Nur Ruhe - Selbsthilfeportal über Depressionen und Selbstmord

Gästebereich (Schreiben ist ohne Registrierung möglich) => Gästebereich => Thema gestartet von: Sintram am 20 September 2010, 12:28:29

Titel: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 20 September 2010, 12:28:29
Meine Frau attestiert mir mitunter eine gewisse "Rauflustigkeit", und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass sie damit nicht ganz unrecht hat.

Als Kind verging so gut wie kein Tag, an dem ich nicht in eine Rauferei verwickelt war, und obwohl es mir als Jugendlichem gelang, diese Wesensunart -allein aus gesundheitlichen und juristischen Gründen- zumindest in ihrer körperlichen Ausprägung abzustellen, hinderte es diese andrerseits nicht daran, sich auf dem verbalen Sektor umso genüßlicher und gründlicher breitzumachen.

Noch vor nicht einmal zehn Jahren kostete es mich keine Mühe, mit den empörten Reaktionen auf einen kleinen Leserbrief meinerseits eine ganze Seite der Lokalzeitung zu füllen, während ich mich im stillen Kämmerlein grinsend und händereibend freute wie ein Schachtelteufelchen, das bei einem Preisausschreiben gewonnen hat.
Ich machte eine Art Hobby daraus- und hätte eigentlich Honorar verlangen sollen.

Warum ich den ganzen Unsinn erzähle?

Nun, inzwischen bin ich aus drei Foren geflogen. Einmal weil ich trotz Abmahnung nicht aufhörte, das Tabuthema Suizid zu bearbeiten, ein andermal weil ich mich durch meinen Sarkasmus und meine Offenheit unbeliebt machte und ständig in "Gefechte" verwickelt wurde und ein drittes Mal weil... keine blasse Ahnung, allen Ernstes.

Was mir aber jedesmal auffiel, war der Kontrollverlust im Laufe hitziger Diskussionen -und zwar nicht nur von meiner Seite- der eine Meinungsverschiedenheit in furchterregnder Geschwindigkeit in einen offenen Schlagabtausch und diesen ebenso rasch zur Keilerei eskalieren ließ.
Immer und immer wieder (was ich hier dabei mal außer Acht lasse, sind die zusätzlichen scheinheiligen und hinterhältigen Sticheleien, die als Schlichtungsversuch getarnt das Fass zum Überlaufen brachten), und hinterher ging es allen Beteiligten einfach nur mies.
Die Moderatoren indes können nicht immer und überall sein, auch nicht immer unbefangen oder unparteiisch, weil sie Menschen sind wie die anderen auch. Also wäre eine gehörige Portion an Eigenverantwortung und Selbstbeherrschung vonnöten, nur glänzen die in den entscheidenden Momenten durch Abwesenheit.

Und eines Morgens -älter, einsichtiger und auch müder und fauler geworden-, fragte ich mich, ob das denn obligat sein müsse oder ob es auch andere Möglichkeiten des gegensätzlichen Meinungsaustausches geben könne.
Produktivere und fruchtbare, von denen die Teilnehmer profitieren und aus denen sie etwas Brauchbares mitnehmen können.

Meinerseits ist das Notwendige schnell diagnostiziert.
Im Grunde bin ich ein friedfertiger und gutmütiger Geselle- so lange man mich denn in Ruhe lässt.
Doch wehe wenn ich mich zu Unrecht angegriffen fühle. In Sekundenbruchteilen mutiere ich zum potentiellen Killer.
Also gibt es nur eine Lösung: Vorerst mal Rückzug. Besinnung und Abkühlung. Entspannung.
Denn ist erst mal die Polemik in die Runde eingeschleust, die da wispert: "Unvereinbarkeit, böse Absicht, Feind und berechtigte Notwehr", ist größere Schadensvermeidung alles was einem noch übrigbleibt- und das meistens leider erst hinterher.

Es muss doch möglich sein, verschiedene Meinungen und Standpunkte nebeneinander stehen und gelten lassen zu können, ohne sich gleich persönlich angegriffen zu fühlen und entsprechend "heraus" zu geben.
Ich möchte jetzt gar nicht wissen, wie viele sensible und ängstliche Gemüter bei derlei Entgleisungen schon aus Foren geflohen sind oder sich wenigstens zum schweigenden Leser zurückgezogen haben.

Welche Erfahrungen habt Ihr damit? Geht es Euch ähnlich?
Habt Ihr Ideen dazu oder Lösungsmodelle?

Es drängt mich, diesen Thread zu eröffnen. Auch wenn keine Reaktion erfolgt, will ich ihn einfach als Gedankenanstoß verstanden wissen.

Sintram




 


Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 20 September 2010, 17:07:49
Tja Wohlstandspudel,

das Nervenkostüm wird dünner und die schlechten Erfahrungen nicht weniger.
Ich könnte nicht einmal sagen, dass ich mich anderswo daneben benommen hätte sprich jemanden beleidigt oder beschimpft. Aber die sogenannte sachliche Argumentation kann oft viel vernichtender sein.

Mich beschäftigt nur, dass in Foren eigentlich Menschen aufeinandertreffen, die ähnliche Probleme haben und vergleichbare Geschichten und Schicksale, also jede Menge Berührungspunkte.
Und dennoch kommt es immer wieder zu erbitterten Kämpfen.

Manchmal glaube ich, dass die Kontrahenten aus purer Verzweiflung aufeinander losgehen. Weil sie derer, die maßgeblich für ihre Misere verantwortlich sind, nicht habhaft werden können und mehr oder weniger wehrlos in einer ignoranten Umwelt bestehen müssen.
Und da staut sich einiges auf an verdrängter Aggression und Wut, das bei Gelegenheit zu Dammbrüchen führt.
Denn wenn ich ehrlich bin: Einen wirklich triftigen Grund für eine derartige Auseinandersetzung finde ich selten, es kommt mir eher wie eine willkürliche Entladung vor.
Eine Form von Kompensation für all die erlittenen Demütigungen.

Für mich selbst bin ich grade dabei eine Lösung zu finden.
Ich bin es schlicht leid und müde mich rechtfertigen oder verteidigen zu müssen für was auch immer, vor allem wenn ich merke, dass es dem Gegenüber nur darum geht, Recht zu behalten.
Dann geb ich ihm einfach recht und kümmere mich nicht mehr weiter drum. Gelingt mir immer öfter und erspart einem jede Menge Stress und Ärger.

Es wird mir immer gleichgültiger was Leute von mir denken die mich ohnehin nie verstehen werden.
Sollen sie doch von mir halten was immer sie wollen, ist ja nicht mein Problem.

Bloß gut dass sie nicht wissen wie wenig Gedanken ich mir mittlerweile über sie mache. :-)
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: dejavu am 20 September 2010, 17:12:18
hm.....

eine gute gute Frage.....am besten war der Satz..."dann mutiere ich zum potentiellen Killer"....ich mußte lachen und warum? weil ich mich selbst erkannt habe, denn ansonsten bin ich- auch wenn mir das hier fast niemand glauben mag, die Gutmütigkeit in Person

das Problem ist bei mir nun noch so gehalten, nicht nur, wenn ich mich persönlich angegriffen fühle sondern mich durch Aussagen, die gar nichtmal an mich gerichtet sind, getriggert fühle, wie unschwer in neuester Zeit erkennbar war :-)

Genau, hinterher geht es allen mies und egal, was jeder sagt, es sitzt tief, auch wenn wir uns "nur" virtuell begegnen.

Was auch immer es ist, was bei jedem individuell etwas auslöst, es ist wahrscheinlich eine Situation, die wir kennen. Und in der wir entweder genauso reagiert haben oder gegensätzlich. Hier spielen unzweifelhaft äußere diffizielle Umstände eine große Rolle, denn diese Umstände bedingen unsere Reaktion.

Es ist nicht "nur" unsere Depression sondern alles, was drumherum geschieht und ich immer wieder bitte, zu bedenken.
Und das Allerwichtigste daran, das Nonplusultra ist meiner Meinung nach der Umstand, ob man allein ist und damit meine ich, komplett allein. Ohne familiäre Unterstützung, ohne finanzielle Unterstützung, ohne Freunde oder wenigstens Bekannte, die man in schlimmsten Zeiten dann doch mal kontaktiert.
Ja, es gibt viele Sozialdienste, Diakonie etc.....aber wer von den Betroffenen geht dorthin? Ist doch die Depression nicht genau darum dieser erbarmungswürdige Zustand, weil er einen komplett lähmt! Für sich allein nimmt niemand diese Strapazen auf sich, der sowieso der Überzeugung ist, er sei des Lebens nicht wert.
Damit möchte ich nur einmal verdeutlichen, daß es die Umstände sind, die uns Kräfte und Energien geben, uns zu wehren, finanziell, virtuell, verbal oder emotional.

Zurück zum Thema
Ich weiß noch nicht sehr gut, wie man Konfliktpunkte entschärfen kann. Bei meinem Sohn funktioniert es am besten durch Ignorieren. Und ich beobachte, daß es im realen Leben nicht viel anders ist. Situationen eskalieren meistens nur nicht, wenn einer das ignoriert oder völlig zustimmt, im wirklichen Leben auch A****kriecher genannt.

Zweitens muß man wohl oder übel bedenken, daß wir uns hier dabei nie in die Augen schauen dabei. Wir sind sogar noch anonym. Heißt, wir können verbal drauflos gehen, ohne den Menschen dabei zu sehen und seine Anwesenheit zu fühlen. Das bekommt in besonders schweren Fällen einen erheblichen Spaßfaktor für die, die realen Leben wahrscheinlich so gut wie nix zu sagen oder so gut wie nix schreckliches erlebt haben. Gewürzt mit einer Prise Arroganz, Aggression, Frust, Einsamkeit und Intoleranz ergibt es eine hochexplosive Mischung.
Drittens kommen noch die hinzu, die vermitteln, sie seien Vertraute und im entscheidenden Moment noch drauftreten.

