Liebe Bella, vielen Dank für deine einfühlsamen Worte!
Ich habe es heute erneut geschafft eine Geschichte zu verfassen. Hier werden wieder Punkte geschildert, die zu meinem fehlenden Vertrauen in die Menschen geführt haben und warum ich mich so wertlos und hässlich fühle.
Liebe Grüße
Engelchen
Geschichte 3
Marie erwähnte bereits in den ersten beiden Geschichten, dass ihre Schulzeit nicht einfach war und diese sie in tiefste Verzweiflung stürzen konnte. Die bereits geschilderten Vorgängen fanden lediglich auf dem Gymnasium in der 7. und 8.Klasse statt.
Ihre erste Erfahrung von Ausgrenzung durfte sie bereits in der 1.Klasse machen. Als sie von dem, was auf sie zukommen würde, noch nichts ahnen konnte, freute sie sich auf die Einschulung und die danach anstehende Schulzeit.
Es kam der Tag der Einschulung. Marie konnte es kaum erwarten. Das Kleid war angezogen, der Schulranzen war auf dem Rücken und die Schultüte in der Hand. Als Marie mit ihren Eltern, Patentante und Patenonkel die Grundschule betrat, wurde jedem Einschulungskind ein Bär mit einer Farbe umgehängt. Die Farben wurden nacheinander aufgerufen, die Klassenlehrerin genannt. Dann war endlich die Farbe von Maries Bär an der Reihe. Stolz ging sie mit den anderen Kindern nach vorne. Sie setzten sich auf die aufgestellten Bänke um alle zusammen mit der Lehrerin fotografiert zu werden und dann folgten die Kinder der Lehrerin in das Klassenzimmer. Ein Tag voller Freude, Stolz und Neugierde wie dieser neue Lebensabschnitt sich gestalten wird.
Zu dieser Zeit war Marie ein lebensfroher, aufgeschlossener und auch selbstbewusster Mensch, der präsent war. Sie machte sich keinerlei Sorgen darum sich nicht in die Klasse integrieren zu können oder das sonst irgendetwas Unangenehmes vorfallen könnte. Anscheinend hatten aber speziell die Mitschülerinnen von Anfang an etwas gegen sie. Dies bekam Marie im Laufe der 1.Klasse zu spüren. Ab dem Tag als der Unterricht begann. Am Tag nach der Einschulung.
Marie kann sich an eine Situation ganz genau erinnern. Was davor im Detail passiert ist, kann Marie nicht rekonstruieren. Es war kurz vor 8 Uhr, der Unterricht hatte noch nicht begonnen. Marie trug eine Jeans und ein rotes Sweatshirt mit einer Bärenfamilie darauf. Durchaus ein Motiv, dass ein sechs Jahre junges Mädchen tragen kann oder etwa nicht?
Die klare Einstellung der Mitschülerinnen war: Sowas kann kein Mädchen tragen. „Was hast du denn da an? Ist das noch vom Kindergarten?“ Mit verachtendem Blick teilten sie Marie ihre Meinung mit. Sie versuchte sich zu verteidigen. „Ich finde es schön. Ich mag Bären.“ Wie sollte eine Sechsjährige auf solch einen Angriff reagieren, den sie so noch nie in ihrem Leben kennengelernt hatte? Marie stand kurz vor den Tränen, schämte sich daraufhin für ihr Oberteil und würde es in Zukunft nie wieder tragen, was sie ihren Eltern auch mitteilte.
Dies war aber nur der Anfang von der Schulzeit, deren Illusion, die Marie sich ausgemalt hatte, jeden Tag mehr zerstört wurde. Die nächsten Tage und Wochen erfuhr sie, was es bedeutete ausgegrenzt zu werden, nicht dazu zu gehören, alleine zu sein.
Wenn die Klasse eine Aufgabe in Gruppenarbeit erledigen sollte oder in Einzelarbeit, ließen es besonders die Mitschülerinnen sie spüren, dass sie nicht dazu gehörte. Wenn Marie versuchte, sich einzubringen, eine Lösung mitteilte oder durch Loben anderer, wie schön sie doch das Schreibschrift-M schreiben könnten, versuchte in die Gruppe aufgenommen zu werden, wurde sie jedoch entweder ignoriert oder durch eine Bemerkung abgestempelt. Die Mauer zwischen Marie und den Mitschülerinnen wurde immer höher und war eigentlich nicht mehr zu durchbrechen. In der großen Pause spielte die Klasse entweder Verstecken oder Fangen, aber sobald Marie fragte, ob sie nicht mitspielen könne, wurde sie mit einem „Nein.“ abgewiesen und links liegen gelassen.
