Hallo Ihr Lieben,
herzlichen Dank für Eure ausführlichen, einfühlsamen Antworten auf meinen Beitrag! Jeder Eurer Beiträge hat mir Gutes getan und mir ein Stück weit die Augen geöffnet oder mich Dinge aus einer anderen Sichtweise betrachten lassen - dafür danke ich Euch!
Es ist leider alles gar nicht einfach und beim Lesen meines ersten Beitrags in diesem Thread habe ich bemerkt, dass ich einiges vielleicht falsch 'rüber gebracht oder nicht detailliert genug ausformuliert habe.
Nein, es ist nicht so, dass sich gar nichts verändert hat, nachdem ich L. Anfang des Jahres gesagt habe, was mich stört, belastet oder kränkt. Er war gedanklich einfach so in seinem neuen Job und hatte auch einige andere Probleme zu bewältigen - nur hat er darüber leider kaum gesprochen. Dennoch habe ich für vieles Verständnis aufgebracht und es akzeptiert, nur nicht toleriert! Weil es mir einfach zu weh tat und alles so plötzlich kam! Von einen Tag auf den anderen haben wir uns kaum noch gesehen - vorher jeden Tag und jede Nacht, wahrscheinlich (oder ganz bestimmt!) sogar viel zu viel. Und dann hatten wir durch seinen neuen Job nur noch die Abende. Okay, kann man nicht ändern, ist normal, gehört zum Leben. Dennoch war es eine schwierige Umstellung für mich - vor allen Dingen, weil wir die verbleibende Zeit einfach nicht richtig nutzen konnte. L. war ständig müde, ich hatte praktisch nichts mehr von ihm. Jeden Abend bin ich ca. 6km mit dem Rad zu ihm gefahren - zeitweise sogar mit kaputter Hand (Gelenkkapselriss - habe mich also richtig gequält!), bei Eiseskälte oder Regen durch die Dunkelheit - nur um dann wenige Sätze mit ihm zu sprechen und ihn dann neben mir auf dem Sofa einschlafen zu sehen. Manchmal habe ich ihn noch bekocht oder wir haben eine Serie geschaut, wobei er aber auch direkt eingeschlafen ist. Wenn ich reden wollte, schien es nicht wichtig zu sein. Entweder ist er - wie könnte es auch anders sein - eingeschlafen oder hat mir überhaupt nicht zugehört! Es kam so oft vor, dass er mich zehn Minuten später etwas fragte, was ich ihm doch gerade erst erzählt hatte - und dann hat er es nochmals vergessen und mir damit gezeigt, dass er mir erneut nicht zugehört hat. Ja klar habe ich Verständnis dafür, dass er gedanklich einfach bei seiner neuen Arbeit und was weiß ich wo war! Aber ich habe mich so enorm vernachlässigt gefühlt, dass ich es kaum ertragen habe! Jeden Abend diese verdammte Fahrerei mit dem Rad, um im Endeffekt nichts von ihm zu haben, mich vernachlässigt zu fühlen, nicht mal einen kleinen Gute-Nacht-Kuss zu bekommen oder mich anderweitig abweisen und kränken zu lassen und am nächsten Morgen um 6 Uhr wieder aufzustehen und nach Hause zu fahren! Oder ich war bereits bei ihm, habe seine Küche aufgeräumt, gekocht und das Essen war fertig, wenn er von der Arbeit kam - das fand er natürlich schön, aber er schien nicht wirklich bemerkt oder wertgeschätzt zu haben, wie schön ich es oft gemacht habe, mit Kerzen und allem drum und dran - und, dass ich diese Dinge für ihn getan habe, auch wenn es mir selbst sehr schlecht ging und ich eigentlich kaum noch Kraft hatte. Solche "Kleinigkeiten" sind unheimlich enttäuschend für mich!
Das ist nur mal ein kleiner Ausschnitt aus dem großen Ganzen, was mir weh getan hat. Erscheint jetzt sicher wie eine Kleinigkeit, mag sein - aber zu dieser Zeit war es eine enorme Umstellung für mich, die mich in meiner Stabilität und meinem Selbstwertgefühl stark zurückgeworfen hat. L. hat mir, auch wenn es ganz sicher nicht seine Absicht war, genau das Gefühl gegeben, was ich mein Leben lang von allen Seiten bekommen habe: Ungeliebt, unwichtig und "es einfach nicht wert" zu sein!