Ich für meinen Teil bin jetzt soweit, daß ich mich für niemanden mehr einsetzen werde. Egal, ob ich ihn näher kenne oder nicht. Ich werde zukünftig für niemanden mehr in die Bresche springen und kämpfen, denn ich frage mich bedenklicherweise, wer macht das für mich? Nichtmal die, von denen ich wenigstens einen Hauch von Zuspruch erwartet hätte. D.h. Streit an sich ist doch gar nix schlimmes, er fördert Entwicklung neuer Gedanken aber dann allein dazu stehen ist schlimmer als der Streit an sich.

Also gebe ich auf. Nicht, weil ich möchte sondern mich die Umstände dazu bewegen.

lg deja







Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 20 September 2010, 19:03:14
Hobo, Deja,

danke für Eure tollen Erfahrungsberichte und Ursachenforschungen. Sie decken sich im Grunde mit den meinen, und genau deshalb stehe ich nach wie vor und mehr denn je vor einem Rätsel.

Wir sind gebeugte, gezeichnete und "beeinträchtigte" Menschen. Und wir wissen das, von uns und auch vom Gegenüber. Und trotzdem berücksichtigen wir das im Streit nicht. Wir teilen aus als wären wir alle putzmunter, unverletzlich und knallhart im Nehmen.

Wir sind verletzlich, empfindsam, plagen uns mit Prägungen herum und reagieren überempfindlich auf Reizwörter. Wir wissen das und kümmern uns nicht darum, wenn wir streiten. Das Reizwort ist schuld und nicht unsere unverhältnismäßige Reaktion.

Wir sehen, hören und riechen einander nicht, das geschriebene Wort ist toter Buchstabe, das Missverständnis vorprogrammiert. Wir wissen das, aber wenn gestritten wird, machen wir uns nicht einmal die Mühe nachzufragen.
Wir verstehen es so wie wir wollen. Denn wenn wir ganz ehrlich sind: Wir müssen nicht.

Kurzum: Wir greifen an in der festen unerschütterlichen Überzeugung uns zu verteidigen. Und Verteidigung heiligt jedes Mittel und ist schließlich Menschenrecht.
Und das obwohl wir genau wissen, dass wir womöglich gar nicht angegriffen werden und nicht gemeint sind. Aus Erfahrung wissen, aber in der emotionalen Raserei des Streits vergessen wir das kurzerhand.

Wenn ich jetzt gemein wäre könnte ich von Vorsetzlichkeit sprechen. Nur ist es das nicht.
Was aber dann? Unsicherheit? Angst? Manische Defensivhaltung? Mangelnder Selbstwert? Fehlendes Selbstbewusstsein?
Sicher von allem etwas. Nur- das wissen wir eigentlich auch.
Also: Why are we fighting?

Sicher gibt es immer wieder Leute, die vorsetzlich böswillig sind. Und ich habe mir längst abgewöhnt zu fragen weshalb sie so sind. Aber das ist trotz allem die Ausnahme.
In der Regel wollen wir ernst genommen werden, respektiert oder zumindest toleriert. Und bemühen uns im Grunde darum mit Andersmeinenden ebenso zu verfahren. Theoretisch jedenfalls.

Wenn etwa ein Workoholic zu mir sagt ich sei ein fauler Sack, könnte ich doch antworten: Mag sein, aber ich bin mit meinem Phlegma genau so hier drin gelandet wie Du mit Deiner Sucht, also warum treffen wir uns nicht in der Mitte?
Warum also tu ich es nicht? Falle stattdessen wie ein Möchtegern Rudi Dutschke über die Leistungsgesellschaft und den Kapitalismus her? Nur um nicht zugeben zu müssen, dass ich leidenschaftlicher Faulenzer bin? Ein passionierter Nichtsnutz?
Nur mal als Beispiel.

Ich glaube, je mehr es uns gelingt, zu unserem "Anderssein" zu stehen, desto weniger anfällig werden wir gegen das Gefühl, mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Desto weniger sind wir gezwungen um uns zu schlagen.

Unsicherheit, Hilflosigkeit, Ratlosigkeit, Ohnmacht und Verzweiflung. Marternde Schuldgefühle und Selbstbezichtigungen, das stete Gefühl des Versagens, die Angst vor dem Untergang, tiefsitzender Selbsthass und Misstrauen gegen sich selbst. Das sind nach meinem Dafürhalten einige der Hauptgründe unserer Streitigkeiten.
Wir versuchen uns vor uns zu schützen. Und wenn wir im Andern das verkörpert sehen, was uns unterschwellig bedroht, rasten wir aus.

Bei genauer Betrachtung streiten wir immer mit uns selbst. Und kämpfen gegen uns selbst.

Das sind so meine ungefähren Theorien.

LG
Sintram



Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Fee am 20 September 2010, 19:27:46

Streitkultur interessantes Thema.

Aber Lösungsvorschläge habe ich nicht.Denn wir sind schon ... sagen wir mal ... hm,etwas speziell  ;)

Eines fällt mir hier aber immer wieder auf.

MISSVERSTÄNDNISSE !

Also was manche hier so fehlinterpretieren (ich/mich auch natürlich),ist schon verquer.

Aber das liegt echt daran,daß uns zur Interpretation ja nur das Geschriebene zur Verfügung steht.

Eine liebevolle "Seuselstimme",würde uns hier sicher Nettgemeintes auch so auffassen lassen.

Und ein netter Kuhaugenaufschlag könnte letzte Zweifel ausräumen.Hobo`s aufgeführte Punkte entsprechen da auch ganz meinem Empfinden.

Eines ist doch aber ganz logisch:

"Viele Meinungen = viele Meinungsverschiedenheiten"

... wobei das noch lange nicht Streit bedeuten muß.

Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 21 September 2010, 07:37:17
Auf alle Fälle kann man gut erkennen, dass uns das Thema alle beschäftigt.
Dass wir mal "Opfer" sind, ein andermal "Täter". Und weil wir alle schon in Hauereien verwickelt waren und nichts schuldig geblieben sind, ist es nicht allzu schwer, wieder Frieden zu schließen und nicht nachtragend zu sein.

Denn es ist völlig richtig, die Aura, die Ausstrahlung unserer Persönlichkeit bleibt zum großen Teil im Verborgenen. Wir kommunizieren miteinander ohne uns in der Gesamtheit erfassen zu können, und die wesentlichen Nuancen des Gesprächs, etwa der ironische Unterton, das ganze Maß an Galgenhumor das wir alle in uns tragen, wird allzu oft missverstanden und fehlgedeutet.

Besänftigende Worte können als Angriff gelesen werden. Freundschaftliches Necken als Beleidigung. Händeringende Fragen als Beschimpfung. Es ist ein Kreuz, in der Tat.

Und dann kommt noch unsere jeweilige Verfassung erschwerend hinzu.
Wenn ich zum Beispiel in einem tiefen Loch sitze, wie reagiere ich dann auf Eure letzten Postings? Paranoid.

Ich nehm jetzt mich selbst mal als klassisches Fallbeispiel:

Da hab ich was gelesen vom Querdenker, der zu den andern gehören muss. Ich bin ein Querdenker, er mag mich nicht! Was fällt dem ein, was passt ihm nicht an mir?
(Die Süffisanz entgeht mir völlig. Bin ich so weit gut drauf, verstehe ich den leisen Spott darin und die verschlüsselte Botschaft selbst erfahrener Ablehnung. Bin ich mies drauf, fühle ich mich angegriffen und in Frage gestellt. Weil ich selbst an mir zweifle.)

Dann hab ich was geschrieben vom Nach- und Rechtgeben im Laufe eines müsigen Streitgesprächs als Stressvermeidungstaktik. Bin ich jetzt deshalb ein A....kriecher? Na prima!
Darf man hier drin keine Erfahrung los werden, ohne gleich zum Opportunisten gestempelt zu werden?
(Dass wer auch immer damit gemeint ist nur nicht ich, kann ich nicht mehr realisieren.)

Und dann wird mir auch noch unterstellt, dass ich offenbar nicht fähig bin eine Meinungsverschiedenheit auszutragen ohne gleich Streit anzufangen. Das war doch mein eigenes Argument schon vor Wochen!
Dass Meinungsverschiedenheit nicht gleichbedeutend ist mit Streit.
Hier wird der Spieß umgedreht. Die können mich alle nicht leiden, na super! Was hab ich nur schon wieder angestellt?
(Ein objektiver und interessierter Beitrag mit guten Vergleichen wird von mir als Ohrfeige wahrgenommen.)

Und dann sitz ich da mit pochenden Schläfen und ringe um Selbstbeherrschung.
Die ersten Zeilen sprechen noch von "Verunsicherung und offenbarem Missverstehen". Aber Wort für Wort verselbstständigen sich die Emotionen.
Bis ich es schließlich leid bin, "wieder mal" wegen meiner Meinung in die Pfanne gehauen zu werden, weil ich offenbar unerwünscht bin, unangenehm und ärgerlich, weil ich den Mut habe und die Courage die Dinge beim Namen zu nennen was offensichtlich überall wo ich hinkomme eine Frechheit darstellt, lieber einen auf Harmonie und Kopf in den Sand und schade und bedauerlich und galopp galopp galopp...

Ihr lest das völlig konsterniert und denkt Euch völlig zu Recht: Der spinnt doch komplett.
Da mach ich mir die Mühe, auf seinen Thread zu reagieren und schreib hier wirklich was Durchdachtes und Persönliches rein, noch dazu freundlich, und dann kommt mir der so. Der hat sie wohl nicht alle! Für wen hält der sich eigentlich?!

Und wie sich das Ganze dann weiterentwickelt, brauch ich nicht extra auszubreiten.

