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Autor Thema: Ein Roman von mir...  (Gelesen 842 mal)

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Someone

  • Gast
Ein Roman von mir...
« am: 19 Februar 2017, 16:08:56 »

Hallo, ich dachte mir, ich könnte hier vielleicht ein Buch reinstellen, das ich gerade schreibe - bzw. erstmal nur den Prolog davon. Über Kommentare würde ich mich sehr freuen :).
Also, das ist der Prolog:

Das Auto ist zu schnell. Ich habe meinen Führerschein noch nicht, und eigentlich habe ich von solchen Sachen auch überhaupt keine Ahnung, aber selbst ich weiß, dass das Auto zu schnell ist. Die Bäume fliegen an uns vorbei und ich versuche, es Marcel zu sagen: „Marcel, du fährst zu schnell!“ Aber er lacht nur. Er ist betrunken. Kayla lacht auch. Kayla ist auch betrunken. Gleich kommt eine Kurve. „Die letzte Kurve, dann sind wir so gut wie zuhause“, denke ich erleichtert. Die Kurve kommt näher. Immer näher. Noch näher. Jetzt müsste Marcel abbiegen. Tut er aber nicht. Stattdessen kommt die Kurve noch näher. Und noch näher. An der Kurve steht ein Baum. Als Kayla und ich klein waren, sind wir immer auf diesem Baum herumgeklettert. Manchmal auch mit unseren Freunden. Okay, Kaylas Freunden. Jetzt kann ich in der Baumrinde das Herz erkennen, dass Kayla und ich hineingeritzt haben, als sie mit zwölf ihren ersten Freund hatte. Jetzt höre ich Kayla schreien. Marcel schreit auch. Warum schreien sie? Im Rückspiegel sehe ich ein schwarzhaariges Mädchen mit weit aufgerissenem Mund. Sie schreit auch. Sie ist ich. Warum schreie ich? Ich rutsche nach vorne. Ein lauter Knall. Und alles wird schwarz.

Die Dunkelheit verschwindet. Ich sehe wieder etwas. Erst verschwommen, dann, ganz allmählich, immer deutlicher. Direkt vor meinem Gesicht ist Kaylas Gesicht. Sie sieht mich an. Ihr Mund ist leicht geöffnet. Sie riecht nach Kayla, vermischt mit ein ganz klein bisschen Alkohol. Oder andersherum. Ich bin nicht sicher. Ich habe Kopfschmerzen. Und meine Ohren rauschen. Das haben sie noch nie getan. Es ist unangenehm. Ich sollte es Kayla sagen. Ja, Kayla könnte mir helfen. Kayla kann alles. „Kayla“, sage ich leise. Sie reagiert nicht. „Kayla!“, sage ich nochmal, jetzt lauter. Sie reagiert nicht. „Kayla!“, nun schreie ich sie regelrecht an. „Kayla, Kayla, Kayla!!!“ Ich habe sie noch nie so angebrüllt. Das wird sie mir übel nehmen. Aber warum reagiert sie bloß nicht? Sie hilft mir doch sonst immer. Immer. Warum hilft sie mir denn jetzt nicht? „KAYLA!!“, schreie ich noch einmal. Dann breche ich in Tränen aus.
Schwächling. Heulsuse. Dummkopf.
Kayla sagt immer noch nichts.
Meine Gedanken werden klarer.
Der Boden ist feucht.
Es hat nicht geregnet.
Wir hatten einen Unfall.
Das Feuchte ist Blut.
Kayla ist auch feucht.
Kayla ist voller Blut.
Kayla ist tot.
Scheiße
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Felidae

  • Gast
Re: Ein Roman von mir...
« Antwort #1 am: 19 Februar 2017, 20:23:56 »

Wenn jesus in tränen ausbrach, weil sein enger freund lazarus gestorben war, warum solltest du dich dann niedermachen, wenn du weinst?? Tränen zeigen tief empfundenes Mitgefühl, was ist daran verachtenswert??
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Freudestrahlend

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Re: Ein Roman von mir...
« Antwort #2 am: 22 Februar 2017, 17:41:05 »

Macht Lust auf mehr. Schön die Idee mit dem Rückspiegel, wo sie dissoziiert. Nur dieses "Sie ist ich." finde ich ein bisschen unelegant. Vielleicht kannst du das anders schreiben.

Und ich verstehe die Selbstbeschimpfung in der Zeile nach dem Fließtext auch nicht ganz. Für mich wirkt es nicht logisch, dass jemand, die wegen eines schockierenden Ereignisses weint, sich selber dafür beschimpft. Es sei denn, es ist ein Reflex aus der Erinnerung heraus. Hat Kayla das vielleicht früher zur Erzählerin gesagt? Sozusagen: Kayla war immer die Starke und die Erzählerin diejenige, die auf Kaylas Hilfe angewiesen war?
Oder hat jemand anders das immer gesagt, wenn der Erzählerin etwas passiert ist und sie weinen musste?

Ich hoffe, du stellst hier noch mehr davon rein.
Freude
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Someone

  • Gast
Re: Ein Roman von mir...
« Antwort #3 am: 02 März 2017, 21:02:04 »

Danke für die Antwort :).
Ja, ich wollte damit absichtlich ein bisschen für Verwirrung sorgen^^. Später erfährt man noch, dass Kayla die Protagonistin oft "unterdrückt" hat, diese Beleidigungen (Schwächling, Heulsuse, Dummkopf) stammen also von ihr.
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