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Autor Thema: Wofür soll es sich noch lohnen?  (Gelesen 1681 mal)

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Schlumpfine84

  • Gast
Wofür soll es sich noch lohnen?
« am: 24 Januar 2015, 13:19:16 »

Hey ich bin jetzt 30 Jahre alt, ich leide seit Anfang 2012 an schwersten Depressionen seitdem mir traumatisches passiert ist. Ich habe einen längeren Klinikaufenhalt hinter mir, Erfahrungen mit verschiedenen Antidepressiva, mache jetzt die 2. ambulante Therapie.
Geholfen von den ganzen therapeutischen Dingen hat mir nichts, ich hab vielmehr das Gefühl ich muss alleine kämpfen.
Vorweg ich glaube dass ich wieder gesund werden kann, also das scheint ja positiv zu sein, doch auf der anderen Seite es wird nicht in 1 Jahr sein, auch nicht in 5 Jahren, eher gehe ich davon aus dass ich 10 Jahre rechnen muss bis ich wieder auf den Beinen bin so tief wie ich in dem ganzen drinstecke.
Ich war von einigen Jahren richtig glücklich, habe 2 Töchter bekommen (3 und 5 Jahre alt), bis mir ein schweres Schicksal passiert ist, worüber ich nicht mal schreiben kann, damals war die Kleine gerade mal 10 Monate alt. Wo dann an war ich nur noch depressiv, konnte keine richtig gute Mutter mehr sein, ich habe mich getrennt von meinem Partner und dem Vater meiner Kinder, da es mir so schlecht geht hat das Jugendamt entschieden dass die Kinder beim Vater aufwachsen sollen, ich habe regelmäßigen Kontakt zu den Kindern, mir geht es nicht gut mit der Situation, sehe aber dass ich den Kindern momentan nicht alles bieten könnte was sie brauchen.
Ich habe so schlimme Schuldgefühle, doch ich habe mir nicht ausgesucht was passiert ist, dass es mir einmal so schlecht gehen wird wusste ich niemals als ich mich für Kinder entschieden hatte.
Jeden Tag habe ich Sehnsucht nach dem Ende meines Lebens, es ist nur noch die Hölle für mich dieses Dasein.
Ich muss nochmal ganz von vorne anfangen und ich habe keine Kraft mehr in mir... bis ich die wieder habe können echt Jahre vergehen, ja wie schon geschrieben ich würde 10 Jahre schon rechnen, doch jetzt bin ich schon 30, dann in 10 Jahren werde ich schon 40 sein wenn ich dann vielleicht wieder ein einigermaßen normales Leben führen kann.
Ich denke dann bin ich schon alt dann kann ich doch auch gleich gehen und muss alles nicht mehr ertragen, denn soviele Jahre habe ich dann vielleicht sowieso nicht mehr, ich werde älter und älter werden. Mit den Kindern ist in 10 Jahren sowieso das allermeiste gelaufen, ich verpasse durch das Trauma und die Folgen die es für mich hatte die besten Jahre mit den beiden, ich glaube auch nicht dass sie in den nächsten Jahren zu mir zurück können, dafür geht es mir einfach zu schlecht und ich bin schon froh wenn ich mein eigenes Leben gebacken kriege, für mich die Kraft aufbringe regelmäßig zu essen, zu schlafen und und und... wenn es mir vielleicht besser geht sind die Kids doch schon in der Pubertät oder sogar schon erwachsen. Im Moment schaff ich einfach gar nichts, ich weiss auch dass ich in den nächsten Jahren keine Kraft habe für Partnerschaft und die schönen Dinge des Lebens da ich alle Kraft benötige um wieder gesund zu werden, mich von den Strapazen zu erholen. Wer kann mir helfen? Lohnt sich dieser schwere Kampf wirklich am Ende? Wenn ich dann noch hier bin möchte ich in einigen Jahren auch sagen können es hat sich alles gelohnt und ich will dann nicht noch immer so depressiv sein wie heute. Wie soll ich mit dem Gefühl umgehen dass ich die eigentlich besten Jahre, jetzt wo ich noch jung bin einigermaßen und Spass im Leben haben könnte mit dieser Krankheit verbringe?? Ich weiss anderen geht es genauso oder manche Menschen haben mit schweren körperlichen Erkrankungen zu kämpfen, es schmerzt so sehr im Augenblick kein normales Leben führen zu können, ich bin so müde vom Leben... danke fürs Lesen...

die Schlumpfine
Gespeichert

Adrenalinpur

  • Gast
Re: Wofür soll es sich noch lohnen?
« Antwort #1 am: 26 Januar 2015, 01:49:10 »

Schlumpfine ich geh dir mal eine Blume
eine Ostergrlocke und eine Hyazynthe
und gebe dir die Hand
jede Sekunde lohnt
Gespeichert

Fabew

  • Gast
Re: Wofür soll es sich noch lohnen?
« Antwort #2 am: 16 März 2015, 04:36:16 »

Hey Schlumpfine!

Also: ich habe mir deinen Text durchgelesen und möchte dir zuerst mein Mitgefühl aussprechen.

Ich will mal versuchen direckt auf deine Fragen einzugehen

Zitat
Wer kann mir helfen?
-Ich will dir zumindest zuhören und dir meine Sicht auf die Dinge zeigen - damit du Alles vielleicht mal in einem etwas anderem Licht siehst.