Weil es eben eine unbestreitbare Tatsache ist, dass ich sie immer wieder mal tatsächlich nicht alle habe.
Und dass es mich grade dann an den PC zerrt. Weil ich schreiben muss, um nicht irre zu werden.
Bilde ich mir jedenfalls ein, denn in Wahrheit bin ich längst und grade in diesem Moment irre.

Irgendwann fällt Euch dann ein, dass ich -so wie die Dinge liegen- ganz offensichtlich nicht ganz bei Sinnen bin, sonst schreib ich ja eigentlich halbwegs vernünftig, nun, ihr kennt das ja irgendwie von Euch...
und ich komm wieder runter, lese Eure Postings nochmal in Ruhe durch und stelle fest, dass sie doch im Grunde "ganz brauchbar" sind...

Nur bluten bis dahin unsere Lippen und Knöchel und wir kühlen unsere Veilchen.

So -oder so ähnlich- spielt sich eine Hauerei in der Regel ab. Scheint wir müssen damit leben. :-)







Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: nubis am 21 September 2010, 08:37:15

Ich finde @hobos Ansatz auch sehr passend und stimme den Punkten weitestgehend zu.

Die simpelste Lösung - Nachfragen und Missverständnisse ausräumen - scheitert an der emotionalen Beteiligung: oft wird schlicht der Punkt verpasst, wo man noch hätte ansetzen können.
Und selbst wenn man das schafft: ist ja nicht gesagt, dass man hinterher dann tatsächlich einer Meinung ist - was hier oftmals als einziges Ziel angenommen wird.
Es geht dann dabei nicht um Austausch und Informationen: es geht ums Überzeugen - ums 'Recht haben'.

Warum das grade hier so extrem ist - wo jeder für sich selbst Toleranz und Verständnis erwartet - kann ich nicht nachvollziehen.

Ich denke nicht, dass es am 'geschriebenen Wort' liegt.
Wenn sich User persönlich angegriffen fühlen nur weil man eine Meinung nicht teilt - als würde man dadurch seine Berechtigung in Zweifel ziehen, eine andere zu haben - hätte man das aber ja auch beim direkten Austausch.

Ändern wird man das indes nicht können, da hier zwangsläufig nahezu jedes Thema einen emotionalen Aspekt birgt.

Ich halte mich selbst für jemanden, der sachlich diskutieren kann ...hier wird mir das als 'Arroganz' und 'Kälte' ausgelegt...

Schätze - so oder so - wie @Fee schrieb: "Viele Meinungen = viele Meinungsverschiedenheiten"  ...was hier leider wohl (häufig) Streit bedeutet...


Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Fee am 21 September 2010, 12:03:01

... und sogar darüber was nun schon Streit ist oder vllt. noch eine etwas hitzige Diskussion ,gibt es natürlich verschiedene Ansichten.

Da disskutiert man gerade "so schön vor sich hin" und plötzlich während man noch mit rauchenden Gehirnzellen die nächste Antwort verfaßt ... Thread geschlossen ... wieder Mund verboten ...

Aber wer oder was war denn nun eigentlich wieder mal "der/das Böse" ?

Die sachlich Arogante ( Achtung Ironie )

Der wutschnaubende Verletzte

Die traurige Missverstandene

Der verwundete Kraftlose

oder ...

... manchmal mir nicht verständlich.


Warum ?  (*grins* mein "Lieblingswort)
Weil wir je nach Prägung,Erfahrung,usw. unterschiedlich funktionien,Dinge auffassen,verstehen,fühlen .

Da meint man sich freundlich und verständlich ausgedrückt zu haben und plötzlich Sodom und Gomorrha ...

MISSVERSTÄNDNIS .

Also schnell klären und gut is`. Geht aber hier nicht immer.Man liest manches erst später oder garnicht.
Oder bemerkt die Verletztheit des anderen nicht.

oder ... oder ... oder  ::)


L.G. Fee


Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: nubis am 21 September 2010, 13:12:38
Hi @Fee  

Gut zusammengefasst :-)    - wie übrigens auch das von @Sintram :-)


Was mir dazu noch auffällt: dass die Anfänge einer Meinungsverschiedenheit ja auch grundsätzlich öffentlich zu lesen sind - wenn es aber doch zu einer Aussprache und Klärung kommt, diese dann meist per PN 'hintenrum' erfolgt. Sei es, weil man den Thread nicht wieder aufrühren möchte - weil er geschlossen wurde - oder auch weil man in einer PN tiefer geht als man öffentlich täte.

Das heißt, selbst wenn sich zwei dann wieder verständigen konnten bleibt bei den anderen Lesern ein Bild zurück, welches die Meinung, die sie über einen User haben, beeinflusst.
Zwangsläufig wird das nächste Posting mit anderen Augen betrachtet - sich an einer Zeile (oder auch schon einem Satzzeichen) festgehalten ...Vorurteil lässt grüßen.



Und um das Thema auch noch einmal auf mich zu beziehen:

Mir wird gerne Vorgeworfen, wenn ich mich an einem Thread beteilige, gibt es Streit - und leider scheint das auch oft der Fall zu sein.

Tatsächlich ist es aber nun mal so, dass ich mich vor allem dann beteilige, wenn ich anderer Meinung bin.
Nicht um zu provozieren, wie mir sicher manche unterstellen, sondern weil ich es da für am sinnvollsten erachte.

Wenn 10 der gleichen Meinung sind, brauche ich nicht auch noch schreiben, dass ich es genau so sehe.
Wenn ich aber eine andere Ansicht habe - oder den Eindruck, jemand hat Zweifel - dann kann ich durch meine (andere) Ansicht einen Denkanstoß geben - neue oder einfach Andere Aspekte hinzufügen.

Aber selbst wenn das beim Adressaten richtig ankommt: hier im Forum lesen 'alle mit' - und irgendwer kann sich immer angesprochen fühlen, etwas falsch verstehen usw... - also kann auch immer aus einem 'harmlosen Gespräch' ein 'handfester Streit' werden.

Denke, deshalb ist auch der Austausch per PN eine gute Sache: da bleibt man unter sich und mit zweien gibt es seltener Missverständnisse, als wenn es eine größere Beteiligung gibt - auch wenn das schade ist: schließlich ist man dazu in einem Forum...


Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 21 September 2010, 13:23:53
Ich muss jetzt mal einflechten, dass ich die Dissharmonien, die ich bisher hier mitverfolgt habe, überhaupt nicht als extrem empfand, sondern im Gegenteil bei aller Heftigkeit als relativ gesittet und zivilisiert.
Als Forums-Strawanzer (Streuner, Herumtreiber) hab ich da wahrhaftig schon in ganz anderen Räuberhöhlen gehaust, wo der verrohte Umgangston ein Oberhalb der Gürtellinie gar nicht mehr kannte und ein Hauen und Stechen ohne Maß und Ziel herrschte.

Außerdem kommt es immer auch darauf an, wie ich mit einem Verbalangriff umgehe.
Wenn mich beispielsweise Jemand für einen larmoyanten misanthropischen Narzissten halten will- meine Güte, dann soll er´s doch von mir aus tun.
Wer als Kind verdroschen und gepisakt wurde, darf schon mal wehleidig sein.
Wer derart oft von Menschen enttäuscht und ausgenutzt wurde, darf schon mal an der Menschheit zweifeln.
Wer so oft wie Dreck behandelt wurde und als Fussabstreifer benutzt, der darf schon mal selbstverliebt sein.
Alles halb so schlimm.

Mich ärgert ja in dem Moment nur, dass das wer zu mir sagt, der mich gar nicht kennt.
Was auch absurd ist, denn eben weil er mich nicht kennt, kann er so was sagen. Würde er mich kennen, käme er gar nicht auf die Idee.

Tja, und die Meinungen.
Nun, die sind relativ. Können sich jederzeit ändern. Gründen auf verschiedenen Erfahrungen und Geschichten, sind alles in allem subjektiv.
Was hab ich selbst schon alles revidieren müssen an Überzeugungen? Wie oft hab ich mich getäuscht, verrannt, verirrt? Nichts davon ist absolut und unwandelbar.

Also kann ich auch mal getrost was stehen lassen, was mir aufstößt und absolut nicht schmeckt, ja zuwiderläuft und suspekt ist, in der Hoffnung, dass sich das ja morgen schon ändern kann. Dass noch lange nicht aller Tage Abend ist.
Und außerdem hab ja auch ich den Stein der Weisen noch nicht gefunden.

Pluralismus kann mitunter ganz schön nerven. Aber nun, so ist das eben. Gut, dass es Meinungsvielfalt und -freiheit gibt, auch wenn das bisweilen Zoff bedeutet.

Hinter der Heftigkeit meiner Reaktion steckt ja letztendlich nur dieses "Was wäre wenn der Mensch Macht hätte über mich? Würde er versuchen, mich zu vernichten? So wie es etliche vor ihm probiert haben?"
Kurz und bündig Angst.

Wir haben einfach nur Angst voreinander. Weil uns zu oft wehgetan wurde.
Sorry, aber bei gebissenen Hunden zum Beispiel funktioniert das genau so.
Und irgendwo sind wir auch nur Säugetiere.

Ich bin ein armer Hund.







Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: nachtwind am 21 September 2010, 17:33:22
Ich glaube nicht, dass das DER Punkt ist.
Es ist einer, keine Frage!
Ich glaube, ein viel entscheidender Punkt ist, dass ich glaube,
unter all den gebissenen Hunden DER zu sein, auf den man am meisten Rücksicht nehmen muss.
Diese Forderung, die sich dranheftet: auf mich
muss man Rücksicht nehmen!
Und wers nicht tut, den zwing ich. ;-)
Egal wie.
Weil ich ein eingebornes RECHT dazu hab.
ICH
vor allen andren.

Das ICHichich ist es.
Wir sind alles gebissne Hunde.
Nicht nur hier.
Jeder Mensch, der aufgewachsen ist, ist gebissen worden.
Und nein - die Gleichung: wer am meisten aufjault, ist eben auch am meisten gebissen worden,
geht nicht auf.