Wir haben geredet und geredet, zeitweise war es dann auch wieder besser. Gerade zum Ende der Beziehung hin, hat er sich wahnsinnig Mühe gegeben, etwas zu ändern und mich "zurückzugewinnen" - ja, er hat um mich gekämpft. Aber immer wieder kamen solche Dinge vor, die dazu geführt haben, dass ich mich emotional stark von ihm distanziert habe, und zwar aus Angst vor weiteren Verletzungen und Enttäuschungen. Körperliche Nähe gab es auch nicht mehr, denn wenn ich keine warme, erfüllende Nähe auf der emotionalen Ebene spüre, gibt's von mir auch keine körperliche! Das hat L. natürlich auch zu schaffen gemacht und ihn nachdenklich gestimmt. Ja, ich habe auch eine Menge Fehler gemacht. Das sehe ich ein und habe ich zum Teil sogar schon währenddessen wahrgenommen.
Zu alledem ist etwas passiert, was L. wohl sehr misstrauisch gemacht hat, was ich auch gut nachvollziehen kann. Dabei war es anfangs (!) absolut nicht gerechtfertigt und somit mit unfairen Unterstellungen verbunden! Ich habe bei einem Auftritt einen Mann kennengelernt, einen Sänger, mit dem ich mich öfter mal getroffen habe. Er hat mich musikalisch auf einen guten Weg gebracht, mir viel beigebracht und mich in jeder Hinsicht unterstützt. Wir arbeiten inzwischen gut zusammen, proben regelmäßig, sind schon gemeinsam aufgetreten und haben auch eine Menge für die Zukunft geplant. Wie ich in meinem ersten Beitrag schon schrieb, stürzte ich mich, seit mit L. alles so schief lief, Hals über Kopf in die Musik, ins Singen. Alles drehte sich nur noch darum - und somit auch um "ihn"! Ich habe mir ein neues Klassikrepertoire erarbeitet, täglich bis zu fünf Stunden gesungen / geübt, mich intensiv auf meinen Termin im Tonstudio vorbereitet, neue Stücke / Arrangements auf dem Keyboard geschrieben, etc... Bei alledem hat mich der erwähnte Sänger unterstützt wo er nur konnte. Auch außerhalb der musikalischen Zusammenarbeit haben wir uns wunderbar verstanden und ja, es kam durchaus vor, dass ich vor L. von ihm "geschwärmt" habe. Ich habe mir gar nichts dabei gedacht, war einfach nur begeistert von diesem Mann, da er mir - das kann ich im Nachhinein ganz klar sagen - rückhaltlos alles gegeben hat, was mir gefehlt hat, alles, was ich brauchte und wonach ich mich gesehnt habe. Klar wurde L. da hellhörig und hat sich Gedanken gemacht. Er wollte sich seine Eifersucht und sein Misstrauen angeblich (!!) ganz lange nicht eingestehen und rückte erst sehr spät damit raus.
"Angeblich" sage ich ganz bewusst, denn letzten Dienstag hat L. mir gestanden, dass er wohl doch schon "etwas" länger hier liest. Seinen Worten nach zu urteilen, könnte man auf ca. 3 Monate schließen - und das verletzt mich natürlich umso mehr! Denn wie oft hat er mir gesagt und versprochen, mich nicht zu "suchen", niemals in "meinen Raum" einzudringen! Wie oft hat er von Vertrauen gesprochen und wie schade es doch sei, dass ich damit inzwischen Schwierigkeiten habe! Und dann sowas! Ich habe gespürt, dass da irgendetwas ist, was mich zu Recht misstrauen lässt! Und nun weiß ich es.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich sowohl sein Misstrauen und seine Verlustängste gut nachvollziehen kann - wirklich - und ebenso kann ich, wenn ich mich in seine Lage hineinversetze, verstehen, dass er der Sache auf den Grund gehen wollte und nach Antworten gesucht hat. Doch finde ich es wahnsinnig traurig, dass er mir nicht geglaubt hat, wenn ich ihm ebensolche Antworten nicht geben konnte - denn die hatte ich zu der Zeit tatsächlich nicht! Nur die, die ich ihm auch gab - sprich dass mich all das, was so verletzend und enttäuschend für mich war, emotional distanziert hat werden lassen und dass so eins zum anderen gekommen ist. Das hat er mir nicht geglaubt, also hat er mein Vertrauen missbraucht und mich hier kontrolliert. Nein, das ist für mich weiterhin nicht verzeihbar! Ist es wirklich nicht, ganz gleich wie viel Verständnis ich IM PRINZIP für das Geschehene aufbringen kann.
