Ich finde du musst Dich nicht entschuldigen weil Du keine Antwort hast. Ich hatte selber Jahrzehnte keine. Nach und nach finde ich erst eine und selbst bei denen dich ich finde, bin ich immer noch mit einer gewissen Skepsis behaftet.
Sich selbst vertrauen und ernst nehmen dauert manchmal ein ganzes Leben lang.
Du hattest ja gefragt was jemand vielleicht empfindet oder denkt wenn er Deinen Text liest. Das versuche ich mal wieder zugeben. Zu aller erst habe ich gar nichts empfunden oder gedacht, es war einfach nur sehr klar und genau beschrieben was du grade meinst zu erleiden.
Ich fand mich in vielen Sequenzen, grade auch bei der Menge an Therapie und der länger dieser Erfahrungen mit der Depression, wieder.
Ich bin nur schlecht geworden im einfach so losquasseln und daher wollte ich eigentlich gerne erstmal Deinen Wunsch kennen lernen. Wir machen oft den Fehler in Antworten komischer Weise von unseren Wünschen zu reden und diese dem anderen überzustülpen.
Ich versuche da mal wach zu sein.
Was mir auffiel als ich Deine Antwort las, das ich dich gar nicht kraftlos oder planlos empfinde sondern doch ganz rationell nach einem klareren Grund suchend, um am Leben zu bleiben. Ich empfinde Deine Zeilen schon wie eine klare Ansage das es Dich weiterhin hier unter uns gibt, nur hättest Du da einfach noch ein wenig mehr klare Gründe.
Da bin ich aber auch wieder bei mir selber. Ich habe in schlimmen Momenten immer wieder auch geschrieben um mir klar zu machen das ich, egal wie schlimm es ist, eigentlich bleiben will. Nur ein kleiner Anstoss hier und da, eine Versicherung, das es sich lohnt und schon geht es weiter.
Ich gehe jetzt aber nochmal einen Schritt weiter. Ich denke nach meinem Weg, der auch von grosser Heftigkeit geprägt war und der mein Leben insgesamt in Frage gestellt hat, bin ich heute zur klaren Erkenntniss gekommen, das es gut ist das es mich noch gibt.
Ich habe einfach für mich Entschieden das ich bleibe. Ich nehme was kommt. Vielleicht liest Du Dir im Beitrag unter uns, meine Antwort an die Katzendame durch. Dann komme ich mir nicht so doof vor, wenn ich mich hier wiederholen muss.
Was Du für Dich vielleicht mal erroieren solltest, ist deine tatsächliche Situation, die sich aus deinem Blickwinkel als völlig verfahren darstellt.
Lange "krank", obwohl ich dich ehr als "gesund" empfinde da Du im Gegensatz zu vielen da draussen, Deiner Situation gegenüber gewahr bist.
In eine gewisse Armut gerutsch, die ich bei mir als Befreiung empfinde und mit einem Berg von Schulden ausgestattet, die eh keiner mehr von Dir bekommen kann. Wie war das Sprichwort? Greif einem nackten Mann mal in die Tasche.
Vielleicht musst du ja grade etwas schmunzeln und das würde mich freuen, ich tus grade.
Wir können das jetzt natürlich alles als völlig verfahren ansehn, was Du grade durchmachst. So in etwa wie ich, als ich mit Krebs konfrontiert war. Krebs ist eigentlich tödlich, Deine Situation führt nur im Falle das Du aufgibst aus dem Leben. Irgendwie hast Du echt ne Wahl wie ich finde.
Und nun musst Du Dir wohl die Frage stellen ob all die Gründe die du nun seit über 20Jahren geltend gemacht hast, um eben nicht einen weiteren schwerwiegenden Versuch unternehmen zu müssen aus dem Leben zu scheiden, nicht immer noch ihre Gültigkeit haben?
Ich empfand das bei mir auf jedenfall immer so.
Es ist gut das ich noch da bin.
Und ich mag auch grade unseren Austausch. Und nein, ich bin nicht der neue grosse tolle Freund, der Rettungsring der Dir zugeworfen wird, aber doch erkenne ich für mich einen Wert darin von Dir glesen zu haben. Du hast also jemand berührt.
Geht es nicht genau darum im Leben? Wenn beim jüngsten Gericht gefragt wird kannst Du das hier gerne benennen.
Ich habe mich irgendwann mal gefragt ob meine Ziele nicht zu viel von "krankhaft" beeinhalten. Omnipotent, geiler Typ, super beliebt, alle lieben Mich, die Frauen, die Männer, jeder. Nur ich habe mich ständig selbst im Stich gelassen.
Na ja und heute, schreibe ich Dir einfach mal ohne Anspruch und fühle mich wohl.
Dankeschön das ich das durch unsere Konversation bemerken durfte.