Der Unterschied zwischen "rauflustigen" udn eher anderen ist der:
denk ich nur an mich? Oder denk ich den andren mit hinein?
Fühl ich nur meins? Oder gelingt es mir, auch den andren n büschn mitzufühln?
Mach ich mir nur Gedanken über mich? Was es mit mir macht?
Oder schaff ich es, auch dem andren Raum zu geben. In mir. Und ich mach mir auch n Kopp: was macht es mit ihm?

Wenn alle gebissnen Hunde wollen, dass man gefälligst auf sie Rücksicht nimmt,
weil sie ja nu gebissne Hunde sind,
kommts nie zu nem WIR.
Weil ja nu alle gebissen sind.
;-)
Wir sind alle bedürftig. Immer.
Die Frage ist nur: gibt es einen, der trotzdem versucht zu verstehn?
Obwohl auch er
gebissen ist?

Irgendwo am Anfang stand mal so was wie: ich bin echt n friedfertiger Kerl, nur wenn ich zu Unrecht angegriffen werd,
(oder mich so fühl), dann werd ich zur Bestie.
Find ich sehr selbstversöhnlich, und das ist schon mal gut. :-)
Könnte den Weg frei machen, dieses Selbststärkende, zu dem Schritt:
ich werde zu Recht auf etwas hingewiesen,
was nicht sonderlich gekonnt ist.
Hier ist noch Potential.
Hier kann ich noch wachsen.
Mich und meine Art, aufs Leben zu antworten, noch entwickeln.
 
Auch gebissne Hunde können lernen, nicht immer nur zu beissen.
Wenns kribblig wird.
Sonst fügen wir der Welt immer nur neu gebissne Hunde zu.
Und das ist kein wirklich guter Plan.
Denn irgendwann
treffen wir ja immer
auf andre Hunde.
Und die sind alle gebissen.
Und wenn sie grad frisch gebissen sind, erwischts uns volle Breitseite.
Bevor wir auch nur papp sagen können.
Und schon sind wir wieder
frisch gebissen.

Und das nu völlig zu Unrecht!!
Und weiter geht die Fahrt!
Der nächste, der uns übern Weg läuft und falsch guckt....
und weiter geht die Fahrt....

Völlig zu Unrecht?
Ja. "Sachlich" gesehen schon. ;-)
In DER Situation ganz sicher.
Aber blenden wir da nicht tunlichst die eigentliche Frage wieder aus?
Weil wir nur an uns denken. Und keinen Schritt weiter?
Haben wir noch nie einen andren gebissen? Einfach nur, weil er grad da war?
Und irgendwie "falsch" geatmet hat?
Haben wir noch nie??
Wenn wirs noch nie haben, dann könnt man wirklich sagen: zu Unrecht.
Aber: haben wir noch nie????????

Nebenbei: was ist jetzt "sachlich"?
Nur die Situation betrachten? In der ich nix dazu beigetragen hab,
dass das nu eskaliert?
Oder die Lebenswirklichkeit betrachten? In der ich selbst auch das eine oder andre Mal
dafür gesorgt hab, dass (von mir und ohne wirklichen Grund) frisch gebissne
jetzt selbst auf Jagd gehen müssen. Um jemand andren - ohne jeden Grund - zu beissen.
Damit sie ihren "Beissdruck" loszuwerden.
So wie ich.

Ein Weg aus all dem Beissen ;-) ?
Nu, das, was wir von den Völkern fordern, die in Krieg miteinader leben.
Nicht nur die eignen - und berechtigten!!- Wunden und Forderungen im Blick haben.
Nicht nur das eigne "Recht".
Sondern auch die - genauso berechtigten!!! - Wunden und Forderungen des anderen im Blick haben.
Und das "Recht" des andren.
Um so,
falls der andre mitmacht, ;-)
gemeinsam nach Möglichkeiten zu suchen, wie das gehen kann:
das eigne nicht aufgeben
und dem andren doch Raum lassen. Für seins.
Ihn verstehen, etwas weniger als mich natürlich ;-), aber immerhin,
ist die Grundvoraussetzung.
Nicht immer nur ICHICHICH!!!! fühlen denken handeln -
nicht NUR,
sondern eben auch
n büschn ;-)
Du:
Das!
der Weg zum Wir.
Also der, den ich nu kenn.
Gibt bestimmt fünundschtzigmilliarden andere.
Viele Wege führn nach Rom.


Und @nubis - weil du das Thema auch auf dich bringst,
und ich das als-Bitte-um-Rückkopplungs-Ohren les:
du weisst, dass ich dich schätze.
Also das, was du schreibst. ;-) Oft. ;-)))
Ich glaub nicht, dass du auf dem Weg weiterkommst, wenn du darauf beharrst,
dass du sachlich bleibst.
Das keine Frage.
Aber: bringt es dich weiter?

Ich weiss nicht, wie es andren geht. Ich
lese oft eine gewisse Vehemenz aus deinen Worten.
Manhcmal auch Nachdenklichkeit, ja.
Aber oft eben auch: Vehemenz.
Nachdruck. Nach-Druck.

Ich hab mich gefragt, woher diese Vehemenz kommt bei dir?
hmm... gibt vieles, was da möglich wär.
Dann hab ich mich gefragt, wohin diese Vehemenz von dir will?
Und da hab ich was gefunden.
Ich glaube, du schreibst so vehement, wenn du jemanden beschüzen willst.
Weiss nicht , ob das so stimmt.
Für mich liest es sich seitdem anders, wenn du schreibst. Vehement schreibst.
Ich lese, dass du pudel davor beschützen willst, dass er sich das zu sehr zu Herzen nimmt,
dass da jemand verdurstet.
Dass du ihn vehement beschützen willst.
Und deshalb vehement! ;-) aufzählst, was alles ginge.
Und in der Vehemenz, der für mich verständlichen udn mich auch berührenden, übersiehst,
dass es eben KEIN sachliches Problem ist, dass sie nix zu trinken hat,
sondern dass sie aufgegeben hat.
Nicht, dass sie nix zu trinken hat, ist hier das Problem -
dass sie aufgegeben hat, ist das Problem.
Aufgegeben, nach Lösungen aus ihrer Misere zu suchen.
Aufgegeben halt.

Ich weiss ja nicht, obs überhaupt stimmt, aber ich glaube,
wenn alle deine - jo ich sags nochmal ;-)) - vehementen Worte als das lesen, was sie
vielleicht
ja sind:
als dein Versuch, jemanden zu beschützen!
Uns vor einem fake....
manche user vor einer Denkungsweise.....
einen speziellen user vor zu viel Mitgefühl an falscher Stelle....
Ich glaub, wenn alle deine Worte (nein, nu sag ichs nimmer!) ;-) so lesen,
als den Versuch zu beschützen,
wäre einiges aus der Schärfe im Nachgeschmack schon mal raus.
;-)
Und wenn du dann noch die Schärfe-Dose nicht sooo oft benutzen musst, weil du andre Möglichkeiten suchst
und findest,
wie du beschützen kannst,
dann würde das, was du zu sagen hast,
viel mehr geschätzt.
Und gewürdigt.
Und ich finde nach wie vor: das
hat es auch verdient!

ömmmm
jetzt les ich mir das Ganze nimmer durch.
Hoffentlich hab ich nu niemanden gebissen!!! *inständig hoff*
Vermutlich umsonst.
Nu ja.
Immer nur Schweigen
ist ja nu auch kein guter Plan.
;-)
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 21 September 2010, 18:21:02
Ich find´s einfach nur großartig, was hier so alles an Gedanken kommt, das wollt´ich nur mal schnell loswerden.

Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Fee am 21 September 2010, 18:33:16
Die Frage,was öffentlich posten und was als PN,beschäftigt mich hier auch zunehmend.
  
I.wie habe ich das Gefühl,daß hier sicherheitshalber,
öffentlich immer weniger preisgegeben wird.Und immer mehr PN-Kontakte zustande kommen.

Wie auch immer,führt sicher manche per PN aufgeklärte/weitergeführte/angefangene/aus dem Zusammenhang gerissene "Streiterei",bei den anderen zu mindestens zu Verwirrung.

@nachtwind,Deinen vergleich mit dem Hund fand ich gut

L.G. Fee *wuff*
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 22 September 2010, 06:27:51
Tja, Nachtwind,

das wär´s eigentlich. Zu versuchen, sich in das Gegenüber hineinzuversetzen.
Mit ihm zu fühlen, seine Not zu erspüren.
Sich zu fragen, was ihn quält und treibt, auch wenn er ausfällig wird.
Von sich wegzuschauen, ja sich auszuklammern, um zum Gesprächspartner vordringen zu können.
Um ihm ein bisschen helfen zu können, ihm das Gefühl zu geben, verstanden oder wenigstens akzeptiert zu sein, so wie er eben ist- oder gerade drauf ist.

Nicht nach dem Angstbeißer zu treten im Bewusstsein, dass man selbst einer ist, sondern zu versuchen, sein Vertrauen zu gewinnen.
"Ich tu Dir nichts."
Dass er den Mut findet, hinter seiner fletschenden Maske hervorzukriechen und sich in seinem Elend zu offenbaren.
Um feststellen zu können, befreit und erleichtert, dass er sich unter Seinesgleichen befindet und es den andern keinen Deut besser geht.

Nur leider- und ich mein das jetzt wirklich nicht ironisch- fehlt uns in der Regel der Jesus in unseren Reihen.
Und selbst kläffen, knurren drohen geifern und blecken wir eben zurück- intuitiv, reflexartig und quasi konditioniert.
Bis wir den "Aggressor" dort haben, wo er hingehört- in der Ecke. Der ist nicht wie wir und gehört nicht zu uns.
Es sei denn, er gibt klein bei und benimmt sich.
Und wie sonderbar schnell wir vergessen, dass auch wir immer wieder mal blindlings um uns gebissen haben. Aber im Gegensatz zu ihm hatten wir selbstverständlich unsere berechtigten Gründe.

Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.


Und, JustMe,

ich glaube ich weiß worauf Du ansprichst.
Es stört mich nicht, wenn ein User unkontrolliert ausflippt. Und wenn ich von mir ausgehe, hat er wohl auch das Recht dazu.
Was ich nicht ganz verstehen kann -und schon des öftern beobachten musste- ist der Umstand, dass immer wieder mal gesperrte User unter anderen Nicks als Gäste auftauchen und nochmal eins draufsetzen. Ich halte das einfach für überflüssig und unnötig, weil es niemandem etwas bringt.
Da denk ich dann schon mal laut drüber nach im Tagebuch, einfach weil es mich beschäftigt.

Wenn ich irgendwo rausfliege, bin ich weg. Auch wenn ich mich ungerecht behandelt fühle. Kram in meinen Zeitlöchern und schieb ein paar Monate dazwischen, archiviere das Ganze als Zeitverschwendung oder Erfahrung und lass es gut sein. Lass meinen Frust woanders ab.
Das ist immer das Beste. Für alle Beteiligten. Auch für mich.

Ich wünsch Euch einen guten Morgen!
Sintram


Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: nubis am 22 September 2010, 08:58:43
Huhu liebe @nachtwind :-)

Du hast Recht: jedenfalls was die neusten Begebenheiten anbelangt ...sonst halte ich mich ja schon weitestgehend zurück.

Tatsächlich habe ich hier immer einen, der mir sagt, ich solle mich doch raus halten, weil es mir nicht gut tut, und die Anderen ihre Erfahrungen selber machen lassen^^

Ich bin aber keiner, der gut daneben stehen kann, wenn das Kind am Brunnenrand spielt...

Vor allem, weil ich gewisse 'Beißerfahrungen' erst hier im Forum gemacht habe... - denn auch wenn ich sicher nicht ohne Macken bin (wer ist das schon^^) - bin ich weder als 'Angstbeißer her gekommen, noch sehe ich mich jetzt als solcher.

Tatsächlich habe ich erst hier in den letzten Jahren angefangen eine gewisse Bissigkeit - oder auch 'Verbissenheit' - zu entwickeln, die mich leider (da hast du Recht @JustMe) inzwischen manchmal Spitzen setzen lässt, die ich mir wohl hätte sparen können - ich arbeite daran: versprochen!


Das 'in den anderen Hineinversetzen' wird nie möglich sein: wie schon gesagt wurde sind dafür die Rahmenbedingungen jedes Einzelnen zu verschieden - ebenso wie 'Sachlichkeit' selbstverständlich nur relativ sein kann.
Einmal abgesehen davon, dass man sich ja eigentlich nur dort zu Wort meldet, wo man sich (auf die eine oder andere Art) angesprochen fühlt, bedeutet schon eine emotionale Beteiligung und die Meinung die man dann zu dem Thema hat ist zwangsläufig individuell geprägt da sich an den Informationen/Erfahrungen orientiert, die man hat.



Ich für meinen Teil habe hier aus dieser Diskussion jedenfalls etwas für mich mitnehmen können: denn @JustMe - ob du es glaubst oder nicht: es war mir nicht bewusst, dass meine 'Spitzen' so ankommen.
Manches muss einem eben doch erst gesagt werden, damit man es merkt...



LG
nubis

Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 22 September 2010, 15:47:18
Hallo nubis,

dass Du in Deiner Funktion als Moderatorin die Courage und Souveränität besitzt, eine Schwäche einzugestehen, nötigt mir Hochachtung ab. Das ist beileibe keine Selbstverständlichkeit.

Ich denke für so eine Aufgabe brauchst du eine hohe Frustrationsschwelle, weil du dich zwangsläufig immer wieder mal unbeliebt machen musst.
Dass einem da ab und an der Sarkasmus als Schutzmäntelchen dazwischen kommt, ist absolut nachvollziehbar.

Eine Spitze ist allemal leichter zu ertragen als der fast demagogische Zwangsoptimismus, der mir anderswo schon begegnet ist, da wurde ich zum Defätisten abgestempelt, wenn ich mal über das schlechte Wetter nörgelte.
Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich sag´s ja, es gibt ihn, den grünen Zweig, und mit etwas gutem Willen finden alle drauf Platz.

LG
Sintram
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 22 September 2010, 19:20:19
Nur ganz kurz, JustMe,

genau deshalb weil ich weiß und fest davon ausgehe, dass gesperrte User mein Tagebuch lesen, schreibe ich das. Nicht ins Leere, sondern an ihre Adresse.
Und wenn sie eines Tages wiederkommen, wissen sie an wen sie sich wenden können. Vorausgesetzt ich bin dann noch zugegen.
Ich fürchte mich nicht vor Auseinandersetzungen, mich interessiert jeder Standpunkt. Im Grunde egal wie er vorgebracht wird, nur irgendwie verständlich sollte er sein.

Setze vor all meine Pauschalurteile ein "könnte es vielleicht sein" und ein Fragezeichen dahinter, dann werden sie und ihre Absicht deutlicher. Dahinter steckt ein Kommunikationsversuch.
(Ich habe mich abgesehen davon nie und nirgendwo als ruhig bezeichnet und auch diesbezüglich nicht angeprochen gefühlt. Das muss eine Interpretation Deinerseits sein. Ist auch nicht so wichtig.)

Krankheitsverzerrt bin ich in jedem Fall, wie soll es auch anders sein? Ich bin krank. Und ich stehe dazu.
Damit verkörpere ich natürlich auch etwas Bedrohliches, vorausgesetzt man kennt mich und meine Krankheit nicht.
Genug.


Ansonsten stimmt es was Du @hobo sagst,

eigentlich kann jeder für sich was finden. Wenn ich mich so umlese, ist Raum genug für Alle.
Einheit in der Vielfalt.

Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sergioloco(Guest) am 23 September 2010, 03:47:07
@ Sintram

Nurmal so ganz nebenbei der Tagebuchbereich ist für Gäste gesperrt, wie sollen also gesperrte User dein Tagebuch lesen, irgendwie unlogisch meinst du nicht.
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 23 September 2010, 06:48:21
Gute Frage Sergioloco,

aber auch Gastleser sind ja nicht allein auf der Welt.
Ich gehe mal davon aus, dass es die eine oder andere "Hintertür" gibt, aber vermutlich nehm ich mich einfach viel zu wichtig.
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: nubis am 23 September 2010, 08:37:05
Danke für die Blumen @hobo :-)



Das mit dem unterschiedlichen interpretieren der Beiträge wollte ich auch schon schreiben: als ich hier @JustMe's Kritik an @Sintram las.

Ich lese ihn zB ausgesprochen gerne und stimme in vielem zu - 'bissig' habe ich ihn noch überhaupt nicht gesehen, zumal es ja noch gar keinen 'richtigen' Disput gab an dem er beteiligt gewesen wäre...


Wobei ich auch noch einen anderen Aspekt mal ansprechen möchte, weil ich da zugegebenermaßen empfindlich reagiere:

Ganz abgesehen von den inhaltlichen Missverständnissen: was ich absolut nicht kann, dass ist das Vokabular mancher stehen zu lassen, wenn sie meinen dem Gegenüber nicht mehr mit Argumenten sondern mit Kraftausdrücken kontern zu müssen.
Fäkalausdrücke sind eine 'Tonlage' die bei mir gar nicht geht - und wo ich auch als Moderator immer mal wieder eingreife/eingegriffen habe.

Sicher kann einem 'im Eifer des Gefechts' mal was rausrutschen ...aber wenn ich das dann editiere oder darum bitte 'auf den Ton zu achten' kann ich nicht nachvollziehen, wieso manche sich dann andersherum von mir angegriffen fühlen.
Ich sage dabei ja nichts gegen den Inhalt der Aussage, sondern lediglich gegen die Art und Weise mit der sie vorgebracht wird.

Leider hat das in der Vergangenheit auch immer mal wieder zu Missverständnissen geführt, weshalb ich das hier im Rahmen dieses Threads einfach mal anspreche: sollte ich mich als Moderator dann raus halten?
Fällt mir zugegebenermaßen schwer^^




                                                                                                                           Rechtschreibkorrektur :-)
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 23 September 2010, 09:53:02
Keine Ursache @nubis,
ich denke Du hast sie Dir redlich verdient.

Zu Deiner Nachfrage:
Also ich persönlich wäre des öfteren und anderswo - nicht hier!- einfach nur heilfroh und dankbar gewesen, wenn von Seiten der Moderatoren eine Vollbremsung gekommen wäre, auch auf die Gefahr hin, dass der/die dann der Sündenbock ist, der sich wichtigtuerisch einmischt, dieses Risiko ist immer gegeben.

Aber was ist die Alternative?
Wird den Kraftausdrücken und Tiefschlägen erst mal schweigend Raum gelassen, sind sie von Ausführenden und Mitlesern im Nu als geduldet gewertet und als erlaubt eingestuft.
Das wird dann in atemberaubender Geschwindigkeit zur Spirale, und wenn diese Entgleisungen ohne Folgen bleiben und unkommentiert, schleifen sie sich innerhalb kürzester Zeit ein und werden für einige Leute zum Umgangston.
Da übertreffen sich einzelne User alsbald in Gemeinheiten und Grobheiten, und genießen den Status der Narrenfreiheit in vollen Zügen.

Die Folgen sind vernichtend. Leider spreche ich aus Erfahrung.

Ein gutes Forum zeichnet sich meines Erachtens dadurch aus, dass auch bei Streit und Unstimmigkeiten gewisse Regeln gelten und befolgt werden.
Und dass bei verbalen Entgleisungen Einhalt geboten wird und wenn nötig gemaßregelt. In Klinikbetrieben und Gesprächsgruppen läuft das auch nicht anders, und aus gutem Grund.

