Nur Ruhe - Selbsthilfeportal über Depressionen und Selbstmord

Gästebereich (Schreiben ist ohne Registrierung möglich) => Gästebereich => Thema gestartet von: anila am 12 Dezember 2014, 11:20:24

Titel: Durchhalten
Beitrag von: anila am 12 Dezember 2014, 11:20:24
Hallo Ihr ! Ich möchte Euch um Euren Standpunkt bitten.Ich kämpfe nun schon so lange gegen den Krebs und verliere diesen Kampf.Zwangsläufig kommt mir die Frage,was habe ich falsch gemacht und warum muss es gar so fies ablaufen.zuviel oder zuwenig gekämpft gebetet gehofft?Durchhalten um jeden Preis?Die Mutmachparolen,halte dich wacker und Ähnliches klingen wie Hohn.Ich habe meinen Sohn gebeten,zu mir zu kommen,damit wir uns verabschieden können.Er reagiert nicht auf meine Kontaktversuche und ich will keinen Druck machen.Ich weiss nicht,ob mein Bedürfnis ihn zu sehen egoistisch ist-er möchte es nicht-das muss ich doch respektieren oder?Mein Pastor meint,es wäre wichtiger,dass wir uns verabschieden können und ich in Ruhe gehen kann.Die Fehler,die ich jetzt mache,kann ich nicht wieder gutmachen.Ich glaube,ich bin so befangen,ich kann nicht beurteilen,wie mein Sohn das sieht.Es ist schwer loszulassen,wenn soviel ungesagt ist,aber dafür kann mein Sohn ja nichts.Alles Gute
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: Wolke am 12 Dezember 2014, 11:55:11
ich weiß nicht was bei euch vorgefallen ist, wie euer verhältnis zueinander ist usw...

so lange es dir einigermaßen noch erträglich geht, du kraft hast würde ich das alles aufschreiben, die ganzen worte die in dir sind

was du ihm so gern sagen würdest, so bleibt es erhalten und er kann es doch lesen, wenn er dazu bereit ist, auch wenn du diesen kampf verlierst, es geht nicht verloren

deine geschriebenen worte bleiben da

so würde ich es machen

alles gute dir

Wolke
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 12 Dezember 2014, 12:28:26
Ihr Lieben,vielen Dank für Eure Antwort! Ich bin irgendwie erleichtert,dass mein Empfinden nicht ganz verkehrt war.Ich habe meinem Pastor einen Brief gegeben,den er bekommen soll,wenn wir nicht mehr miteinander reden können-da steht alles drin.Aber mein Pastor meint,das reicht nicht,weil mein Sohn seine Fragen und Emotionen so nicht direkt an mich richten kann.Mir ist die freie Entscheidung meines Sohnes wichtig und ich empfinde es als emotionale Erpressung,ihm mit Prognosen und Zeitangaben Druck zu machen.Allerdings läuft mir wirklich die Zeit weg,ich habe aber das Glück zuhause bleiben zu können.Ich habe meinen Sohn zur Adoption an ein Paar gegeben,die ich ausgesucht habe.7 Jahre habe ich ihn besuchen dürfen und dann wollten die Adoptiveltern nicht mehr-es war emotional zu belastend für sie.Mein Sohn wollte zu mir zurück und verstand nicht,dass das nicht geht.Er litt auch furchtbar,wenn ich wieder in die Klinik musste.Jetzt geht nichts mehr ohne Assistenz und ich versuche richtig zu handeln,solange ich noch kommunizieren kann.Das Gefühl,alles falsch zu machen vor lauter Druck ist dabei keine Hilfe.Ich wünsche Euch alles Gute
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 12 Dezember 2014, 14:50:19
Lieber Wohlstandspudel,ich glaube,Du tust meinem Pastor Unrecht.Er hat mir nur etwas geraten,weil ich es ihm erzählt habe.Leider kann er es nicht gut verkraften,wenn ich seine Ratschläge nicht umsetze,weil es sich falsch anfühlt.Das ist ein Fehler.Auf jeden Fall muss man doch mit Einmischung rechnen,wenn man sich öffnet und anvertraut.Mache ich hier ja auch.Ich bin mit der Situation so überfordert,dass ich da gar nicht mehr objektiv urteilen kann.Ich möchte keinen Scherbenhaufen hinterlassen.Ich bin wirklich froh,dass Ihr mir geantwortet habt.Ich muss immer irgendwie die Nase über Wasser halten,damit ich zuhause bleiben kann.Ich brauche meine 4 Wände.Da muss vieles organisiert werden und das ist nicht leicht,wenn man noch selbst entscheiden will und Rücksicht nehmen auf die anderen.Es ist kostbar,dass mich mein Pastor begleitet,aber seine Sicht ist einseitig.Diejenigen,die mich besuchen,sind mit dem Thema überfordert und weinen dann.Furchtbar.Also lieber hier fragen.Ich glaube,Ihr denkt auch eher für meinen Sohn,weil Ihr mich nicht seht,dass ist gut so.Ich finde es wichtiger,wie es dem geht,der zurückbleibt.Ich habs ja dann hinter mir.Herzliche Grüsse
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 12 Dezember 2014, 16:02:26
Lieber Wohlstandspudel,nein,mein Pastor kommt damit nicht klar,wenn er einem sagt,was er für die Lösung hält und ich das nicht mache.Er findet,mein Sohn wird es Später bereuen und leidet dann,weil er dann die Chance verpasst hat.Das ist aber gut gemeint von ihm und er denkt,dass er das besser beurteilen kann als ich.Ich finde,Du hast mir gut geholfen.Man darf und soll nichts erzwingen.Es ist so wie immer im Leben,man weiss oft erst hinterher,ob eine Entscheidung richtig war oder falsch und doch müssen wir dauernd handeln und Entscheidungen treffen.Vielen Dank für Eure Antworten.Ich wünsche Euch das Beste und viel Segen auf Eurem Weg .
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: nubis am 12 Dezember 2014, 16:35:54

Hallo anila

Ich konnte nicht ganz nachvollziehen, wie alt dein Sohn jetzt ist - ich denke, das spielt schon auch eine Rolle.

