Als oberflächlich würde ich das, was ich hier "mache", nun nicht gerade bezeichnen. Ich nehme mir für viele User wirklich viel Zeit und gehe auf manche Beiträge sehr intensiv ein. Aber gut, das mögen andere vielleicht anders sehen / empfinden. Übrigens habe ich trotz der Zeit, die ich in dieses Forum investiere, auch ein ganz reales Leben – sogar mit Menschen zum Anfassen.
Ich erinnere mich an Deine Frage. Du wolltest wissen, ob ich Dir kurz erklären könnte, wie sich Dissoziationen anfühlen. (Wäre ich desinteressiert, hätte ich nachsehen müssen und hätte die Frage nicht mehr präsent im Kopf.) Was mich abgehalten hat, direkt zu antworten, war, dass ich es Dir nicht kurz erklären kann. Ich könnte Dir viel dazu schreiben, sehr viel sogar. Manchmal ist es mir aber leider nicht möglich, viel zu schreiben, z.B. wenn es mir selbst verdammt schlecht geht und ich mich im nicht enden wollenden Strudel der Depression befinde. Dann geht einfach nichts. Oder ich bin so sehr mit mir selbst beschäftigt – mit quälenden Gedanken, mit Trauer, mit vielen, vielen Ängsten und Zweifeln usw. – dass ich keinen Antrieb und keine Konzentration dafür aufbringen kann, meine Gedanken wirklich gut zu ordnen, um einen angemessenen, strukturierten Text zu schreiben. Und manchmal sind es auch einfach innere Blockaden.
Letzten Monat ist meine Mutter verstorben, die schon immer das schwierigste aller Themen für mich gewesen ist, mein größter (innerer) Kampf sozusagen. Mir macht das im Moment schwer zu schaffen – es ist ständig irgendwo im Hinterkopf und kommt manchmal völlig unvermittelt "nach vorn". Und dann bin ich "weg". Weg von der Realität, nicht mehr klar in meinen Gedanken. Wie in einem dicken Wattebausch gefangen, fühlt sich alles dumpf und taub an. Als wäre ich in einer anderen, fernen Welt. Als würde sich etwas in mir abschalten. Und so in etwa ist es wohl auch: So werden bestimmte Erinnerungsinhalte z.B. vorübergehend vom Bewusstsein abgespalten, weil es sonst nicht zu ertragen wäre und mich in meinem "alltäglichen Funktionieren" extrem einschränken würde.
Das war jetzt einfach mal eine möglichst kurze Beschreibung meiner Dissoziationen. Wobei es da doch noch große Unterschiede gibt, Manchmal sind es ein paar Minuten, manchmal aber verharre ich viele Stunden in diesem Zustand und kann mich später an nichts mehr erinnern.
vielleicht fehlt mir das Verständnis, wieso ein Mensch über Jahre so intensiv in einem Forum hängen bleibt
... weil ich mich für die Menschen interessiere, die sich hier aufhalten – für ihre Gedanken und Befindlichkeiten.
... weil ich unendlich dankbar für dieses Forum bin und mich hier wohlfühle.
... weil ich hier wahre Freunde gefunden habe, die auch im realen Leben meine Freunde sind.
... weil ich hier Rückhalt / Halt, Trost, Anteilnahme und Verständnis bekomme; (sofern gewünscht) Rückmeldungen zu meinen Gedanken und Fragen erhalte; mich angenommen und von manchen auch geliebt fühle.
... weil ich hier viele Möglichkeiten habe, mich selbst zu reflektieren.
... weil ich hier sehr viel über mich selbst gelernt habe – und dieses Lernen geht immer und immer weiter.
... weil dieses Forum immer wieder eine wahre Hilfe für mich darstellt.
... weil ich selber ebenfalls viel zu geben habe und es von den meisten dankbar angenommen wird.
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Mich hat die Verzweiflung hierher getrieben, dachte dass es doch mehr Menschen geben muss, die im Stillstand sind, quasi austherapiert, die Profis wissen nicht mehr weiter, wollen aber auch nicht aufgeben, lassen ihre Patienten dahin vegetieren, sedieren sie, schauen zu wie sie immer weniger Herr ihrer Sinne sind.
DAS prangere ich an. Aber das gehört hier nicht hin, nur weiß ich nicht, wohin damit.
Warum bist Du der Meinung, dass das hier nicht hingehört? Wenn es nach mir geht, darf man sich hier gerne auch über schlechte Erfahrungen mit Ärzten und Kliniken austauschen. Das ist ebenso wichtig wie der Austausch guter Erfahrungen.