So, Ina nochmal...
Ich kopiere Dir mal einen Beitrag hier rein, den ich mal einem Gast geschrieben habe,
der genau das gleiche Problem hatte wie Du. Vielleicht findest Du Dich darin wieder
oder kannst da irgendwas für Dich herausziehen:
Dieses "zweite Leben", von dem Du sprichst, kennt wohl so ziemlich jeder, der
unter Depressionen und ähnlichen psychischen Erkrankungen leidet. Oft passiert
es ganz automatisch, dass man anderen etwas vorspielt - dafür gibt es verschie-
dene Gründe, z.B:
* Man sieht einen Schutz darin, da man leichter zu verletzen und zu enttäuschen
ist, wenn man sein Schweigen bricht
* Man traut sich nicht oder hat Angst vor den Reaktionen seiner Mitmenschen
* Man möchte niemanden damit belasten, dass es einem schlecht geht
* Man glaubt, dass andere schlecht über einen denken und reden könnten
* Man hat kein Vertrauen zu anderen und behält es deshalb für sich
* Man glaubt, nicht ernstgenommen zu werden
* Man schämt sich
Kann ich alles nachvollziehen, da auch ich jahrelang geschwiegen habe und
nicht wollte, dass andere erfahren, dass ich krank bin. Irgendwann habe ich
allerdings gemerkt, dass es besser ist über seine Probleme zu sprechen. Damit
bin ich natürlich auch oft "auf die Schnauze gefallen", aber es gab ebenso eine
Menge Vorteile:
* Es fällt ein Teil der Last / des Drucks von einem
* Reden ist ein Ventil
* Einige Menschen gehen rücksichtsvoller mit einem um
* Man findet Menschen, die Interesse zeigen und einem zuhören
* Man ist nicht mehr allein mit seinen Sorgen und findet evtl. Unterstützung
* Vielleicht findet man auch Menschen / Gesprächspartner, denen es ähnlich geht
* Man bekommt Rückmeldungen und Ideen und Vorschläge, was man tun könnte um
seine Probleme zu lösen oder besser damit umzugehen
* Andere können einen besser verstehen / das Verhalten besser nachvollziehen
Irgendwann sollte jeder sein Schweigen brechen! Man sollte allerdings beachten -
und das finde ich enorm wichtig - dass man sich nicht JEDEM Menschen öffnet! Dann
kann das Ganze nämlich schnell schief gehen. Freunde, gute Bekannte, Familie - das
ist eine Art geschützter Rahmen, in welchem man keine Angst haben muss, sofern
das Verhältnis gut ist und man sich keine Sorgen machen braucht, dass das Anvertrau-
te "nach außen" gelangt.