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Autor Thema: Suche alternative Heilverfahren bei schwerer chronischer Depression  (Gelesen 2785 mal)

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trostblume

  • Gast

Hallo liebe Forumsgemeinschaft!

Ich bin eine junge Frau von etwas über 30 Jahren und bereits seit meinem 21. Lebensjahr an z.T. sehr schweren chronischen Depression erkrankt (klinisches Bild einer "Double depression"). Ursächlicher Auslöser war damals eine unerwiderte Liebe, die ich psychisch nicht verkraftete, weil sich der junge Mann, in den ich damals verliebt war, sang- und klanglos und ohne es lange Zeit begründet zu haben, aus meinem Leben verabschiedet hatte (erst viele später nannte er als Grund meine zu hohe Sensibilität und Melancholie -naja, ich kanns ihm nachträglich auch nicht verdenken, denn im Prinzip hatte er wohl Recht damit).

Nun quäle ich mich seit über 10 Jahren mit der Krankheit herum.

Zwischenzeitlich habe ich folgende Medikamente ausprobiert:

(Antidepressiva)

Cipralex
Citalopram
Venlafaxin/ Trevilor
Mirtazapin
Fluexetin/ Zoloft
Sertralin
Paroxetin
Mirtazapin

-mehrheitlich kombiniert mit Neuroleptika, von denen ich mittlerweile auch schon alles aktuell auf dem Markt Gebräuchliche konsumiert habe:

Quetiapin/ Seroquel
Seroquel prolong
Solian
Zyprexa
Risperdal


Kurzfristig kam auch noch mal ein Benzo (Diazepam) oder ein Schlafmittel (Zolpidem) hinzu und genau "Prometazin" bekam ich tagsüber auch lange Zeit zum Runterschalten (für jedes Symptom meiner Krankheit ein "Mittelchen", ja ich war gut bedient.. bis auf die Konzentrations- und Gedächtnisprobleme..die verschlimmersten sich eher noch).

Wirklich "erfolgreich" waren bei mir nur Cipralex (allerdings flaute die positive Wirkung nach wenigen Monaten ab bzw. stagnierte mein Zustand auf einem unbefriedigendem Level) und Paroxetin, was allerdings so gut anschlug, dass ich in  eine Hypomanie geriet, welche Monate anhielt und in der ich für mein Sozialleben fatale Entscheidungen traf (u.a. verliebte ich mich in den falschen Mann und schloss mich einer notorischen Kiffer-WG an, in der ich dann in meiner depressiven Phase zeitweise Nebenkosten für zwei weitere Mitbewohner mitschultern musste).
Und Seroquel hat mich erfolgreich zu fall..äh Schlaf gebracht.

Die medikamentöse Therapie wurde z.T. eingeleitet und ständig umgestellt während zweier stationärer Aufenthalte in der Psychiatrie, die ich 2008 hatte. Seitdem war ich zwar weiterhin depressiv, hatte sogar zwischendurch wieder eine sehr schwere depressive Phase von ca. 2 Monaten, aus der ich mich aber schlussendlich selbst berappeln konnte bzw. habe ich auch keine andere Möglichkeit gesehen. In die Klinik zu gehen, kam für mich nach meinen Erfahrungen nicht mehr in Frage. Außer dass man mich mit Medikamenten vollgepumpt hatte und dann systematisch wieder umstellte, umdosierte, um die Nebenwirkungen (u.a. GEwichtszunahme von 12 kg in 6 Wochen, Sitzunruhe, Gefühl der "Eingebundenheit", Benommenheit, Schläfrigkeit...  Lethargie etc.) einzudämmen. Max. zwei Mal die Woche fand zusätzlich ein "therapeutisches Gespräch" von 10-20 Min. Dauer statt, was in meinem Falle völlig für die Katz war, da ich allein aufgrund der Rahmenbedingungen es nicht schaffte, Vertrauen aufzubauen und dadurch systematisch in mein gewohntes Beziehungsmuster verfiel, indem ich nur das sagte, was mein Gegenüber hören wollte. Am Schlimmsten war aber meine Sitzunruhe, die durch die Neuroleptika bedingt war. Eine psychische Tortur, die ihresgleichen sucht. In dem Zustand musste ich 3 mal täglich auf meinem festen Sitzplatz im Speisesaal die vorgeschriebenen 30 Minuten absitzen, einen uerträglich lauten und geltungssüchtigen Mitpatienten (angeblich Sozialphobiker) nebenan, meine Fressattacken durchstehen (der einzige Zeitkiller)... Ich bat mehrfach um Gnade und fand dennoch keinerlei Verständnis für meine Lage, musste am Ende noch um meine Entlassung betteln (obwohl ich freiwillig da war). Nie wieder diese Folter, hab ich mir gesagt!!!
Das einzig Schöne war noch die Ergotherapie. Dort durften wir auch frei wählen, was wir machen wollten und die Ergotherapeutin beobachtete mich auch sehr treffsicher (ich traue mir kaum was zu und wenn Dinge nicht sofort klappen, geb ich meist sofort auf) und ermutigte mich durchzuhalten.
In der anderen Klinik (Tagesklinik) lief zwar noch weniger, aber wenigstens konnte ich mich da frei bewegen, sobald ich aufgegessen hatte. Auch die Mitpatienten waren richtig angenehm.


