Hallo Tooney
Dein Wunsch zu verstehen ist legitim, aber nicht einfach zu erfüllen, ich versuche dir Antworten zu geben indem ich meine eigenen Gefühle zu dem was du schreibst erkläre, vielleicht hilft es dir ja sie besser zu verstehen.
***Ich kann Euch sagen, ich liebe sie wirklich über Alles. Das kleinere Problem ist, daß ich es meist schlecht so ausdrücken kann, wie es der Gegenüber vielleicht gern erwartet. Ich denke, es liegt in meiner Kindheit und Erziehung. Es fühlt sich für den Anderen wohl etwas kühl an, ist aber überhaupt nicht. Ich brenne echt vor Liebe für sie!***
Die Angst jemanden den man liebt zu verlieren war für mich ein Dauerthema. Oft reichte es nicht, wenn mein jeweiliger Partner mir sagte, dass er mich liebt, ich musste ständig und immer wieder Beweise sehen.
Wenn du nun schreibst, dass du etwas kühl bist, würde mich dies persönlich ganz extrem runter ziehen, denn ich würde ständig an deiner Liebe zu mir zweifeln, deine Kühle als Gleichgültigkeit betrachten, sie auf mich beziehen. Ich müsste intensiv fühlen können, dass du Feuer und Flamme für mich bist.
Andererseits, wenn du es mir nun immer wieder versichern und beweisen würdest , dass du mich liebst, würde ich daran zweifeln, dass du jemanden wie mich überhaupt lieben kannst, da ich mir sicher bin, dass man so jemanden wie mich unmöglich lieben kann...
Dies beschreibt meinen Zwiespalt glaube ich sehr gut.
In jeder meiner Beziehung habe ich anfangs meinen Partner idealisiert, ihn auf ein Podest gestellt, alles an ihm war toll und super und wir hatten immer eine wunderschöne und aufregende Zeit. Ich hatte oft das Gefühl der Seelenverwandtschaft und so war es auch bei meinem jeweiligen Partner. Ich habe mich ihnen total angepasst und dadurch entstand eine Harmonie die unglaublich wohltuend war. Jedes Mal dachte ich endlich den Traumpartner gefunden zu haben, aber dann nach einiger Zeit entdeckte ich mehr und mehr "Fehler" an ihm, mit denen ich nicht leben konnte. Zu ihm aufzusehen wurde dadurch immer mühsamer und sein Podest begann zu bröckeln.
**Und jetzt kommt mein Verderben! Aufgrund dieser ihrer Verletzlichkeit habe ich sie schützen wollen und habe ihr anfangs einige Unwahrheiten aus Rücksicht ihr gegenüber erzählt. Ich will jetzt nicht hören, daß so etwas extrem verwerflich und absolut Sch... ist. Ich mache mir oft genug Vorwürfe deswegen! Es ging auch nicht darum, etwas zu verbergen. Ich bin kein Lügner, der 23 Jahre eine Beziehung mit Lügen aufrecht erhalten hatte. Das Scheitern hatte andere Gründe. Ich möchte das aber auch auf gar keinen Fall herunterspielen!Ich habe da einfach Sch... gebaut! So viel zum Thema Vertrauen! Ich habs vermasselt! Ohne wenn und aber! Ich habe mich darauf hin sehr bemüht, Vetrauen wieder herzustellen. Wie sehr und "schnell" so was geht und ob überhaupt, weiß ich!**
Die "Wahrheit" mit der du mich hättest schonen wollen, wäre heftig gewesen , vor allem wenn es sich um fremdgehen und solche Sachen handelt, darüber hast du dich hier ausgeschwiegen, aber was sonst könnte mein Vertrauen zu dir so zerstören? Es hätte evt. auch zu einem Abbruch der Beziehung geführt, aber das Verschweigen wäre in meinen Augen ein Beweis gewesen, dass du aus irgendwelchen Gründen auch immer, nicht die Wahrheit sagen wolltest. Den Grund mich nicht zu verletzen, hätte ich schlicht nicht geglaubt.
Von dem Moment an wäre es unweigerlich zwischen uns gestanden und du wärst in Null-Komma-Nichts von deinem Podest gestürzt und plötzlich ganz klein geworden. Alle anderen Dinge die sonst als geringfügig zu betrachten sind, wären plötzlich belastend geworden und ebenso verletzend.