Vor allem, wenn er noch jünger ist, kann er sicher nicht absehen, welche Konsequenzen sein Ignorieren hat, insbesondere, wenn du nicht deutlich zum Ausdruck gebracht hast, wie schlecht es um dich steht.

Mir kam auch als erstes in den Sinn, dass ein Brief eine gute Alternative wäre - und das finde ich auch immer noch, wenn er bei seiner ablehnenden Haltung bleibt.
Allerdings würde ich dir auch raten eine weitere Kontaktaufnahme zu versuchen - eventuell über die Adoptiveltern oder andere Bekannte und erst wenn auch das nicht fruchtet mit der Gewissheit loslassen, dass du alles versucht hast.

Ich glaube, es wäre für euch beide wichtig: für dich, damit du in Ruhe gehen kannst - für ihn aber auch - damit er damit weiterleben kann.


Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 12 Dezember 2014, 17:51:53
Lieber nubis,mein Sohn ist im September 18 Jahre geworden.Darum habe ich gehofft,dass er jetzt sebst entscheiden kann ,ob er mich sehen will.Die Adoptiveltern reagieren nicht und sind keine Hilfe.Ich habe meinem Sohn aber nicht geschrieben,dass ich nur noch ein paar Wochen habe,ich hatte Angst ihn unter Druck zu setzen.Jetzt lieg ich hier herum an dem Gerätekram und frage mich,ob man ihm das zumuten kann?Ich fürchte,dass "meine Leute" zu sehr an mich und meine Bedürfnisse denken,als an seinen freien Willen.Gerade jetzt will ich nicht egoistisch sein,habe ich doch versucht,ihm ein stabiles glückliches Elternhaus und Leben zu ermöglichen.Ich will jetzt nicht alles kaputtmachen.Ich habe selber soviele Sterbende begleitet,man hätte denken können,dass es mir dann leichter fällt,meine Beziehungen zu klären.Da sieht man es wieder,total betriebsblind.Das kostet mich mehr Kraft,als der aussichtslose Kampf um noch ein paar Tage mehr.Ganz offen gesagt,so gar keine Antwort ist schlimmer als ein Strom von Vorwürfen.Ich habe aber alle Kontaktoptionen ausgeschöpft.Bliebe nur noch,dass jemand hingeht,aber da sind 700 km dazwischen.Ich bin froh,dass ich mich hier mitteilen kann.Für meine Freunde ist die Situation an sich schon eine zu grosse Belastung.Meine Familie ist total kaputt und zerstritten.Die werden mir und meinem Sohn nicht helfen können.Wenn mein Pastor nicht wäre,wäre ich ganz allein mit der Situation.Das war jetzt viel Offenheit.Ich hoffe,ich überfordere hier keinen.Alles Gute
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: Wolke am 12 Dezember 2014, 18:44:45
hallo,

auch auf die gefahr hin, mich hier zu emotional reinzuhängen..ich muss doch nochmal was tippen

also:

ich denke schon das du es schreiben solltest wie es um dich steht, denn dann, und nur dann, hast du alles versucht..(meiner meinung nach)

warum solltest du nicht offen sein damit? was hast du denn noch zu verlieren? willst du ihn noch einmal sehen, ihm es persönlich sagen was in dir vorgeht, alles was in deinen gedanken ist und heraus will?
und ich denke auch das er mit 18 jahren schon ganz gut versteht und es man ihm zumuten kann..diese situation, was alles so um dich herum steht und dir hilft es erträglich zu halten...

und warum sollst du nicht gerade JETZT egoistisch sein? ich denke das recht steht dir jetzt am allermeisten zu!!!...denn es ändert nichts an deiner situation, und es kann dir auch niemand abnehmen..ich meine damit die  krankheit

ich wünsche dir von ganzen herzen das du es vielleicht doch nochmal schaffst die ganze situation ihm zu schreiben, denn es ist eine ganz andere, als wie er (dein sohn..und viellt auch seine adoptiveltern) wissen..denn das ändert sehr viel..und scheiß drauf ob es egoistisch oder nicht..pastor, familie, freunde hin oder her..hier geht es nur um dich und deinen sohn, um niemand anderes

ich wünsche dir eine erträgliche zeit

Wolke
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 12 Dezember 2014, 19:08:31
Liebe Wolke,vielen Dank für Deine Antwort.Ich hoffe auch,dass es Dich nicht zu sehr emotional mitnimmt.Es ist mir schwergefallen die Situation so offen zu schildern,bin ich sonst diejenige die Rat gibt und tröstet.Ich kann Dich nur bitten,Dir nicht zuviele Gedanken zu machen.Ich werde mir all Eure Ratschläge zu Herzen nehmen und umsetzen,so gut ich kann.Herzliche Grüsse
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: nubis am 12 Dezember 2014, 19:46:07

...auch ich möchte noch einmal etwas dazu schreiben:

Ich habe als Tochter meinen Vater durch Krebs verloren, da war ich 21.

Wir hatten in den letzten Jahren kein all zu gutes Verhältnis und ich habe darauf gewartet, dass er den ersten Schritt macht.
Als er ihn dann tat konnte ich die Situation nicht richtig einschätzen, weil er mir nicht sagte, wie es um ihn stand und habe zu lange gewartet: ich konnte nicht mehr mit reden, er lag im Koma und starb in der selben Nacht.

Ich bin nicht dein Sohn und was mich und meinen Vater verbunden - und getrennt - hat, hat nichts mit dir zu tun.
Aber ich denke, früher oder später wünscht sich jeder nach so einer Situation, er hätte mehr gewusst.
Man kann seine Entscheidung, ob man sich noch einmal sehen möchte oder nicht, nur auf Grund der Informationen fällen, die man hat.
Wenn einem Informationen vorenthalten werden - fragt man sich später immer, was wohl gewesen wäre, wenn....

Ich finde es nicht egoistisch.
Ich denke, es hilft ihm eine bessere Entscheidung zu treffen.

Es ist ja nicht gesagt, dass er kommt, nur weil er es weiß. Aber nur wenn er es weiß, hat er wirklich eine Wahl.

Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 12 Dezember 2014, 20:39:18
Liebe nubis,tut mir leid,dass ich so schmerzhafte Erinnerungen wachgerufen habe...vielen Dank,dass Du sie mir erzählst,denn jetzt habe ich begriffen,wo der Fehler in meinem Denken ist.Ich werde nochmal neu schreiben und hoffen,dass er die Chance nutzt,wenn er es will und mich bemühen solange durchzuhalten.Mehr kann ich nicht tun.Vielen Dank für Eure Offenheit und Ratschläge .Bleibt behütet!
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: Freudestrahlend am 12 Dezember 2014, 23:41:10
Liebe anila,
ich kann mich nubis nur anschließen: Du bist nicht egoistisch, wenn du ihm mitteilst, wie es um dich steht. Ich finde deine Wünsche sehr nachvollziehbar und es ist in meinem Augen selbstverständlich, dass du versuchst, sie zu erfüllen. Es ist schön, dass du deinen Sohn nicht unter Druck setzen möchtest. Aber ich denke auch, du solltest ihn so ehrlich wie möglich informieren, wie du es ja auch vorhast. Nun wünsche ich euch beiden, dass er eine Entscheidung trifft, die für euch beide die bestmögliche ist.

Danke für deine Offenheit und mach dir bitte keine Sorgen um uns. Hier kann jede(r) entscheiden, was sie/er sich zumutet.
Ich wünsche dir die Kraft, die du noch brauchst und vor allem Frieden.
Freude
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 13 Dezember 2014, 01:27:54
Dankeschön für die mutmachenden Worte Freudestrahlend!Und die guten Wünsche und beruhigenden Worte...Ihr alle habt mir viel geholfen.Möge Euch auch so viel Herzenswärme und Zugewandheit begegnen,wenn Ihr sie braucht.Ihr habt mich reich beschenkt damit.Vergelt es Euch Gott.
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: Freudestrahlend am 13 Dezember 2014, 22:52:07
Von Herzen gern geschehen. :o)
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: Efa am 14 Dezember 2014, 22:27:07
Liebe Anila,
auch ich wollte dir noch meine Gedanken diesbezüglich schreiben. Ich kann nachvollziehen, warum es für dich egoistisch erscheint deinem Sohn klar zu sagen, dass die Zeit bald vorbei ist und dass du Angst hast ihn damit unter Druck zu setzen. Vielleicht wird er sich auch unter Druck gesetzt fühlen, aber das ist die ehrliche Variante, die Wahrheit. Dir bleibt nicht mehr viel Zeit. Ihm bleibt nicht mehr viel Zeit. Würdest du ihn darüber im Unklaren lassen, wird er sich vielleicht eines Tages dafür hassen, dass er deine Lage nicht erkannte. Oder er wird sich fragen "warum hat sie es mir nicht gesagt?" Und das würde er sich vielleicht immer wieder fragen - ohne eine Antwort zu bekommen. Wenn du es noch nicht getan hast, dann tu es - sag ihm, dass die Zeit weniger wird. Ich halte das für die fairste Variante. Sollte er dann immer noch nicht kommen wollen oder können, wäre das natürlich ein Schlag, aber ... die Alternative wäre auch kein leichter Weg.

Ansonsten finde ich den Rat des Schreibens wirklich gut. Falls es dir noch irgendwie möglich ist, dann schreib doch vielleicht ein Tagebuch bzw. jeden Tag ein paar Notizen/Gedanken an deinen Sohn. Dann hat er noch etwas von dir, vielleicht sogar etwas, was die Zeit überdauert, etwas das ihm auf seinem Weg helfen wird. Die Notizen könntest du ja deinem Pastor geben, der sie ihm später überreicht. Ich würde dir gerne irgendetwas weises sagen...irgendetwas, was dich in deiner Situation weiterbringt, aber ich glaube meine Vorredner haben schon alles gesagt... Ich wünsch dir viel Stärke und dass du loslassen kannst. Loslassen ist so schwer. Und lass auch die Selbstvorwürfe los -zu wenig geglaubt, gehofft, gebetet- so ist es nicht. Alles Liebe, Efa.
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 15 Dezember 2014, 18:47:56
Liebe Efa,vielen Dank für die guten Vorschläge.Ich kriege oft in meiner Gemeinde gesagt,ich hätte wohl nicht genug für Heilung gebete (doch!) oder nicht genug Glauben,damit es heilt.Da fühlt man sich irgendwie schuldig.Dabei stimmt das nicht.Ausserdem sterben die gläubigen und hoffnungsvollen genauso wie die ewigen Zweifler.Egal.Ich hoffe,ich bekomme wenigstens eine Antwort auf meinen neuen Brief (ja,brav mit Zeitangabe der Prognose) und weiss dann,ob er kommt.So habe ich immer Angst,er kommt zu spät und ich kann nichts mehr sagen.Ach,ich muss das in Gottes Hand legen und dann loslassen.Im Moment bin ich einfach nur traurig,weil ich ihn so gerne nochmal gesehen hätte und ich glaube nicht mehr daran,dass es stattfindet.
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 16 Dezember 2014, 10:42:22
Lieber Wohlstandspudel,Du hast ein gutes Gespür und ich schätze Deine offenen Worte.Du hsst Recht,ich weiss nicht genau,ob ich in einer Sekte gelandet bin oder nicht.Dieses Schuldzuweisungen machen und falsche Heilungsversprechungen machen ist nicht wirklich seriös.Ich kann auch nicht wirklich noch mehr Druck brauchen,ich tu doch mein Bestes,mit der Situation positiv umzugehen! Ich schätze Deine Beiträge - Du löschst sie aber immer .Warum denn eigentlich? Nee,halt,geht mich ja nix an.Ich vergesse Deine Freundlichkeit nicht,trotz Löschen.;-) !
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 16 Dezember 2014, 11:06:37
Eins noch,lieber Wohlstandspudel.Wenn Du anderen von meinem Fall erzählst,erwarte ich von Dir auch,dass Du meinen Namen nicht nennst.Der Fall ist so speziell,das man ganz schnell weiss,wer sich hinter anila verbirgt.Der Pastor kennt seine Kollegen sicherlich auch,da soll jetzt kein Getratsche entstehen.Irgendwie finde ich das jetzt nicht gut.Aber Du hast Dir eben Sorgen gemacht.Trotzdem mache das bitte nicht nochmal.
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: Efa am 16 Dezember 2014, 12:47:16
Liebe Anila,