Seit der Klinikentlassung war ich in kontinuierlicher psychiatrischer Betreuung mit Medikamenten. Eigentlich war auch eine ambulante Psychotherapie angedacht. Doch bekam ich von zig Therapeuten, die ich anrief und die mich angeblich auf ihre Warteliste gesetzt hatten, nur dreimal einen Rückruf: die eine wollte mich nicht wirklich, weil sie zu voll war, ein Therapeut bezeichnete mich im Erstgespräch als "komisch", "gestört", hätte sogar einen Mischmasch an Persönlichkeitsstörungen und mutmaßte, dass ich wahrscheinlich "unbegabt" und "eher wenig intelligent sei", da ich vor Jahren zwar ein Studium abgeschlossen habe, aber keinen Beruf ergriffen und eine neue -in seinen -was auch der allgemeinen Gesellschaftsmeinung entspricht- "minderwertigere" Berufsausbildung ergriffen habe. Dann meinte er auch noch, ich wäre ja gar nicht depressiv, denn bei echten Depressiven würden Antidepressiva die Depression auf jeden Fall auflösen. JA! Ob ihr es glaubt oder nicht, DAS hat er tatsächlich behauptet. Von anderen Demütigungen möchte ich gar nicht erst erzählen.
Achja, und die dritte Praxis war ein Ärztezentrum... und ausgerechnet dort ist der vorstehende Psychologe, welcher alle Erstgespräche durchführt, der Lebenspartner (und Ex-Therapeut) einer mir bekannten jungen Patientin, denen ich beiden mal in einer beruflichen Beratungssituation gegenübertreten musste, was theoretisch wiederpassieren kann. Daher leider wieder ein No-GO! Allerdings zweifle ich ohnehin schon sehr lange daran, ob eine herkömmliche PT überhaupt für mich sinnvoll und nicht eher eine unnötige Belastung für die Sozialkasse ist.

Nun suche ich nach alternativen Verfahren, die weniger verkopft (und dadurch eben auch so durchschaubar) und stattdessen eher bindungsorientiert sind, denn was mir fehlt, ist vor allem Urvertrauen. Ich sehne mich im Kern meines Wesens eigentlich nur nach etwas Verstandenwerden und einer Art "Energiespende" in Form von etwas Trost, Gehaltenwerden.. kann dies gleichzeitig aber auch nicht zulassen. Bin was die Substanz angeht, sowohl kognitiv (weiß z.B. häufig gar nicht, was ich wirklich will) als auch emotional blockiert. Mein Sozialleben gestaltet sich entweder aus schlechten Kompromissen oder aus totalem Rückzug, da ich nicht "NEin" sagen kann.

Ich suche Kraft, Wärme..sehne mich nach Heilung, Ganzheit. Wer kann mir alternative Heiler/Heilmethoden nennen bzw. hat im besten Falle sogar gute Erfahrungen damit gemacht? Ich wäre euch sehr dankbar für Berichte.

Eure
trostblume
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Scheffco69

  • Gast

Versuche einen guten Therapeuthen zu finden...ich weiß das ist sehr schwer weil die meisten einfach A.... sind die ihre gelernten Fähigkeiten gegen dich einsetzten. aber wenn du einen gefunden hast der gut ist wird es dir besser gehen.
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Scheffco69

  • Gast

und gib nicht auf es gibt gute Therapeuthen in dieser Welt, nur muss man sie finden. (die nadel im heuhaufen) ich habe das Glück einen zu haben. Gib nicht auf!
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Floh

  • Gast

Liebe Trostblume,
wenn ich von dem Schwätzer von "Therapeuten" lese geht mir die Galle hoch! Bei sämtlichen Medikamenten gibt es "non-responder", also Patienten, bei denen das Medikament nicht anschlägt. Und von NNT hat der Typ auch noch nichts gehört. Das ist die "number needet to treat", d. h. wie viele Patienten muss man therapieren damit bei einem Patienten ein Präparat anschlägt. NNT = 4 bedeutet: Ich muss 4 Patienten behandeln um 1 Erfolg zu erzielen, d. h. bei 3 Patienten wirkt das Zeug nicht. NNT = 1 bedeutet: Jeder Patient profitiert von dem Präparat. Meist sind die Publikationen in englischer Sprache.
Google dich mal durch. Unter NNTs bei Antidepressiva habe ich Werte von 5-10 gefunden, d. hl. bei 4-9 Patienten wirkt ein
Antidepressivum nicht. Deshalb muss man - wenn man wie du Pech hat - so viele verschiedene Medis probieren.

Bleib hartnäckig in deiner Suche nach einem guten Therapeuten. Es gibt sie!
Bei sehr schweren Depressionen gibt's mittlerweile Hirnschrittmacher: http://www.depression.at/scripts/index.php?content=2233&highlighted=98
Ich hatte irgendwann mal eine Doku gesehen. Die Ergebnisse sind beachtlich. Aber ich kann natürlich nicht sagen ob das eine Option für dich ist.

Was ich dir empfehlen kann: Geh bitte Haschisch aus dem Weg! Mittlerweile ist der THC-Wert 10-fach höher als in der Hippie-Zeit. d. h. die Auswirkungen auf die Psyche sind verheerender. Lt. Drogeninfo hat Cannabis mittlerweile die Gefährlichkeit von LSD erreicht. Nimm also in Zukunft nur so was wie ALDI-Tüten. Die kann man wenigstens nicht rauchen. ;-)
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