Es ist für Moderatoren schlicht unvermeidlich, ab und zu autoritär sein zu müssen. Auch wenn das manchen nicht schmeckt und aufstößt. Es geht einfach nicht anders.
Sonst ist so ein Forum innerhalb relativ kurzer Zeit versaut und beim Teufel.

Die menschliche Wirklichkeit deckt sich nun mal nicht mit dem Ideal.

Kommt noch hinzu, dass angegriffene und beschimpfte User sich im Falle des Nichteingreifens im Stich gelassen fühlen und hinausgeprügelt. Manche verstummen tief verunsichert und ziehen sich zurück,
andere entwickeln im Laufe der Zeit einen tiefsitzenden Groll, eine chronisch misstrauische Defensivhaltung, die sich bei Gelegenheit explosionsartig entlädt.

Es ist in der Tat alles nicht so einfach, und einmal abgesehen davon dass es nicht besonders klug wäre den Bock zum Gärtner zu machen, möchte ich nie und nimmer Moderator sein müssen.

LG
Sintram
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Fee am 23 September 2010, 10:18:45

... raushalten oder nicht raushalten,diese Frage beschäftigt
hier so manches Mal ganz sicher nicht nur die Moderatoren .

Ich weiß nicht wie es den anderen geht,aber ich überlege mir zunehmend 3x wo und was ich schreibe.

Im Grunde genommen ist fast schon alles hier zu "Angriffen" prädestiniert,egal was man schreibt.
Irgendwem wird es schon nicht passen.

Entweder war man zu "böse" oder zu "lieb".Und sollte beides nicht passen,hat man eben nur Mitleid erregen wollen oder im Zweifelsfall einfach nur gelogen.

Insgesamt sind wir hier wohl einfach nur "gebrannte kinder",die in vielerlei Hinsicht bedürftig und "gestört" (sorry,ein passenderer Begriff fällt mir gerade nicht ein) sind und das nun untereinander bewerkstelligen müssen.

Dafür schaffen wir das doch manches Mal auch ganz gut.

L.G. Fee

PS: Friede,Freude,Eierkuchen ist zwar i. wie ein wohliges Gefühl, aber nicht gerade der geistigen Regsamkeit zuträglich  ;)
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 23 September 2010, 12:07:48
@ Fee,

das mit gestört ist so abwegig nicht.
Ich könnte jetzt hier meine Rauswürfe ein wenig näher erläutern und sicher auch relativieren und entschärfen.
Aber das ist mir schlicht zu mühsam.
Nur soviel: Sie erfolgten immer dann, wenn ich sowieso dabei war mich abzuseilen.

Fest steht, dass abwechselnd "Ausnahmezustand" herrscht bei Unsereins, und noch dazu unverhofft unvorhersehbar und deshalb immer wieder völlig überraschend.
Da kannst du noch so vorsichtig bemüht agieren, plötzlich kommt was geflogen von irgendwoher.

Ohne es zu wollen, ja auch nur zu ahnen, bist du auf ein seelisches Hühnerauge getreten, und je mehr du dich behutsam bemühst es tunlichst zu vermeiden desto sicherer darfst du sein dass es passiert.
Selbst wenn du auf leisen Katzenpfoten rumschleichst, trampelst du für andere wie ein Rhinozerus.

Irgendwem passt es nicht, was du grade so von dir gibst, und sei es du redest über Blumen, weil derjenige eben Allergiker ist.

Da ist es doch das Allergescheiteste einfach zu sagen oder besser schreiben was gerade so durch meinen Kopf geht oder was mir dazu einfällt.
Da ich sowieso mit einem Querschläger rechnen muss, hab ich doch im Grunde nichts zu verlieren und kann andrerseits durchaus gewinnen, weil ebenso immer interessierte, quasi zurechnungsfähige und unbefangene GesprächspartnerInnen vor Ort sind, und auf die kommt es schließlich an.

Das Problem ist schlicht das, dass wir dazu neigen dem zu viel Gewicht beizumessen, wenn irgendwer grade mal wieder am "spinnen" oder routieren ist und uns davon verwirren und aus dem Tritt bringen lassen.
Dabei kennen wir es doch alle von uns selbst- mehr oder weniger.
Dennoch fühlen wir uns für gewöhnlich sofort persönlich abgelehnt, angegriffen, bedroht und verletzt und reagieren entsprechend.

Wir sollten einfach lernen, Querschläger ins Leere sausen zu lassen. Damit wäre allen geholfen.

Klar, das hört sich jetzt so einfach an und ist in Wahrheit so furchtbar schwierig, noch dazu wenn manche Breitseite tatsächlich gegen einen selbst gerichtet ist.
Aber im Hinterkopf hab ich mir ein "ich kann wohl nicht gemeint sein, jedenfalls nicht wirklich" angewöhnt.

Und das hilft! Nicht immer, aber immer öfter.



Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 23 September 2010, 14:42:08
Aber das ist doch alles blauäugig, ich gebe es uneingeschränkt zu.

Was ist, wenn jemand wirklich mich meint und zwar weil ich es bin?
Wenn da Jemand ist, der mich nicht leiden, riechen, ausstehen kann und mich das regelmäßig spüren lässt?
Wie um alles in der Welt soll ich damit umgehen?

Zuerst einmal:
Muss ich überhaupt damit umgehen? Bin ich genötigt, darauf zu reagieren? Es überhaupt an mich heranzulassen?
Ist es denn zwingend, darauf einzugehen? Mich zu "verteidigen"?

Da hocken zwei Teufelchen auf meinen Schultern. Das eine nennt sich Selbstmitleid, das andere Stolz.
Das Selbstmitleid wispert:
"Die sind soo gemein. Dabei hast du ihnen doch überhaupt nichts getan. Warum nur mögen die dich nicht, was haben sie nur gegen dich?
Du bist doch in Wirklichkeit ganz anders. Das musst du ihnen klar machen, vor allem auch deshalb, weil es am Ende die andern sonst auch noch glauben, dass du so bist, wie sie behaupten.
Auf! Wehr dich, rechtfertige dich, erklär dich. Das bist du deinem Selbstwertgefühl schuldig."

Alles gelogen. Wie Teufelchen das eben so tun.
Garnichts muss ich beweisen. Niemandem. Und der/dem/denen schon gleich gar nicht, weil es mich überhaupt nicht zu interessieren braucht, ja mich nicht einmal betrifft.
In dem Moment, in dem ich beteuernd darauf eingehe, haben sie Macht über mich und gewonnen.

Sie sind nicht verpflichtet mich zu mögen und es ist auch vollkommen bedeutungslos ob sie das tun.
Es gibt andererseits Menschen, die mich wertschätzen, ja sogar lieben.
Lebende Beweise dafür, dass man mich mögen kann.
Die sind es die mich am Leben erhalten und auf die es ankommt.
Die andern zählen nicht. Sie spielen keine Rolle und dürfen keine spielen.

Ich muss mich ja nicht einmal eingehend mit ihnen beschäftigen um dahinter zu kommen, dass es einfach Menschen sind, die sich selbst nicht leiden, riechen, ausstehen können und die sich das -im Gegensatz zu den meisten andern- nicht eingestehen können oder wollen.
Und deshalb brauchen sie jemand Beliebigen, mit dessen Hilfe - als Objekt ihrer Aversion- sie von sich selbst ablenken können.
Warum sollte ich also so blöd sein, ihnen den Gefallen zu tun und sie auch noch dabei unterstützen?
Ohne mich.

Soweit so gut.

Aber dann kommt da das andere Teufelchen zu Wort, der Stolz:
"Was fällt denen ein? Dazu haben sie kein Recht! Das ist erlittenes Unrecht!
Wenn du schon nichts unternimmst um deinetwillen, so musst du wenigstens stellvertretend kämpfen für die Schwachen und Wehrlosen, die Menschenwürde als solche verteidigen und das Recht auf eigene Meinung!
Auf in den heldenhaften selbstlosen Kampf!"

Alles Quatsch. Gar nichts muss ich.
Ich kann meine Meinung sagen, ob sie nun über mich herziehen oder nicht, unbehelligt und frei.
Und meine unantastbare Würde erreichen sie nicht, da mögen sie im Dreieck springen was sie wollen. Die bleibt mir erhalten, mit oder ohne ihre Einschätzung und Kommentare.

Es gibt nicht einen Grund für mich ein anderer zu sein als der der ich bin.
Ich habe außerdem genug an Problemen mit mir selbst, als dass ich mich auch noch mit ihrer Ablehnung befassen oder gar herumplagen müsste. Dazu besteht nicht der geringste Anlass.

Je weniger ich mich ins Bockshorn jagen lasse, je konsequenter ich sie ignoriere, desto deutlicher manifestiere ich die Menschenwürde als solche und das Recht auf freie Meinung. Stellvertretend für alle.

Sie mögen mich nicht, sie scheinen das zu brauchen, und wenn sie glauben dass es ihnen besser geht damit- nun, nur zu. Mich geht das nichts an.
Ich bin nicht einmal verpflichtet, sie deshalb meinerseits nicht zu mögen.
Auch wenn ich gestehen muss, dass sie mir das nicht gerade symphatisch macht, aber bestätigen muss ich ihnen das deshalb noch lange nicht.

Kurzum: Ich pfeif auf Leute, die mich nicht mögen.
Sie drehen mir das Wort im Mund um, wollen mich um jeden Preis missverstehen und bezichtigen mich der absurdesten Absichten und Charakterschwächen.
Na und wenn schon, sie werden schon ihre Gründe haben, meine sind es auf alle Fälle mal nicht.
Also können sie mir getrost und besten Gewissens gestohlen bleiben.