ich bin auch gläubig und derlei Christen wie du sie in deiner Gemeinde hast kenne ich auch. Bevor ich in die evangelische Kirche ging, war ich ebenfalls in einer Freikirche und nach einer kurzen Zeit hörte ich immer mehr Aussagen, die ich nicht mit der Liebe Christi verbinden konnte. Solche Dinge à la "schuld sein an einer schweren Erkrankung" hörte ich aber auch schon von Hinduisten, die dies mit Karma begründeten. Was ich meine: dieser Irrsinn ist kein speziell christliches Phänomen, aber es ist definitiv eines von dem man sich lösen sollte. Ich möchte dir da natürlich nicht reinreden(!), es geht mich nichts an, es ist deine Sache und überdies auch nicht so einfach, aber vielleicht solltest du darüber nachdenken, ob du mit diesen Menschen, die dir solche Dinge an den Kopf werfen, den letzten Akt deines Lebens verbringen willst. Mag sein, dass ich ihnen Unrecht tue und sie eigentlich ganz nette Menschen sind...aber ich empfinde das als kühl und wertlos. Vielleicht projiziere ich auch zu sehr auf die Leute, die ich mal kannte - mit denen würde ich die letzten Tage und Wochen nicht verbringen wollen, eben weil ich mich so eingeengt fühlen würde...

Ich möchte dich wirklich bitten, diese "Schuldgefühle" abzustreifen, wenn du kannst. Auch das ist loslassen und loslassen ist so schwer. Denk an Hiob, der nicht schuldig war und "an der Liebe sollt ihr sie erkennen". Verbring bitte nicht dein letztes Weihnachtsfest mit diesem "Schuldgedanken" - für Schuld ist Christus gestorben. Verbring diese letzte Zeit mit Dingen, die du liebst. Ist es dir möglich rauszugehen und in der Natur zu sein? Wenn ja, spür noch einmal den Wind und den dunklen Winterhimmel. Ich würde in meinen letzten Tagen Tauben füttern wollen oder sowas, aber nicht diese (pseudo)theologischen Gespräche führen müssen, die im Grunde keine Relevanz mehr haben.

Nochmal zu deinem Sohn: du hast ihm einen Brief geschrieben. Vielleicht könntest du ihn auch nochmal anrufen? Nur einmal. Ich meine, es wäre ja rein theoretisch möglich, dass er gerade gar keine Nerven für irgendwas hat und die Situation falsch einschätzt und sich denkt, dass er den Brief in zwei Wochen liest, oder so. Ich lese Briefe eigentlich fast immer sofort, aber mir kam der Gedanke und ich wollte ihn nicht unausgesprochen lassen.

Ich kenne "Pudel" zwar nicht, aber ich denke, dass du dir keine Sorgen machen musst, dass jetzt irgendwas in Gang gekommen ist, es Getratsche geben wird und dass du dann (wieder) als Schuldige da stehst. Das wird nicht passieren. Denk jetzt an dich, so gut es geht und reib dich nicht auf. Alles Liebe, Efa
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 16 Dezember 2014, 15:42:27
Lieber Wohlstandspudel,liebe Efa...bitte nehmt mir nicht übel,dass ich Euch beiden zusammen antworte,aber Eure Anliegen und Fragen sind so ähnlich,da würde ich jetzt fast 2 mal das gleiche schreiben...Ja,ihr habt vollkommen Recht,es ist eine Freikirche und es ist sehr grenzwertig,was da so versprochen wird.Ich war bevor ich Christin wurde 12 Jahre tibetisch buddhistische Nonne und kämpfe immer noch gegen diese Karma: selbst schuld-Denken,das mir eingetrichtert wurde.Durch meine Zeit als öffentliche Person und Seelsorger bin ich wohl zu gutmütig mit Ordinierten,die vor lauter Dienen und Helfen wollen über sämtliche Grenzen latschen.Ich weiss,wie gross der Druck der Verantwortung ist,die man für so viele empfindet ist.Ich habe aber nie anderen gesagt,was sie tun sollen,beten sollen,glauben sollen.Es ist wirklich mein letztes weihnachten und meine letzten Wochen,eher Tage und ich werde sie nicht mit Quälerei verbringen.Ich kann nicht mehr aus dem Bett,seit Monaten und wünsche mir von Euch,dass Ihr für mich mit ganz bewusst die Natur geniesst.Ich bin froh,dass keiner im Forum rumschnüffelt,habe ich doch das erste Mal ganz offen und frei meine Seele gezeigt,mit allen Nöten und Ängsten.Ihr Lieben,ich bin dankbar für Eure Worte und werde sie auf meine Art umsetzen: Friedlich und liebevoll,achtsam auf die Gefühle der Gemeindeglieder mich zurückziehen.Werde Weihnachten allein sein,macht gar nichts.Vielleicht zählt wieder eine Nachteule mit mir im Forum und streut Rosen auf die Lieben hier.
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 16 Dezember 2014, 15:57:24
Dankeschön,das ist sehr kostbar!
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: Efa am 16 Dezember 2014, 17:06:55
"Ich kann nicht mehr aus dem Bett,seit Monaten und wünsche mir von Euch,dass Ihr für mich mit ganz bewusst die Natur geniesst."

Ich verspreche dir, dass ich das tun werde. Ich wohne zwar mitten in der Stadt, wo man Natur mit der Lupe suchen muss, aber ich werde in nächster Zeit an dich denken, wenn ich die Raben in meiner Straße beobachte. An Weihnachten fahre ich für zwei Tage aufs Land - wenn ich dann übers Feld gehe und vielleicht sogar durch den Wald, werde ich es auch tun. Weiß nicht, ob dir das was nützt, ob es tröstlich ist. Es stimmt wirklich, man lebt oft unbewusst. Vielleicht sogar belanglos und man kann es einfach nicht rückgängig machen...(Dieser Gedanke gilt eher für mich, dir möchte ich das nicht unterstellen.)

