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Autor Thema: Abgrund  (Gelesen 1932 mal)

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FearlessLink

  • Gast
Abgrund
« am: 24 Oktober 2011, 11:48:48 »

Hallo zusammen,
ich bin schon länger in diesem Forum unterwegs, zunächst als Angehöriger, inzwischen, so wie ich befürchte als betroffener.
Ich habe das Gefühl ich rase sehendes Auge auf einen Abgrund zu. Ich bin seit fast 20 Jahren in der Altenpflege tätig,
mein Leben wird bestimmt von Krankheit Elend und Tod. Der Schichtdienst hat mich fast alle sozialen Kontakte gekostet. Meine Beziehungen funktionieren nicht, weil ich phasenweise zu Eis/Stein werde. Z.Zt. habe ich das Gefühl die Phase hört nicht mehr auf, ich habe fast permanent Schmerzen, meist Zahn- und/oder Kopfschmerzen und nehme fast täglich Tabletten dagegen, meist Ibuprofen. Aus Angst nich schlafen zu können nehme ich seit ein paar Tagen Schlaftabletten (Zopiclon) und wache trotzdem meist nach 2 - 3 h wieder auf. Meine Leistungsfähigkeit tendiert gen null, die einfachsten Dinge sind kaum zu überwindene Hindernisse.

Meine Beziehung ist auch stark belastet, da meine Partnerin einen kaum zu schulternden Rucksack mit Problemen mit sich rumschleppt (alleinerziehend, schwieriges verhältnis zur Mutter), fühlt sich meistens so an, wie zwei Ertrinkende, die sich verzweifelt aneinander klammern. Sie weiß im Prinzip nicht, wie schlecht es mir in Wirklichkeit geht, eigentlich weiß es niemand.

Es gibt Momente, da ich seh ganz klar, was mit mir los ist, sehe die Mechanismen, sehe mein Herlfersyndrom. Meistens ist es aber so, daß ich mich aufgrund meines "Zustandes", wie ein Versager fühle, der sich nur anstellt. Ich weiß auch, daß mein derzeitiger Medikamentenkonsum mehr als ungesund ist und frage mich häufig, ob ich quasi absichtlich den totalen Zusammenbruch herbeiführen will, um die Verantwortung für mein Leben abzugeben. Ich kann nicht mehr und der Gedanke, das es vielleicht leichter oder besser wäre, wenn "alles" vorbei wäre kommt immer häufiger. Ich habe nächste Woche ein Termin bei meinem Arzt, aber ich bin so hoffnungslos, wie noch nie.

Warum ist das alles bloß so schwer????

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Epines

  • Gast
Re:Abgrund
« Antwort #1 am: 25 Oktober 2011, 17:23:27 »

Hallo Fear

So wie du die Situation schilderst sehe ich eher, dass du auf ein handfestes Burnout  zu steuerst. Es sieht so aus als wärst du an deiner persönlichen Belastungsgrenze angekommen, sowohl beruflich, wie auch privat,  wird es dir langsam aber sicher zu viel.

Nicht umsonst brauchen Leute deren berufliches Leben bestimmt wird von Krankheit Elend und Tod, eine regelmäßige Supervision, um damit fertig zu werden.

Du solltest dir vielleicht überlegen eine andere Arbeit zu suchen, oder deine Stunden zu reduzieren, denn so wie jetzt, das hast du richtig erkannt, darf es nicht weiter gehen.

Es ist schön, wenn man anderen helfen will und nicht zuletzt schafft es ja auch eine eigene Befriedigung, wenn man so gebraucht wird, aber was ist mit dir? Wer hilft dir? Du bist auch jemand und solltest nun einmal auch für dich selbst etwas tun, hilf dir einmal!

Wenn du schon einen Arzttermin hast, dann rede offen mit ihm, erzähl ihm  wie du dich gerade fühlst und frag ihn, ob er dir einen guten Therapeuten empfehlen kann.

Wenn du nichts tust, ist ein Zusammenbruch vorprogrammiert und du wirst über Wochen, wenn nicht Monate ausfallen. Handlungsbedarf ist also gegeben, aber dies weißt du ja alles selber schon.
Du weißt im Grunde, dass du dein Leben verändern solltest, irgendwie wissen wir doch alle immer wie es geht und was wir tun sollten, aber komischerweise machen wir meistens nichts...

Denk darüber nach, ob du dich in 5 Jahren, oder in 10 Jahren immer noch in diesem Altenheim sehen kannst, wenn du die Frage mit Nein beantwortest, dann fange lieber heute als morgen an, die Stellenangebote zu wälzen.


Viel Kraft wünsche ich dir und alles Liebe
Epines
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FearlessLink

  • Gast
Re:Abgrund
« Antwort #2 am: 26 Oktober 2011, 12:29:47 »

