren durch. Tiefpunkt. Ich kam mir wieder unzulänglich und dumm vor und dachte über Abbruch nach. Als ich versuchte mit meinen Eltern darüber zu sprechen, stieß ich auf taube Ohren. Wer ein Studium abbricht ist nix, gilt nix und wird erst recht nix. Dazu kam, mein Bruder wurde nach 3 Semestern Bauingenieursstudium geext, weil er den 3. Versuch einer Prüfung nicht bestand, machte danach seinen Rettungsassistenten und studierte dann Medizin. Meine Schwester brach nach 2 Semestern ihr Jurastudium ab weil sie dadurch gesundheitliche Probleme bekam (war häufig krank und psychisch auch etwas angeschlagen) und studierte später dann Ernährungswissenschaften. Zu mir sagte mein Vater, ich solle ja nicht abbrechen, dreimal ginge das nicht
so in der Art. Bei mir blieb nur hängen: Abbruch tabu, egal was passiert! Ich darf das meinen Eltern nicht auch noch antun. Dazu kam noch, dass mein Vater oft Dinge sagte, wie warum hab ich nur so dumme Kinder, warum sind meine Kinder so etc. meist war ich dabei, wenn diese Sätze fielen und ich fühlte mich jedes Mal schlecht dabei. Jedenfalls hab ich weiterstudiert, aber ich hatte immer weniger Lust, es fühlte sich für mich immer falscher an aber ich dachte mir, sind ja nur noch 4 Semester, sind ja nur noch 3 Semester etc. irgendwann fing ich an immer öfter Hausarbeiten zu verschleppen, zu verschieben etc. Also ich hatte schon immer Probleme damit Hausarbeiten zu schreiben, weil ich eben immer alles perfekt wollte und supertoll und habe immer kurz vor knapp abgegeben aber es wurde eben immer schlimmer, bis ich wirklich Panik vor diesen Arbeiten entwickelt habe. Ähnlich war es mit Referaten. In der Schule hatte ich damit selten Probleme aber an der Uni war das furchtbar. Denke es lag evtl. daran, weil mich ein Dozent bei meinem ersten Referat sehr hat auflaufen lassen vor versammelter Mannschaft. Leider gehöre ich schon immer zu der Sorte Menschen, die sich sowas extrem zu Herzen nimmt. Naja, seit diesem Erlebnis hatte ich damit auch Probleme. Mit dem Studium das lief also immer schlechter und ich trug mich oft mit dem Gedanken abzubrechen aber gleichzeitig wusste ich für mich, dass ich das nicht machen kann. Auch weil meine Eltern mich finanzierten und ja so auch was erwarteten. Familiär lief es dann auch nicht mehr so rund, zum einen weil es Probleme im Verhältnis zu meiner Oma gab (gingen schon länger aber es wurde immer mehr und besonders ist meine Mutter und war mein Bruder darin verwickelt)und zum anderen, weil es meiner Schwester im zweiten Studium auch nicht gut ging. Somit fing ich an mich dort einzubringen.