Ihr habt recht: Das hier ist ein öffentliches Forum, in welchem jeder lesen kann und darf - nur tut es mir so unendlich weh, dass ich L. diesbezüglich ein so bedingungsloses Vertrauen entgegengebracht habe und dieses von ihm ausgenutzt wurde. Er hat mich diesbezüglich wochenlang angelogen, Geheimnisse vor mir gehabt. Ich bin so froh, dass ich die Dinge, die mich in den letzten Wochen und Monaten ganz intensiv beschäftigt und berührt haben, nur in mein Tagebuch geschrieben habe. Dieses konnte er schließlich nicht lesen, da es nur für registrierte Mitglieder zugänglich ist. Übrigens habe ich mein Tagebuch inzwischen ins Admin- und Moderatoren-Unterforum verschoben, weil mich die Angst, dass L. sich hier doch noch registrieren könnte, einfach nicht losgelassen hat und ich nicht riskieren möchte, dass er meine privaten Zeilen jemals liest. So ist mein Tagebuch also "geschützt" und kann von ihm nicht eingesehen werden. Ich habe mir ein neues Tagebuch angelegt und werde genau aufpassen, was ich dort schreibe und was nicht - ob er es nun liest oder nicht. So fühle ich mich sicherer.
Weitere Gründe für den Vertrauensbruch, die er mir nannte, sind so traurig, dass es mir jedes Mal die Tränen in die Augen treibt. Z.B. sagte er, dass er das Forum irgendwann dafür genutzt hat, um mir nahe sein zu können, um zu wissen wie ich mcih fühle und was in mir vorgeht. Anders sei er nicht nah genug an mich herangekommen. Das ist so unendlich traurig, so herzzerreißend und zeigt, dass er eben doch Interesse an meiner Person hatte! Ich fühle mich so schlecht, dass ich es kaum in Worte fassen kann! Ich glaube, ich habe meinem geliebten L. das Herz gebrochen! Er sagte mal, es würde ihn "umbringen", wenn ich mich von ihm trennen würde und er dass er zum allerersten Mal das Gefühl gehabt hätte, wirklich mit jemandem "alt werden" zu können und zu wollen. Wenn ich an seine Worte zurückdenke, schmerzt es so sehr, dass ich am liebsten auf der Stelle sterben würde! Ich kann es kaum ertragen - all die Schuldgefühle, das schlechte Gewissen, die schlimmen Gedanken und Ängste!
Schuldgefühle, weil ich ihn so sehr verletzt habe und ich weiß, dass unsere Probleme nicht unlösbar gewesen wären - und hätte ich diesen Mann Anfang des Jahres nicht kennengelernt, hätte ich mit Sicherheit mehr um unsere Beziehung gekämpft! Aber es ist nicht mehr rückgängig zu machen... Manchmal wünsche ich es mir... So wie am Wochenende und letzte Nacht. Ich habe so viel geweint, mir Vorwürfe gemacht und das Gefühl gehabt, mit dieser Trennung den größten Fehler begangen zu haben, den ich machen konnte. Es schmerzt so sehr, nicht zu wissen wie es L. geht und wie er die Tage übersteht / verbringt. Nicht zu wissen, was gerade in ihm vorgeht und ob er Hilfe von seinen Freunden annimmt. Es schmerzt so sehr, ihn so lange nicht gesehen oder gehört zu haben. Dienstag war er hier bei mir und hat seine Sachen abgeholt und mir meine vorbeigebracht. Mittwoch Morgen kam noch eine Mail von ihm, die ich sehr ehrlich und ausführlich beantwortet habe, doch es kam nichts mehr zurück. Seitdem habe ich nichts von ihm gehört. Ja ja, ich weiß doch, dass ich die Trennung wollte und davon überzeugt war, dass dies der richtige Schritt war - aber der Schmerz ist trotzdem unerträglich! Entweder, weil es doch ein Fehler war oder weil einfach jede Trennung weh tut und es eben dauert, das alles zu überwinden, auszuhalten und damit abzuschließen.
Doch, im Grunde genommen denke ich weiterhin, dass der Schlussstrich der richtige Weg gewesen ist. Denn wie soll ich mit L. zusammen sein, wenn mein Herz inzwischen (auch!?) bei einem anderen Mann ist? Das geht nicht, will ich nicht, wäre unfair, nicht gerecht, würde alles nur noch schlimmer machen! L. weiß übrigens davon. Dienstag fragte er mich noch einmal, ob ich mich in "ihn" verliebt hätte... und ich bejahte es. Auch, dass wir uns näher gekommen sind. Ich musste und wollte ehrlich sein.