Hallo,

danke für eure Antworten. Genau das ist ja mein Problem, ich weiß wo es hakt und bin trotzdem unfähig was zu ändern. Ich bin so darauf "programmiert" es immer allen Recht zu machen.
Zumindestens habe ich es geschafft die Zop wegzulassen ohne das es Probleme gab, sowohl mit als auch ohne schlafe ich maximal drei Stunden am Stück.
Das Problem ist das meine Freundin auch stark belastet ist und ich mich dort sehr zurücknehme. Beispiel letzten Sonntag: Ich hatte Bereitschaftsdienst und morgens um halb sechs klingelt mein Telefon und ich musste zur Arbeit. Meine Freundin hat das Telefon gehört und sich furchtbar darüber aufgeregt. Ich bin also ziemlich gerädert zur Arbeit und war der festen Überzeung, daß sie sich aufgeregt hat, weil ich ihr leidtat, da ich arbeiten musste. Mitnichten, sie hat sich darüber aufgeregt, daß sie den Vormittag mit den Kindern alleine war (es sind keine gemeinsamen Kinder). Das Ergebnis war das ich ein schlechtes Gewissen hatte..... Dies nur als kleines Beispiel, wie ich emotional gestrickt bin. Ich fühl mich für jeden Scheiß verantwortlich und bin nicht in der Lage für mich einzustehen und meine Bedürfnisse zu artikulieren.
Das mit dem Beruf wechseln ist nicht ganz so einfach, da ich ziemliche finanzielle Schwierigkeiten habe, unterhaltspflichtig für meine Tochter bin.
Also alles in allem ne ziemlich verfahrene Situation und ich glaube innerlich, bewusst auf den Zusammenbruch zuzusteuern um nicht sagen zu müssen ich kann nicht mehr, ich brauche Hilfe.
Mal abwarten, was der Arzt sagt, ob ich überhaupt in der Lage bin mich zu öffnen.
Ich brauch irgendwas woran ich mich festhalten kann, damit meine Suizidgedanken nicht noch konkreter werden.....

Bis dahin....
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Nicki

  • Gast
Re:Abgrund
« Antwort #3 am: 26 Oktober 2011, 18:53:16 »

Hallo Fear,

zuerst mal möchte ich dir mein Mitgefühl ausdrücken!
Aber versuch etwas zu ändern, bevor der völlige Zusammen bruch kommt. Es ist leichter "zu reparieren", als alles ganz neu aufbauen zu müssen.
Was deinen Jobb angeht, ich kenne mehrere Personen, die aus der Altenpflege zum häuslichen Pflegedienst gewechselt sind. Sie sind alle sehr zufrieden damit, sie helfen immer noch bedürftigen Menschen, sorgen dafür, das diese so lange wie möglich zu hause leben können ohne ins Heim zu müssen, haben zwar mehr Verantwortung, aber bessere Arbeitszeiten.
Vielleicht informierst du dich mal darüber.

Ich drück dir die Daumen, das du durchhälst!
Liebe Grüße,
Nicki
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FearlessLink

  • Gast
Re:Abgrund
« Antwort #4 am: 31 Oktober 2011, 12:21:51 »

@Nicki
Danke für den Tip! Habe ich schon probiert, häusliche Pflege ist gar nix für mich aus verschiedenen Gründen.
Fearless
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FearlessLink

  • Gast
Re:Abgrund
« Antwort #5 am: 01 November 2011, 08:44:34 »

So Ihr Lieben,

morgen ist mein Arzttermin. Es kostet mich soviel Überwindung mich zu öffnen.
Ich bin gerade wieder in der Phase, in der ich denke ich stell mich nur an, andere haben ganz andere Belastungen. Ich komme mir so elendig schwach vor und triefend vor Selbstmitleid.....
Ich habe solche Angst in dieselbe Mühle, wie meine Exfreundin zu kommen, die sich, wie ihr ja wisst im Schutze der geschlossenen Ststion das Leben nahm.
Zumindestens habe ich die letzten Nächte ohne "Hilfsmittel" geschlafen, zwar nicht besonders gut, aber es war auszuhalten....
Gestern war meine Partnerin wieder in einem besonders tiefen Loch, ich bin dann wie gelähmt, habe Angst um sie, um mich.... Was mich erschreckt ist, daß ich auf eine gewisse Art davon genervt bin. Wenn sie dann down ist ist, versuche ich stark zu sein, aber es ist sooo schwer. Sie hat nächste Woche einen termin beim Arzt, ich hoffe sie geht hin. Ihren Termin bei der Psychatrischen Ambulanz hat sie nach acht Monaten Wartezeit gecancelt....Ist doch alles Scheiße!!!
Ich hoffe es kommen bald mal bessere Zeiten.....könnte ich nur daran glauben
So long
Fear
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Adrenalinpur

  • Gast
Re:Abgrund
« Antwort #6 am: 06 November 2011, 23:42:42 »

Du hast eine wichtige Aufgabe, die sehr schwer ist. Die Therapie wird helfen aber nur wenn du dich öffnest. Hast du ein Tagebuch? Jeder deiner Gedanken ist wichtig und hilft euch beiden
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FearlessLink

  • Gast
Re:Abgrund
« Antwort #7 am: 09 November 2011, 14:43:51 »

Hallo zusammen,

habe meinen Termin "erfolgreich" hinter mich gebracht. Habe Citalopram verschrieben bekommen und eine Überweisung zum Psychiater/Neurologen.
Mein grösstes Problem ist, daß es meiner Freundin z.Zt. mindestens genauso schlecht geht, wenn nicht noch schlechter. Ich habe das Gefühl, wir sind zwei Ertrinkende, die sich aneinanderklammern und letzlich gemeinsam untergehen, wenn nicht einer loslässt :(.
Ich habe solche Angst alles nochmal durchmachen zu müssen.... Ich denke nicht, daß sie Suizidgefährdet ist, da sie ihren Kindern das kaum antun würde. Aber ich kann nicht mehr, ich habe das Gefühl, ich brauche Abstand, ich reagiere zeitweise innerlich so gereizt auf sie und habe gleichzeitig ein schlechtes Gewissen....ich bin nur noch satt, von allem. Ich würde am liebsten davonlaufen, aber ich kann/will sie nicht verlassen....käme mir so schäbig vor. Ich hoffe ich bekomme recht schnell einen Termin beim Neuro/Psych und dann mal weitersehen. Ihren Arzttermin hat sie abgesagt (wie befürchtet), da sie krank war/ist, neuer Termin ist nächste Woche, ich hoffe sie geht hin....
Ich halte euch auf dem Laufenden....
Fear(less)
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