Hallo liebe Mitlesende
Ich fasse die 4 Schritte stark vereinfacht noch einmal zusammen um sie besser zu verdeutlichen.
Schritt 1: Die Beobachtung
Wir machen uns bewusst, dass wir meistens unsere eigenen Bewertungen, Erfahrungen und Interpretationen mit den Tatsachen vermischen. Wenn wir diese erkennen und weglassen, bleibt eine reine Beobachtung zurück, die unbestreitbar auch für andere ersichtlich ist.
Schritt 2: Gefühle
Wir benennen unsere wahren Gefühle. Oftmals werden "Pseudo-Gefühle" in diese Aussage hineingemischt. Was dabei herauskommt sind wiederum Bewertungen des anderen. Meist merken wir zwar, dass der andere entweder dicht macht, oder zurückschießt, also relativ schnell eine emotional abwehrende Reaktion zeigt. Doch durch unsere Sprachkonditionierung, die wir als ganz normal und selbstverständlich empfinden, fällt uns selten auf, was den anderen veranlasst hat, in dieser Situation auszusteigen.
Hinzu kommt, dass sowohl in unserer Sprache als auch in unserer inneren Haltung zumeist die Überzeugung lebt, der andere sei für unsere Gefühle verantwortlich.
Schritt 3: Unsere Bedürfnisse
Wir fragen nicht mehr: "Wer ist schuld und wer hat Recht?" sondern "Wie geht´s dir, wie geht´s mir und was bringt uns weiter?"
*In dem Moment, wo man Menschen dazu bringen kann, darüber zu reden was sie möchten, anstatt darüber, was mit der anderen Person nicht stimmt, sieht man sofort eine Möglichkeit für den Beginn einer Lösung.* M.B.Rosenberg
Schritt 4: Die Bitte
Mit der Bitte bringen wir unsere Anliegen und Bedürfnisse ein, indem wir mit dem anderen gemeinsam eine gute Lösung finden.
Eine Lösung, die von allen getragen wird, ist erst möglich, wenn eine gute Beziehung und Verbindung zum anderen besteht.
Aus diesem Grund ist die GFK in erster Linie beziehungsorientiert, nicht lösungsorientiert.
Der Versuch, eine Lösung auf der sachlichen Ebene zu finden, ohne wieder hergestellten guten Draht zueinander, ist vermutlich unmöglich und demotivierend, denn es bezahlen alle den Preis für einen Kompromiß, bei dem die Bedürfnisse mehrerer Beteiligter unberücksichtigt geblieben sind.
Woran erkenne ich, ob ich tatsächlich eine Bitte formuliert habe?
Wenn jemand NEIN sagt zu meiner Bitte und meine Wertschätzung für ihn sofort in den Keller geht, war´s keine Bitte, sondern eher eine Forderung.
Eine echte Bitte läßt immer Wahlfreiheit.
Es gibt keine "falsche Sprache" oder "richtige Sprache". Es gibt nur unsere Wahlfreiheit.
Wenn wir erst einmal wach und bewußt damit sind, was wir tun, haben wir die Wahl.
Wir entscheiden selbst, welche Strategie, welches Verhalten, oder welche sprachliche Ausdrucksform wir wählen wollen.
Wenn wir somit wählen, entscheiden wir uns für ein bestimmtes Resultat. Ein Resultat ist erst einmal nur eine geschaffene Tatsache.
Es liegt an uns selbst, herauszufinden, ob das gewählte Resultat mit unseren eigenen Werten und Bedürfnissen übereinstimmt.
@Nicki
**Ich habe oft das Problem, mich in Gesprächen angegriffen oder in die Ecke gedrängt zu fühlen. Meist versuche ich, aus der Situation zu entkommen, aber wenn es nicht geht reagiere ich häufig mit einem überschießendem Gegenangriff und fühle mich später schlecht.**
Es kann durchaus sein, dass du mit deinen Gefühlen auch richtig liegst, vor allem wenn dein Gegenüber dir nicht wertfrei und unvoreingenommen gegenüber tritt, wie dies in Schritt 2 beschrieben ist.
