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Autor Thema: Bin verzweifelt  (Gelesen 1391 mal)

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Detlev

  • Gast
Bin verzweifelt
« am: 21 Januar 2011, 19:09:46 »

Guten Abend,

ich brauche mal von Euch einen Rat, einen Tritt oder irgendeinen Hinweis, denn ich bin echt verzweifelt.

Über meine Frau macht sich, seit letzten Sommer, eine Depression breit. Wir sind beide selbständig und es geht uns wirtschaftlich gut. Aber im Sommer 2010 hatte meine Frau zwei sehr unzufriedene Kunden und fing das erste mal an, an Ihrer Arbeit und an sich zu zweifeln. Wir sind beide eigentlich optimistische Menschen, aber seit dem weiß ich, dass dies bei meiner Frau ziemlich angeknackst ist.

Es war eigentlich geplant, das unsere Tochter (21) meiner Frau in ihrer Firma hilft und das gleiche lernt. Aber an diesem Weihnachtsfest sind ein paar richtige Bomben explodiert:

- Die Tochter hat - nach einer sehr teuren Ausbildung - entschieden, einen Bürojob irgendwo anzunehmen und nicht mit meiner Frau zu arbeiten - dies ist die heftigste Bombe für sie, denn Ihre ganze  Planung ist damit wie ein Kartenhaus zusammen gefallen. Damit hängen sogar Immobilien zusammen, die wir deswegen gekauft haben.

- Eine ehemalige Partnerin hat jetzt ein Geschäft quasi "gegenüber" mit dem gleichen Sortiment eröffnet und macht mit übelster Nachrede und Preisdumping meiner Frau das Geschäft kaputt. Das schlimme dabei: Meine Frau hat sie überhaupt erst ausgebildet und alles wichtige für das Geschäft beigebracht.

- Diese ehemalige Partnerin ist die Ehefrau meines besten Mitarbeiters...

Seit Weihnachten erkenne ich meine Frau nicht mehr. Nicht nur, dass sie fast jeden Abend weint und apatisch vor dem Fernseher sitzt. Sie macht sich - tagein tagaus - fürchterliche Vorwürfe, bezeichnet sich selber als die dümmste Kuh des Alls. Sie kommt morgens nicht aus dem Bett und fängt an, sich abends mit Sekt und anderen Alkoholika zu betrinken. Sie fühlt sich nun wie in einer Falle. Denn natürlich versorgt mein Mitarbeiter seine Frau mit Informationen, wie schlecht es im Geschäft meiner Frau läuft. Langsam stellt sie alles in unserer Ehe in Frage, ich habe das Gefühl, meine Ehe steht auf der Kippe. Sie hat alkoholisiert versucht, sich umzubringen und wollte mit meinem Wagen gegen einen Baum fahren, ich konnte das im Schlafanzug in letzter Sekunde verhindern. Den Alkohol habe ich weggenommen, sie kauft einfach neuen und versteckt ihn woanders.

Ich glaube, wenn es so weiter geht, passiert etwas schlimmes. Ich kann nicht ständig auf sie aufpassen und da sein, ich habe eine größere Firma.

Ist hier jemand, bei dem das Leben des Partners so aus dem Ruder gelaufen ist und mir mit Rat oder ein paar warmen Worten etwas sagen kann?

Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ihre ganze Lebens-Motivation ist dahin, völlig dahin. Ich würde ihr gerne helfen, bin aber mit meinem Latein am Ende.

Gruß
Detlev



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Eloa

  • Gast
Re:Bin verzweifelt
« Antwort #1 am: 21 Januar 2011, 19:49:24 »

Hallo Detlev,

das was Du da schilderst, klingt sehr ernst. Deine Frau braucht dringend Hilfe. Wenn Du den Eindruck hast, das sie oder aber auch Du, der Situation nicht gewachsen bist, sollte sie in eine Klinik. Anschließend würde ich ihr eine Auszeit empfehlen. Eine Reha oder evtl. eine Tagesklinik. Ihr solltet nicht warten. Sprich mit ihr. Rede mit ihr. Reden ist soooo unendlich wichtig. Zuhören und ernst nehmen.