Zitat
Lohnt sich dieser schwere Kampf wirklich am Ende?
Ich will nicht bestreiten das es schwer ist, aber du sagst es werden 10 Jahre sein, bitte verstehe mich nicht falsch, aber ich glaube das das sehr schwarz gemalt ist. Ich denke du steckst sehr tief (wie du eingangs ja selbst gesagt hast) drinn in allem und genau deswegen glaube ich auch das du nicht wirklich gut abschätzen kannst ob es nun eher 10 Monate oder Jahre sind. Es kommt mir so vor als wärst du in einem Sprudel aus diesen negativen Gedanken gefangen und als wärst du gar nicht mehr im Stande darüber hinaus zu sehen... du siehst nichts als diese negativen Dingeund bist völlig überwältigt davon und verstärkst das Ganze auchg noch durch jedan Gedanken daran. Der Punkt auf den ich eigentlich hinaus möchte: du stellst die Frage ob es soich lohnt 10 Jahre kampf in kauf zu nehmen für dein Seelenwohl. Und genau weil es dir grade so schlecht geht stellst du diese Frage mit der Vorraussetzung das es 10 Jahre Kampf bedeutet. Ich glaube du solltest dich nicht fragen ob es sich lohnt 10 Jahre lang zu kämpfen, sondern ob es sich überhaupt lohnt zu kämpfen und ich finde das hast du selbst schon ganz gut beantwortet: ja. Du sprichst so viel von deinen beiden kleinen Töchtern, ich denke du weißt das es sich allein dafür lohnen würde. Versuche es nicht so pragmatisch zu sehen das nachdem du wieder im Sattel sitzt ohnehin alles gelaufen ist. Aber spielen wir mit dem Gedanken das es tatsächlich 10 Jahre wären: Auch nach 10 Jahren ist noch lange nicht alles gelaufen, du wirst den beiden immer noch in Männerfragen, wenn sie vor dem Altar stehen oder selbst einmal Kinder kriegen und vielen anderen Hürden im Leben zur Seite stehen können... In 10 Jahren ist weder dein noch deren Leben vorbei.

Allein weil ich daran glaube das der Weg der "Heilung" positives Denken ist möchte ich deine Frage also ganz eindeutig und klar mit >Ja< beantworten. dieser schwere Kampf lohnt sich wirklich am Ende.


Zitat
Wie soll ich mit dem Gefühl umgehen dass ich die eigentlich besten Jahre, jetzt wo ich noch jung bin einigermaßen und Spass im Leben haben könnte mit dieser Krankheit verbringe??
wieder sehr voreingenommen, verstehe das bitte nicht als Angriff, aber die Lebensqualität im "höheren Alter" steigt in unserer modernen Gesellschaft stetig... mit 40 hättest du vermutlich nichtmal dein halbes Leben hinter dir... und die Jahre im alter können hochqualitative sein.... Ich sage es mal so: im alter kennt man vor allem sich selbst besser: das kann sehr gut sein, wenn du keine "dummen" Fehler mehr machst (ich denke jeder bereut ein paar Dinge die er in seiner Jugend gemacht hat? :) ) und genau weißt was dir im Leben gefällt und dein Leben nach diesen Dingen ausrichtest. Und dann möchte ich darauf aufmerksam machen das es allgemein gern gesagt wird das die Jahre in denen man jung ist die "eigentlich besten" sind wie du sagst. Aber das muss ja nicht für jedermann stimmen? deine besten Jahre können doch immer noch die von 31-50 werden. Schließe das nicht von vorn herrein aus, seh das alles nicht unter dem Schleier der Hoffnungslosigkeit.


zuletzt möchte ich einfach nochmal eine kleine Anekdote anbringen: Ein Mensch der den Kopf hoch trägt, sich groß aufbaut und selbstsicher hinstellt dem geht es auch so... schon allein aufgrund seienr Körperhaltung. Jemand der nur den Kopf hängen lässt dem geht es auch dementsprechend mies. Das ist jetzt natürlich sehr einfach gesagt: und ich kann diese Kraftlosigkeit die du beschreibst auch wirklich gut nachvollziehen (ich bin selbst nicht grundlos in diesem Forum) aber was ich sagen will: immitiere einfauch ein glückliches leben... und versuche mal was dabei rauskommt... mir persönlich hilft es immer SEHR wenn ich mich einfach heftig dazu zwinge Normalität in mein Leben zu bringen (und ich bin zuweile auch schon damit überfordert "regelmäßig zu essen, zu schlafen und und und").
Ich glaube manchmal ist es nciht der richtige Weg einfach zu warten bis man den kampf irgendwo ausgefochten hat und sich selbst sagt das das irgendwann hinter einem ist und man dann wieder "normal" ist, sondern eher das man akzeptiern muss wie die Dinge liegen... das man vor allem auch sich selbst akzeptieren muss... sich nicht ständig vorwürfe macht und einfach Tag für Tag angeht.... denke nicht daran was in 10Jahren vielleicht ist... das weißt du genau so wenig wie ich. Trotzdem glaube ich das die Chancen besser stehen das es in 10 Jahren besser ist als heute wenn man was tut... selbst wenn man sich einfach nur zwingt einmal am Tag zu lachen... damit es wenigstens eine Positive Sache an diesem Tag gab.


tl;dr:

Es lohnt sich zu kämpfen, die besten Jahre sind nicht die Jahre in den du jung bist sondern die Jahre die für dich die besten waren, lass dich nicht von deinen Dämonen klein kriegen und versuche auch mal das Positive zu sehen.
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