So einfach und simpel wäre das im Grunde.
Wenn´s nicht immer wieder so verlockend wäre und verführerisch, auf eins der Teufelchen zu hören.
Oder gleich auf beide.
Die Beiden klingen einfach so überzeugend und einleuchtend. So logisch. Gerecht und berechtigt.

Schluss damit!
Wer mich nicht mag, der mag mich eben nicht. Das hat überhaupt keine Bedeutung.
Es zählt nicht.

Punkt.
  

Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 23 September 2010, 19:02:27
Hi Hobo,

das hat sich ja auch nicht auf Euch bezogen, du meine Güte!
Nicht auf das Ruhe & Selbstmord Forum, in dem ich tatsächlich ein wenig zur Ruhe gekommen bin.
Weil ein gutes Klima herrscht hier drin.
War nur so eine allgemeine Erfahrung, sagen wir einfach mal mit feindseligen Aliens. Die durch die Maisfelder schleichen. Gibt ja genug davon zur Zeit. Maisfelder mein ich.

Wie reagiere ich auf offensichtliche Ablehnung? So als grundsätzliche Überlegung gedacht.
Wie sagte @Fee so schön: MISSVERSTÄNDNIS.

Ojemine.
Da hab ich jetzt ungewollt -oder gedankenlos- ein Exempel statuiert, wie Misstöne entstehen können.
Das lag sicher auch daran, dass ich in dem Stil schreiben wollte, der ansonsten in meinem Tagebuch zu finden ist, um den Gästen einen Eindruck zu vermitteln, wie sich das anhört, wenn ich laut denke.

Tja, und was unter Umständen heraus kommen kann dabei.

Sintram ist doof.
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 24 September 2010, 18:34:33
"Wir lieben Menschen, die frei heraus sagen, was sie denken, vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir."
Mark Twain

"Jeder Mensch hat ein Recht auf meine Meinung."
Oscar Wilde

Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Fee am 24 September 2010, 19:00:37

Ein Streit zwischen wahren Freunden, wahren Liebenden bedeutet gar nichts. Gefährlich sind nur Streitigkeiten zwischen Menschen, die einander nicht ganz verstehen.

Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach

Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 24 September 2010, 19:42:43
"Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern Gewinn."
Joseph Joubert
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: dejavu am 24 September 2010, 20:34:10
" Die Grausamkeit der meisten Menschen ist ihre Phantasielosigkeit und ihre Brutalität: Ignoranz." (K. Tucholsky)

" Aufrichtigkeit ist die verwegenste Form der Tapeferkeit" ( W. Somerset Maugham)

" Die meisten und die schlimmsten Übel, die der Mensch dem Menschen zugefügt hat, entsprangen dem felsenfesten Glauben an    die Richtigkeit falscher Überzeugungen. " ( B. Russell )
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sergio(Guest) am 25 September 2010, 00:19:58
Hey das Zitat von Oskar Wilde fand ich gut  :P

Der Mann hats geschnallt
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 25 September 2010, 06:42:42
Und er hat teuer bezahlt für seinen Durchblick, nämlich mit dem Leben.
Die ignorante und selbstherrliche Gesellschaft seiner Zeit und seines Umfeldes konnte seinen scharfen Verstand und seine geniale Ironie nicht ertragen und hat ihn mittels seiner -damals verbotenen und mit Gefängnis bestraften!- Homosexualität systematisch in den Freitod getrieben.
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Maerz am 25 September 2010, 22:30:39
So "frei" war sein Tod dann doch nicht, Sintram.

"Am 30. November 1900 starb Oscar Wilde im Pariser „Hotel d’ Alsace“. Obwohl völlig mittellos, wurde er vom Besitzer des Hotels im besten Zimmer untergebracht und bekam das beste Essen und den besten Wein. Sein angeblicher Kommentar: „Ich sterbe über meine Verhältnisse.“ bzw. seine letzten Worte: „Entweder geht diese scheußliche Tapete – oder ich.“ Er starb an den Folgen einer Hirnhautentzündung, die aus einer chronischen Mittelohrentzündung resultierte. Schon vor dem Gefängnisaufenthalt hatte er einen Ohrenspezialisten aufgrund von Taubheitsgefühlen kontaktiert."

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Oscar_Wilde
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 26 September 2010, 08:07:39
Oh danke, März, für die Berichtigung!

da hab ich wohl etwas falsch oder überinterpretiert. In der Erinnerung verschoben oder verwechselt.
Vielleicht mit Poe? Das kommt schon mal vor bei mir.
Sicher zu erinnern glaub ich mich nur an die gesellschaftliche Ächtung verschiedener Kreise, die seinem Tod vorausging.
Immerhin hat er seinen Humor bis zuletzt nicht verloren. Tröstlich.

Aber gut, dass Du das richtig stellst.

Das macht mich nämlich nachdenklich.
Dass ich felsenfest von etwas überzeugt bin, was so nicht stimmt.
Passiert mir auch mit Personen meines Lebens.
Ich erinnere mich bis ins Detail an Begebenheiten, nur mit den falschen Figuren. Das kommt davon, wenn im Lebensfilm zuviel Schauspieler herumirren.

Bei Wilde hängt es sicher auch damit zusammen, dass ich nicht so genau unterscheide zwischen dem sogenannten Freitod oder einer anderen Art des Zugrundegehens, zumal wenn es von Außen beschleunigt wird oder verursacht.
Da ist der Suizid oft die Vorwegnahme dessen, was auf die Betroffenen ohnehin zukommt.
Und dann verschwindet die genaue Todesursache in der Erinnerung hinter dem Tatbestand, dass der Betroffene "fertig gemacht" wurde.
Also mehr oder weniger umgebracht.

Es muss also heißen: ... systematisch in den Tod getrieben.

LG
Sintram
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 28 September 2010, 11:10:39
Der eine hält eine Meinung fest, weil er sich etwas darauf einbildet, von selbst auf sie gekommen zu sein;
der andere, weil er sie mit Mühe gelernt hat und stolz darauf ist, sie begriffen zu haben: beide also aus Eitelkeit.
Friedrich Nietzsche

Wo er recht hat hat er recht.
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: dejavu am 28 September 2010, 13:41:36
Die Weisheit des Lebens besteht darin, zu lernen, daß das Leben, selbst wenn es anders aussieht, für den anderen genauso wenig leicht zu bewältigen ist, wie für einen selbst.
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 29 September 2010, 17:41:14
Um zur Wahrheit zu gelangen, sollte jeder die Meinung seines Gegners zu verteidigen versuchen.
Jean Paul

Viel zu viel Wert auf die Meinung anderer legen, ist ein allgemein herrschender Irrwahn.
Arthur Schopenhauer


Ääh... ja was denn nun?!?
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: voice of hope am 29 September 2010, 22:04:13
der größte Streit entsteht oft, wenn man derselben Meinung ist ;)
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 30 September 2010, 10:03:27
Ein wahres Wort, voice of hope.

Das konnte ich schon oft beobachten -oder war selbst darin verwickelt- dass Menschen, deren Problematik und Krankheitsbild sich zu ähnlich sind, am hemmungslosesten und völlig entfesselt aufeinander losgehen.
All ihre Verzweiflung, Selbstverachtung und bitteren Erfahrungen hauen sie sich gegenseitig um die Ohren bis zur Erschöpfung.
Ein Kurzschluss, als würde Gleichstrom auf Gleichstrom treffen.

Ebensogut könnten sie sich in die Arme fallen -und tun das auch oft, wenn sie "fertig" sind- aber ein Funke genügt, um die Fetzen fliegen zu lassen.

Manchmal ist es sehr schwer, ein Spiegelbild ertragen zu können.
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: nachtwind am 30 September 2010, 19:53:34
So einfach isses nu nich, *find*
wie ihr den Gedanken "nicht so viel ICHICHICH und mehr DU kann helfen" einhellig abgebürstet habt. ;-)
Sicher, wenn man den Gedanken ins Absolute erhöht, kann man nu - DANN ;-) - berechtigt sagen:
"no - ist viel zu erhöht! Kriegt ja keiner hinne!"
Aber: es gibt keinen Grund, diesen Gedanken so zu erhöhn. ;-)
Es geht hier doch ums Handwerkliche.
Damit Komunikation gelingt, brauchts ja nu nicht irgendwas nebulöses Unfassbares;
damit Kommunikation gelingt, brauchts zum überwiegenden Teil schlicht Handwerkliches.
Und weil Kommunikation in der Sache selbst eine Geschichte zwischen mindestens zwei Partnern ist, ;-)
brauchst Handwerkliches in Sachen WIR.
Wie bekomme ich ein WIR hin?
Sonst
isses keine Kommunikation mehr. ;-)
Heisst com nicht mit?
Wenn du, sintram, also die eine oder andre geglückte Kommunikation in deinem Leben erlebt hast,
war dann wohl doch öfters Jesus in deinem Leben, als du ahnst. ;-)
Wenn dus nicht ironisch meinst, dann meinst du es wohl ernst?

Und ja - geglückte Kommunikation heisst nicht, sie war doll.
Es heisst einfach: sie ist geglückt.
Wenn ich sag: "es ist echt voll heiss draussen" und mein Gegenüber, mein Kommunikationspartner, zieht sich daraufhin nen Wintermantel an,
dann isse nicht geglückt.
Gesendete Information ist nicht so angekommen, wie sie gewollt war.
Zwischen Sender und Empfänger war nicht nur der Fluss der Kommunikation, sondern eben auch
ein Störfaktor.
Und der
war stärker als der Fluss.

Um mal diese Erhöhung ins Jesushafte auszuschliessen,
(Kommunikation war nicht geglückt, also Fehlersuche und aufs Neue) ;-)
will ichs mal deutlicher machen, was ich da mein.

