Als erstes muss man immer sich selbst lieben bevor man von anderen geliebt werden kann.
Zu mir sagte mal jemand :" wie soll jemand anders dich lieben wenn du es selbst nicht tust"
Das ist schon richtig.
Ich denke nicht, dass man sich selbst lieben muss, damit andere dies ebenfalls tun können. Das halte ich für eine weitverbreitete Floskel, die auf den ersten Blick vielleicht nach einer netten Lebensweisheit klingt, aber bei Weitem nicht auf jeden Menschen zutrifft. Ein Spruch, der sich gut anhört, folglich natürlich gerne übernommen und ebenso gerne an andere weitergegeben wird... Weiter nichts. Ist gar nicht böse gemeint, aber so nehme ich es wahr.
Meine Erfahrung ist jedenfalls eine andere: Ich habe erst gelernt, mich (zumindest so einigermaßen) anzunehmen, als andere es getan haben. Dass ich durchaus auch gute und liebenswerte Eigenschaften habe, konnte ich selbst erst erkennen, als endlich jemand da war, der mir dies (immer wieder) gezeigt / mich darauf aufmerksam gemacht hat und mich zudem auch spüren (!) lassen hat, dass es so ist. Hat gedauert, bis ich dies wirklich verinnerlichen konnte – und es gibt auch immer noch Phasen, in denen ich mich ganz und gar nicht leiden kann – aber inzwischen weiß ich ohne Wenn und Aber um meine Stärken, Talente und Charaktereigenschaften, die nicht nur andere an mir schätzen und lieben, sondern die ich selbst ebenfalls mag. Sicher nicht um alle, aber sie reichen aus, um mich selbst nicht mehr zu hassen oder in übertrieben destruktiven Gedanken und Selbstmitleid zu versinken. Und wenn es mir sehr schlecht geht und ich mal wieder an mir zweifle, weiß ich trotzdem, dass ich positive Seiten habe und liebenswert bin, dies in besonders depressiven Phasen nur einfach nicht sehen und als solche empfinden kann. Aber DASS sie da sind, weiß ich. Meistens...^^
Ich bezweifle, dass dies heute so wäre, wenn ich diese "äußeren Einflüsse" nicht gehabt hätte. Durch meinen ersten Freund und dessen Familie konnte ich in der Hinsicht ganz viel für mich "mitnehmen". Sie sind mir immer mit viel Herzlichkeit und Wärme begegnet und haben mir liebevolle Aufmerksamkeit und Geborgenheit geschenkt – das hat es in meinem Leben vorher nie gegeben. Bei ihnen wusste ich irgendwann einfach, dass sie es ehrlich mit mir meinen (und das ist auch heute noch so). Dann gibt und gab es hier im Forum eine ganze Reihe von Usern, die mir über Jahre hinweg wieder und wieder zu einem etwas klareren Blick verholfen haben und mich ihre Wertschätzung auf ganz wundersame Weise haben spüren lassen. Auch das hat mir geholfen, mich selbst anders zu sehen. Und ganz besonders mein jetziger Partner ist es, der mich diese positiven Dinge und Gefühle wirklich spüren (!) lässt. Das hat zur Folge, dass sich mein eigener Blickwinkel verändert (hin zu einem realistischeren, was meine Person und im Speziellen meine Stärken und Schwächen betrifft) – und durch diesen kann ich es dann (zum Teil) auch annehmen, weil ich eben nicht mehr nur glaube (!), sondern weiß und fühle, dass es keine leeren Worte sind.
So ist es für mich eigentlich auch logisch, denn Außenstehende – in diesem Falle natürlich Menschen, die einem auch nahestehen – haben doch meist einen viel objektiveren Blick darauf. Sind sie nicht viel eher in der Lage, die Stärken und Schwächen ihrer Freunde / Partner zu erkennen, wenn jene mal wieder in Selbstzweifeln, Minderwertigkeitsgefühlen oder gar Selbsthass versinken? Wie soll man etwas Gutes an sich selbst sehen, wenn man derart negativ und destruktiv eingestellt ist? Wie soll da aus einem selbst heraus der Impuls entstehen, plötzlich irgendetwas an sich zu mögen und für "gut" zu befinden? Woher soll die Selbstliebe denn dann kommen? Ich glaube, ein Mensch, der so gar nichts von sich hält, weil ihm jegliches Selbstbewusstsein und -vertrauen fehlt, kann unter Umständen sogar eher von anderen geliebt werden als von sich selbst. Schwierig wird es nur dann, wenn die betreffende Person ständig nur am "Rumjammern" ist (möglicherweise auch noch wegen jeder Kleinigkeit), jedes gute Wort infrage stellt oder gar rigoros ablehnt, sich selbst sogar in Gegenwart anderer ständig fertigmacht und alles schlechtredet, was mit seiner Person zu tun hat, am besten aber fünfmal am Tag hören "muss", was er doch ("eigentlich") alles kann, wie wunderbar er ist, wie toll man ihn findet [und so weiter und so fort], wobei all die Bemühungen allerdings zwecklos bleiben, weil ohnehin nur dagegen angeredet wird... Nun ja, dann ist es nicht verwunderlich, wenn es anderen auf Dauer zu viel und zu anstrengend wird und sie sich gegebenenfalls sogar abwenden. Aber das ist ein anderes Thema...
Ich denke jedenfalls, beide Wege sind möglich und hängen immer vom jeweiligen Menschen ab. Der eine kann diese Kraft (→ Selbstliebe / -akzeptanz sowie Selbstwertgefühl / -bewusstsein) vielleicht wirklich ganz allein entwickeln, der andere hingegen braucht eher sowas wie einen "Retter" oder "Ritter", der ihm die Hand reicht, Schutz bietet und hilft, aus dem tiefen, schwarzen Loch herauszukommen, um nach und nach erkennen zu können, dass auch er ein einzigartiger, wertvoller und auf seine Weise ganz besonderer Mensch ist. Ich kann ganz ehrlich sagen, dass ich mich zweifellos zu jenen zähle, die einen "Ritter" oder "Helfer" gebraucht haben. Weder das eine noch das andere ist in meinen Augen verwerflich. Menschen sind eben unterschiedlich.