Hallo Weird,
wie schön zu hören, dass es doch noch geklappt hat und die Krankenkasse Deinen Antrag nun bewilligt hat! ich freue mich für Dich, dass sich Deine Bemühungen und der Kraftaufwand gelohnt haben und Du Dein Recht durchsetzen konntest.
Es kann ganz schön hart und entmutigend sein, wenn man Hilfe und Unterstützung sucht, diese auch von den Ärzten befürwortet und empfohlen wird und es einem dann so schwer gemacht wird. Du bist da ja kein Einzelfall – sowas hört und liest man leider immer wieder. Und so oft liegt es doch nur am Geld – überall soll eingespart werden... Alle geben grünes Licht, aber die Stellen, die es finanzieren sollen, stellen sich (vorerst) dagegen. Natürlich ist das nicht immer der Fall und Anträge werden aus gutem Grund abgelehnt, klar. Aber oft ist es doch wirklich so – auch in anderen Bereichen, für die man Unterstützung einfordert / einfordern muss, weil es ohne nicht geht. So zumindest mein Eindruck und teils auch meine Erfahrung.
Ich finde es traurig und in manchen Fällen auch einfach ungerecht: Man soll in der Gesellschaft funktionieren, Verpflichtungen nachkommen, Regeln einhalten, einer Arbeit nachgehen usw. – ist man dazu aber z.B. aus gesundheitlichen Gründen (insbesondere wegen psychischer Erkrankungen!) nicht in der Lage und daher erstmal auf Hilfe angewiesen, ehe man sich so ins gesellschaftliche System einfügen kann, wie es von einem erwartet wird, muss man sich einem harten und langwierigen Kampf stellen, um zu bekommen, was einem zusteht. Und dafür muss man Kraft aufbringen, die man doch eigentlich gar nicht hat. An dem Punkt geben deshalb ja auch viele direkt auf und verzichten auf ihr Recht, weil sie sich dafür zu schwach fühlen oder glauben, dass die damit verbundenen Bemühungen ohnehin nicht zum Erfolg führen würden...
Als ich mich vor Jahren bei der Krankenkasse über traumatherapeutische Behandlungsmöglichkeiten in meiner Stadt informieren wollte und um Zusendung einer Broschüre (die auf der Webseite angeboten wurde) sowie einer entsprechenden Therapeutenliste bat, wurde mir umgehend in einem nicht sehr freundlichen Schreiben mitgeteilt, dass man mir das angeforderte Material nicht zukommen lasse, da eine Traumatherapie für mich nicht infrage käme und die Kosten für eine solche daher nicht von der Kasse getragen werden würden. Vermutlich hatten sie gerade irgendwelche alten Unterlagen zur Hand, aus denen noch F32.1 o.ä. als Diagnose hervorging... Davon abgesehen dass eine Traumatherapie sehr wohl angebracht wäre und mir damals auch von einem Psychiater nahegelegt wurde, wollte ich mich zu diesem Zeitpunkt lediglich näher informieren und mich erkundigen, welche Möglichkeiten es hier eigentlich gibt... Die Reaktion auf meine Nachfrage war mir jedenfalls unverständlich und hat mich damals völlig entmutigt, überhaupt noch irgendeinen Schritt in diese Richtung zu wagen. Wenn etwas bereits abgelehnt wird, ohne dass überhaupt jemals ein Antrag gestellt wurde, wäre alles weitere ohnehin zwecklos, dachte ich mir und gab mich damit zufrieden, wenigstens eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie machen zu "dürfen"...
Wurden aber bereits ein Antrag gestellt, mehrere Gutachten eingereicht usw., ist das ja nochmal was ganz anderes... Wenn man bedenkt, dass es viele Depressive unendlich viel Überwindung kostet, sich überhaupt um einen Therapieplatz zu bemühen und es schon einen riesen Kraftaufwand für sie bedeutet, "nur mal" ein paar Nummern von der Liste anzurufen (so ging es auch mir)... Dann würden in Weirds Situation sicher viele davor zurückschrecken, Widerspruch einzulegen und sich noch an irgendwelche zuständigen Behörden oder sogar ans Gericht zu wenden – das Ziel schiene für sie doch nahezu unerreichbar zu sein...
Von daher – lange Rede, kurzer Sinn: Danke, Weird, für Deinen positiven Bericht – damit zeigst Du, dass sich eben doch Mittel und Wege finden lassen und es sich durchaus lohnen kann, diesen "Kampf" aufzunehmen, auch wenn es einem erstmal aussichtslos erscheint, sich unter Umständen über Monate hinziehen kann und man glaubt, keine oder zu wenig Kraft zu haben, um den entsprechenden Anforderungen gerecht werden zu können...
Macht Mut und ist hilfreich, was Du geschrieben hast – ich hoffe, dass es viele lesen werden, die in einer ähnlichen Situation stecken! :)
Lieben Gruß
Ina