Ist es nicht so, dass nur jene das Leben und seine Schönheiten wirklich würdigen können, die bereits einmal am Abgrund gestanden und in die Hölle gesehen haben? Lebt man danach nicht um so intensiver?
Jeder Mensch erlebt wohl im seinem Leben Höhen und Tiefen. Familiär, beruflich und auch gesundheitlich. Und ob es nun eine Depression, ein Bandscheibenvorfall oder ein Herzleiden ist, man muß eben lernen mit einer Krankheit zu leben, eben das Beste daraus zu machen.
Im September 1969 hatte ich meine erste Extemporale in Erdkunde. Die Frage war :" Welche Gewässer fliessen in den Rhein ?"
Jeden Monat überqueere ich sie nun: Main, weißer Main, roter Main, Regnitz, Rednitz, Schwabach, Bibert. Aisch, Tauber, Rezat usw usw usw
Ich bekam damals eine FÜNF und muss heute noch schmunzeln, wenn ich wieder mal ein neues Gewässer entdeckt habe.
Heute ist es so einfach: Bei GOOGLE eingeben und die Liste ist da. Aber die Füße in den Fluß oder Bach halten ist schon was Anderes.
Bei meinen ersten Bachwanderungen hinauf bis zur Quelle, da sah ich sehr viele tote Fische, damals in den 60er Jahren wurden die Gewässer massiv verschmutz und ein großes Fischsterben begann. Der Rhein war schon mal so schmutzig, dass man darin sogar Filme entwickeln konnte. Ich meine jetzt nicht die SD Card oder den USB Stick, ich meine die Negative die man noch ins Fotogeschäft oder zur Photo-Quelle gebracht hat.
Wenn ich den Main hinunterlaufe, also dahin wo er sich mit der wesentlich größeren Regnitz verbindet, dann ist mir bewusst, dass nun ein paar Liter dabei sind, die unter das Steinbrückchen durchgeflossen sind. Unter dem Steinbrückchen gleich hinter dem Wasserturm, wo ich als Kind so viel gesssen bin und gespielt habe. Wenn das Wetter schön war, dann hab ich mich auch auf die Sandbank gelegt und ab und an den gestrandeten Robinson gespielt.
Manchmal habe ich auch Papierschiffe gebastelt und sie unter meinem Brücklein starten lassen. Fünfzig Jahre ist dies nun schon her, aber das Bächlein und auch der Main werden auch noch in 200 und auch 2000 Jahren fliessen. Und wenn das kleine Bächlein unter dem kleinen Steinbrückchen schon 20 Geschichten gehört hat, so sind es dann im Rhein über eine Million Geschichten.
Hier muss ich wieder an Luise Helm denken HUNDERT NAMEN
HUNDERT BRÜCKEN, daran denke ich bei meinen Spaziergängen. Genau wie Kitty Logan müsste ich 100 Brücken finden und mir ihre Geschichten erzählen lassen.