Hallo zusammen,
ich bin neu registriert (43 Jahre alt), habe jedoch schon einige Zeit mitgelesen und mich insgesamt mit dem Thema der Depression beschäftigt.
Vorweg, ich trage mich nicht mit Selbstmordgedanken, auch nicht mit Gedankenspielereien, anderen etwas anzutun. Was ich sehr wohl in schlechten Phasen habe, sind Gedanken wie "wenn ich nicht mehr da wäre, ist der ganze Druck weg und es herrscht endlich Erlösung". Ich würde so etwas jedoch nie wirklich fertig bringen, da ich einiges in meinem Leben habe, was mir Spaß und Freude macht und worauf ich nicht verzichten möchte.
Ich befinde mich seit 2 Jahren in Psychotherapie (TP), das letzte Jahr davon in Psychoanalyse. Meine konkreten, ausführlichen Probleme sind der Part, den ich jetzt hier zunächst weglassen möchte (sofern dies Sinn macht). In die Therapie gegangen bin ich im ersten step wegen "Unzufriedenheit mit dem Aufräum- und Ordnungsverhalten meiner Partnerin". Ich bin durch meine Erziehung sehr sehr ordentlich veranlagt (kein Ordnungszwang) und projiziere denselben Anspruch auf meine Partnerin. Diese ist beileibe nicht unordentlich, ist jedoch nicht so ordnungsliebend wie ich.
Im Verlaufe der Therapie sind erschwerend berufliche Probleme dazu gekommen (Herabsetzung, Degradierung), sowie meine Erkenntnis, dass eine vergangene Beziehung nach wie vor eine große Rolle für mich spielt. Diese möchte nach 15 Jahren "nichtst" jedoch nach wie vor keinen Kontakt zu mir. Ich sage "meine Erkenntnis", weil ich das Thema von selber eingebracht habe. Dies hat sich nicht in der Therapie herauskristallisiert.
All das ist im Topf/Kopf und ich komme endlich zu meinem Punkt: Ich habe das Gefühl, dass mir die Therapie/Analyse (einmal, manchmal zwei/dreimal pro Woche) nicht hilft. Jedoch habe ich inzwischen gelernt, dass ich lange Zeit (und teilweise immer noch) mit der offenbar falschen Erwartungshaltung herangegangen bin: "Ich erzähle ihnen von meinen Problemen und sie sagen mir, was ich tun soll". Vielmehr findet das Ganze laut meiner Therapeutin begleitend statt. Ich berichte/assoziiere über meine Themen und Probs und bekomme die eine oder andere Bemerkung, den einen oder anderen Hinweis, auch Erklärungsansätze.
Ich kann mich nach wie vor schwer von dem konkreten Wunsch lösen, direkt Handwerkszeug in die Hand gedrückt zu bekommen. "Gehen Sie bis zur nächsten Stunde doch mal zu ihrer Mutter und erzählen mir dann, wie es war". Nein, alles muss aus mir selber kommen, ich werfe Fragen in den Raum, bekomme aber keine konkreten Antworten. Diese müssen aus mir selber kommen. Rede ich während der Therapie mal nicht, gibt es minutenlange Redepausen, mit denen ich inzwischen umgehen kann. Es ist aber nicht ertragreich für mich, es "kommt nichts dabei rum".
Bevor ihr fragt, ja, natürlich habe ich dies direkt angesprochen. Antwort: "Sie sind enttäuscht, verletzt. Sie fühlen sich unverstanden, sind gekränkt". Das weiß ich selber :-). Hilft mir aber nicht. Natürlich gibt es auch tiefergehendes ("sie haben noch immer nicht erlebt, wie es sich anfühlt, wenn sich in ihrem Inneren etwas verändert".) und vielleicht liegts auch tatsächlich an mir.
Und somit sagen 5 Leute, die ich frage, Dinge wie "...das stimmt, wie das da bei dir abläuft, so ist es bei einer tiefenpsychologischen Therapie. Würdest du eine VT machen, wäre das anders". Die anderen 5 Leute sagen "...ganz egal, ob das vielleicht so ist in einer TP - du hast das Gefühl, dass sich nach 2 Jahren nichts geändert hat. Wechsel den Therapeuten!".
Erschwerend zu den ganz oben angerissenen Problemen kam vor einigen Monaten eine Art Midlife Crisis-Gefühl dazu, welches "grundsätzlich alles" in Frage stellt: Job ist Mist, Partnerschaft belastet (13 Jahre), frühere Beziehung (10 Jahre) möchte keinen Kontakt, kein alternativer Job in Sicht, Druck, Geld verdienen und ernähren zu müssen, dies mit Job, der keine Freude macht. Wie soll es weitergehen?
Positiv: Wunderbare Tochter (10), so viele und erfüllende Hobbys, dass ich morgen in Rente gehen könnte.
Neben der Therapie bin ich nun also auch zur Psychiaterin gegangen und habe mit der Karl-Jaspers-Klinik in Bad Zwischenahn/Ofen telefoniert. Laut denen könnte ich ein Fall für die psychotherapeutische Station (Haus Dora) sein, ich stehe da auf der Warteliste. Die Psychiaterin hat mir Citalopram dura 20 mg verschrieben. jedoch auch nicht von selber, sondern auf Nachfrage von mir. Dummerweise vertragen sich die Tabletten laut Beilage nicht mit Magensäureblockern, welche ich einnehme. Insofern habe ich noch nichts eingenommen.
Insgesamt weiß ich ja auch gar nicht, ob ich überhaupt ein "depressiver Fall" bin, das hat bei mir noch keiner konkret diagnostiziert. Vielleicht bin ich insgesamt schon dran, an einigen Lösungen und muss diese nur selber angehen. Ich habe nur immer das Gefühl, nach Hilfe zu rufen und keine zu bekommen. Vielleicht sehe und erkenne ich sie auch nur nicht.
Puh, doch so ein langer Text, sorry.
Viele Grüße
Geddy