So was passiert mir auch oft, mir werden vielmals Dinge unterstellt die jeglicher Grundlage entbehren und früher hat mich dies auch explodieren lassen, heute aber weiss ich, dass diese Bewertungen aufgrund der eigenen Erfahrungen und Gefühlen des Gegenübers entstehen und ich nicht für seine Gefühle und Meme verantwortlich bin, deshalb verletzen sie mich auch nicht mehr. Ich spreche meist die Personen darauf an, auch um mir Klarheit zu verschaffen und oftmals entsteht dadurch eine positive Grundlage zu weiteren fruchtbaren und bewertungsfreien Gesprächen.
Ein gutes Beispiel um zu erkennen wie wir den Viren des Geistes unterliegen ist mit dem Namen einer Person, die uns irgendwann im Leben einmal etwas böses angetan, oder geschadet hat. Nennen wir sie Johannes, oder Marianne. Ich beobachte an mir selbst immer wieder, dass wenn ich auf neuen Menschen mit diesen negativ behafteten Namen treffe, ich ihnen automatisch voreingenommen begegne.
In die Waldhütte kam kürzlich ein User mit dem Namen meines Vaters. Das war echt ganz schwer für mich ihm unvoreingenommen und nicht unfreundlich zu begegnen. Er war mir von Anfang an unsympathisch und ich war entgegen zu meinen Gepflogenheiten ziemlich abweisend und kühl zu ihm. Ich habe ihm dann, als ich es bemerkte auch sofort erklärt warum ich mit diesem Nick Probleme habe. Als es mir dann bewusst war, hat sich meine anfängliche Abneigung gelegt, aber ich zucke jedes mal zusammen, wenn er den Raum betritt. Na ja gute Konfrontationstherapie :-).
Auch an Sternzeichen haften solche Meme, "alle Zwillinge haben zwei Gesichter", ein gängiges Vorurteil. Als Zwilling weiss man dies natürlich auch und bemüht sich immerzu, diesem Vorurteil nicht zu entsprechen, dadurch kommt man irgendwie künstlich hinüber und schon denkt der andere, der dies natürlich merkt; aha...typisch Zwilling.
Also Nicki, wenn man weiss, dass man in eine Ecke gedrängt wird, weil der andere seine eignen Gefühle und Bewertungen in die Unterhaltung mit einfließen lässt, kann man auch lockerer reagieren, denn es hat nichts mit dir zu tun, sondern mit ihm selbst. Beobachte ihn und du wirst staunen was da alles zum Vorschein kommt.
Wenn es jemand immer wieder macht, hilft wie gesagt ansprechen und darauf aufmerksam machen am Besten.
@Sintram
**auch ich habe diesbezüglich einen sehr weiten Weg hinter mich gebracht, musste auch die Kehrseite der Medaille schmecken, wie schamlos das stete Bemühen um gewaltfreie Kommunikation ausgenutzt und missbraucht werden kann von „einer ungerechten und schlechten Welt, in der alle gegen mich sind“, **
Es gibt tatsächlich Menschen die nicht verstehen, worum es in der gewaltfreien Kommunikation geht, die denken, dass ihre Meinung; offen und frei zu sagen was man denkt, das Richtige ist. Ob du es glaubst oder nicht, so war ich auch einmal.
Ich dachte immer, so lange man schön brav bei der Wahrheit bleibt, darf man anderen die unverblümte Wahrheit ins Gesicht knallen und wer es nicht verträgt ist selber schuld.
Ich war durch meine Vergangenheit geprägt schonungslos offen und habe erst bemerkt, dass diese Offenheit gleichzusetzen mit Peitschenhieben und Prügeln ist, auch wenn sie der Wahrheit entsprach, als ich überall abgelehnt wurde.
Ja ich wollte verletzen, wollte anderen weh tun und dachte, dass wenn ich es mit ihren eigenen Fehlern und Schwächen mache, es legitim wäre, war es aber nicht, wie ich heute weiss.
Mein Bemühen um gewaltlose Kommunikation wurde noch nie ausgenutzt, aber ich musste auch akzeptieren, dass es Menschen gibt die unbelehrbar sind und schlicht nicht verstehen, um was es eigentlich geht, nämlich um einen achtsamen Umgang miteinander der geprägt von gegenseitigem Respekt, die Lebensweise und Meinung des Gegenübers toleriert.
