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Autor Thema: Wieder einer dieser Tage  (Gelesen 1116 mal)

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Eiskonfekt

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Wieder einer dieser Tage
« am: 07 August 2015, 05:06:25 »

Heute ist wieder einer dieser Abende, oder besser gesagt Nächse, an denen mich vieles Überkommt. Ich weiß nicht wie ich mit all dem umgehen soll. Wie ich das alles verarbeiten soll. Wie lange ich das noch aushalten muss.

Ich bin gerade mal Mitte 20 und sehe schon keine Perspektive mehr für mich. Ich wohne noch bei meinen Eltern, weil ich mir keine eigene Wohnung leisten kann. Geschuldet ist das meiner beruflichen Situation. Nach meinem Versuch zu studieren, wofür ich schlicht und ergreifend zu blöd bin, versuchte ich mich an meinem Plan B: Mein Ausbildungsberuf. Ich bin selbstständig mit bescheidender Auftragslage, eine Festanstellung kommt für mich aber kaum in Frage, mal davon abgesehen dass es hier nichts ansprechendes gibt. Die Beziehung zu meiner großen Jugendliebe, die im dritten Anlauf, auf den ich über 5 Jahre hinweg gehofft habe, endlich immerhin mal gute 3 Jahre gehalten hat, habe ich komplett selbstverantwortlich regelrecht zerstört, woraufhin sie mich aus gutem Grund verlassen hat. Ich habe ihre Warnungen nicht ernst genommen, habe mich gehen lassen, hing nur noch zu Hause rum, habe mehrere Kilos zugelegt und konnte ihr auf Grund meiner finanziellen Situation nicht mal mehr ein anständiges Geburtstagsgeschenk kaufen, geschweige denn ihr sonst irgendwas bieten. In der Hoffnung die Probleme entspannen zu können habe ich Notlügen erfunden, die alles nur noch schlimmer gemacht haben. Einzig meine ehrliche Liebe und Treue zu ihr sind das, was mir jetzt noch geblieben sind. Dazu kommt dann noch, das mein Vater gerade darum ringt seine Firma irgendwie am Leben zu erhalten und damit sein Lebenswerk zu retten. Und als wäre das noch nicht genug, scheint die Ehe meiner Eltern ebenfalls auf der Kippe zu stehen.

Es gibt Tage, an denen geht nahezu alles von dem genannten einfach an mir vorbei und es geht mir relativ gut. Und dann kommen diese Tage wie heute, an denen mich alles überkommt, an denen ich keinen Schlaf finde und nur weinen könnte. Wenn es ums Schlafen geht, sind Alkohol und Schlaftabletten eine gern gesehene Hilfe. Meine Laune ist an solchen Tagen entsprechend schlecht, was auch jeder zu spüren bekommt, was die Situation im Großen und Ganzen aber noch schlimmer macht. Ich flüchte mich mehr und mehr in die Einsamkeit, verbringe den Großteil des Tages in meinem Zimmer am PC. Aber selbst in Gesellschaft andere Personen fühle ich mich einsam. Mich in Gespräche zu integrieren fällt mir immer schwerer, wobei mir auch die Lust daran vergeht. Auf einem Familiengeburtstag vergangene Woche hielt ich mich möglichst abseits der Gruppe auf, hielt mich aus Gesprächen raus und hoffte nur, dass die Zeit schnell vergehen würde.

An den wenigen Tagen, an denen ich wirklich mal arbeiten bin, geht es mir schon fast erschreckend gut. Die Arbeit lenkt mich ab und ich gehe voll in ihr auf. Ich habe plötzlich keine Probleme mehr mit Gesellschaft, verstehe mich gut mit dem Arbeitskollegen. Wenn dann nach einem solchen Tag aber wieder mehrere ohne Arbeit folgen, quält es mich um so mehr. Vielleicht kann man das ein klein wenig mit einem kalten Entzug vergleichen.

Dem ganzen Gegenüber stehen dann meine Geschwister. Die eine Schwester ist mittlerweile glücklich verheiratet, hat mit ihrem ersten Freund den großen Fang gemacht. Zusammen bauen sie gerade ihr Eigenheim und beide stehen Beruflich voll im Leben. Die andere Schwester steht kurz vor ihrem Studienabschluss, kann sich eine kleine Wohnung zusammen mit ihrem Freund, ebenfalls der Erste und der große Fang, leisten. Mein Bruder fängt bald seine Ausbildung an und wird im ersten Lehrjahr mehr verdienen als ich im dritten bekommen habe. Nach der Ausbildung wird er für mindestens ein weiteres Jahr von der Firma übernommen. Er und seine Freundin sind ein Herz und eine Seele. Die Beziehung ist zwar noch relativ jung, aber die beiden passen einfach nur zu gut zusammen.

Dem Gegenüber stehe dann ich. Das schwarze Schaf der Familie. Zu blöd fürs Studium, eine Ausbildung ohne gute Chancen im Berufsleben und die Beziehung zerstöre ich mit aller Macht. Ich weiß nicht was ich falsch gemacht habe, aber irgendwas schlimmes scheint es gewesen zu sein.

Ich habe keine Ahnung wie es weitergehen soll.

Und da es nun passenderweise anfängt zu Regnen und der Alkohol seine Wirkung zeigt, werde ich versuchen zumindest ein wenig Schlaf zu finden. Vielleicht sind mir ja zumindest ein paar schöne Träume vergönnt.

Gute Nacht, Nur Ruhe.
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