Was du über dein Leben andeutest, 12 Jahre als tibetische Nonne, sind sicherlich Erfahrungen die für deinen Sohn mal von Interesse und Belang sein könnten. Ich weiß, du hast kaum noch Kraft, aber vielleicht kannst du ihm solche Dinge aus deinem Leben noch aufschreiben. Ich habe mich öfter mit hinduistisch denkenden Menschen bzw. mit ehemaligen Hindus unterhalten und die haben mir ebenfalls oft gesagt, wie schwer es ist, sich aus diesem ganzen "Karma-Denken" zu lösen und zu befreien. Wenn du dann natürlich noch an solche Christen gerätst, hast du Karma in grün. Ich erinnere mich daran, dass ich vor einigen Jahren mal in einem Hauskreis war, irgendwie kamen wir darauf, dass meine Sehstärke sehr schlecht ist und auch leider immer mehr nachlässt, was mich zu der Zeit auch beunruhigte. Dort sagte mir dann einer der Anwesenden, dass ich nur mehr "beten und glauben müsste und dann wird das wieder..." Ja, klar ... ich habe den Kontakt zu diesem Kreis sehr schnell und entgültig abgebrochen, weil das einfach gefährlich, dumm, oberflächlich und verurteilend ist. Alles sehr kurz gedacht ... darum meine ich auch, dass es vielleicht besser ist Weihnachten alleine zu verbringen als mit solchen Menschen. Aber wie gesagt, ich möchte dir und deinen Leuten da auch nicht zu nahe treten - sowas sagt sich immer schön leicht, wenn man nicht selbst betroffen ist.

Aber du hast es ja schon von Pudel gehört, vielleicht bist du Weihnachten physisch alleine, aber nicht geistig. Wie verlebst du denn jetzt deine letzten Tage, wenn ich fragen darf? Ich nehme an, du wartest sehr auf eine Reaktion von deinem Sohn...hast du etwas, was dich etwas ablenkt? Ich grüß dich und die Raben von dir! Efa
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: claudi am 16 Dezember 2014, 17:22:48
Anila
Mal ganz was andres. Ist es dir vielleicht möglich z.b. einen Pfleger oder irgendeinen Menschen bei dem du ein gutes bauchgefühl hast die natur ein stück weit zu dir ins zimmer zu hohlen.

Es kann doch z.b. ein schuhkarton voller Laub, erde, steine etc sein oder ein glass voll von kühler herbstluft?

lg claudi
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 16 Dezember 2014, 17:35:51
Claudi,Du bist spitze!Super Idee!Habe ich schon gefragt,aber nur entsetzte Reaktionen geerntet,wegen der Kabelei und Schläuche-Anschlüsse  sei dass nicht vertretbar.Ansteckungs- und Infektionsgefahr...bla bla bla...Konnte nix machen.Am meisten nervt mich ja,dass der Gerätepark hier soviel Geräusche macht,dass ich meine Bäume nicht mehr rauschen höre.Was solls,der Geist ist frei,ich erinnere mich gut daran.Bleib behütet anila
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 16 Dezember 2014, 17:49:27
Liebe Efa,ich bin jemand,der seinen Schutzraum und Privatsphäre sehr braucht und bin deshalb daheim geblieben.Mein Arzt kommt und die Pfleger mehrmals am Tag.Ansonsten kümmere ich mich noch um ein paar Leute,die zu mir kommen,weil sie lange Herzensgespräche mit mir geführt haben und meinem Nachfolger noch nicht so ganz vertrauen.Mein Pastor kam 2 mal die Woche.So sieht es aus.Mein Sohn hat mich im Kloster besucht,ich durfte ihn 7 Jahre begleiten nach der Adoption.Er weiss also von dieser Zeit.Meine Erfahrungen möchte ich nicht aufschreiben aus der Nonnenzeit.Alles Gute für Deine Augen!
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: Efa am 16 Dezember 2014, 17:59:04
Ich finde Claudis Idee auch wirklich schön, aber Ansteckungs- und Infektionsgefahr - was für Argumente. Manchmal kann man nur noch den Kopf schütteln. Wie sieht es mit Blumen aus? Sind die auch ansteckend? Aber was ich eigentlich noch schreiben wollte, weil es mir gerade einfiel: an Tagen bzw. in Phasen, die einfach nur grauer Brei waren/sind, habe ich öfter in den Aufzeichnungen von Pater Alfred Delp gelesen. Der Band beinhaltet Tagebuchnotizen, Briefe, Predigten und heißt "Kein Tod kann uns töten". Das Buch fiel mir gerade wieder ein und diesen Ausspruch finde ich sehr stark und real. Kein Tod kann uns töten. Ich kann nicht erklären oder beschreiben, was diese fünf Wörter mir bedeuten und was sie für mich heißen, aber vielleicht findest du deinen eigenen Zugang dazu. Delp wurde von den Nazis ermordet und auf dem Weg zum Galgen sagte er dem Gefängnispfarrer. "In wenigen Augenblicken weiß ich mehr als Sie." Das sind so Dinge, über die ich Stunden nachdenken kann und Aussprüche, die mir wirklich oft geholfen haben. Es ist zwar off topic, aber es fiel mir gerade wieder ein und irgendwie wollte ich es dir schreiben...
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: Efa am 16 Dezember 2014, 18:12:28
"I
Liebe Efa,ich bin jemand,der seinen Schutzraum und Privatsphäre sehr braucht und bin deshalb daheim geblieben.Mein Arzt kommt und die Pfleger mehrmals am Tag.Ansonsten kümmere ich mich noch um ein paar Leute,die zu mir kommen,weil sie lange Herzensgespräche mit mir geführt haben und meinem Nachfolger noch nicht so ganz vertrauen.Mein Pastor kam 2 mal die Woche.So sieht es aus.Mein Sohn hat mich im Kloster besucht,ich durfte ihn 7 Jahre begleiten nach der Adoption.Er weiss also von dieser Zeit.Meine Erfahrungen möchte ich nicht aufschreiben aus der Nonnenzeit.Alles Gute für Deine Augen!