Ihr beide braucht dabei Unterstützung. Undedingt und sofort.
Sprich mit eurem Hausarzt, der Telefonseelsorge oder einer anderen Beratungsstelle.
Wünsch Euch alles Liebe.
eloa
Gespeichert

Detlev

  • Gast
Re:Bin verzweifelt
« Antwort #2 am: 22 Januar 2011, 07:03:35 »

Guten Morgen,

bin seit 4 Uhr wach, kann natürlich nicht schlafen.

Keine Angst, ich stehe wie ein Fels in der Brandung zu meiner Frau. Das ist wirklich die geringste Sorge. Ich arbeite zur Zeit möglichst nur halbe Tage, um meistens da zu sein. Das geht natürlich nur begrenzt.

Eigentlich sträube ich mich, ärtzliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die greifen eigentlich nur in den Schrank und holen irgendwelche schrägen Psychopharmaka heraus. Das löst langfristig gar nichts und schafft nur
noch mehr Probleme. Meine Frau war schon einmal vor vielen Jahren in einer Klinik und hat mir von ihrem Medikamenten-Entzug erzählt. Das kann wahrhaft niemand wirklich wollen.

Ich setze sie wirklich nicht unter Druck und höre eigentlich andauernd nur noch zu. Langsam greift es schon meine Seele an.

Ihr müßt Euch das mal vorstellen: Sie hat keinerlei existentielle Probleme, sieht phantastisch aus, hat (materiell) alles was sie sich wünscht. Und trotzdem ist sie totunglücklich und will ihr Leben an den Nagel
hängen. Ich kann noch so viele Perspektiven aufzeigen, es kommt in ihrem Kopf nicht an; da ist eine Barriere.

Eine Auszeit? Alles, wofür sie jahrelang gekämpft hat, in den Schredder packen? Versteht mich nicht falsch, es geht nicht einmal ums Geld, aber die vielen Mühen um da hinzukommen... Die vielen lieben Kundinnen, die sie gewonnen hat...

Momentan tut sie sehr gleichgültig. Alles ist ihr irgendwie egal. Ein schönes verlängertes Wochenende an der Ostsee war zwar gut, hat aber nicht nachhaltig etwas gebracht.

Seufz, es tut mir schon sehr gut, das alles hier einmal aufzuschreiben und zu formulieren. Damit wird die Situation für mich selber noch klarer und verständlicher.

Vielen Dank für Eure Anteilnahme, ich bleibe am Ball. Werde mal nach Kliniken googeln und forschen, wen man da ansprechen kann.

Liebe Grüße
Detlev
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Adrenalinpur

  • Gast
Re:Bin verzweifelt
« Antwort #3 am: 25 Januar 2011, 00:07:32 »

Habt ihr beide -in anbetracht dessen dass ihr finanziell abgesichert seit mal darüber geredet dass es wichtigeres asl wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolg gibt?
Zusammen glücklich sein, Familie und das alles? Vielleicht solltet ihr euch mal eine Auszeit vom Geschäft geben
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Detlev

  • Gast
Re:Bin verzweifelt
« Antwort #4 am: 25 Januar 2011, 22:22:48 »

habe nie gesagt, wir sind finanziell abgesichert.

Vielleicht stellst du Dir das vor, das wir im Elfenbeinturm leben, aber so ist es nicht.

Ich bin selbständig und muss hart für mein Geld arbeiten. Meine Frau ebenso. Wer einmal ein Geschäft aufgebaut hat, wird wissen wieviel Einsatz das kostet.

Natürlich ist die Gesundheit wichtiger - keine Frage. Sie ist die Grundlage von allem.

Aber so mal eben 2 Monate auf Kur gehen, ist einfach nicht drin. Selbständige werden ganz schnell Sozialhilfe-Empfänger und bekommen dann (nicht selten) Depressionen.

Meiner Frau geht es heute viel besser. Sie macht neue Pläne. Ich habe Hoffnungen.

Ist doch eigenartig. Dieser Hoch-Tief Wechsel. Gestern dachte ich noch, bald geht hier alles den Bach runter, und heute sieht die Welt anders aus.

Detlev
Gespeichert
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