Autor: emil
« am: 10 September 2018, 02:27:38 »
Da hat jemand keinen Mut zu gehen?
Vielleicht darf ich ausnahmsweise dazu etwas sagen. Ein für mich noch ungewohntes Gelände, so ein Forum, obwohl mein Alter mit "7" beginnt.
Weil jeder Mensch sein eigenes Unikat ist, kann es sein, ich ecke hier gewaltig an. Dann bitte ich um Vergebung.
Kein Mut also, obwohl man (wirklich?) gehen möchte. Das ist schon klar, ist ja auch ein unwiderruflicher Schritt, ein letzter. Wenn der daneben geht und wenn man dann womöglich noch als ... Krüppel irgendwo am Katzentisch dahinvegetieren muß ... nee, den Gedanken möchte ich auch nicht mit mir herumschleppen. Darum muß dieser Schritt ein sicherer sein. Das heißt aber: Es ist der wirklich letzte!
Man sollte ihn wirklich erst gehen, wenn nach tausend Überlegungen keine Alternative sichtbar wurde.
Es ist ein Problem: Zum einen möchte man von dieser Welt nichts mehr wissen (ich auch nicht). Gründe gibts genug. Zum anderen muß man eine sichere Methode auswählen, weil ... siehe oben. Aber dann: Wer bestätigt mir als Aspiranten denn, daß es tatsächlich keine Alternative gibt? Ich kann doch nicht die Umwelt fragen, denn eine sachlich fundierte Antwort wird man nicht bekommen. Es läuft letztlich immer auf´s gleiche hinaus:
"Geh nicht! Es gibt nur dieses eine Leben ..." u.s.w. Aber keine/r der ach so gutmeinenden Ratgeber/innen möchte so ein Leben selber leben, nicht wahr?! das soll ich dann bitteschön selber tun . . .
Heißt: Man ist als Aspirant geistig entweder nicht mehr akzeptabel und sollte schnell separiert werden, bestenfalls "nur" etwas von der Rolle und "das wird schon wieder ..." - oder es wird das ewig gleiche Gelaber losgelassen, weil jeder Umstehende glaubt, alles ganz genau und beser zu wissen. Wen also soll ich fragen, um mir Mut zu holen? Nicht zum Bleiben, sondern zum Gehen!
Es wird von jedem Einzelfall abhängen, ob es um Mut geht oder um das Wissen, allen ernstes keine Alternative zu haben. Persönlich betrachte ich diese Frage so:
Wenn ich lange genug Zeit hatte (und das ist die allererste Voraussetzung zum Mutschaffen), das gesamte Problem, welches mich zum Gehen veranlasst, zu durchleuchten, dann zum Ergebnis komme, daß es eben so sein soll, Dann ist das Mutfassen schon mal leichter. Denn: Jetzt (!) bin ich mir ja wirklich absolut sicher, daß es der einzige Schritt ist, Allem zu entkommen. Aber es sollte dann wirklich alternativlos sein, egal warum. Ob beim lösen dieser Frage noch jemand hilft, ist eine andere Frage. Zwei Köpfe denken mehr als einer ... sachlich, ohne Blabla.
Eine andere Sache sollte aber nicht vergessen werden. Die beschäftigt(e) mich immer wieder mal: Was ist danach, nach geglücktem Abgang?
Man sagt so gern und gedankenlos "Dann hab ich endlich Ruhe!" oder ähnliches Zeug. Bitteschön, nicht schimpfen ... Wie kann man denn, nachdem man "glücklicherweise" gekonnt gegangen ist, feststellen, daß es geklappt hat und nun endlich Ruhe eintreten wird?
Wie erkenne ich als selbstgemordeter Mensch, daß es der richtige Schritt war und die ganze böse Welt mich nun endlich mal ... gern haben kann?
Das Dumme nach so einem Ereignis:
Man bekommt keine Bestätigung über die Richtigkeit der Entscheidung. Folglich wird es kein Aufatmen geben: "Geschafft"
Es sei denn, man glaubt als noch Lebender ans zweite Leben oder am frohen Davonfliegen der Seele. Dieser Typ bin ich (leider?) nicht.
Daß dieser Schritt der falsche war, bekommen immer nur jene zu spüren, die anschließend als ... Behinderte weiterleben müssen oder Koma-Abonnenten bleiben.
Ich gehöre zur anderen Kategorie: Schon sehr lange ist es beschlossene Sache. Sehr lange, sehr genau und alle Fakten durchcheckend, bleibt keine andere Möglichkeit mehr. Warum, soll hier egal sein. Nachdem das - nach langer Zeit - geklärt war (mit mir allein), wurde das Weiterleben nicht einfacher, aber ich ertrage es leichter. Denn ich weiß ja: Ist das, was ich noch zu erledigen habe, getan, kann ich gehen. Aber erst dann! Erst muß ich noch schaffen, was (als Konsequenz aus der vorangegangenen bösen und noch böseren Ursache) ich mir zu erledigen vorgenommen habe. Bis dahin kann ich mit viel Mut ... gerade noch so am Leben bleiben. Das anschließende Ende ist dann nur noch eine letzte Handlung und fertig. Das war mein Weg zum Mut-finden. Ohne Hilfe von außen, ohne wohlmeinende Ratgeber, die nach dem Beraten ohnehin wieder ihrer Wege gehen. Inzwischen ist es ein normales Denken und nichts Aufregendes mehr.
Allerdings: Die Begründung zum freiwilligen Abtreten sollte wirklich ohne Alternative sein.
Ist das zu anarchistisch?
emil