Das kann ich gut verstehen. Schön, dass du in dieser Zeit wenigstens deine Privatshäre hast und alles um dich herum vertraut ist. Ich würde es auch nicht anders wollen. Dass du dich jetzt noch um andere Menschen kümmerst und kümmern kannst, ist auch ein Segen. Ich hatte schon befürchtet, dass du eher alleine bist und vielleicht das Gefühl hast, dass der letze Akt nutzlos vorüber geht und die Zeit ohne Sinn ist. Schön, dass es das ja scheinbar nicht ist. Dass du dich jetzt nicht mehr dieser "Nonnenzeit" widmen möchtest, ist mehr als verständlich - es kam mir nur so in den Sinn. Danke auf für die guten Wünsche, aber mach dir um meine Augen keine Sorgen - damit werde ich mich schon noch früh genug rumschlagen müssen. Momentan verdräng ich das gut und das ist auch okay....

Schreibst du nochmal, wenn sich etwas mit deinem Sohn ergibt oder auch nicht ergibt? Das würde mich schon interessieren. Gruß! Efa
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 16 Dezember 2014, 18:59:28
Liebe Efa,ja die Belehrung hätten die Mädels sich sparen können,weil ich vom Fach bin.Egal.Sobald man Patient ist,wird man schnell bevormundet und wie geistig behindert behandelt.Vor allem,wenn man so stark körperlich behindert ist.Egal.Ist ein zweischneidiges Schwert mit den Leuten,die nicht loslassen wollen und meinen ,mich zu brauchen.Ich bin ja nur begrenzt da und oft gar nicht mehr in der Lage zu reden.Da wäre ich glücklicher,wenn ich das nicht mehr machen müsste.Das Leben hier betrachte ich als Soundtrack für das grosse Konzert im Himmel.Hab kein Problem damit,nach hause zu gehen.Versuche nur verantwortungsbewusst und fair zu handeln und nicht zu kneifen.Schreibe auf jeden Fall,was Joschi geantwortet hat,aber wohl eher im Tagebuch.Bleib behütet
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: Freudestrahlend am 16 Dezember 2014, 19:48:47
Auch ne Idee: Naturgeräusche auf CD?
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: claudi am 16 Dezember 2014, 22:04:34
hmm und was ist mit einem bonsai?

Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: Ina am 16 Dezember 2014, 22:04:39
Auch ne Idee: Naturgeräusche auf CD?

Eine ähnliche Idee hatte ich heute ebenfalls. Es ist zwar kein würdiger Ersatz, aber vielleicht wäre es ja "besser als nichts"?
Ich habe jedenfalls auch schon mal ein bisschen bei YouTube nach sowas gesucht und z.B. das hier gefunden:

https://www.youtube.com/watch?v=lNk1B8H4wmQ

Ehrlich gesagt habe ich aber nur stellenweise kurz reingehört, weil ich dann Besuch bekommen habe.
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 17 Dezember 2014, 15:18:27
Die Idee mit den Naturgeräuschen aus der Dose ist prima!Vielen Dank für Eure konstruktiven Vorschläge,das ist sehr lieb!
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: Adrenalinpur am 18 Dezember 2014, 00:52:56
Warum hattet ihr kein gutes Verhältnis? Warun ist er bei Adoptiveltern, vielleicht hat er selbst Angst und braucht seine leibliche Mutter,
wenn ihr das klären könntet, vielleicht findet ihr wieder zueinander
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 18 Dezember 2014, 02:11:04
Ich hatte mit meinem Sohn kein schlechtes Verhältnis.Es war eine offene Adoption und ich durfte ihn 7 Jahre jeden Monat besuchen.Also war er 9 Jahre alt,als ich ihn das letzte Mal sah.Er hat bei meinem letzten Besuch so gebettelt,ich solle ihn mit zu mir nehmen und erzählt ,er würde geschlagen werden.Das habe ich mit den Adoptiveltern versucht zu besprechen und wollte helfen bei den Problemen.Da so ein Besuch nur ein paar Stunden dauerte,waren alle überfordert mit der Situation. Die Adoptivmutter war verletzt und weinte,weil Joschi lügen würde und ihr alles zu viel werden würde.Ich habe geheult,weil ich so hilflos war und nicht wusste,wie ich helfen kann.Mein Sohn war wütend und hat geheult,als ich fahren musste und ihn nicht mitnehmen konnte.Seit diesem Besuch haben sie Adoptiveltern auf keinen Kontaktversuch reagiert,alles abgeblockt.Als Joschi jetzt im September 18 wurde,habe ich gehofft,dass er jetzt selbst entscheiden kann,ob er mich sehen will.Man hat keinen rechtlichen Anspruch darauf,sein Kind zu sehen bei einer offenen Adoption.Ich kann aber nur was klären,wenn er den kontakt zulässt.
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: Meg am 18 Dezember 2014, 14:42:06
hi anila,
darf ich fragen warum du ihn zur adoption frei geben musstest? diese entscheidung war sicherlich nicht gerade einfach und bestimmt sehr schmerzvoll auch für dich.
viele adoptierte kinder leiden unter dem "adopted child syndrom", weil ihnen einfach ihre wurzeln fehlen. sie sind daher oft "problemkinder" und da liegt es nahe, dass einige auch misshandelt werden, verbal, oder eben auch körperlich.
auch werden sie von adoeltern  nicht wirklich wie eigene kinder behandelt, auch wenn diese es eigentlich gut meinen. blut ist eben doch dicker als wasser und in krisensituationen bleiben die kinder meist alleine mit ihren sorgen und ängsten. viele brechen zudem unter dem hohen erwartungsdruck der adoeltern zusammen und dass sich da eine wut auf die leiblichen eltern, die einen ja verlassen haben einstellt, kann ich sehr gut nach vollziehen.
vielleicht ist dies bei deinem sohn ähnlich. wer weiss was die adoeltern ihm erzählten, wenn er nach dir fragte. vielleicht haben sie ihm erzählt, dass du keinen kontakt mehr wolltest. ich kenne leider einige adokinder, bei denen es genau so war. kinder glauben alles und sind so vertrauensvoll und solidarisch mit personen von denen sie abhängig sind.
was nun raten? ich würde ihm  nur briefe schreiben, aber eben nicht nur einen einzigen und wenn er nicht antwortet, hat dies wohl mit ihm selbst und seiner wut/enttäuschung darüber zu tun, dass du ihn weg gegeben und verlassen hast. sei einfach offen und schreibe ihm immer wieder, solange deine briefe nicht zurück kommen, bist du dir sicher, dass er sie gelesen hat, aber einfach nur sprachlos und in seinen emotionen gefangen  und darum nicht in der lage ist dir zurück zu schreiben.
LG Meg
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 18 Dezember 2014, 15:02:50
Liebe Meg,dass ist ein sehr schmerzhaftes Thema und hilft jetzt nicht zur Lösungsfindung.Darum werde ich jetzt hier nicht alle Gründe aufzählen.Mein Sohn kennt die Gründe und weiss,dass ich ihn nicht weggegeben habe,weil ich ihn nicht wollte.Er weiss aber nicht,warum der Kontakt abbrach und dass das nicht von mir aus ging.Ich habe immer wieder versucht ihn zu erreichen,die Adoptiveltern zu erreichen,aber keine Reaktion.Die Adoptiveltern behandeln ihn wie eigenes Kind und sehr liebevoll,solange ich ihn besuchen durfte,hatte ich diesen Eindruck.Die Jugendsamtsachbearbeiterin sagte zu mir,die Möglichkeit wäre gross,dass er das nur gesagt hat ,damit ich ihn zurücknehme.Ich war zu dieser Zeit aus dem Kloster ausgezogen und da dachte er wohl,jetzt könne er zu mir kommen.So die Vermutung der Frau damals.Auch wenn die Briefe nie zurückgekommen sind,kann ich nicht wissen,dass man sie ihm gegeben hat.Laut google lebt er immer noch bei seinen adoptiveltern.Das ist also alles Spekulation.Alles Gute anila
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: Meg am 18 Dezember 2014, 15:26:57
liebe anila,genau du sagst es, es ist spekulation. was aber, wenn er deine briefe tatsächlich nie erhalten hat? wenn sie  die adoeltern bewusst unterschlagen haben?
meine ahnungen enstehen nicht aus dem hohlen bauch, sondern sind aufgrund meiner erfahrungen mit erwachsenen adoeltern entstanden, die eben auch eifersuchtsgefühle und verlustängste haben, auch im wissen darum, dass sich adokinder oft ein leben lang nach ihren leiblichen eltern sehnen und diese insgeheim  idealisieren.
es ist in der tat schwierig heraus zu finden wie es sich tatsächlich verhält.