Wenn ich der Sender bin, kann ich mir, bevor ich sende, die Frage stellen:
"Worum gehts mir eigentlich?
Gehts mir vor allem darum , mich auszudrücken?
Oder gehts mir vor allem darum, dass das, was ich zu sagen hab, ankommt?"
Beides kann gleich wichtig sein.
Es gibt keinen Königsweg.
Wenn jemand immerzu nur auf sich schaut, dann sag ich ihm sicher: "denk auch mal na den Empfänger".
Wenn jemand immerzu nur auf die andren schaut, sag ich sicher: "denk auch mal an das, was DU beizutragen hättest."
Es gibt keinen Königsweg.
Auch da nicht.

Wenn es mir darum geht, mich auszudrücken,
dann bleib ich ganz bei mir.
Und versuch es eben so gut auszudrücken, wies mir grad gegeben ist.
Wenns dann keiner so versteht, wie ichs gern hätt - so what....
ich hab mich ausgedrückt.
Das kann mir keiner mehr nehmen.
Und dass mich jemand versteht, nu - da hab ich mri ja auch keine Mühe gegeben.
Insofern ists kein Scheitern.
hey :-)

Wenn mirs vor allem :-) darum geht, dass ich verstanden werd,
dann beziehe ich den Empfänger sehr wohl in meine Wahrnehmung mit ein.
Wie kann ichs sagen, dass er meins auch gut verstehen kann?
Wenn ich da nu gleich mit Spitzen reinhau,
um meine Gemütslage gleich ma mitauszudrücken,
dann hab ich schlechtere Karten, als wenn ich drauf verzicht.
Weil ich weiss, was mir wirklich wichtig ist. Dass es verstanden wird.
Ich machs für mich.
Für mein Ziel.
Weil ich weiss, was mir wichtig ist.
Weil ich weiss, wann ich sagen werd: "die Kommunikation ist geglückt."
Wenns der andre verstanden hat.
Und weil ich dahin will. Am Ende zu sagen: "jo - geglückt!".
Weil mich das froh macht. Oder sonst was. Je nachdem.

Also behalt ich meinen Kommunikationspartner im Auge.
Wenn DAS meine Option ist.
Macht jeder.
Immer wieder.
Ist kein Hexenwerk.
Oder Jesuswerk. ;-)
Ist ganz normaler Alltag.

Kann man auch hier machen.
Sich fragen: "was ist mir grade wichtig? Mich auszudrücken?
Oder dass es ankommt?"
Und hey - es ist keine Frage der Moral!
Es ist eine Frage der Wichtigkeiten.
Mehr
ist da nicht.

Mir ist wichtig auszudrücken, dass das einmütige Abbürsten
mich irritiert hat.
Hab gedacht: "hab ich mich schon so weit von den andren entfernt???
Sitz hier in meinem Adlernest
und merk gar nicht, wie weit ich mich schon von den andren entfernt hab!"
Mit meinen eigenbrötlerischen Gedanken.
Die ich zwar gut versteh, ;-)
die aber mich schon ganz schön weit weggespült haben
von all den andren.
Immer wieder eine Sorge von mir.
Habs dann überprüft, so weit mri das gegeben ist
udn hab - für mich - festgestellt: "nö - ist jetzt nicht wirklich eigenbrödlerisch.
Ist ganz normal. Ganz alltäglich.
Jeder machts.
Das KANN nicht eigenbrödlerisch sein."
Aber es hat mich beschäftigt, und das will ich ausdrücken.
Dass es mich in mir selbst irritiert hat.
Das mir wichtig.
Grenzen ziehn.
Darum zwinker ich mich hier ab und zu mal durch den Brief.
Und setze Spitzen.
Grenzen ziehen.
Diese eure Meinung
teil ich nicht.
Diese eure Meinung
hat mich irritiert.
Diese eure Meinung
hat was mit mir gemacht.

Das mir schon wichtig.
Und wenn die zwei oder drei, weiss es nimmer, die solche Antwort hatten,
mich deshalb nicht verstehn, weil sie nimmer sich auf das andre konzentrieren können,
weil meine Spitzen jetzt wieder was mit ihnen macht,
dann ist das schon ok.

Ist mir schon wichtig, dass es verstanden wird.
So wies gemeint war.
Wenns einer tut, freu ich mich.
Hab schon versucht, den andren im Blick zu haben.
Soweit das nu in dieser Form halt geht.

Aber ich kann mich auch nicht wundern, wenn die zwei dreie
nu wieder auf meine Abgrenzungs"spitzen" reagiern.
Hab sie ja nu nicht mit viel Energie aufgeladen.
Insofern hoffe ich auf wenig Resonanz. Was das angeht.
hey :-)

Jetzt weiss ich selbst nicht mehr, obs denn überhaupt verständlich ist.
Was ich geschrieben hab.
Ohjeh.....
wenns nicht nur einen einzigen Strang hat, bin ich immer in der Sorge, dass es nur: verwirrend ist.
Nuja.
Ist ja nur: ein Versuch.
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 01 Oktober 2010, 05:31:16
Hallo Nachtwind,

danke für Deine Antwort und Deine Gedanken.

Es tut mir leid, wenn ich bei Dir das Gefühl ausgelöst habe, Dich abgebürstet zu haben, wie Du schreibst.
Das war nämlich ganz und gar nicht meine Absicht.
Ich hab mich wohl nicht verständlich genug ausgedrückt, als ich Dir sagen wollte, dass ich Dir vollkommen recht gebe mit dem was Du gesagt hast. Ja das es mir gefallen hat.
Meine Antwort war eigentlich als Zustimmung gedacht, und dass sie von Dir nicht so verstanden werden konnte, veranschaulicht das Problem menschlicher Kommunikation recht exemplarisch.

Wir haben Probleme damit, uns sowohl verständlich zu machen als auch einander richtig zu verstehen.

Statt Jesus hätte ich wohl besser Mahatma Gandhi oder Nelson Mandela angeführt, um in etwa auszudrücken was ich gemeint habe.
Es ging mir nicht um die mystisch spirituelle Erhöhung eines Gesprächs, als vielmehr um -meine- mangelnde Fähigkeit, mich ausreichend in ein Gegenüber hineinversetzen zu können, also meine Begriffsstutzigkeit,
vor allem aber um die Befangenheit meiner Reaktionen.

Um die Unfähigkeit, im Falle eines Falles die "linke Wange zu reichen", also den verbal-gewaltfreien Weg zu wählen, wenn ich mich angegriffen fühle, obwohl ich es gut gemeint habe und versucht zu verstehen.
Wenn ich mich also vor den Kopf gestoßen fühle.
Du hast die Alternative mit Deiner freundlichen Reaktion ganz fantastisch demonstriert. :-)

Obwohl Du Dich übergangen gefühlt hast und weggewischt, bist Du ruhig geblieben und hast versucht, Dich und Deine Gefühle deutlich zu machen, ohne dass ich mich dabei meinerseits von Dir angegriffen gefühlt habe.
Da kann ich mir nur eine Scheibe abschneiden.

Es ist natürlich keine Zauberei, ein gutes Gespräch zu führen, aber wer weiß, vielleicht unterstützt uns wirklich ein guter Geist dabei, wenn ein Austausch "funktioniert".
Mich vermutlich schon, weil ich sehr oft auf Widerspruch stoße oder falsch verstanden werde -was sicher zu großen Teilen an mir selbst liegt-, und deshalb immer wieder dazu neige, von vorn herein defensiv bzw. aggressiv -oder genauer gesagt provokativ- in ein Gespräch zu gehen.

Erschwerdend kommt hinzu, dass ich es fast schon gewohnt bin auf Ablehnung zu stoßen, wenn ich von meiner Krankheit erzähle- was zu einer gewissen Erbitterung geführt hat.
Meine Kommunikationsfähigkeit ist also beeinträchtigt, was immer wieder mal -ungewollte?- Konflikte auslöst.

Und ich wage ganz vorsichtig die Vermutung zu äußern, dass es nicht nur mir so oder so ähnlich geht. :-)
Ein Depressionsforum wird nicht ohne Streit auskommen, so sehr wir uns auch darum bemühen.
Aber wie so ein Streit im Einzelnen aussieht, lässt sich "einüben".

Das war mein eigentliches Anliegen für diesen Thread.
Wenn wir schon streiten -was unvermeidlich ist- können wir trotzdem nach Wegen suchen, sinnvoll zu streiten, also mit brauchbaren Ergebnissen. Die Meinungsverschiedenheiten und Missverständnisse zu einem leidlich guten Ergebnis bringen- und nutzen.
Die Anregungen und Beiträge hierzu -insbesondere die Deinen- haben meine Erwartungen weit übertroffen.

Hier ist jede Menge Basis und guter Wille vorhanden.
Und zum Schluss noch eine kleine Randbemerkung, der Ehrlichkeit halber. Manchmal macht Streiten auch einfach nur Spass, oder irre ich mich da... ;-)

lg
Sintram

 

 







Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 02 Oktober 2010, 08:11:18
Zwei Monologe, die sich gegenseitig immer und immer wieder störend unterbrechen, nennt man eine Diskussion.
Charles Tschopp

So sieht das aus, wenn jedem Streit ausgewichen wird, das andere Extrem sozusagen. Talk-Show Niveau.
Da ist es mir tausendmal lieber, wenn ab und zu hitzig gestritten wird.
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: voice of hope am 02 Oktober 2010, 19:33:27
"Hier ist jede Menge Basis und guter Wille vorhanden.
Und zum Schluss noch eine kleine Randbemerkung, der Ehrlichkeit halber. Manchmal macht Streiten auch einfach nur Spass, oder irre ich mich da... ;-) "

da hast du ganz recht. Man muss sich nur aufeinander bzw. den depressiven Menschen einstellen können. Hier ein Beispiel, wo das meiner Meinung nach sehr gut gelungen ist, auch auf Talkshow-Niveau.  :)

http://www.youtube.com/watch?v=fjqmgbDTADQ
Titel: Re: Streitkultur
Beitrag von: Sintram am 02 Oktober 2010, 20:05:00
Joa. ;-)))