Marie war alleine. Es fiel ihr auf, dass die Jungen und Mädchen größtenteils getrennt voneinander spielten. Also fasste Marie den Mut, ging auf ihre Mitschüler zu und fragte sie, ob sie bei ihnen mitspielen könne. Sie sagten ohne zu zögern zu und Marie durfte mitspielen. Die nächsten Wochen hielt sie sich also an ihre Mitschüler, verstand sich gut mit ihnen und verbrachte die große und die kleinen Pausen mit den Jungs.
Einerseits war sie froh Anschluss gefunden zu haben, aber wenn sie immer wieder ihre Mitschülerinnen sah, wie sie zusammen lachten, spielten, sprachen und arbeiteten, empfand Marie Traurigkeit, warum sie nicht dazugehören durfte. Lag es an ihrem Äußeren, an ihrer Art? Sie wusste es nicht.
Da Marie sich sehr gut mit ihrer Klassenlehrerin verstand, die herzlich und sehr freundlich war, fasste sie eines Tages den Mut und sprach ihre Lehrerin auf ihre Situation an, in der sie sich befand. Die Lehrerin nahm Marie auf ihren Schoß und ließ ihr die Zeit alles zu schildern, was vorgefallen sei und dass die Mitschülerinnen sie ausgrenzen würden. Marie sollte die Namen derer nennen, die sich ihr gegenüber so verhalten würden. Diese, Vanessa, Sara, Daniela, Lisa, Julia und Jessica, wurden von der Lehrerin nach vorne gerufen und sie fragte die Mädchen, warum sie Marie so behandeln würden. Diese verneinten natürlich Maries Schilderungen und gaben zur Antwort, dass Marie sie nur fragen müsste ob sie mitspielen darf und dann wäre das kein Problem. Es war aus Maries Sicht sinnlos in dieser Situation in die Offensive zu gehen, ließ es dabei beruhen und die Mädchen bejahten die Anweisung der Lehrerin, dass sie Marie in die Gruppe aufnehmen sollten.
Marie nutzte diese Aussprache um am nächsten die große Pause dazu zu nutzen herauszufinden, ob sie eine Chance hatte in die Gruppe integriert zu werden. Die Mädchen ließen sie mitspielen, aber natürlich nicht ohne Hintergedanken. Marie weiß nicht mehr, was sie getan hatten, aber sie hatten Marie veräppelt, sie stand da wie ein Depp.
Die 1.Klasse war für Marie alles andere als ein angenehmer Start in die Schulzeit. Es kamen die Sommerferien und sie hatte Angst, dass es in der 2.Klasse eine Fortsetzung der vorherigen Klasse geben würde. Zu Anfang war sich Marie dessen auch sehr sicher, aber die Klasse bekam eine neue Mitschülerin. Selina. Sie war mit ihren Eltern und Geschwistern in den Sommerferien hierher gezogen. Marie hatte zunächst die Hoffnung aufgegeben, dass sie in Selina eine Freundin finden würde, da diese sich zunächst an die anderen Mitschülerinnen hielt. Doch mit der Zeit kamen Marie und Selina immer mehr ins Gespräch, verbrachten die Pausen zusammen mit den Jungs und saßen auch im Klassenzimmer nebeneinander.
Marie fand in Selina eine beste Freundin mit der sie auch außerhalb der Schule fiel unternahm. Selina war auf Maries Seite und Marie auf Selinas Seite. Die 2. Klasse ging vorüber. In der 3. Bis zur 4. Klasse bekam Marie eine neue Klassenlehrerin, die eindeutig ihre Lieblingsschüler hervorhob und Marie öfters traurig gemacht hat.