es mag nun herzlos klingen, aber was möchtest du denn wirklich von ihm? möchtest du, dass er deine damaligen handlungen gutheisst? dass er dir sagt, dass er es bei seinen adoeltern gut hatte, dass es richtig war ihn weg zu geben,dass er dir dafür dankbar ist?
oder ihn einfach , wie du sagst ein letztes mal sehen?
ich nehme mal an, du möchtest in frieden sterben, aber egal was es genau ist, es wird ihn in tiefe emotionale versunsicherungen stürzen.
vor allem wenn es tatsächlich so wäre, dass seine adoeltern deine briefe unterschlagen haben, denn dann müsste er sein bild von dir revidieren. und wie lange hätte er dann noch zeit seinen frieden mit dir zu finden...
also neutraler umschlag, nicht handgeschrieben und ohne absender ;-)
LG Meg
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 18 Dezember 2014, 19:39:59
Liebe Meg,das ist genau meine Befürchtung,dass die Adoptiveltern meine Briefe unterschlagen haben.Aus welcher Motivation auch immer.Darum waren meine letzten Briefe auch in neutralem Kuvert ohne Absender.Nein,es geht mir nicht um Absolution von ihm. Es geht mir darum,dass er seine Gedanken und Fragen an mich nochmal direkt richten kann,denn ein Brief kann nicht antworten.Ich habe zwar versucht,alle Fragen,die eventuell haben könnte in dem Brief zu beantworten,aber alles kann ich auch nicht vorrausahnen.Ich will vor allem nicht,dass seine Beziehung zu den Adoptiveltern kaputtgeht.Darum würde ich nie Schuldzuweisungen machen,wer nun Schuld ist ,dass der Kontakt so lange nicht da war.Das wäre völlig gegen meine Lebenseinstellung.Ich möchte,dass er in Frieden seine Eltern als Rückhalt und Anker hat.Das habe ich auch immer bei den Besuchen so gemacht.Ich habe nie vor Joschi die Eltern kritisiert.Es gab nämlich auch eine Zeit,da wollte er uns gegeneinander ausspielen.Da war er zu mir ganz lieb und ziemlich frech zur Adptivmutter und da habe ich ihn immer zur Dankbarkeit und zum liebevollem Umgang ermahnt.Das ist mir wichtiger,als dass er die Wahrheit kennt.Ich bin überzeugt davon,die Adoptiveltern hatten ihre Gründe und haben auf ihre Art es gut gemeint oder vielleicht waren sie einfach überfordert.Das ist alles menschlich und ich bin ihnen nicht böse.Ich weiss nicht,was ich machen soll,wenn er trotz allem die Briefe nicht bekommt.Ich habe jetzt alle Kontaktmöglichkeiten ausgeschöpft. Das einzige,was noch nicht passiert ist,ist das jemand zum Haus der Adoptiveltern hingegangen ist und den Brief Joschi in die Hand gedrückt hat.Die Entfernung ist einfach zu gross.10 Stunnden Autofahrt.Sonst hätte mein Pastor das gemacht. Sind Deine Fragen jetzt beantwortet?Alles Gute
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: Meg am 18 Dezember 2014, 20:28:58
liebe anila, nein, eigentlich sind meine fragen nicht beantwortet. was aber nicht unbedingt mit dir persönlich, sondern mit dem thema allgemein zu tun hat. du hast hier ein thema angesprochen, dass viele adokinder und wohl auch adoeltern beschäftigt.
ich kann nachvollziehen, dass man als mutter die ein kind weggegeben hat immer schuldgefühle haben wird und hofft eines tages bevor man heimwärts geht, von dieser schuld befreit wird und endlich friede findet. aber ich bin auch der meinung, dass diese freisprechung von der schuld nicht von einem kind erwartet werden kann. ich bin selbst ein kind, dass man immer umher geschoben hat undtrotzdem hat man respekt, liebe und dankbarkeit erwartete. doch mir war nie bewusst wofür ich dankbar sein sollte.
natürlich redet man sich immer ein, dass man das richtige getan hat, indem man dafür sorgte, dass es seinem kind bei anderen leuten besser hat, als das es dies bei einem selber gehabt hätte. aber leider sieht die realität oft anders aus, als man sie sich für sein kind erhofft hat.
wenn du frieden willst, dann musst du dir selbst verzeihen, dass dir dies gelingt wünsche ich dir von herzen!

