Hallo nubis,
tja, jetzt bin ich zu spät gekommen, wollte nämlich noch einen Zusatz beifügen, um etwaige Missverständnisse zu vermeiden, besonders den Verantwortlichen dieses Forums gegenüber, nun bleibt mir nichts übrig, als sie auszuräumen. Macht aber nichts.
Ich bin mir sehr wohl der traurigen Tatsache bewusst, dass es Menschen gibt, die Selbstmordankündigungen gezielt als Mittel der Erpressung sprich Drohung benutzen.
Das können Elternteile sein, Partner oder Freunde. Ich habe Depressive kennen gelernt, die an diesem massiven Dauerbeschuss zerbrochen sind und selbst in der Psychiatrie landeten und muss nicht eigens betonen, wie verwerflich ich diese Vorgehensweise finde.
Diese Form äußerster Nötigung macht das Gegenüber vollkommen wehrlos und setzt es einem steten Gewissenskonflikt aus, der nicht zu ertragen ist, und ich rate Betroffenen deshalb tatsächlich, einfach nicht mehr hinzuhören.
Denn wer diese pervertierte Form passiver Aggression einsetzt, um entweder Zuwendung zu erzwingen oder aber was noch schlimmer ist seine Interessen durchzusetzen, der kann schon allein wegen seiner Berechnung nicht tatsächlich suizidgefährdet sein.
Diese Art des Psychoterrors geht eher ins Psychophatische.
Wovon ich sprach, war das genaue Gegenteil davon: Aktive Depression statt passiver Aggression.
Es ist beileibe nicht einfach, sich derart schonungs- und wehrlos zu entblößen, einem Vorgesetzten oder Fremden seine tatsächlich vorhandene Suizidgefährdung mitzuteilen.
Ich nehme meinen Fall: Ein Arbeitsantrittsbefehl als Bauhelfer nach Berlin käme einer Einweisung in die Psychiatrie gleich. Begründung: Akute Selbstgefährdung.
Ich lüge also weder noch setze ich meine Not als Mittel der Erpressung ein. Ich erwehre mich meiner Haut.
Den Mut und die Selbstüberwindung zu diesem -immer- demütigenden Schritt habe ich mir in mühsamer Therapiearbeit erworben.
Außerdem vermeide ich auf diesem Weg Komplikationen auch für die "Gegenseite", wenn ich von vorn herein klare Verhältnisse schaffe, mich als schwerkranken Mann oute und als bekennender Schwerdepressiver quasi in die Offensive gehe.
Bei Madele beobachte ich eine durchaus vergleichbare Situation, ihre aus Hilflosigkeit und Ohnmacht geborene Wut und Aggression deute ich eher als gesunden Lebensimpuls.
Sie würde mit dem Bekenntnis ihrer Suizidgefährdung weder lügen noch erpressen, sondern lediglich einen Befreiungsschlag aus der Klammer einer unlösbaren und unerträglichen Lebenssituation ausführen, indem sie ihrem Vorgesetzten "reinen Wein" einschenkt.
Kurzum: Indem sie sich mit diesem letzten und äußersten Mittel verzweifelt zur Wehr setzt.
Selbtmorddrohung und das Bekenntnis einer Selbstmordgefährdung sind zwei Paar völlig verschiedene Schuhe.
Wobei ich keineswegs Abstand davon nehme, dass die Wirkung eventuell diesselbe ist.
Aber es gibt nun einmal Zeitgenossen, die einen solchen Schuss vor den Bug brauchen, leider.
Ich habe im Nachhinein schon befürchtet, dass meine "Anleitung zur Selbstverteidigung" so missgedeutet werden könnte, als ich endlich Zeit fand an den PC zurückzukehren, war es schon zu spät.
Aber ich lebe und überlebe lange genug als Depressiver in einer Welt Nichtdepressiver, um diesbezüglich mit "allen Wassern" gewaschen zu sein.
Und eines kann ich mit absoluter Sicherheit und bestem Gewissen sagen: Ich wurde erpresserisch dazu genötigt...
Das nur zur Klärung.
Schönen Tag
Sintram