Wenn Marie sich im Unterricht beteiligte, besonders Musik und Deutsch lagen ihr, kamen von Seiten der Lehrerin Kommentare wie: „Das interessiert uns momentan nicht.“, „Das tut nichts zur Sache.“, „Wir sind in der 3./4. Klasse, nicht mehr in der 1.Klasse.“ Einmal gab es auch einen Aufsatz. Sie sollten einen Bericht schreiben anhand eines ihnen vorgelegten Bildes. Marie schrieb den Aufsatz mit Begeisterung. Bei der Korrektur waren keinerlei Rechtschreibfehler, Inhaltsfehler oder sonst etwas. Aber sie bekam eine Zwei. Ihre Lieblingsschüler, die eindeutig Fehler hatten, die auch markiert waren, bekamen die besseren Noten.
Diese vier Jahre in der Grundschule führten dazu, dass Marie sich an der Teilnahme am Unterricht zurückzog, sich zehn Mal überlegte, was sie nun genau sagen sollte und dürfte, wurde verschlossener und zurückhaltender.
Der Schulwechsel stand an. Marie entschied sich für ein altsprachliches Gymnasium in einem anderen Bundesland. Selina wechselte auf die gleiche Schule. Selina sollte ihr jedoch nicht mehr lange erhalten bleiben. Sie suchte und fand andere Freunde, Marie auch. Diese wollte jedoch den Kontakt, die Freundschaft zu Selina aufrechterhalten. Es funktionierte nicht. Die Freundschaft ging auseinander. Irgendwann sprachen sie noch nicht einmal mehr miteinander. In der Oberstufe war absolute Funkstille.
Die 5. Klasse war in Ordnung für Marie, die sechste ebenfalls. Sie hatte nicht viele Freunde, aber welche, mit denen sie sich sehr gut verstand, mit denen sie auch oft ihre Freizeit verbrachte, denen sie vertraute. Das hätte sie nicht tun sollen. Die Sommerferien kamen und die 7. Klasse stand an. Neuzugänge, neuer Klassenlehrer, neue Fächer, neue Situation für Marie.
Marie ging wie gewöhnlich auf ihre Freunde zu, aber diese behandelten sie sehr distanziert und gingen auch immer schnell von ihr weg. Sie suchten sich wiederum andere Freunde, stellten sich gegen Marie. Tuschelten, wenn sie in Maries Nähe waren, lachten sie aus, beleidigten sie. Die Beleidigungen hat Marie bereits in der 2. Geschichte genannt und kann sie nicht noch einmal hier schreiben. Marie war eine Außenseiterin, sie spürte es täglich, sehr deutlich, verbal aber auch durch die Mimik und Gestik ihrer Mitschüler. Marie war anders, schminkte sich nicht, hatte ihren eigenen Kleidungsgeschmack, hörte klassische Musik, las viel, spielte Klavier. Diese Eigenschaften reflektierend, ist es kein Wunder mehr, dass Marie gemobbt wurde. Ihre Art, ihre Interessen, ihr Aussehen, alles die besten Gründe nicht gemocht zu werden, alleine zu sein, beleidigt zu werden, sein Selbstbewusstsein zu verlieren, sich zu fragen, was Marie eigentlich wert ist, das Vertrauen in Menschen zu verlieren.
Wenn sich Menschen, denen Marie vertraut hat oder zumindest glaubte ihnen Vertrauen schenken zu können, sich gegen sie wenden und sie permanent, täglich fertig machen, wird Marie zur Einzelkämpferin, nach außen emotionslos, stets lächelnd. Innerlich gebrochen und verzweifelt.
In der 8.Klasse geschah das Ereignis, dass Marie in der 1.Geschichte schilderte und auch hier nicht wiederholen oder weiter darauf eingehen möchte. In diesem Jahr fand auch noch eine Klassenfahrt statt. Marie war in einem Zimmer mit Mädchen, mit denen sie nichts zu tun hatten, die sie aber auch in Frieden ließen. Auf dieser Klassenfahrt war auch noch eine Parallelklasse dabei. Sehr viele selbstbewusste Mädchen und Jungen, selbstbewusst, alle gut aussehend und Marie als hässliches Lebewesen mittendrin und zeitgleich alleine.
Mit der Zeit kristallisierte sich für Marie ein Mädchen aus der Parallelklasse heraus, die ebenfalls nicht zu den anderen passte. Sportlich gekleidet, ungeschminkt, völlig normal. Es war das Mädchen, das oft mit mir im Musikunterricht verwechselt wurde und Marie auch mit ihr. Leider lernte sie sie erst am letzten Tag der Klassenfahrt kennen, doch sollten die beiden sich bis zur 10. Klasse als sehr gute Freundinnen verstehen.
