Hallo Bibi,
ich möchte Dich dazu ermutigen, weiterhin an Deinem Traum, der Musik, festzuhalten.
Lass Dir da nichts ein- bzw. ausreden – schon gar nicht von Leuten, die auf diesem Gebiet unerfahren sind oder sich nie im Detail damit auseinandergesetzt haben und somit gar nicht beurteilen können, was geht und was nicht geht.
Nun gut, um sich als ernstzunehmende Opernsängerin zu etablieren, muss man früh anfangen, viel Unterricht nehmen usw. Und gute Kontakte und eine große Portion Glück gehören wohl auch immer dazu. Erfreulicherweise bist Du in Deinen Plänen aber ja nicht allzu festgefahren und auch offen für anderes. Und warum sollte es (mit 21!) zu spät sein, um z.B. im Bereich Musikproduktion oder Tontechnik tätig zu werden? Es ist nicht zu spät! :)
Schau Dich um, sammle Erfahrungen und finde heraus, wozu Du Lust hast und was Dir liegt! Wie wäre es denn, wenn Du einfach mal hier und da ganz unverbindlich wegen eines Praktikumsplatzes anfragst? Wenn Du Dich für Musikproduktion interessierst, wären Tonstudios natürlich am ehesten geeignet. Aber auch beim Rundfunk, also beim Radio (ein kleiner Lokalsender würde ja schon ausreichen), wäre es sicher spannend für Dich. Ach, es gibt so viele Möglichkeiten – die Musikbranche ist so vielfältig! Ich kann Dir nur empfehlen, mal in die verschiedenen Tätigkeitsbereiche hineinzuschnuppern und Dich auszuprobieren. Manchmal hat man sogar das Glück und entdeckt noch ganz andere Bereiche, die einen interessieren und später bei der Berufswahl noch zusätzlich miteinbeziehen kann. Und wie gesagt: Gerade in der Musikbranche gibt es zahlreiche, ganz unterschiedliche Möglichkeiten, seine Kreativität auszuleben – ob nun auf der Bühne, hinter der Bühne oder "in der Agentur nebenan"!
Davon abgesehen ist es auch nicht unmöglich, als Quereinsteiger in dieser Branche Fuß zu fassen. So kenne ich z.B. jemanden, der sein halbes Leben in einem völlig anderen Metier tätig war und nun eine Künstleragentur betreibt, die wirklich gut läuft und einen relativ großen Künstler-Pool umfasst. Vor Jahren habe ich außerdem einen Tontechniker kennengelernt und in seinem Studio in Hannover besucht, welches er sich über die Jahre selbst eingerichtet hat. Er hat nie eine Ausbildung in diesem Bereich absolviert, hat sich alles autodidaktisch angeeignet, aber arbeitet dennoch recht professionell und hat ausreichend Kunden (= Künstler, die Aufnahmen machen / eine CD produzieren möchten), um seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen. Und Bibi, auch wenn es für ein Gesangsstudium (momentan?) nicht reicht, musst Du Deinen Wunsch, selbst als Musiker aktiv zu werden, noch lange nicht an den Nagel hängen! Wenn Du Talent hast und Dich sogar selbst auf einem Instrument begleiten kannst, sind gewiss nicht alle Türen verschlossen. Es muss ja auch nicht unbedingt gleich hauptberuflich sein.
Also, leg nicht zu viel Wert darauf, was Deine Familie oder irgendeine Therapeutin dazu sagt. Wenn Du es wirklich willst, solltest Du es wenigstens probieren, sonst wirst Du Dich eines Tages ärgern, nicht einmal einen Versuch gewagt zu haben. Ich glaube, das wäre viel schmerzhafter, als wenn Du sagen könntest: Ich habe mein Bestes gegeben, aber bin gescheitert – zumindest habe ich es aber versucht und meinen Traum nie aus den Augen verloren!
Du musst Dir nur immer darüber im Klaren sein, dass wohl so ziemlich jeder Beruf, der mit der Musik- und Showbranche in Verbindung steht – insbesondere wenn man selbst auf der Bühne stehen will – verdammt hart ist, Kraft kostet, zeitaufwendig ist, sehr viel Arbeit bedeutet, ein hohes Maß an Ausdauer, Willenskraft, Durchhaltevermögen und Disziplin erfordert und auch mal sehr enttäuschend oder ernüchternd sein kann.
Ich wünsche Dir alles Gute und viel Erfolg!
Liebe Grüße
von einer, die weiß, wovon sie spricht