Autor: Ina
« am: 20 August 2019, 17:17:17 »
Hallo Niki,
ja, ich denke schon, dass es jetzt erstmal (!) "so sein muss" und wahrscheinlich gar nicht anders möglich ist. Zumindest ist es verständlich, denn wenn man mehr oder weniger plötzlich "neue" Gefühle wie Einsamkeit und Selbstzweifel wahrnimmt, fühlen sie sich sehr intensiv an und man muss erstmal lernen, sie auszuhalten und damit umzugehen. Mir ging es auch schon mehrfach so, dass z.B. durch die Gespräche in der (ambulanten und teilweise auch in der stationären) Therapie Gefühle und Erinnerungen hochkamen, die ich jahrelang unterdrückt bzw. dissoziiert hatte. Sie haben mich regelrecht erschlagen und das Leid war wirklich groß, sodass ich glaubte, es nicht (mehr lange) aushalten zu können. Aber doch, das konnte ich – auch wenn es schwer war und viel Innenarbeit erfordert hat.
Auch Dein Misstrauen gegenüber Deinen Mitmenschen – die Befürchtung, dass überall Gefahr lauert – kann ich gut nachempfinden. Ähnlich ging es mir speziell während und nach der Auf- bzw. Bearbeitung von Traumata oder auch direkt nach tiefgreifenden Verletzungen und Enttäuschungen. Aber auch damit kann man lernen umzugehen, sodass man es mit der Zeit abbauen und größtenteils ablegen kann. Wie gesagt: Es bedeutet viel Arbeit an sich selbst...
Machst Du jetzt nach Deinem Klinikaufenthalt noch eine ambulante Therapie? Dazu würde ich Dir auf jeden Fall raten, denn ich halte die professionelle Unterstützung eines Therapeuten und einen "geschützten Rahmen", in dem Du über Deine Gefühle und Gedanken sprechen kannst, für sehr wichtig.
Alles Gute und viele Grüße
Ina