Liebe nubis
Wessen Entscheidung und Verantwortung es wann ist, ist sicherlich eine gute und wichtige Frage. Ebenso welche Form von Zustimmung und Verständnis man will und erwartet. (Hast Du den Film "a short Trip to Switzerland" gesehen?)
Letztlich führt die Legalisierung von etwas ja nicht zu einer General-Absolution oder zu Blanko-Verständnis. "Nur" dazu, dass etwas - wie zB Tabletten in die Hand legen und daneben sitzen und Hand halten - nicht bestraft wird. Ob meine Oma mir hinterher "dafür wirst Du in der Hölle schmoren" prophezeit - damit hat der Gesetzgeber nix am Hut.
Was mir vorschwebt ist eine Regelung, die zum einen die von Dir genannten körperlichen Erkrankungen abdeckt (insoweit sind wir uns also schonmal einig, ist doch etwas), die aber AUCH psychische Erkrankungen zulässt. Hierbei wäre mir im Regelfall tatsächlich die Erlaubnis zu aktiver Mitwirkung weniger wichtig, als das nicht - Belangen - wegen - unterlassener Hilfeleistung, nicht-Haftung-von-was den Menschen-in-Garantenstellung u.s.w. Weil es den Menschen leichter ermöglichen würde, ihre Angelegenheiten zu regeln, sich zu verabschieden und offen mit ihrer (!) Entscheidung umzugehen. (meiner Meinung nach wäre die Zahl der Leute, die es letztlich doch nicht täten, wenn sie offen reden dürften, statt dann damit rechnen zu müssen, dass sie sofort zwangseingewiesen werden auch nicht Null. Es ist nämlich - und DAS weiß ich aus eigener Erfahrung! - extrem anstrengend mit Therapeuten über "sowas" zu reden, weil die aus Angst vor der Haftung ständig "Sagen Sie doch SOWAS nicht!" brüllen. Nicht sonderlich effektiv, wenn man zum Reden dahin geht, in der Hoffnung, dass es hilft, das kann ich Dir sagen... )
Ich sehe nicht ein, dass es die Verantwortung verlagern würde, wenn ich mit einem wie auch immer gearteten Wisch, der besagt, dass die Medizin alles gegeben hat und ratlos ist, herumlaufen, mein Testament machen, meine Wohnung auflösen und mich verabschieden könnte, ohne dass "man" verpflichtet wäre, auf der Stelle einen Notarzt zu rufen, wenn ich nur einmal 30 Sekunden lang vergesse überzeugend genug zu lügen, warum ich das tue. (Man möchte es den Menschen die einem wichtig sind, ja vielleicht auch nicht unbedingt besonders schwer machen. Schonmal den Satz "Das hätte ich doch merken müssen!" "Vielleicht hat sie auf ein Hilfsangebot gewartet?" gehört? Ich schon. Von meiner Freundin, deren Mitarbeiterin sich das Leben genommen hat. Sie hat sich Vorwürfe gemacht. Hätte die Mitarbeiterin ihren Job gekündigt und "Hört zu, es liegt nicht an Euch, Ihr wart super" sagen dürfen... Ich fände das besser.
Und außerdem... Ach.
Ich gelange an einen Punkt, wo ich ohne Methodendiskussion nicht mehr weiter komme. Daher belasse ich es jetzt dabei.
ICH glaube, es würde uns als Gesellschaft guttun, wenn wir offener mit dem Thema umgehen könnten. Freiere Rede, mehr Optionen, mehr Eigenverantwortung. Aber was heißt schließlich "gut tun". MIR würde es hier dann besser gefallen. Aber vielleicht ist das ja auch einfach kein Argument...