Purple Schultz beschreibt in seinem song genau, wie es vielen kindern geht die immer mit der sehnsucht leben heim zu wollen http://www.youtube.com/watch?v=drHNWloApBY

ich selber trage diese sehnsucht schon ein leben lang in mir und es gibt absolut nichts was sie stillen kann, auch nicht meine eigenen Kinder und mein liebevoller ehemann.
dir auch alles gute
Meg
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 18 Dezember 2014, 22:41:15
Liebe Meg,ich habe das Gefühl,Du liest meine Antwort nicht ganz.Oder ich habe mich unklar ausgedrückt.Ich erwarte keine Absolution und keine Freisprechung von meinem Sohn.Ich habe für ihn das beste gewollt und es ist mir klar,dass er das nicht verstehen kann.Vielleicht liest Du nochmal den ganzen Thread von vorne,denn diese Fragen habe ich schon mehrmals beantwortet.Im Moment ist es so,dass ich keine weiteren Fragen dazu beantworten möchte.Ich habe auch die Erfahrung gemacht,wenn ich nicht gleich alle (schmerzhaften ) Dezails mitliefere,kommen manche auf Ideen,die mich sehr verletzen,auch wenn es nicht stimmt.Das heisst im Klartext,im Moment fühle ich mich gezwungen,hier mehr zu erzählen,als mir gut tut.Ich habe nämlich die alten Filme wieder im Kopf.Ich kann jetzt auch nicht Dein Problem mit der Situation Adoption klären,denn jeder Fall ist anders.Ich handle aus einem Pflichtgefühl meinem Sohn gegenüber,weil es sein könnte,dass ich ihm helfen kann Fragen für sich zu klären.Wenn er sagt,dass er das nicht wil ist das sein Recht und ich werde ihn loslassen.Ich für meinen Teil werde dann mich auf meine Bedürfnisse konzentrieren. Im Gebet und im Frieden das annehmen,was auf mich zukommt.Alles Gute für Deinen Weg
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: stumm am 19 Dezember 2014, 10:46:59
okay anila nun mal luft geholt

ich finde es wirklich erstaunlich wie offen du hier über dieses thema schreiben kannst
du hast wirklich viel dazu gesagt
das kostet kraft

ich kenne die situation von dir und deinem sohn nicht genügend um mir hier ein urteil erlauben zu können
trotzdem möchte ich an dieser stelle eine grundlegende meinung von mir äussen

ich habe den größten respekt vor müttern welche ihr baby in eine babyklappe legen oder es zur adoption frei geben
die motivation hierzu ist nach meinem verständis ohne belang
ob aus egoistischen oder anderen gründen ist für mich zweitranging
im vordergrund steht
sie haben verantwortung für ihr kind übernommen
sie haben es nicht vernachlässigt, verprügelt oder verhungern lassen
sie haben eine entscheidung für ihr kind gefällt
ich wünschte jede mutter wäre dazu in der lage
für sich und ihr kind klar zu entscheiden....bin ich dazu in der lage oder nicht
und wenn die mutter weiss ich schaffe das nicht, warum auch immer, so hat sie doch verantwortung bewiesen in dem sie für ihr kind gesorgt hat
diese mütter verdienen meinen respekt und ich wünschte jede mutter wäre zu so einem klaren blick und entscheidung fähig

soweit meine meinung dazu ich dachte vielleicht interessiert es dich :-)
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 19 Dezember 2014, 10:56:06
Danke.Ich wünschte wirklich,meine Mutter hätte das für mich getan.Es wäre mir sehr viel erspart geblieben.Ich habe ihn 2 Jahre alleine aufgezogen und 7 Jahre begleitet,er weiss,dass ich ihn gewollt habe und nie verleugnet habe.Vielen lieben Dank für Eure Ehrlichkeit,Offenheit und Anteilnahme.Eure anila
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 19 Dezember 2014, 20:48:39
Guten Abend meine Lieben,jetzt sind meine Termine geschafft und ich kann entspannter schreiben.Ich habe ganz bewusst offen geschrieben,weil man ja sonst keinen Rat geben kann.Ich habe ja Euch um Rat gefragt und da braucht man Hintergrundinformationen.Ich trage selbst die Verantwortung,wenn ich mich selbst dabei überfordert habe.Es ist auch ein Geschenk,gezeigt zu bekommen,wo man noch zu arbeiten hat.Mir war nicht bewusst,dass ich da so schnell so traurig und verletzt bin.Ich war nämlich traurig und nicht sauer...Ich wünsche allen eine schöne Adventszeit...ganz herzliche Grüsse von anila
Titel: Re: Durchhalten
Beitrag von: anila am 04 Januar 2015, 12:09:03
Hallo Ihr Lieben,
Fairer Weise möchte ich mitteilen,dass ich in diesem Thread nicht mehr schreiben werde.Ich habe versprochen,mitzuteilen was nun mit meinem Sohn letztendlich herausgekommen ist,aber ich fühle mich ausserstande dazu.Liebe efa,das tut mir leid...
Ich habe diesen Thread mit einer Bitte um Rat eröffnet und sehr viel Gedankenanstösse,Hilfestellungen und authentische Aussagen erhalten und bin sehr dankbar dafür...es hat mir viel geholfen in meinen Entscheidungen und bei dem Verständnis für alle Seiten...Wen jetzt noch Fragen bewegen,die wirklich wichtig sind und diesen Thread betreffen,der muss mich per PN anschreiben...sorry efa,da ist meine Grenze.
Ich wünsche allen viel Kraft und Zuversicht
Eure anila