Salut et bienvenue, Clemont! :)
Als erstes möchte ich Dir sagen, dass Du Deine Gefühle nicht mit denen anderer vergleichen solltest, denn das führt zu gar nichts. Traurigkeit, Verzweiflung, Einsamkeit usw. sind nichts Messbares, sondern so individuell wie wir Menschen selbst. Viel wichtiger ist, dass wir auf uns achten, uns und unsere Gefühle ernst nehmen und schauen, wie wir damit am besten umgehen.
Meiner Meinung nach spricht nichts dagegen, dass Du in einem Forum wie diesem um Rat bittest – egal ob Du nun "offiziell" von Depressionen betroffen bist, auf eine solche zusteuerst oder Dich aktuell "nur" in einer Krise befindest. Du schriebst schließlich, Du würdest Dich elend fühlen – daher ist es auch wichtig, dass Du damit nicht alleine bleibst!
Ja, Dir sind wohl wirklich einige blöde und sehr unschöne Dinge passiert... Vor allem, dass die Frau, der Du Dich so verbunden gefühlt hast und die Dir für vieles Verständnis entgegengebracht hat, ganz plötzlich nichts mehr von sich hören lassen hat und auch nicht auf Deine Kontaktversuche eingegangen ist, muss sehr weh getan haben. Ich habe schon häufig ähnliche "Geschichten" gelesen und es ist mir jedes Mal aufs Neue unverständlich. Ganz gleich, was dem Kontaktabbruch vorangegangen ist, sollte man doch die Fairness besitzen, darüber zu reden oder seinem Gegenüber wenigstens klar zu sagen, dass man fortan getrennte Wege gehen wird. Es hat doch jeder verdient, zu wissen, woran er ist!
Abgesehen von den ganzen Dingen, die noch so "nebenbei" passieren, ist Dein größtes Problem vermutlich die Einsamkeit, oder? Dass Du gerne eine Freundin hättest, Dich aber auch auf freundschaftlicher Ebene nach Menschen sehnst, die Dich verstehen und mit denen Du offen über Deine Gefühle sprechen kannst, wird in Deinem Text ja sehr deutlich – und es ist auch nur verständlich, denn im Grunde hat doch (fast) jeder Mensch den Wunsch, "gesehen" zu werden und braucht geistige und emotionale Nähe, Verständnis, Wertschätzung, Zuneigung und Liebe.
Vielleicht ist das genau der Punkt, wo Du ansetzen solltest: Dass Du Menschen kennenlernst, mit denen Du auf einer Wellenlänge bist, mit denen Du etwas unternehmen und vor allem auch ganz viel reden (und lachen!) kannst. Fragt sich nur, wie und wo Du solche Menschen findest... Ich glaube ehrlich gesagt, dass es Glückssache ist, jemandem zu begegnen, mit dem es auf fast allen oder zumindest vielen Ebenen wirklich "passt". Oft – nämlich gerade dann, wenn man sich schon seit Jahren einsam fühlt – geht man neue Kontakte aber wohl auch mit einer zu hohen Erwartungshaltung ein, sodass man eigentlich nur enttäuscht werden kann. Sehr positiv finde ich aber, dass Du Dein eigenes Verhalten hinterfragst und den "Grund" Deiner Einsamkeit und Deiner Probleme nicht per se bei anderen suchst. Meistens ist es ja ohnehin so, dass das eine das andere bedingt, letztlich also beide dazu beitragen, dass im Zwischenmenschlichen etwas "schiefgeht". Die häufigste Ursache ist wohl mangelnde Kommunikation...
Meine Einstellung lautet: Ich habe lieber zwei, drei wirklich gute, enge Freunde, denen ich vertrauen und auf die ich mich verlassen kann, als einen riesigen Bekanntenkreis, aus dem wahrscheinlich niemand für mich da wäre, wenn ich ihn bräuchte. Dennoch könnte ich mir vorstellen, dass es für Dich vorteilhaft sein könnte, überhaupt erstmal Kontakte zu knüpfen, auch wenn nicht gleich die größten Freundschaften daraus entstehen. Du schriebst, dass Dir die Orientierung fehlt, um zu erkennen, ob Dein Verhalten gegenüber Deinen Mitmenschen "richtig" ist oder ob Du möglicherweise Wichtiges übersiehst und deshalb häufig Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen hast. Vielleicht könnten Dir ein paar "lockere" Freundschaften da schon weiterhelfen – um Dich selbst genauer zu beobachten, Dein Verhalten zu reflektieren und letztlich auch zum "Üben". Wenn Du ehrliche und offene Menschen um Dich hast, auf beiden Seiten Vertrauen aufgebaut wurde und ihr einander nicht völlig egal seid (heißt ja nicht, dass man auf menschlicher Ebene in jeder Hinsicht zusammenpassen und sich in allen Belangen verstanden fühlen muss), wird man Dich schon darauf hinweisen, wenn Du Dich unpassend verhältst, "schlechte" Umgangsformen an den Tag legst usw. Es ist nur so ein Gedanke, der mir gerade durch den Kopf ging, denn ich glaube, dass Du diese Orientierung, die Dir momentan noch fehlt, am ehesten in der Praxis findest, also durch "Übung" und Gewohnheit. Und ganz sicher sind dafür auch klare Rückmeldungen Deiner Mitmenschen wichtig – nur bekommt man ein ehrliches Feedback meist erst dann, wenn man sich schon länger kennt, regelmäßig miteinander zu tun hat und sich sympathisch ist.
Ich weiß nicht, ob Dir das nun weiterhilft, aber vielleicht regen meine Gedanken ja auch die Deinen an. :)
Alles Gute und liebe Grüße
Ina