Hallo Katzenmami
Es ist sehr lieb von dir, dass du dich um deine Freundin, aber auch um deren Tochter Sorgen machst. Es ist manchmal schwer mitanzusehen wie Freundinnen leiden. Das Beste daran ist jedoch, dass sie mit dir jemanden hat, dem sie ihre Sorgen und Ängste erzählen kann.
Dass es in der Familie durch das offene Ritzen Probleme gibt kann ich gut verstehen, aber nicht das Ritzen ist das eigentliche Problem, sondern der innere Schmerz und die Anspannung die dazu führt. Die Tochter macht dies ja nicht zum Spaß, oder um die Familie zu tyrannisieren, sondern es gibt für diesen Selbsthass einen Grund und dieser kann auch in der Familie liegen.
Was Stumm schrieb kann ich nur unterstützen, deine Freundin sollte sich baldmöglichst Hilfe holen, denn auch sie könnte am Schmerz ihrer Tochter und an ihrem eigenen zerbrechen und deshalb braucht sie dringend einen Beistand.
Auch Chanell hat schon richtig erwähnt, dass Druck nur Gegendruck erzeugt und daran kann eine Tochter/Mutter-Beziehung auch zerbrechen, denn durch die ständige Drängelei entfernt man sich tatsächlich.
Als "extrovertierter Borderliner" habe ich mir von meiner Mutter, die selber mit sich Probleme hatte, am Allerwenigsten sagen lassen. Auch hatte man mich als Kind mehrfach mit Gewalt zu einem Psychologen geschleppt. Man kann sich sicher vorstellen wie viel dies gebracht hat...
Bei jeder Eskalation kamen Sprüche wie "du bist ja verrückt..., lass dir mal von einem Psychiater helfen..., du hast dringend einen Psychiater nötig..., merkst du nicht, dass du nicht normal bist..." usw. Danach musste ich sofort den Druck abbauen und mich verletzen!
Dies hat dazu geführt, dass ich nicht dazu in der Lage war Hilfe anzunehmen. Auch aus der Angst heraus, dass jemand herausfinden könnte, dass meine Mutter Recht hat und ich tatsächlich verrückt wäre, dies hat mir damals sehr Angst gemacht, denn natürlich wusste ich selber, dass mein Verhalten nicht "normal" war. Ich wollte aber nicht, dass sich die Diagnose meiner Mutter "sie ist abnormal und verrückt" bestätigt, denn damit hätte ich nicht weiter leben können.
Meine Mutter hat dadurch die ganze Situation drastisch verschlimmert und war in meinem Fall eine der Ursachen für mein Seelenleid, denn am selben Tag als ich auszog, endete mein bewusstes selbstverletzendes Verhalten (mit der Zigarette brennen, Nägel kauen, Haare ausreißen, blutig kratzen usw.) und bei jedem Kontakt danach, wurde ich rückfällig! Erkannt habe ich diese Zusammenhänge natürlich erst Jahre später.
Wie schon erwähnt, muss der Leidensdruck sehr gross sein bevor man bereit ist sich helfen zu lassen und manche können dies gar nie und müssen sich dann selber helfen, was nicht gerade einfach ist.
Du selbst kannst also nicht viel tun, außer für die Sorgen und Ängste deiner Freundin ein offenes Ohr zu haben, aber glaube mir, dies ist unglaublich wertvoll!
Alles Liebe
Epines