Sie hat Sozialphobie und Ängste, die hatte ich auch. Ich kann fast allen meinen Ex (außer dem letzten der ein absoluter Schatz ist) den Vorwurf machen, dass sie meine Ängste bagatellisiert und ignoriert haben und zwar in einem Ausmaß, dass ich kaum mehr Luft zum Atmen bekam. Ich hatte oft innere Panik die ich mir nicht anmerken lassen durfte. Es entstand ein regelrechter Zwang an Aktivitäten die ich nie wollte und die allesamt ihre Ideen waren, ich ließ mich aus Liebe mitreißen, aber es waren Tage der Qualen die man sich als nicht Betroffener nicht vorstellen kann. Ein solcher Urlaub wie du ihn beschreibst wäre für mich die Hölle gewesen, auch wenn es zwischendurch zweifellos wunderbare unvergessliche Momente gegeben hätte.
Ich hätte geschwiegen und nach dem Urlaub meine Konsequenzen gezogen.
**Es geht plötzlich nicht mehr, obwohl es keinen direkten Anlaß gibt, nur mit meinen vergangenen Fehlern begründet sie es. Es gibt für sie nur noch den Chat und hier meint sie, daß es ihr hilft und sie hier verstanden wird. Es tut sicherlich gut. Aber hilft es wirklich, daß Problem zu bekämpfen?**
Ist ihr Problem, dass sie deiner Meinung nach bekämpfen soll, nicht eher dein Problem?
**Ich hatte alles gegeben und alles in letzter Zeit für sie getan. Denke ich zumindest. Ich weiß, daß da die Ansichten geteilt sein könne habe ich mir sehr viel Gedanken über uns und sie gemacht und erkannt, welche Probleme sie eigentlich mit sich herumschleppt. Dieses wurde mir dann von ihr auch bestätigt, daß sie unter Depressionen und den Auswirkungen, wie sozialer Rückzug und meist Internet-Chat leidet.**
Es gibt vermutlich viele Gründe die du als Gesunder nicht siehst, nicht sehen kannst, auch dass sie es einfach braucht von jenen Leuten verstanden zu werden, die ähnliche Probleme haben. Dafür ist ein Themenchat wie dieser natürlich ideal geeignet.
Es mag sein, dass du alles für sie getan und alles gegeben hast, aber wollte sie dies auch wirklich?
Oftmals meinen Leute sie wüssten besser als der Betroffenen selbst, was ihm gut tut.
Die immer wiederkehrenden Diskussionen was man falsch macht und die ständigen Vorwürfe, zermürben jemanden der psychisch krank ist, in einem für einen Gesunden nicht vorstellbaren Ausmaß. Manchmal braucht man schon einen kleinen liebevollen Schubser, aber wenn der Schubser zu emotionaler Erpressung und Manipulation ausartet, dann kommen ganz gefährliche Gedanken auf. (Ich möchte nicht behaupten, dass du so bist, ich kenne dich ja nicht.)
Irgendwann kommt man dann an einen Punkt, wo man einfach nur noch seine Ruhe will.
Es gibt für sie nur noch den Chat sagst du, das zeigt doch deutlich, dass sie die Distanz von dir braucht. Es bringt folglich nichts sie weiter zu bedrängen und Gründe wissen zu wollen. Sie hat sie dir genannt, glaube ihr doch was sie sagt. Wenn sie sagt, dass sie mit deinen voran gegangenen Fehlern nicht leben kann, dann ist das leider so und du musst es akzeptieren, ob es dir nun passt oder nicht.
Klar kannst du ihr einen Brief schreiben, aber erwarte davon nicht zu viel.
Ich denke, dass es für jemanden der vermutlich auch Angst hat vor dem Verlassen werden, ein langer und wohl überlegter Schritt war sich zu trennen. Dem ging ein Gedankenprozess voraus, den du nicht nach vollziehen kannst, aber es ist bestimmt keine Entscheidung aus dem hohlen Bauch.
Versuch es zu akzeptieren und wenn sie sagt, dass zu viel kaputt ist, dann ist dies eine klare Aussage und darüber zu diskutieren bringt nichts als weitere Ablehnung!
Auch wenn sie bereit wäre es noch einmal mit dir zu versuchen, würde es niemals mehr so sein wie es war, dein Verschweigen der Wahrheit würde immer zwischen euch stehen.
Nun dies ist meine Sicht der Dinge als Betroffene die ähnliches erlebte.
Ich wünsche dir viel Kraft das durch zu stehen!
Liebe Grüße
Epines