Hallo lieber Hobo und Mitlesende
Mir sind mehrere Leute mit dem Messie-Syndrom bekannt und ich möchte mich deshalb nur dazu äußern.
Woher es stammt weiss ich nicht, vielleicht hat es anfangs auch etwas damit zu tun, dass die einen Menschen eben Sammler sind und die anderen Jäger. Es beginnt schleichend und irgendwann verliert man den Überblick. Obwohl die mir bekannten Personen ständig jammern und um Hilfe bitten, können sie sich, wenn man dann bereit ist mit ihnen zusammen auf- und weg zu räumen, doch nicht dazu durch ringen. Bei meiner letzten Hilfsaktion, wo es darum ging Bücher zu entsorgen, wurden von mehreren Kisten nur gerade 2 Bücher entsorgt, jedes wollte sie plötzlich noch einmal lesen, aber sie hatte darum gebeten die Bücher zu entsorgen, von alleine hätte ich es nicht mehr angeboten, da ich sie ja kenne.
Alles könnte man irgendwann noch einmal brauchen und die Abfallgebühren die es nun vielerorts gibt, fördern dieses Sammeln natürlich noch.
Alle mir bekannten Personen hatten lange Zeit in ihrem Leben Entbehrungen erleiden müssen und allen ist dieses Chaos gemeinsam, welches ihr Innerstes spiegelt und sich in den Räumen offen zeigt. Alle sind mit der Situation hoffnungslos überfordert, sehen aber trotzdem nicht wie sie das Problem trotz Hilfe lösen können.
Meine mütterliche Freundin musste im Alter in eine neue Wohnung umziehen, seit Monaten wusste sie es und stand mit ihrem Mann im Streit, weil sie sich von nichts trennen konnte. Immer mehr füllte sich die neue Wohnung mit den "Sachen" die sie gesammelt hatte. Am Vorabend des Umzugs rief mich ihr Mann an und bat mich um Hilfe. Zusammen mit ihrer Tochter haben wir dann alles was noch da war "entsorgt". Meine mütterliche Freundin stand weinend daneben, wie ich ihre 50 jährige Zündholzschachtelsammlung und die Hotelseifen aus ihrem gesamten Leben, sowie die alten Vorhänge der vorvorletzten Wohnung, die mit Absicht nicht gebrauchten Servietten aus jedem Restaurant wo sie je gegessen hatte und vieles mehr, auf Anraten ihrer Tochter in Müllsäcke gepackt habe.
Irgendwie tat es mir auch weh ihre gesammelten Erinnerungen weg zu werfen, aber wir wussten einfach nicht mehr wohin mit allem, die neue Wohnung und der Keller war nämlich echt schon wieder total vollgemüllt und ihr Mann mit den Nerven am Ende. Bis morgens um 3 Uhr waren wir zugange und auch nach dem Umzug lagen noch Tonnen von Zeitungen und Hefte herum, die sie vor uns "rettete"...
Es ist wie Fee sagt eine Entmündigung und ich höre bei beinahe jedem Besuch wie B. und ich ihre besten Dinge weggeworfen haben! Im Prinzip müssten die Leute selber aufräumen, aber dazu sind sie nicht in der Lage, es müsste jemand täglich Monate lang alles mit ihnen durchsehen um am Ende zu erkennen, dass alles noch brauchbar ist. Aussenstehende können den Wert die diese Dinge für sie haben einfach nicht einschätzen.
Ich würde es nicht mehr machen, aber ich sehe auch Handlungsbedarf wenn sich nämlich Kakerlaken, Mäuse und sonstige Tiere tummeln, weil in den Räumen schon seit 20 Jahren nie mehr geputzt wurde, man kann da auch nicht putzen, weil nur noch eine enge Passage zum Bett und zum Tisch in der Küche führt, so bei einer meiner Cousinen.
Schwierige Situation und ich denke, dass es keine wirklich gute und menschenwürdige Lösung gibt. Am einfachsten wird sein alles nach ihrem Ableben zu entsorgen.
Meine Cousine hat sich kürzlich zwei Lötkolben bestellt und sich darüber riesig gefreut. Sie lötet zwar nie etwas und weiss auch "noch" nicht wann sie sie je brauchen kann, aber ist so stolz Lötkolben zu besitzen, warum auch nicht.
LG
Epines