Ich möchte nicht, dass L. "ein Fremder" für mich wird - nein, so weit möchte ich mich nicht abgrenzen, auch wenn er mir mit dieser "Forumsgeschichte" unsagbar weh getan hat. Er soll ein Teil meines Lebens bleiben - wahrscheinlich geht das jetzt noch nicht, für mich selbst ja auch nicht, aber ich möchte ihn nicht für immer verloren haben. Irgendwann möchte ich "normal" mit ihm umgehen können. Er ist ein herzensguter Mensch, ein toller und begehrenswerter Mann. Und meine Liebe zu ihm ist auch noch nicht erloschen. Aber ein Zurück kann und wird es nicht geben. Wir haben uns gegenseitig z sehr verletzt.
Ihr habt aber recht: Wenn ich hier schreibe, muss ich auch zu dem, was ich schreibe, stehen - ganz gleich wer hier liest und was er oder sie dann über mich denkt. That's me! Ich muss lernen, auch vor mir selbst zu meinen Gefühlen und Handlungen zu stehen und mich deshalb nicht zu verurteilen. Weder für die Trennung, die unter anderen Umständen nicht unbedingt hätte sein müssen; nicht für die Fehler, die ich begangen haben und auch nicht dafür, dass ich mich in einen anderen Mann - und zwar sehr! - verliebt habe! Das bin nun mal ich! Perfekt kann man eben nicht sein...
Ich werde mir Mühe geben, aus dieser Depression wieder herauszukommen. Sie ist wirklich schlimm zur Zeit. Das merke ich allein schon an meinem Schlafrhythmus. Als Rhythmus kann man das gar nicht bezeichnen, eher als "Schlafverhalten". Ich habe seit der Trennung kaum geschlafen, nur in den Nächten, die ich nicht allein verbringen musste (waren logischweise nur wenige). So wie vergangenes Wochenende. "Er" und ich waren praktisch in halb Deutschland unterwegs, ich habe ihn zu seinen Auftritten begleitet und wir hatten eine schöne Zeit. Und ich konnte schlafen. Soll nicht heißen, dass ich all den Schmerz und die Sorgen vergessen habe - nein, ich bin auch in "seiner" Gegenwart wegen L. in Tränen ausgebrochen und habe viel an ihn denken müssen. Und kaum war ich gestern Abend wieder zurück zu Hause, musste ich wieder weinen, war mit mir und meinen Gefühlen und Gedanken absolut überfordert und habe die Nacht durchgemacht. Was mich sicher auch vom Schlafen abhält, ist dass etwas fehlt: Immer wenn ich die Nächte alleine verbringen muss, bekomme ich Panikattacken - das geht schon lange so und ist richtig schlimm. Als ich aber noch mit L. zusammen war, sagte er mir immer wieder, dass ich ihn auch mitten in der Nacht anrufen und zu ihm kommen könne, wenn es zu schlimm für mich wird, allein zu sein. Das gab mir schon ein Gefühl von Sicherheit, auch wenn es an meinen Angstzuständen nichts geändert hat. Aber diese Sicherheit ist jetzt weg - da ist niemand, zu dem ich nachts gehen kann oder der zu mir kommt. Das macht die Angst noch größer. Ich weiß nicht, wann ich wieder "normal" schlafen können werde. "Er" ist zwar so ziemlich der fürsorglichste Mensch, den ich kenne, aber es gibt Hindernisse, die es einfach (noch!?) nicht zulassen, dass wir uns immer dann sehen können, wann wir es uns wünschen. Das gehört hier aber absolut nicht hin. Ich möchte nur sagen: Mir fehlt etwas - und das ist L. und das, was er mir gegeben hat, auch wenn mir zum Schluss doch auch so vieles gefehlt hat! Dieser Verlust ist auch nicht weniger schmerzhaft, weil ich "ihn" nun "habe"!
Ich musste mir das nun alles von der Seele schreiben (könnte noch viel mehr schreiben, aber ich kann gerade einfach nicht mehr) - zwar weiß ich nicht, ob es hier nun am richtigen Platz ist, aber es musste dringend raus. Es ist wichtig für mich, darüber zu sprechen oder es eben aufzuschreiben und mit Menschen, die mir irgendwie oder zum Teil vertraut sind, zu teilen. Und nun werde ich mich wieder in die Musik stürzen, werde mir den Schmerz versuchen von der Seele zu singen und mein melancholisches Klavierstück vollenden. Die Musik ist meine einzige Rettung!
Vielen Dank für's Lesen, Ihr lieben Seelen.