Autor: Ina
« am: 06 Februar 2019, 18:18:18 »Hallo Baijjuu,
in Teilen Deines Textes kann ich mich (leider) wiederfinden...
Bei diesem Absatz musste ich allerdings an ein Gespräch mit zwei Teilnehmern meiner ehemaligen Selbsthilfegruppe denken:
Ich lebe in einer dauerhaften Beziehung, aber mein Partner kann meinen Schmarrn nicht abfangen. Er konnte das noch nie, aber bisher habe ich auch noch nie so aufgegeben.
[...]
Insgesamt fühlt sich alles nur noch nach Zwang und Druck an, den ich ganz alleine wegstemmen soll, was ich überhaupt nicht einsehe!
Ich bin also einsam, trotzig, wütend, entäuscht, fühle mich verlassen und fallen gelassen, will aber allein sein, mich nicht erklären und rechtfertigen müßen, mir die Decke über den Kopf ziehen und alle anderen sollen mich entweder vergessen oder mir mal tatsächlich helfen (keine Ahnung wie die das machen sollten), ich will nichts mehr und weiß nicht wo ich anfangen soll!
Was macht ihr um aus so einem Loch wieder rauszukommen?
Die beiden waren so froh, dass sie der Gruppe beigetreten sind, weil dieser Druck unter anderen Betroffenen nicht vorhanden war, sie sich nicht verstellen mussten, auch einfach mal traurig oder schweigend dasitzen konnten, aber insgesamt auch wieder mehr rausgekommen sind, da es hin und wieder auch außerhalb der regulären Gruppenabende Freizeitaktivitäten gab (z.B. zusammen frühstücken gehen, kleine Ausflüge u.ä.). Zudem war ihnen die Gruppe auch eine Hilfe, weil sie sich über Themen austauschen konnten, über die sie mit Familienangehörigen und Freunden nicht reden konnten, da diese entweder nicht daran interessiert waren oder "das alles" nicht verstanden haben und sich da nicht hineindenken bzw. es nachfühlen konnten, weil sie selber nie von Depressionen betroffen waren.
Wäre das einen Versuch wert, Baijjuu? Vielleicht wäre das Bedürfnis, allein zu sein, dann nicht mehr so stark, weil auch das ständige Erklären und Rechtfertigen wegfiele und hinsichtlich vieler Dinge einfach direkt Verständnis da wäre.
Mir selbst fällt es meistens jedenfalls leichter, mich mit Menschen zu umgeben, die wissen, wovon ich rede, weil sie es selber kennen. Da brauche ich in der Regel keine Angst zu haben, blöd angeguckt zu werden oder blöde Kommentare zu hören zu bekommen... Ich habe im Übrigen auch keinen großen Freundeskreis (im realen Leben) und möchte diesen auch gar nicht haben. Mir reichen ein oder zwei Freunde, die eben wirklich (!) Freunde sind und vor denen ich ich sein kann und darf. Und ich habe keine Lust auf Smalltalk oder irgendwelche Unternehmungen mit möglichst vielen verschiedenen Leuten, nur weil viele andere das so machen. Ich brauche meine Ruhe und davon recht viel – Du offenbar auch. Die dürfen wir uns auch nehmen!
Ich wünsche Dir alles Liebe und dass Du einen Weg aus der "Isolation" findest!
Ina