Das neue Jahr fängt nicht gut an :-(
Gestern rief mich mein erster Exmann, mit dem ich auch nachdem die Scheidung über 30 Jahre her ist noch Kontakt habe, an - um mir ein gutes neues Jahr zu wünschen, wie er sagte. Ziemlich schnell erzählte er mir aber dann von seinem erneuten Selbstmordversuch vor sechs Wochen. Ich weiß nicht, der wievielte es war, der vierte oder fünfte. Er hat niemanden. Familie (er ist schon seit über 25 Jahren wieder verheiratet) kaputt, Freunde hatte er nicht, weil er sich auf die Familie konzentriert hat. Er hat mir mehrere Stunden von seinem Leid erzählt, wollte jemanden, der ihm zuhört, wollte einen Lichtstrahl, wollte Halt. Und so habe ich da gesessen, mit dem Telefonhörer in der Hand und Tränen in den Augen, war völlig überfordert mit der Situation und habe es doch nicht übers Herz gebracht ihn abzuwürgen und zu sagen, dass ich gerade selbst gar nicht kann. Bin mit Atmen beschäftigt! ... ein und aus ... und ein und aus ... und wenn ich Schmerz spüre, atme ich in diesen Schmerz hinein ... ein und aus ...
Eine Therapie sagt er, bringt ihn zur Zeit nicht weiter. Er wüsste ja, an wen er sich wenden kann, wenn er in eine Krise gerät. Er hat selbst Hilfe gerufen, nachdem er den Tablettencocktail genommen hatte. Aber gleichzeitig will er eigentlich von mir Halt. Sagt er nicht direkt, aber ich merke es daran, wie er mit mir redet und was er mir alles erzählt. So kennt er mich ja auch: immer stark, immer für andere da, ich weiß immer, wie es weiter geht ...
Jetzt sitze ich hier und mein Gewissen sagt "du kannst ihn doch jetzt nicht hängen lassen - er braucht dich jetzt". Aber ich kann nicht! Für mich ist auch niemand da und hält mich fest. Und ich atme tapfer weiter ... und weiß nicht mehr, was ich machen soll oder eben nicht ...
Viele Grüße von Paula