**Mein Streben, mich selbst anders oder besser darzustellen, als ich wahrgenommen werde, mich sozusagen ins rechte Licht zu rücken, ist dem Gleichmut gewichen, mich selbst dann, wenn andere mit ihrer schlechten Einschätzung von mir und ihrem Urteil über mich recht haben sollten, nicht niedergemacht zu fühlen bzw. gedrängt, mich meiner geschassten Haut zu erwehren**
Dies ist scheinbar eine Sache der Jugend, oder besser der noch nicht Akzeptanz seiner selbst. Ich denke einmal, es ist wie bei der Sache mit dem Zwilling, die ich oben erwähnte. Man verstellt sich, nimmt zusätzlich noch eine ungewöhnliche Körperhaltung ein und erreicht damit genau das Gegenteil von dem was man eigentlich wollte. Sensible Gesprächspartner erkennen sofort, dass mit der Person etwas nicht stimmt, sie wissen zwar nicht genau was, aber schätzen uns dann total anders ein, als wir eigentlich sind. Und danach wundern wir uns noch, warum uns keiner so nimmt wie wir nun mal sind.
**Ich habe meine Gründe, ich allein kenne sie, und wer damit nicht klarkommt, dem bin ich nicht einmal gram, weil er aus seiner Sicht durchaus im Recht sein könnte oder kann, ohne dass ich mich deshalb ausdrücklich im Unrecht befinden muss.
Und selbst wenn ich es täte, auch meine Meinungsbildung ist empirischen Ursprungs und nie vor Irrtum geschützt. Demnach geht von meiner persönlich bedingten irrigen Einschätzung nicht gleich die Welt unter, selbst dann nicht, wenn ich mich weigere, mich eines „Besseren“ belehren zu lassen, weil ich den Sinn des Besseren nicht erkennen kann oder will.**
Ich denke du hast es genau erfasst :-)). Rückfälle haben wir immer mal wieder und wenn Provokationen nicht aufhören, egal wie friedlich man sich verhält, muss man sich manchmal auf den Jargon und das Niveau des Gegenübers begeben, weil dieser vermutlich unbelehrbar, nur diese Sprache versteht. Mit Jargon meine ich nun keine Fäkalausdrücke, sondern einfach eine weniger kultivierte Sprache mit stark vereinfachter Ausdrucksweise.
**Ich hasse Streit und verbale Gewalt, ohne jeden Zweifel, gerate dennoch immer wieder mal dazwischen, habe sogar eine Weile gehörigen Spass daran ohne jeden Zweifel, bereue es hinterher aufrichtig, nicht zuletzt weil es mir selber besch... geht, aber bringe mich deshalb nicht gleich um.**
Ja so ging es mir auch nach jeder Auseinandersetzung, allerdings hatte ich dann wirklich manchmal Todessehnsucht, weil ich mich so schämte, oftmals wollte ich dann alles weg schmeißen, um die Leute nie mehr sehen zu müssen, es ging lange bis ich erkannte, dass ich es war, und meine Gefühle, die aus Gesprächen eine Demütigung für mich machten, die mich danach tagelang lahmlegten.
Ich schreibe wieder viel zu viel, ... aber ein Vorteil hat es, S. wird zu faul sein so viel Text zu lesen :-)
@Namdna
**Nur diese Art Wut auf mich selbst dann bekomme ich noch nicht so unter Kontrolle, so dass diese leider auch an meinen Mitmenschen ausgelassen wird.
Ja die kenne ich auch ganz genau! Man will seinen Schmerz weiter geben, obwohl man weiss, dass es nur kurzfristig gut tut und den zwischenmenschlichen Begegnungen enorm schadet.
Aber es zu erkennen und das ist es was du bereits getan hast, ist ein erster ganz wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Nachträglich leidet man selbst am Allermeisten, denn nach verbalen Attacken ergibt sich nur selten eine weitere gute Gesprächsbasis, das Gegenüber wird misstrauisch bleiben und auf weitere Attacken gefasst sein. Es sei denn man kann offen zu seinem Schmerz stehen und sich dafür entschuldigen. Was ich übrigens lange Zeit, aufgrund Belastungen meiner Kindheit, nicht konnte und deshalb auch oft als arrogant eingestuft wurde.
Hier eine erneute deutliche Einleitung mit vielen weiteren Lernbeispielen.
http://www.youtube.com/watch?v=TeGC7PDAxuM
Alles Liebe Euch
Epnes