Marie war froh, als sie den Rückweg antraten, sie hatte die ganze Woche über abends Herzrasen und es war ihr nur zum Heulen, aber sie staute es in sich auf und hielt es durch. Die restliche 8. Klasse, die 9. und die 10. Klasse verstand sie sich sehr gut mit Tina, dem Mädchen aus der Parallelklasse. Die 9. Und 10. Klasse war mehr oder weniger erträglich für Marie. Sie fand zwei Mädchen in ihrer Klasse, die all die Jahre auch sehr zurückhaltend waren, sich im Hintergrund hielten. Marie ging auf sie zu, sie kamen ins Gespräch, blieben Freundinnen bis zum Ende der 10. Klasse. Marie hatte zwei Menschen an die sie sich halten konnte in ihrer Klasse und eine Person außerhalb der Klasse. Dies waren die Punkte, die die zwei Jahre für Marie mehr erträglich machten. Die für Marie weniger erträglichen Punkte waren die anderen Mitschüler, besonders eine Mitschülerin, die zuvor auch eine Freundin von Marie gewesen war. Sie beleidigte sie ständig in der Schule, sie solle sich doch mal im Spiegel anschauen, wie hässlich sie wäre, was für altbackene Kleidung sie tragen würde und ob sie sich für sich nicht schämen würde. Das Mädchen, Hannah, machte Marie auch bei den Mitschülern noch schlechter, als sie sowieso schon war, hetzte sie gegen Marie auf.
In ICQ schrieb Hannah Marie immer wieder an, beleidigte sie, machte sie runter, so dass Marie sich noch wertloser fühlte, in ihrem Zimmer nur noch am Heulen war. Es musste doch irgendwann besser werden. Sie blockierte Hannah in ICQ. In der Schule konnte sie dies leider nicht.
Die 10. Klasse überstand Marie ebenfalls. Kurz vor den Sommerferien sprach Tina mit ihr. Wollte sie unter vier Augen sprechen. Sie sagte Marie, dass sie mit ihren Eltern in den Sommerferien nach Berlin ziehen und dort auch bleiben würden. Marie blieb gegenüber Tina stark, innerlich brach eine kleine Welt für sie zusammen, zu Hause ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Entweder stellten sich die Menschen, denen sie ihr Vertrauen geschenkt hatte, gegen sie oder sie zogen weg. Marie und Tina versuchten Kontakt zu halten. Er ging jedoch auseinander. Momentan versuchen die beiden wieder mehr miteinander zu reden. Tina würde bald in die Nähe kommen und dann könnten die beiden sich vielleicht wiedersehen.
Dann kam die Oberstufe. Die Klassen wurden aufgelöst. Leistungskurse gewählt. Fächer wurden abgewählt. Drei letzte Jahre begannen. Alle waren in den Kursen durcheinander gemischt. Die zwei Mädchen, mit denen sich Marie auch gut verstand, wurden in andere Kurse eingeteilt. Marie sah die beiden nur in Freistunden oder in den Pausen. Da auch nicht immer. Auch dieser Kontakt lebte sich mit der Zeit auseinander. An einem Tag wurde sie von einem der beiden Mädchen ignoriert, gab Marie keine Antwort, behandelte sie wie Luft.
Marie fasste den Mut, ging auf sie zu und fragte, was denn los sei. Das Mädchen klärte sie auf. Über das, was alles falsch an Marie war. Marie ist arrogant, bedankt sich nie, wird immer bevorzugt von den Lehrern, meint etwas Besseres zu sein und sie wäre froh, mit Marie in keinem Kurs zu sein, sonst würde sie immer die schlechteren Noten bekommen. Die beiden vertrugen sich zwar wieder, aber es war nicht wie vorher. Diese Freundschaft, oder was auch immer es war, hatte keine Zukunft. Es bewahrheitete sich.
