Liebes Käferchen,
ich möchte dir nur einmal meine Erfahrungen schildern, vielleicht hilft dir das.
Ich habe vor acht Jahren einen Mann, C., kennen gelernt, fand ihn toll, stand auf ihn irgendwie, aber zu der Zeit war da auch noch ein Anderer interessant. In den darauf folgenden Jahren entwickelte sich C. zu meinem besten Freund. Ich hatte am Anfang immr mal wieder darüber nachgedacht, ob eine Beziehung nicht möglich und toll wäre, war aber auch sehr ängstlich. Ich dachte er wäre zu "cool" für mich, dass ich ihm nicht genügen könnte und je länger wir befreundet waren, desto mehr stand da natürlich die Freundschaft zwischen uns. Ich hatte dann zwei andere Freunde in der Zwischenzeit. C. und ich waren dann einfach beste Freunde und an eine Beziehung dachte ich nicht mehr. Besonders bei meiner letzten Beziehung, die am Ende sehr übel lief und problembehaftet war, wuchsen C. und ich immer weiter zusammen. Wir haben uns so oft getroffen, über Probleme und alles mögliche geredet. Meine Beziehung endete dann sehr schmerzhaft und ich ging da wirklich sehr kaputt heraus.
In den darauf folgenden Monaten war C. immer für mich da. Er war verständnisvoll, hat zugehört, hat mich abgelenkt usw. Ich fühlte mich bei ihm einfach geborgen und sicher. Um das jetzt mal abzukürzen: plötzlich war die Option einer Beziehung wieder da. Natürlich mit allen Ängsten und Zweifeln. Ich sprach es an (mit Hilfe von ein wenig Wein, gebe ich zu :D ) und wir redeten darüber. Unsere Freundschaft stand immerhin auf dem Spiel. Aber wir haben uns entschlossen es zu probieren. Und in einem Monat feiern wir Dreieinhalbjähriges. :)
Ich denke inzwischen, dass es keine bessere Basis für eine funktionierende Beziehung gibt, als eine Freundschaft! Es gibt dabei oft mehr Verständnis, Verbundenheit, emotionale Nähe...
Rückblickend muss ich sagen: ich bin unendlich froh, dass wir es versucht haben. In den ersten Monaten war es immer wieder seltsam, klar, plötzlich küsst man den besten Freund. Aber inzwischen: ich bin unglaublich glücklich. Ich muss nie viel reden, um ihm zu erklären warum ich mich wie verhalte usw. (Stichwort Depression...).
Wenn du WIRKLICH sicher bist, nichts für ihn zu empfinden, ist es gut, wenn du es lässt. Dann solltest du ihm aber auch den Freiraum geben, sich von dir zu "entlieben". Vielleicht solltest du ihm einmal deutlich sagen, wieviel er dir als Freund bedeutet und wenn er sich etwas Zeit genommen hat und du ihm auch so wichtig bist, wird er sich bestimmt wieder melden und dann gibt es sicher eine weitere Chance für eure Freundschaft.
Aber wenn du einmal in dich reinfühlst und vielleicht doch mehr entdeckst (bei mir fing es damit an, dass ich so oft an C. denken musste und so furchtbar verwirrt darüber war), wäre es bestimmt einen Versuch wert. Epines hat ganz Recht. Wirkliche Liebe bei einem Paar ist eben nicht das Kribbeln im Bauch und dieses stürmische Verliebtsein (zumindest nicht die ganze Zeit), sondern eine tiefe Verbundenheit, Verständnis, gemeinsames Lachen, usw. Deswegen ist eine Freundschaft auch so eine gute Basis für eine Beziehung.
Alles Liebe wünsche ich dir, Mai