Marie war wieder alleine. In allen Kursen. Sie war verzweifelt, traurig, spielte mit dem Gedanken die Oberstufe zu verlassen, die Schule abzubrechen. Denn alle Mädchen und Jungen aus ihrer Stufe hatten etwas gegen Marie. Sie lästerten über sie, warfen ihr verachtungsvolle Blicke zu. Alles offensichtlich. Stellten sie vor den Lehrern bloß. Machten sie fertig, wenn sie eine gute Note schrieb, aber auch wenn sie eine schlechte Note schrieb. Wenn Marie sich über eine Leistung freute, wurde es mit Lästereien und Verachtung bestraft. Marie freute sich nicht mehr. Nam ihre Arbeiten mit gesenktem Blick entgegen und setzte sich mit gesenktem Blick wieder auf ihren Platz. Zu Hause freute sie sich ein wenig. Aber es war keine richtige Freude. Auch diese Menschen lästerten nicht nur wegen den Noten über Marie sondern auch wegen ihrem Aussehen. Sie wollte sich nicht schminken, war immer noch „sportlich“ gekleidet, so wie sie sich eigentlich wohl fühlte. Aber wohl fühlte, konnte Marie sich in diesen 3 Jahren nicht mehr. In der Oberstufe gab es ein Mädchen, das von einer anderen Schule neu hinzugekommen war. Das Mädchen, Phine, war sehr selbstbewusst, schlagfertig, offen, modern gekleidet, geschminkt. Sie blieb an Maries Seite, sie verstanden sich recht gut. Sie gab Marie Halt, dass sie die Schule nicht abbreche und sie unterstützte Phine im Wissen, dass sie es auf die Leistungen bezogen schafft. Sie haben sich gegenseitig bis zum Abitur gestützt. Sie haben es beide bestanden.
Dann kam der Abiball. Marie ging mit ihren Eltern mit sehr gemischten Gefühlen dahin. Was sollte sie dort? Danach würde doch keiner mit ihr Kontakt halten wollen oder? Maries Kleid machte Probleme, sie war verzweifelt, fragte Phine um Hilfe. „Du, ich habe keine Zeit, wir müssen die Instrumente auf die Bühne bringen, sie einstellen und ich muss mich einsingen. Du musst alleine damit klarkommen. Und besorge dir Schminke. Du bist so blass.“ Dann war sie weg. Ich sah sie erst bei ihrem Auftritt wieder. Selbstbewusst wie immer. Sie feierte mit den anderen „Bandmitgliedern“ den gelungenen Auftritt, ließ Marie an diesem Abend links liegen. Ab und zu kamen sie ins Gespräch. Gegen Ende kamen dann noch andere Freunde von Phine, die sie schon viel länger kannte. Nun war Marie noch mehr abgestempelt. Nach dem letzten Auftritt verabschiedete sich Marie von Phine, diese warf ihr nur ein flüchtiges „Tschüss.“ entgegen und Marie führ mit ihren Eltern wieder nach Hause. Ein Abend, der glücklicherweise vorüber war, an dem sich Marie sehr unwohl in ihrer Haut gefühlt hat, sich noch hässlicher als sonst fühlte unter all den anderen.
Aber dieser Tag war der letzte Tag, der mit der Schulzeit in Verbindung gebracht werden konnte. Die Schule war vorbei. Marie hatte ihr Abitur in der Tasche, aber in dieser Tasche war noch viel mehr drin: Ich bin wertlos, kein Selbstvertrauen oder Selbstbewusstsein, ein sich immer schlechter machen als die anderen, Selbsthass, verlorenes Vertrauen in die Menschen.
Diese Tasche trägt Marie immer noch mit sich herum. Gefüllt auch mit den Erfahrungen, die sie in den ersten beiden Geschichten schilderte. Die Tasche war schwer. Erdrückte und zerbrach Marie innerlich, aber nicht äußerlich. Der äußerliche Bruch folgte erst Monate später, aber in einem komplett anderen Zusammenhang. Aber durch die dadurch eingehende extreme körperliche Schwächung war alles geschwächt. Psyche und Körper. Marie stürzte in ein tiefes Loch. Dieses Loch will Marie wieder verlassen. Sie sieht ein Licht am Ende des Tunnels. Aber bis es dazu kam, hat es auch wieder Monate gedauert. Diese Monate wird Marie in einer weiteren Geschichte Revue passieren lassen und reflektieren.
Momentan ist sie aber wieder so stark, dass sie es sogar schafft, all diese Seiten zu schreiben. Dinge, die sie noch nie jemandem so detailliert berichten konnte und auch niemals werden kann. Aber vielleicht helfen den Mitmenschen diese Zeilen um Marie besser zu verstehen und das, was im Inneren bei ihr vorgeht.